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„Wie alt sind Sie?”

Aus der Juni 1998-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Es fing mit einer einfachen Frage an, obwohl viele es wohl als eine persönliche Frage angesehen hätten. Eine Kollegin fragte: „Wie alt sind Sie?"

Obwohl es eine einfache Frage war, konnte ich sie doch nicht so einfach beantworten. Eine Freundin von mir hatte nämlich kürzlich vorgeschlagen, dass ich aufhöre meine Jahre zu zählen. Was meine Freundin mir erklärte, schien sehr logisch zu sein. Sie sagte, das Studium von Christian Science ist das Studium eines unendlichen Gottes, des Guten, und Seiner vollkommenen Schöpfung, des Menschen. Wenn ich das beweisen wollte, wäre es nur natürlich, wenn ich begrenzte Gedanken losließe. „Das Zählen der Lebensjahre begrenzt unser Denken", sagte sie. Ich musste zugeben, dass Mary Baker Eddys klare Aussage „Berichte niemals über Alter" Wissenschaft und Gesundheit, S. 246. die Worte meiner Freundin unterstützte und keinen Verhandlungsspielraum ließ.

Ich verstand, worum es ging, aber ich dachte mir, ich werde später entscheiden, was ich tue. Doch meine Freundin blieb ernst und ließ nicht locker. Es mochte mir vielleicht nicht so wichtig vorkommen, sagte sie, solange ich das sei, was die Welt „jung" nennt, doch wenn ich jetzt in dieser Sache gehorsam sei, werde es mir später helfen, die Ansprüche des Alters zu überwinden.

Die Idee schien mir etwas radikal, hätte aber nicht überzeugender von jemandem dargelegt werden können. Meine Freundin war eine ältere Dame, die so lebendig und rege in ihrem Denken und ihren Ansichten war, dass ich vergaß, wie viele Jahre zwischen uns lagen. Ich fand es auch bemerkenswert, dass ich sie nie über Leid und Schmerzen hatte klagen hören. Vielleicht steckte also doch etwas dahinter.

Ich sah auch ein, dass man einer Person einen Stempel mit vorgefassten Meinungen aufdrückte, wenn man sie mit einer Zahl identifizierte, sei es nun 5, 15, 50 oder 105. Man brauchte doch nur in jeder beliebigen Papierwarenhandlung einen Blick auf die Geburtstagskarten zu werfen, um bestätigt zu bekommen, dass diese Stempel weder menschlich schmeichelhaft sind noch mit dem übereinstimmen, was Christus Jesus über Gottes vollkommenen Menschen bewies. Wenn ich danach strebte, nur Gottes Eigenschaften von mir und anderen widergespiegelt zu sehen, wie konnte ich dann irgendwelche Schwächen akzeptieren, die mit einem bestimmten Alter verbunden werden, wie zum Beispiel: „Zweijährige sind im Trotzalter" oder „Mit dreißig hat man die besten Jahre hinter sich"?

„Es ist leichter", so fuhr meine Freundin fort, „die Jahre nicht zu zählen, wenn man keine Geburtstage feiert."Wenn ich es mir ehrlich überlegte, konnte ich erkennen, dass meine Geburtstage gewöhnlich eine heimliche Feier von Selbstmitleid waren — eine offene Tür für sterbliches Denken. An Geburtstagen empfand ich gewöhnlich stärker, dass ich es in meinem Leben noch nicht so weit gebracht hatte, wie ich es eigentlich hätte bringen sollen, oder dass mir etwas fehlte, was ich brauchte. — Dass ich nicht die Einzige war, die solche Gefühle hegte, bestätigten meine Freundinnen, wenn sie mich um die Zeit ihres Geburtstags anriefen und klagten, dass sie schon über dreißig seien, doch nicht die Karriere oder den Mann, das Haus und das Kind hätten, die sie sich in diesem Alter erhofft hatten.

Diese mentale Unzufriedenheit zum Schweigen zu bringen schien mir Grund genug, mir den Vorschlag der Freundin in Bezug auf das Geburtstag-Feiern zu Herzen zu nehmen. Wenn ich mit mir selber ehrlich war, musste ich zugeben, dass keine Party, die meine Freunde oder die Familie mir zu Ehren veranstaltet hatten, mir je groß genug erschienen war und in keinem Jahr hatte all die Aufmerksamkeit, die man mir schenkte, einen Ausgleich für den fehlenden inneren Frieden bieten können. Jetzt erlangte ich inneren Frieden durch das Studium von Christian Science, aber ich wurde aufgefordert etwas aufzugeben, was „doch alle machen". Ich wurde aufgefordert, dem Rat der Bibel zu folgen: „Geht aus von ihnen und sondert euch ab." 2. Kor 6:17.

„Was würde ich damit wirklich aufgeben?" fragte ich mich. Die Abstempelung. Das Schubladendenken. Die innere Unzufriedenheit. Ich war dankbar all das loszuwerden. Am schwersten, so wurde mir klar, würde es mir fallen, die ganze Aufmerksamkeit aufzugeben, das Gefühl, für einen Tag „Königin" zu sein. Seit ich begonnen hatte mich mit Christian Science zu befassen, entdeckte ich und spürte ich zutiefst, wie das geistige Bewusstsein von Gottes unendlicher Liebe über mich und alle ausgegossen wird und jeden Augenblick jeden Tages verfügbar ist. Mrs. Eddy beschreibt es als die „offene Quelle, die schon mehr ausströmt, als wir entgegennehmen" Wissenschaft und Gesundheit, S. 2.. Was waren ein paar Stunden Aufmerksamkeit einmal im Jahr im Vergleich zu der Macht und Herrlichkeit, die mit dem Verständnis einhergehen, dass ich immer das geliebte und geschätzte Kind Gottes bin und es bis in alle Ewigkeit sein würde?

Immer wenn ich in meinem Leben an einen Scheideweg gekommen bin, wo ich Gelegenheit hatte, die Dinge entweder so zu tun, wie „alle es machen", oder eine geistige Route einzuschlagen, hat es sich für mich als segensreich erwiesen, wenn ich die geistige Richtung gewählt habe, — oft auf eine Weise, die ich mir nie hätte vorstellen können.

Und so habe ich's denn gewagt. Ich schwor mir, dass mein letzter Geburtstag wirklich mein letzter sein würde. Ich beschloss aufzuhören die Jahre zu zählen. Ich wollte ja die unendliche Natur Gottes und des Menschen und insbesondere meine eigene Unsterblichkeit beanspruchen und meine Entscheidung sah ich als eine Möglichkeit, das zu tun. Ich hatte gerade angefangen mich an die innere Freiheit zu gewöhnen, die ich seit dieser Entscheidung verspürte, als mich die Kollegin nach meinem Alter fragte.

„Ich achte nicht auf mein Alter", erwiderte ich. Sie bedrängte mich weiter und so sagte ich: „Ich feiere wirklich keine Geburtstage mehr."

Die Kollegin guckte mich überrascht an. Sie sagte: „Aber ich muss wissen, wie alt Sie sind."

Ich grinste und sagte: „Das müssen Sie nicht."

„Doch", beharrte sie.

„Und warum?" fragte ich.

Die Antwort bestätigte mir, in was für eine tückische Falle wir geraten können, wenn wir die Jahre zählen. „Weil ich wissen muss, wo ich Sie einordnen soll", erwiderte sie. Und das ist der Grund, warum ich es heute, dankbar und begeistert, vorziehe das ewige Leben zu feiern. Ich ziehe es vor, die göttliche Liebe und Wahrheit zu verherrlichen. Jeden Tag feiere ich die Dinge, die ich über mich und meinen himmlischen Vater lerne. Aber ich feiere keine Geburtstage.

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