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Das Verlangen nach Integrität

Aus der Mai 2000-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


, Professor der Rechtwissenschaft an der Yale-Universität, sprach mit dem Christian Science Sentinel über sein 1996 erschienenes Buch Integrity (Integrität). Das Interview führte .

Professor Carter ist der Auffassung, dass religiöse Menschen, die in der Öffentlichkeit moralische Fragen ansprechen wollen, das Recht — ja sogar die Pflicht — haben sollten, aus der Bibel zu zitieren, um ihren Standpunkt zu erklären. Er sagte: „An der Uni unterrichte ich ein Seminar über, Das Recht und Lügen', wo ich in zunehmendem Maße auch theologische Einsichten einbringe, anstatt mich nur an das zu halten, was Rechtsphilosophen und Richter zu dem Thema zu sagen haben.

Im Verlaufe meiner Arbeit ist mir sehr viel bewusster geworden, dass es wichtig ist mit Andersdenkenden zu sprechen — und über sie zu sprechen —, ohne sie zu dämonisieren, ohne sie als weniger wertvolle Menschen zu betrachten, weil sie einen anderen Standpunkt vertreten. Wenn wir mehr Zeit darauf verwendeten anzuerkennen, dass die andere Seite auch ein gutes Argument haben könnte, dann würden wir mehr Integrität in die Politik und in öffentliche Debatten bringen."

Carter erzählt gern, was er vor einigen Jahren bei einer Ansprache an einer Uni erlebte, als er seinen Zuhörern ankündigte, dass er über Integrität sprechen wolle. „Der ganze Saal brach in Applaus aus", erinnert er sich. „Applaus! Nur weil sie das Wort Integrität hörten — so hungrig waren sie danach." Etwas Ähnliches passierte ihm bei einer Radio-Talkshow. Kaum hatte er dem Moderator mitgeteilt, worum es in seinem neuen Buch ging, da kam auch schon ein Anruf von einem Hörer, der erklärte, dass er es sich sofort anschaffen werde.

Carter wies auf Umfragen in den Vereinigten Staaten hin, die zeigten, dass Integrität das Erste ist, was von Präsidentschaftskandidaten gefordert wird. „Ich wünschte nur, unsere Politiker würden weniger Versprechungen machen und weniger Reden darüber führen und stattdessen mehr Integrität an den Tag legen. Sie sollten sich damit befassen, festere und klarere Grundsätze zu entwickeln, die den Wählern etwas Handfestes bieten, für das sie sich entscheiden können, anstatt die Ergebnisse von Meinungsumfragen zu studieren, um zu gucken, welche Grundsätze sie diese Woche vertreten sollten."

Die Rolle der Integrität ist etwas, was Carter nicht nur in der Religion und der Politik gern diskutiert, sondern auch im Bildungswesen, in den Medien, im Anwaltsbüro, in der Ehe und beim Sport. „Ich liebe Sport", erzählte Carter, „aber ich mache mir Sorgen, wie oft die Integrität beim Kampf um den Sieg aus dem Spiel gelassen wird. Gewonnen werden sollte nach den Regeln. Zu gutem sportlichen Verhalten gehört außer dem Wunsch zu siegen auch die Bereitschaft zu verlieren und eine Niederlage zu akzeptieren.

Integrität in der Ehe

Das Kapitel über Integrität in der Ehe, so gibt Carter ohne weiteres zu, war für ihn am schwierigsten zu schreiben — und zwar einfach deshalb, „weil es ein Thema ist, das einen selbst hautnah berührt und weil es nicht einfach ist über die persönlichen Angelegenheiten eines Ehepartners oder von Freunden zu berichten".

Er betrachtet die Ehe als eine „zivilisierende Institution" — ein Mittel zur Zügelung von Begierden oder Neigungen, die sonst die soziale Stabilität unmöglich machen könnten. Seines Erachtens erfordert eine erfolgreiche Ehe „nicht nur ein Gelübde am Hochzeitstag, sondern eine ganze Reihe von Gelübden, die vielleicht sogar jeden Tag, wenn auch nur im Stillen, wiederholt werden". Für ihn ist dies eine Frage der Disziplin, der bewussten Entscheidung für das, was richtig ist. „Und ich glaube, wenn mehr Partner in krisengeschüttelten Ehen in der Lage wären, das zu tun, dann würde der gemeinsame Wille eine völlig neue Dimension des Glücks für sie schaffen. Zu oft wird einfach zu schnell aufgegeben. Wir vergessen manchmal, dass Integrität etwas ist, um das jeder von uns ringen muss. In dem Sinne ist es eher eine Reise als ein Ziel."

Eine geistige Reise

Stephen Carters Buch Integrity ist das erste in einer Trilogie über Tugenden — Aspekte eines guten Charakters —, die „so grundlegend sind, dass wir sie sogar in denen respektieren können, die nicht mit uns übereinstimmen". Außer Integrität befasst er sich mit den Themen Höflichkeit Sein Buch Civility (Höflichkeit) erschien 1998. und Anstand, die „die Leser von Benimmregeln dahin führen, wie sie mit anderen umgehen und sie offen und liebevoll akzeptieren können".

Professor Carter sagte, dass er sich auf seiner eigenen „Reise" ständig Orientierung in der Bibel sucht. Er studiert gern die Bergpredigt, die, wie er meint, „sehr viel von dem wiedergibt, was im Christentum schön und gut und richtig ist". Er liest auch mit Vorliebe das Buch der Genesis — und zwar von Anfang an. „Jedesmal wenn ich darin lese, fällt mir wieder etwas anderes auf. Die Schöpfungsgeschichte ist so herrlich kompliziert. Die Nuancen, die man entdeckt, sind jedesmal neu und anders. Und sehr viel in der Genesis hat Bezug auf unsere heutige Zeit."

An der Wand in seinem Büro in der Yale-Universität, so berichtete er, hängt deutlich sichtbar einer seiner Lieblingsverse aus der Heiligen Schrift: „Es dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott" (Mi 6:8).

„Ich finde diesen Text herrlich", sagte er. „Es fällt uns nicht leicht demütig zu sein. Oft ist es eher so, dass wir voller Stolz vor Gott stehen. Es bereitet uns viel Freude und macht uns stolz, dass wir recht handeln. Doch es sollte uns demütig machen zu erkennen, dass wir nur einen winzigen Teil von dem tun, was recht ist."

Bei einem Gespräch wie diesem kommt man bald zu der Überzeugung, dass Professor Carter durch seine Werke und seine Lehrtätigkeit viele Menschen anregt mehr als nur einen „winzigen Teil" dessen zu tun, was recht ist.

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