Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Ja oder nein?

Aus der Mai 2000-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ja sagen ist oft eine gute Angelegenheit. Es ist positiv. Manchmal mögen wir glauben, dass die Harmonie in der Familie, unsere gesellschaftliche Anerkennung, unsere Noten in der Schule oder unser Job davon abhängen. Aber stimmt das wirklich? Ist ja sagen immer das Wirkungsvollste oder Liebevollste?

Jesus, der Gott so innig verstand, hatte etwas zum Jesagen zu sagen. Nach dem Buch des Matthäus in der Bibel sagte er: „Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein." Mt 5:37. Als ich das zum ersten Mal las, war ich überrascht festzustellen, dass Jesus, der die Menschen durch sein Verständnis von Gott heilte, das Neinsagen für ebenso wichtig hielt wie das Jasagen. Wenn ich also lernen wollte Jesus zu folgen, dann musste ich auch nein sagen können, wenn es das Richtige ist.

Manchmal trägt ein Nein nicht sofort dazu bei, eine Situation zu beschwichtigen. Bedeutet das, dass ein Nein falsch ist? Nicht unbedingt. Ein Mann namens Daniel, ein Beamter des babylonischen Königs in biblischer Zeit, sah sich mit einem königlichen Erlass konfrontiert, der jedem verbot irgendetwas oder irgendjemand außer dem König anzubeten. Daniel sagte dazu nicht ja. Er betete weiter den einen Gott an und wurde dafür in eine Grube voller Löwen geworfen. Aber seine Treue und sein geistiges Verständnis von Gott bewahrten ihn vor Schaden, sogar als es schien, dass er in einer sehr unangenehmen Situation war. Aber am Ende war er nicht nur beschützt, er gewann sogar mehr Respekt und Sicherheit in seiner Regierungsposition.

Wann ist es also richtig nein zu sagen? Hier sind einige Beispiele. Es ist richtig nein zu sagen zu der Versuchung die Zehn Gebote der Bibel zu brechen, zum Beispiel durch Diebstahl oder Ehebruch. (Die Gebote sind für unser Glück und unseren geistigen Fortschritt da.) Es ist richtig nein zu sagen, wenn jemand etwas von uns will, von dem wir wissen, dass es nicht liebevoll ist, dass wir damit gegen unseren höchsten Sinn vom Rechten handeln. Es ist richtig nein zu sagen, wenn es dazu beiträgt, dass jemand eine geistigere Sicht von sich bekommt. Diese Art des Neinsagens hilft uns einen klareren Begriff von der Unendlichkeit des Guten, von der göttlichen Liebe und vom Wert jedes einzelnen Kindes Gottes zu bekommen. Diese Art des Neinsagens ist eigentlich ein Ja zu einer geistigen, positiven Handlungsweise. Und das führt uns zu einem mehr auf Gott ausgerichteten Weg des Denkens und Handelns.

Diese Art des Neinsagens ist ein Ja zu einer geistigen, positiven Handlungsweise.

Als ich am Theater war, erzählte uns einmal ein Regisseur von einem Erlebnis, das mir sehr zu denken gab. Er hatte mit Menschen aus einem Kulturkreis gearbeitet, in dem es als unhöflich gilt nein zu sagen. Das verursachte Probleme bei der Zusammenarbeit. Er gab ihnen auf Englisch (was nicht ihre Muttersprache war) Anweisungen wie: „Ihr kommt gemeinsam von links auf die Bühne und geht rechts ab. Versteht ihr das?" Alle sagten eifrig: „Ja, ja." Als dann der Augenblick ihres Auftritts kam, kamen sie von der anderen Seite und völlig durcheinander. Die Probe wurde unterbrochen, während der Regisseur ihnen noch einmal alles erklärte und fragte, ob sie verstanden hätten. „Ja, ja" war die Antwort. Aber sie kamen immer wieder von der falschen Seite. Schließlich erfuhr er, dass es für sie unhöflich war nein zu sagen, sogar wenn es nur darum ging zu sagen: „Nein, wir verstehen nicht." Sie wollten kooperativ sein, aber weil sie ihm in keiner Form nein sagen konnten, konnten sie nicht wirklich kooperieren. Als ich darüber nachdachte, sah ich, dass wahrer Fortschritt davon abhängt, sowohl ja als auch nein sagen zu können und ein ehrliches Eingeständnis zu machen, wenn es allen hilft. Sowohl ja als auch nein zu sagen, wenn ich mich von Gott dazu veranlasst fühlte, hat mir geholfen innere Stärke und Ausgeglichenheit zu finden.

Einmal musste ich vor einer Gruppe von Leuten nein sagen. Nach einem Konzert ging ich mit mehreren Bekannten noch etwas trinken. Wir hatten Spaß miteinander, bis einer der Jungs mir das Leben schwer machte, weil ich keinen Alkohol trank. Ich hatte statt Bier eine Limo bestellt. Obwohl ich nie verurteilen würde, was jemand anders trinkt, wollte ich doch selbst keine Substanz zu mir nehmen, die dem Menschen die Fähigkeit klar zu denken oder normal zu handeln nimmt. Dieser junge Mann wusste, dass ich keinen Alkohol trank, weil ich Christliche Wissenschaftlerin bin, und er fing an sich über mich und meine Religion lustig zu machen und ließ nicht davon ab mir ein Glas Alkohol aufzunötigen. Das Ganze war sehr peinlich. Jeder sah uns zu. Er war bereits nicht mehr ganz nüchtern und wollte mich in eine Diskussion hineinziehen ohne ernsthaft auf das zu hören, was ich sagte. Also lehnte ich ab (sowohl das Getränk als auch die Diskussion) und fügte hinzu: „Ich sprech gern später mit dir darüber. Jetzt ist nicht die richtige Zeit defür." Das lehnte er ab, aber ich blieb standhaft, bis er schließlich aufgab (es schien eine Ewigkeit zu dauern). Etwa einen Tag später bekam ich einen Anruf von einem jungen Mann, den ich bewunderte, der auch an unserem Tisch gesessen hatte. Er wollte sich mit mir treffen. Er sagte, dass er wirklich beeindruckt war von meiner Stärke, unter solchen Umständen nein zu sagen, und meinte, das ich eine Frau sei, die er gerne näher kennen lernen möchte. Ich hatte bereits Gottes Nähe während dieser Erfahrung gespürt, aber das war ein extra Bonus!

Gesellschaftlich gesehen gibt es Zeiten, wo eher ein persönlicher Geschmack oder eine Meinung eine Rolle spielen als etwas Prinzipielles. In solchen Momenten mag es nicht immer gut sein, nein zu sagen oder alles zu sagen, was man denkt. Das göttliche Gemüt gibt uns entweder durch Worte oder durch Intuition eine Antwort, die uns dazu führt ja oder nein zu sagen.

Nein sagen ist ein fundamentaler Bestandteil einer Heilung durch Gebet. Nein zu sagen hat die Funktion mental „reinen Tisch zu machen", und zwar in einer besonderen Weise. Wenn wir nein sagen und uns weigern, die Wirklichkeit von etwas zu akzeptieren, was nicht gut ist, dann weisen wir alle Zustände zurück, die nicht vom Geist geschaffen sind. Neinsagen an sich bringt keine Heilung, aber es macht uns für die Wahrheit empfänglich, die heilt. Es gibt uns die Freiheit, ja zu sagen zur göttlichen Güte, zur Geistigkeit Seiner Schöpfung, zur ausschließlichen Wirklichkeit der Harmonie — und das ist es, was heilt.

Einmal hatten mein Freund und ich eine Erkältung. Er sagte mir, dass dieser Zustand eine gewisse Anzahl von Tagen andauern würde. Er glaubte, das sei ein unausweichliches Gesetz. Das konnte ich nicht akzeptieren. Als wir nach dieser Unterhaltung das Telefon auflegten, betete ich. Eine Idee aus Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy kam mir in den Sinn: „Gott straft den Menschen niemals für Rechttun, für ehrliche Arbeit oder für Taten der Freundlichkeit, auch wenn sie ihn der Ermüdung, der Kälte, Hitze oder Ansteckung aussetzen. Wenn der Mensch sich scheinbar eine Strafe durch die Materie zuzieht, so ist das nur ein Glaube des sterblichen Gemüts, nicht eine Verfügung der Weisheit, und der Mensch muss nur seinen Einspruch gegen diesen Glauben einlegen, um ihn zunichte zu machen." Wissenschaft und Gesundheit, S. 384:12 Ich legte von ganzem Herzen Einspruch ein, in der absoluten Überzeugung, dass diese Krankheit keine Rechtmäßigkeit hatte. Ich war von der Wirksamkeit dieses Einspruchs, dieser Verneinung der Krankheit, so überzeugt, dass ich die ganze Sache sofort vergaß. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war ich geheilt. Und was noch dazu kam: Als mein Freund ein paar Tage später wieder anrief, sagte er: „Weißt du, das ist wirklich komisch. Diese Erkältung, die ich hatte? Die ist einfach vor ein paar Tagen verschwunden. Sie brauchte nicht Tage, um wegzugehen."

Gott sagt uns unmissverständlich, ob wir in einer bestimmten Lage nicken oder kopfschütteln sollen. Wir können auf Ihn lauschen. Und zu tun, was Er sagt, ist befreiend, meinen Sie nicht auch? (Die Antwort darauf ist: Ja.)

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Mai 2000

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.