Für Die Beziehung zu einem Freund oder einer Freundin ist ein großartiges Spielfeld, um einander besser kennen zu lernen und herauszufinden: Haben wir gemeinsame Ziele? Ist er/sie ordentlich oder schlampig, selbstlos oder egoistisch, kompromissbereit oder eigenwillig? Und wenn du jemanden so richtig gern hast, stellst du dir vielleicht die Frage: Wie sieht es aus mit Sex? Soll ich ... oder soll ich lieber noch warten?
Autor und Rundfunkproduzent hat sich mit seinem Freund (der volle Name ist der Redaktion bekannt) über diese Themen unterhalten.
Mark: Wie bist du mit dem Thema Sex in deinen Beziehungen umgegangen? Kannst du uns ein Beispiel geben?
Jesse: Meine erste ernsthafte Beziehung hatte ich mit einer Freundin, zu der ich mich sehr hingezogen fühlte. Ich tat alles, um ihr zu zeigen, wie gern ich sie hatte. Aber sie sagte, sie brauche auch Sex, um sich geliebt zu fühlen. Ich hatte in der Christian Science Sonntagsschule die Zehn Gebote gelernt und eines dieser Gebote ist: „Du sollst nicht ehebrechen." (2. Mose 20:14) Ich hatte mich immer daran gehalten, doch jetzt wurde ich auf die Probe gestellt. Sollte ich mit meiner Freundin schlafen, um sie nicht zu verlieren, oder sollte ich die Beziehung beenden? Nach langem Hin und Her entschied ich mich dann für die erste Alternative.
Das alles geschah zu einer Zeit, als ich mich ernsthaft bemühte Christian Science besser zu verstehen. Und so haderte ich mit meinen Gefühlen. Einerseits liebte ich meine Freundin wirklich. Doch andererseits hatte ich Schuldgefühle und verstand nicht, warum ich gezwungen worden war, zwischen diesen zwei Dingen zu entscheiden. Schließlich hörte ich auf darüber nachzugrübeln und sagte mir, dass ich irgendwann schon zu der richtigen Erkenntnis kommen würde.
Nach anderthalb Jahren wurde mir jedoch klar, dass diese Frau nicht die richtige für mich war und wir uns trennen sollten. Als die Beziehung dann auseinanderging, war das für uns beide sehr schmerzhaft. Damals wurde mir plötzlich bewusst, wie wichtig es doch ist, dass man sexuelle Beziehungen nur im Rahmen der Ehe hat. Wie viel Schmerz und Kummer wären uns erspart geblieben! Aus meiner Erfahrung habe ich gelernt, dass das Gebot „Du sollst nicht ehebrechen" eine Richtschnur ist, die uns davor schützt, aus egoistischen Motiven heraus eine Beziehung einzugehen, unter der am Ende beide Partner leiden.
Wie gesagt, es hat eine Weile gedauert, bis ich zu dieser Einsicht kam! Aber ich bin mir nun darüber im Klaren, dass ich mich auf keine voreheliche sexuelle Beziehung mehr einlassen werde, dass es wichtig ist, mit Sex zu warten, bis man verheiratet ist und die Partnerschaft auf einer festen Grundlage ruht, die Treue, Geborgenheit, Schutz und gegenseitiges Verständnis gewährleistet.
Mark: Hat dir die Bibel geholfen, dir über diese Punkte Klarheit zu verschaffen?
Jesse: Ja, die Bibel hat mir gezeigt, dass ich mir als Christ bei allen meinen Beziehungen Jesus zum Vorbild nehmen soll. Jesus hat immer wieder betont, wie wichtig es ist, dass unsere Beziehung zu Gott in unserem Leben an erster Stelle steht. In der Bergpredigt sprach er beispielsweise davon, dass wir uns nicht sorgen sollen, weder um unser Leben noch um unseren Körper, weder um Nahrung, Kleidung noch sonst etwas, denn Gott versorgt uns mit allem, was wir brauchen, und wir können Ihm voll vertrauen. Er zeigt uns, wie wir andere selbstlos lieben können! Und Jesus hat uns durch seinen Umgang mit anderen Menschen bewiesen, dass nicht Ichbezogenheit oder die Befriedigung der eigenen Wünsche, sondern die christliche Bereitschaft zu dienen die Voraussetzung für harmonische zwischenmenschliche Beziehungen ist. Das ist mein Vorbild für eine gute Partnerschaft und auch für die Ehe. Meiner Meinung nach bedeutet Ehe, dass man füreinander da ist und das geistige Wachstum des Partners fördert.
Mark: Hat dich diese Einsicht glücklicher gemacht?
Jesse: Oh ja! Ich habe gelernt, dass echtes Glück auf einem besseren Verständnis von Gott und vom Menschen als Gotteskind basiert. Und dieses Verständnis können wir jeden Tag kultivieren, ganz egal, mit wem wir zusammen sind, ob verheiratet oder als Single, ob wir gerade verliebt sind oder nicht.
Es ist so wichtig, dass wir unseren wahren Wert erkennen, dass wir fühlen, dass Gott bei uns ist und für uns sorgt. Wir sehnen uns ja alle nach Liebe, Geborgenheit und Klarheit, doch wenn wir die Erfüllung dieser Wünsche in der Materie suchen, sei es durch Sex, Drogen oder Alkohol, dann werden wir enttäuscht. Es mag zwar den Anschein von Glück haben, aber echtes Glück ist etwas ganz anderes. Wenn du deine Verbundenheit mit Gott verstehst, dann bist du wirklich glücklich und zufrieden. Und aus dieser Beziehung zu Gott ergeben sich auch wirklich erfüllende Beziehungen zu deinen Mitmenschen.
Mark: Weißt du, während meiner Schulzeit und im College war ich nie versucht, Alkohol oder Drogen zu nehmen, aber meine sexuellen Gefühle machten mir ganz schön zu schaffen ...
Jesse: Ja, das Problem kenne ich auch. Ich wusste zuerst nicht, wie ich mit diesen Gefühlen umgehen sollte; ich fühlte mich irgendwie schuldig und schämte mich sogar deswegen. Aber dann fand ich in der Bibel eine Stelle, wo es heißt: „Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn" (Kol 3:17). Die Botschaft der Bibel ist doch, dass wir Gott zum Mittelpunkt unseres Lebens machen sollen, dass wir Ihn anbeten und Ihm dienen. Gott ist uns immer nahe und wir können uns stets der göttlichen Fürsorge und Führung sicher sein und uns beschützt fühlen. Das gilt für jeden Bereich unseres Lebens, auch für unsere Beziehungen.
Wenn man eine Familie gründen möchte, dann ist Sex natürlich auch Teil des Zeugungsprozesses. Der Austausch von Zärtlichkeiten zwischen Ehepartnern ist ein wundervoller Ausdruck von Zuneigung und Fürsorge. Jesus sagte, ein Mann wird „an seiner Frau hängen, und die zwei werden ein Fleisch sein. ... Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden" (Mt 19:5,6). Ich denke, es geht darum, den Geist des Christus in jeden Aspekt unserer Beziehung zum Ehepartner einzubringen, und zwar durch Eigenschaften wie Zärtlichkeit, Selbstlosigkeit, Freude und Geduld.
Mark: Angenommen, du hättest Kinder. Wie würdest du mit ihnen über Sex sprechen?
Jesse: Ich hoffe, dass ich als Vater offen über dieses Thema sprechen werde. Eltern wissen ja oft nicht, wie sie damit umgehen sollen. Aber ob es um Sex geht oder um irgendein anderes Thema — wichtig ist doch, dass unsere Motive selbstlos und rein sind. Also, wenn ich einmal Kinder haben sollte, dann werde ich mich auf jeden Fall bemühen, offen und sachlich mit ihnen über Sex zu reden — und mit Humor.
