In der Zeit nach den Aposteln, um das Jahr 100, bildete sich in der christlichen Kirche eine neue Gruppe von führenden Männern heraus. Die Unterdrückung ihrer Religion durch den römischen Staat veranlasste sie das Christentum entschlossener zu verteidigen, indem sie die christlichen Lehren erklärten und auf die Angriffe ihrer vielen Gegner eingingen. Dabei benutzten sie ein Genre der Literatur, das „Apologie" genannt wird, was „Verteidigungsschrift" bedeutet. Die Verfasser wurden als die Apologeten bezeichnet. Fast im ganzen zweiten Jahrhundert übten sie einen starken Einfluss auf die Tätigkeit der Kirche und ihre heilende Mission aus.
Der berühmteste unter den ersten Apologeten war Justinus der Märtyrer. Er wuchs in einer heidnischen Familie auf, bekehrte sich jedoch zum Christentum, als er Zeuge der christlichen Heiltätigkeit wurde und die heroischen Opfer sah, die viele Christen erbrachten. Schon bald wurde er ein eifriger Evangelist, der die Lehren seines neuen Glaubens in weiten Teilen des Römischen Reiches verbreitete.
Eine kurze Zeit lang betrieb er in Rom eine Schule, in der das Christentum gelehrt wurde. Die Philosophenschule der Kyniker machte die römischen Behörden schließlich auf seine Tätigkeit aufmerksam. Da er sich weigerte seiner religiösen Lehre abzuschwören und den heidnischen Göttern Opfer zu bringen, wurde er um das Jahr 165 hingerichtet. Seitdem ist er unter dem Namen Justinus der Märtyrer in die Geschichte eingegangen.
Justinus' Schriften enthalten wichtige Hinweise auf das geistige Heilen in der christlichen Kirche des zweiten Jahrhunderts. Wie er berichtet, machten viele Christen von ihrem geistigen Verständnis von Gott und dem Christus Gebrauch, indem sie die verschiedensten Krankheiten heilten. Unter anderem heilten sie Menschen, die angeblich von bösen Geistern und Dämonen besessen waren. Er erwähnt auch, dass seine heidnischen Gegner vergeblich versuchten, die an diesen Krankheiten leidenden Menschen durch Rituale und Medizin zu heilen. In seiner Apologie führt er aus:
Aus zahllosen Besessenen in der ganzen Welt und auch in eurer Stadt haben viele unserer christlichen Männer im Namen Jesu Christi die Teufel ausgetrieben. .. und haben Heilungen vollbracht und tun es immer noch, indem sie die Teufel, von denen die Menschen besessen sind, machtlos machen und dann austreiben, wohingegen diese Menschen von allen anderen Exorzisten und von solchen, die Zaubersprüche und Medizin anwenden, nicht geheilt werden konnten.Zweite Apologie, 6. Kap.
In seiner kurzen Abhandlung mit dem Titel „Über die Auferstehung" führt Justinus die Heilungswerke Christi Jesu als ein Vorbild für Christen aller Generationen an. In dieser Schrift erklärt er auch, dass Jesu Heilungen die von den Propheten im Alten Testament gemachten Weissagungen erfüllen. Er schreibt:
Alle seine Werke tat der Erlöser in erster Linie, damit erfüllt würde, was in den Propheten über Ihn angekündigt wird, „damit die Blinden wieder sehen, die Tauben hören" und so weiter. . .Über die Auferstehung, 4. Kap.
In seinen Kommentaren bezieht sich Justinus oft auf den „Logos" oder das Wort Gottes. Der Logos, schreibt er, offenbarte das Wesen des Christus als den Ausdruck Gottes. Diese Manifestation des Schöpfers erstreckt sich auf alle Zeiten und allen Raum. Sie fand ihre Verkörperung im Leben und Wirken Jesu, des Sohnes Gottes. Aufgrund der Ewigkeit und Allgemeingültigkeit des Christus konnte Jesu Heilmethode von Generation zu Generation gelehrt und praktiziert werden.
Die Wahrheiten von Gott und Seinem Christus, die Justinus in seinen Schriften über das Christentum anspricht, werden von Mary Baker Eddy in ihrem Lehrbuch über Christian Science, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, erklärt und dargelegt. Sie äußert sich folgendermaßen über das ewige Wesen des Christus: „In allen Generationen, vor wie nach der christlichen Zeitrechnung, ist der Christus als die geistige Idee — die Widerspiegelung Gottes — mit einem gewissen Maß an Macht und Gnade zu all denen gekommen, die bereit waren, Christus, Wahrheit, zu empfangen. Abraham, Jakob, Mose und die Propheten erlebten herrliche Lichtblicke von dem Messias oder Christus, die diese Seher mit der göttlichen Natur, dem Wesen der Liebe, tauften."Wissenschaft und Gesundheit, S. 333.
