Ryder Stevens ist Oberstleutnant beim Militär Vereinigten Staaten und stellvertretender Seelsorger der EUCOM. EUCOM, mit Sitz in Stuttgart ist das Hauptquartier des Europäischen Kommandos der USA, des gemeinsamen Kommandos über die gesamte Armee, Luftwaffe und Marine. gehört zu den Verantwortlichen für die Beziehungen und Truppenübungen des amerikanischen Militärs in 89 Staaten — von Finnland bis Südafrika. Er hat einen Hochschulabschluss in Theologie und war 20 Jahre Seelsorger der US-Armee. Er hat dreimal in Kampfgebieten gedient. Ryder spielt eine entscheidende Rolle als Friedenswächter, der in seine Arbeit eine tiefe Überzeugung von Gottes Kraft und von Gottes Regierung über Seine Schöpfung einfließen lässt. Der Herold sprach mit ihm über den geistigen Standpunkt, den er in seine Arbeit einbringt.
Was sehen Sie als die grundlegende Notwendigkeit in der Friedenssicherung an?
Den Menschen zu helfen, dass sie erkennen, dass es in ihrem Interesse ist, einen Versöhnungsprozess zu durchlaufen, sich durch Schwierigkeiten hindurchzuarbeiten und nicht ständig in der Vergangenheit zu leben, indem sie sich auf die menschliche Geschichte konzentrieren. Es ist interessant, dass Milosevic in Jugoslawien an die Macht kam, indem er den Nationalismus zu Ereignissen wiederbelebte, die hunderte von Jahren zurücklagen. Diese Menschen brauchen eine gemeinsame Zukunftsvision, die frei von Konflikten ist. Eine gemeinsame Vision von dem, was möglich ist, im Gegensatz zur ständigen Wiederholung dessen, was einmal war.
Haben Sie in Gebieten gearbeitet, in denen die Menschen offen oder bereit sind für diese Ideen?
Es sind nicht immer neue Ideen, aber oft brauchen die Menschen jemanden, der sie ermutigt und ihre moralische Intuition unterstützt, dass es etwas Besseres gibt. Dass es etwas Höheres als Hass oder stoische Gleichgültigkeit gegenüber denjenigen gibt, die anders aussehen oder eine andere ethnische Herkunft oder religiöse Einstellung haben.
Es ist also eine Frage des richtigen Tones. Es ist etwas, was sie bereits in sich haben und was ans Licht gebracht werden muss.
Glauben Sie, dass religiöse Vorstellungen eine große Auswirkung auf das Leben Einzelner und auf die Regierung eines bestimmten Landes haben?
Auf jeden Fall. In der Vergangenheit war dieser Einfluss oft negativ, weil nationalistische Führer die Religion missbraucht haben. Jetzt, da wir in solche Länder gehen und mit den Menschen sprechen können, können wir religiöse Führer ermutigen, auf einer gemeinsamen Plattform zusammenzukommen und zu sagen: „Es gibt etwas Besseres, Höheres und Wichtigeres für uns zu tun. Und ich kann meinen orthodoxen, katholischen, jüdischen oder islamischen Bruder annehmen.” Das verlangt moralischen Mut.
Sind die religiösen Führer empfänglich für diese große Vision und gewillt zusammenzuarbeiten?
Ich denke, dass es eine echte Bereitschaft gibt — besonders in den Gebieten, in denen schlimme Gräueltaten geschehen sind. Sie sind müde geworden, ihre Freunde und Verwandten zu begraben. Wenn dieser Punkt erreicht ist und es gelingt, den Hass umzuwandeln zu einer Entschlossenheit etwas Besseres zu tun, ist das der Wendepunkt.
Was besprechen Sie mit ihnen? Und was vermitteln Sie ihnen aus Ihrer Perspektive als Christlicher Wissenschaftler?
Einer der grundlegendsten Punkte ist aus dem Matthäus-Evangelium. Nachdem Jesus seinen Nachfolgern sagte, dass sie nicht wegen der Zukunft besorgt sein müssten, sondern dass das Morgen für sie sorgen würde, sagte er: „Es ist genug, dass jeder Tage seine eigene Plage hat” (Mt 6:34). Das mag ein wenig zynisch klingen. Zuvor sagt er jedoch: „Sorgt nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet” (Vers 25). Und im nächsten Kapital lernen wir auf wunderbare Weise zu beten: „Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden” (Mt 7:7).
Ich verstehe das so, dass wenn wir uns heute durch unsere Probleme hindurchbeten und daran arbeiten, dann sorgt das Morgen für sich selbst. Du musst im Heute der Auferstehung leben und dich daran freuen und vorwärts schreiten. Dann hast du eine festere Grundlage, wenn andere Probleme auftreten, und die Erfahrung, mit ihnen umzugehen.
Für mich ist dies eine der bedeutendsten Ideen. Aber die wohl wichtigste ist die, auf die ich mich während eines terroristischen Vorfalls 1986 verließ. Am frühen Morgen bekam ich einen Anruf, dass auf dem Armeestützpunkt, auf dem ich in Deutschland stationiert war, Bomben gelegt worden waren. Zu dieser Zeit arbeitete meine Frau auf demselben Stützpunkt wie ich, in einem Gebäude, das auf drei Seiten von einem Parkplatz umgeben war. Die Versuchung war groß, dorthin zu laufen und unter allen Autos nachzusehen. Aber ich merkte, dass ich dann nur äußerlich geschäftig gewesen wäre, nicht aber geistig aktiv. Und so saß ich in meinem Büro und betete mit dem ersten Gebot.
Mary Baker Eddy war der Überzeugung, dass das erste Gebot bei jedem Problem angewandt werden kann. Und es ist ein einzigartiger Aspekt ihrer Religion, dass sie ständig seine Bedeutung betont. Auf Seite 340 in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift schreibt sie: „Der eine unendliche Gott, das Gute, vereint Menschen und Völker, schafft Brüderlichkeit unter den Menschen, beendet Kriege, erfüllt die Bibelstelle, Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst”, vernichtet heidnische und christliche Abgötterei — alles, was in sozialen, bürgerlichen, strafrechtlichen, politischen und religiösen Gesetzen falsch ist, stellt die Geschlechter gleich, hebt den Fluch über den Menschen auf und lässt nicht übrig, was sündigen, leiden, was bestraft oder zerstört werden könnte” (S.340).
Damit betete ich und ich rief meine Frau an. Natürlich kann man am Telefon über manche Dinge nicht reden. Aber ich sagte ihr, dass sie sich auch etwas Zeit zum Beten nehmen sollte. Ich schlug ihr vor, sie solle mit „Christus, meine Zuflucht” beten, einem wundervollen Gedicht von M.B. Eddy, dass vertont wurde (siehe Christian Science Liederbuch, Nr. 253).
Und das tat sie. Sie nahm sich etwas Zeit in ihrem Büro. Zwei Bomben wurden gefunden — eine innerhalb des Zaunes und eine beim Wachposten. Für mich ist dies ein Beispiel, in dem das erste Gebot deutlich mitschwingt.
Ich spreche mit Menschen sehr eindeutig darüber, den einen Gott anzuerkennen, und über die Tatsache, dass Er uns alle zu Seinem Gleichnis gemacht hat, egal, welchem Glauben wir angehören.
Was tau Sie, wenn Sie in den Nachrichten von Konflikten oder Kämpfen hören?
Ich wende mich dem ersten Gebot zu und bete, um zu verstehen, dass Gott die Kontrolle hat. Dass niemand gegen Gottes Gesetz, das Gesetz des göttlichen Prinzips, Liebe, ankämpfen kann und dass es sich im Guten ausdrückt. Mein Gebet beinhaltet eine Überzeugung, dass das Böse an die Oberfläche kommt, um erkannt zu werden als das, was es ist. Ich bete auch für Personen in hohen Positionen, damit sie die angemessenen Entscheidungen treffen. Dass sie das moralische Verständnis und die Intuition haben, nie zu reagieren, sondern immer in Übereinstimmung mit dem göttlichen Gesetz bewusst zu agieren.
Es ist interessant, wie die Geschichte der militärischen Theorie uns Einblicke geben kann, wie Gebet helfen kann Problemen zu begegnen. Zum Beispiel spricht Machiavelli in „Kriegskunst” davon, dass ein genialer General ein Meister der Täuschung ist. Das heißt so zu tun, als ob man in einer bestimmten Art und Weise angreifen würde, um den Feind dazu zu bringen, seine Kräfte, Ressourcen und Logistik gegen einen Angriff einzusetzen, der nicht stattfinden wird. Dies wird ihn unweigerlich schwächen.
Deshalb ist es so wichtig, dass wir auf das Böse nicht reagieren, sondern auf Gottes Führung lauschen. Und auch, dass wir uns nicht von den Medien dahingehend beeinflussen lassen zu denken: „Warum sollte ich mir die Mühe machen, deswegen zu beten?”
Gibt es irgendwelche besonderen geistigen Elemente, die immer wieder Konflikten innerhalb und zwischen den Nationen zu Grunde liegen?
Es ist wichtig zu verstehen, welche mentalen Einflüsse in einem Land existieren, aber nicht um die Menschen in eine Schublade zu stecken und zu sagen: „Gut, sie sind eben so, weil sie dieser Kirche, diesem Glauben oder dieser Kultur angehören.” Manchmal mag das Problem nach außen hin nicht einmal ein religiöses sein, obwohl ihm theologische Auffassungen zu Grunde liegen. Da mag es eine lange Geschichte von Konflikten zwischen. Nachbarn auf beiden Seiten geben. Oder ein Land war in der Vergangenheit viele Jahre Kolonie einer bestimmten Nation. In solchen Fällen können wir beten, um dieses Volk unter der Regierung Gottes zu sehen und nicht unter der Manipulation der Wirtschaft oder unter der Beeinflussung durch Regierung, Medien oder Kultpraktiken. In einigen Teilen der Welt mag es einen Regierungschef geben, der, beeinflusst von einem religiösen Führer, sagt: „Tu das nicht”, obwohl es im besten Interesse des Landes wäre, es zu tun.
Ich glaube, dass wir auch bezüglich der wirtschaftlichen Probleme beten müssen. Habgier ist ein großes Problem. Menschen kommen in eine Position, wo sie ein wenig für sich bekommen und dann immer mehr wollen. Und sie sind nicht gewillt zu teilen. Das führt zu einem gewaltigen Ungleichgewicht in einigen Teilen der Erde. Und das wiederum schafft eine Art Territorialismus, es bewirkt Kämpfe, Anwerbung von Söldnern oder den Kampfaufruf an die Armee. Und manchmal reicht es sogar, Spaltung in einem Land zu verursachen, so dass seine Regierungskräfte nicht in der Lage sind, illegalen Handel bzw. Schmuggel von z. B. Drogen, Diamanten, Waffen zu unterbinden. Es gibt dieses Bestreben, die Menschen durch illegale Aktivitäten aus dem Gleichgewicht zu bringen. Wenn dann ein Gefühl von Struktur, Gesetz und Gerechtigkeit einsetzt, dann kann dieses nicht mehr wirken.
Es gibt drei Stufen, die man sich an jedem Ort wünscht, an dem man den Frieden sichern möchte. Zuallererst möchte man Ordnung herstellen; dann Gesetz und Ordnung; und schließlich Gesetz, Ordnung und Gerechtigkeit. Und der Schritt von Gesetz und Ordnung zu Gesetz, Ordnung und Gerechtigkeit stellt die Aussöhnung dar.
Wie können wir mit unseren Gebeten helfen?
Jede Situation ist einzigartig, aber für Menschen, die für die Welt beten möchten, ist es wichtig zu verstehen, dass jeder Mensch wirklich von Gott regiert wird und dass Gottes Regierung intakt ist. Für mich ist dies der zentrale Punkt beim Gebet. Und dann können wir in unseren Gebeten anerkennen, dass Gottes Gesetz alles aufdecken wird, was der Heilung bedarf, alles was erhoben werden oder verschwinden muss.
Was würden Sie jemandem antworten, der sagt: „Das Problem ist einfach zu groß. Ich gar weiß nicht, wo ich anfangen soll”?
Am besten beginnt man mit dem eigenen Leben. Wenn man Disziplin und Ordnung in geistigen Angelegenheiten ausdrückt, für die Probleme des eigenen Wohnortes betet — für die Schule, die Kirche, Familie, Freunde —, dann kann der Fortschritt, der daraus resultiert, helfen die mentale Umgebung um uns und auf der Welt zu erheben. Für die ganze Menschheit. Wenn wir an diesen Beispielen sehen, dass Gott die Kontrolle hat und wir die wahren, geistigen Eigenschaften der Kinder Gottes erkennen — sehen, dass dies die Tatsache ist, unabhängig von der Rasse, Hautfarbe, nationalen Zugehörigkeit oder Religion eines Menschen —, dann tragen wir zur Schaffung von Frieden in der Welt bei. Wir tragen dazu bei, dass mehr von der Regierung Gottes in den Nationen zum Ausdruck gebracht wird.