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Terrorismus — Trost und Hoffnung sind möglich

Aus der Dezember 2001-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Terroranschläge vom 11. September auf die Türme des World Trade Centers und das Pentagon haben die Welt verändert. In vieler Hinsicht. Sie haben weltweit Entsetzen, Panik, Abscheu, Trauer und sogar Wut ausgelost. Innerhalb von Stunden nach den Anschlägen versammelten sich Menschen auf der ganzen Welt, um ihr Mitgefühl zu bekunden.

Das Bild zeigt Berliner Feuer wehrmänner, die noch am gleichen Tag an der amerikanischen Botschaft angetreten sind, um jeweils mit einer roten Rose ihrer in New York ums Leben gekommenen Kollegen zu gedenken und ihre Ver bundenheit zu zeigen.

Aber der Terroranschlag hat auch einer — vielleicht sogar unerwarteten — weltweiten Besonnenheit geführt, hat die Menschheit in der Entschlossenheit zusammengebracht, das „Schwert des Geistes” zu schwingen.

Lesen Sie hier Auszüge aus der Sondersendung des Christian Science Herold, die wenige Stunden nach dem Anschlag am 11. September produziert und sofort weltweit ausgestrahlt wurde, zusammen mit ebenfalls kurzfristig produzierten Herold- und Sentinel Programmen in Englisch, Französisch, Spanisch und Portugiesisch. Die deutsche Sendung moderierten Michael Seek, Michael Pabst und Maartje Hoogendijk.

: Über Jahrhunderte sind kriegerische Auseinandersetzungen offen ausgetragen worden. Man hat sich darauf vorbereiten können. Mit dem Terrorismus Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre haben gewaltsame Aktionen ein versteckteres Gesicht bekommen. Terroranschläge können nicht mit herkömmlichen Mitteln verhindert werden. Man kommt sich hilflos und wütend vor. Wir Möchten heute mit Ihnen überlegen, ob wir Antworten finden können, die uns in praktischer Weise Trost und Hoffnung geben im Kampf gegen den Terrorismus.

: Man kann bereits jetzt, wenige Stunden nach dem Anschlag, erkennen, dass dieses Ereignis die ganze Welt erfassen wird. Sicherlich wegen der vielen, vielen Opfer und der weltweiten Betroffenheit. Aber etwas fiel mir hier 5 Minuten bevor wir zu dieser Sendung zusammenkamen auf. Ich hatte das Fenster in meinem Büro in Berlin offen und ich hörte Glocken läuten. Und ein paar Minuten zuvor hörte ich in einer Radiomeldung, dass in vielen Städten die Theater–und Konzertveranstaltungen nicht stattgefuden haben, um den Leuten die Gelegenheit zu geben, in die Kirche zu gehen. Ich habe gehört, dass sich viele Besucher in der Kaiser–Wilhelm–Gedächtniskirche befinden und still beten. Und das ist ein Teil der Hoffnung, dass Leute auf der ganzen Welt zusammenkommen und sich an eine höhere Macht wenden, von der sie Trost erwarten.

: In so einer Situation, die die ganze Welt erschreckt, kann man sich eigentlich nur an Gott wenden, weil man sich so hilflos fühlt. Und es ist so stärkend zu wissen, dass überall auf der Welt gebetet wird.

MP: Michael, du sprichst von Glocken und Gebeten. Das sind Zeichen, wie Menschen mit diesem Hass zurechtkommen.

MS: Ich sehe darin tatsächlich ein großes Hoffnungszeichen. Ich erinnere mich an die politischen Umbrüche 1989. Viele Menschen haben gebetet und überall in der Presse, der Öffentlichkeit und der Politik wurde anerkannt, welchen bedeutenden Beitrag Gebet geleistet hat, um diese Veränderung in Europa fast ausschließlich friedlich zu gestalten.

Wenn dieser Terroranschlag zur Folge hat, dass vielen Menschen auf der Welt wieder bewusst wird, dass Gebet eine praktische, wirksame Macht ist, dann ist bei allem Leid die Möglichkeit, dass es mit der Welt besser wird.

Die Bilder im Fernsehen wollten mir so stark suggerieren, dass man da hilflos ist. Und da hab ich angefangen, bei Gott Trost zu suchen. So wie die vielen Leute, die in die Kirche gegangen sind. Und als ich meine Gedanken so wieder in Tätigkeit gebracht habe, sind mir sehr tröstende Gedanken gekommen. In dieser Phase, wo Menschen in den Trümmern noch ums Überleben kämpfen, empfinde ich es fast als meine Pflicht, meine Gedanken zu einer Ruhe zu bringen, die mir hilft, um für andere zu beten, meine Gebete regelrecht zur Verfügung zu stellen, um Leben zu retten.

Noah, ein angesehener Mann in der Bibel. lebte in einer Zeit großer Unruhe und Kriminalität. Gott forderte Noah auf, die Arche zu bauen. Wie wir wissen, war die Rettung von Noah, seiner Familie und den Tieren durch die Arche erfolgreich. Trotz des großen Unrechts und der Gewalt, die die Gesellschaft damals so gefoltert haben, wie es heute der Terrorismus tut.

Mary Baker Eddy hat ein Buch geschrieben, das vielen Menschen in Not, auch in den beiden Weltkriegen und in Bürgerkriegen, eine ganz konkrete Hilfe war. In diesem Buch, Wissenschaft und Gesundheit, definiert sie einen der Söhne Noahs folgendermaßen: “Ein Vertreter des geistigen Friedens, der aus dem Verständnis strömt, dass Gott das göttliche PRINZIP allen Daseins ist und dass der Mensch Seine Idee ist, das Kind Seiner Fürsorge” (S. 589).

Egal, wo sich jemand befindet, er ist immer in Gottes Fürsorge. Die göttliche Liebe bleibt bestehen, selbst in den grausamsten Zeiten. Dass diese Botschaft für die Menschheit lebendig wird, das kann Gebet weltweit bewirken.

MH: Es ist so einfach, nach einem Schuldigen zu suchen. Aber wenn man gereizt ist, lässt man sich vom Hass leiten. Gebet kann dazu beitragen, Hass und Ärger in uns zu beenden.

MP: Hass ist kein natürliches Gefühl für den Menschen. Er ist etwas Anerzogenes. Wenn man sich Hassgefühlen lange aussetzt, dann kann man sich antrainieren zu glauben, Hass sei der richtige Weg. Hass ist vielleicht vergleichbar mit einer Sucht — einer Sucht nach gewissen Rauschmitteln oder Verhaltensmustern. Da hat etwas, was eigentlich unnatürlich ist, angefangen uns zu beherrschen. Aber auch für die Terroristen ist es nicht natürlich zu hassen.

MS: Es ist sehr wichtig zu erkennen: Was ist normal und was ist durch Erziehung (oder Veriehung) an Schlechtem bewirkt worden. Du hast recht: Hass ist kein natürliches Element des Menschen.

Wenn ich hier die ersten Kommentare von Staatsleuten aus anderen Ländern höre, da ist so eine Übereinstimmung, egal ob das der russische oder französische Präsident ist, ob es ganz einfache Leute auf der Straße sind — alle sprechen eine Abscheu gegenüber diesem Verbrechen aus, aber auch eine ganz natürliche Liebe und Betroffenheit gegenüber den Opfern.

Egal, wo sich jemand befindet, er ist immer in Gottes Fürsorge.

Das Natürliche ist im Grunde immer das Gute und Hass ist nicht natürlich, er ist anerzogen. Ein Kind ist dazu nicht fähig. Und deswegen gibt es Wege, wie man helfen kann.

Mary Baker Eddy schreibt in dem vorhin erwähnten Buch einen Satz, der mir vorhin selber geholfen hat, wieder mehr Ruhe zu finden. „Das arme, leidende Herz braucht seine rechtmäßige Nahrung wie Frieden, Geduld in Trübsal und das unschätzbare Gefühl von des lieben Vaters liebevoller Güte” (S. 365). Es ist so ein Geschenk für jeden Menschen zu fühlen, zu spüren, zu erkennen, dass Gottes liebevolle Güte gerade auch in so einer schrecklichen Situation erlebbar ist.

MP: Das ist schön, dass wir diese liebevolle Güte Gottes spüren können und sollen.

Der Hass wendet sich an Symbole um uns zu überzeugen, wir wären nicht geliebt. So wie er sich hier gegen die Symbole der wirtschaftlichen und militärischen Macht Amerikas wendet, mag er sich auch in unserem Privatleben gegen Symbole wenden, die uns etwas bedeuten. Als Beispiel: Ein Ring steht für die Treue, die man sich in der Ehe versprochen hat. Ein schönes Auto mag für den Besitzer Freude darstellen, bei jemand anderem entzündet es Neid.

Symbole kann man zerstören. Aber die unschätzbare Güte Gottes gibt uns Symbole, die uns nie genommen werden können. Im Jesaja steht: „Und nun spricht der Herr, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!. .. wenn du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versengen.. .. Ich habe Ägypten für dich als Lösegeld gegeben, Kusch und Seba an deiner Statt, weil du in meinen Augen so wert geachtet und auch herrlich bist und weil ich dich liebhabe” (Jes 43: 1-4).

Das sind die Symbole, die Gott uns gibt. Das sind keine Gegenstände, die man uns nehmen kann. Hier bekommen wir die tiefe Gewissheit, dass Gott uns so innig liebt, dass unser Leben von Gott geschützt ist.

MS: Diese Macht, die in diesen Worten zum Ausdruck kommt, die erreicht viele Menschen. Ich bin mir sicher, dass Menschen angeregt werden in änlicher Richtung zu denken, wie wir es hier beschreiben.

Natürlich ist die Welt durch so ein Ereignis trostloser geworden. Und dennoch kann es zu einer Stärkung führen, indem Menschen erkennen, dass sie Hass, Verachtung oder Oberflächlichkeit nicht ausgeliefert sind. Sie Können etwas tun: Sie Können ihre eigenen Gedanken umwandeln. Dann kann aus einem solchen Verbrechen ein Wandel entstehen. Menschen können angeregt werden über ihr eigenes Leben, oder das ihrer Familie oder ihrer Mitarbeiter oder Freunde, anders zu denken.

Ich erinnere mich an oberflächliche Bemerkungen, die ich ab und zu höre, wo man sagen kann, da wird jemand verletzt. Das ist eine Form von Gewalt gegen andere Menschen, der wir nicht hilflos ausgeliefert sind, sondern etwas Besseres präsentieren können. Und dann diese weltweite Reaktion zu sehen, die hoffentlich zu einem Umdenkungsprozess führt, das ist etwas, was aus diesem Tag etwas machen kann, was auf lange Sicht zu echter Hoffnung berechtigt.

MH: Diese Antwort brauchen wir. Diese Antwort, die zu dem Hass „Stop" sagt. Wir können sagen: „Ich entscheide mich jetzt, der Welt zu helfen."

MP: Vielleicht haben Menschen auch Angst, sie könnten selbst Opfer solcher Anschläge werden.

MS: Dazu kann ich etwas Praktisches sagen. Wenige Stunden nach den Anschlägen hat mich eine Bekannte angerufen, die wusste, dass ich in die USA fliegen wollte. Und sie war voller Sorge für mich. Ich sagte ihr, dass ich ganz gewiss fliegen würde. Das Ziel des Terrors ist, Menschen von ihren Plänen abzubringen, damit die Welt zum Stillstand kommt. Und durch Gebet können wir von dieser Furcht frei werden, damit der Terror uns nicht von einem richtigen Vorhaben abbringt.

Gottes Liebe versiegt nie — nicht für die Opfer, nicht für die Angehörigen. Bei aller Grausamkeit dauert Gottes Liebe erlebbar fort. „Diese holde Gewissheit ist das, schweig und verstumme' gegen alle menschlichen Ängste, gegen Leiden jeder Art" — auch bei Terroranschlägen.

MP: Liebe Hörer, wir möchten Sie einladen mit uns gemeinsam dafür zu beten, dass die Menschheit vom Terrorismus und seinem Schrecken frei wird, dass uns Trost und Hoffnung zustehen und dass wir mit größerer Freiheit und Liebe vorwärtsgehen.

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