Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass im Gebet des Herrn kein einziges Mal „ich”, „mich” oder „mir” vorkommt? Es geht nur um „unser” und „uns”. Das Gebet des Herrn ist ein universales Gebet. In der Bibel umfasst es nur fünf Verse, doch es erstreckt sich auf alle menschlichen Bedürfnisse. Es spricht sowohl zum Kind wie zum angesehensten Theologen. Die Autorin von Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift hat niedergeschrieben, wie sie die geistige Bedeutung dieses Gebets versteht. (Das vollständige Gebet und Mary Baker Eddys geistige Interpretation erscheinen auf der gegenüberliegenden Seite.)
Wenn ich über das Gebet des Herrn nachdenke, wird mir klar, dass die unendliche Bedeutung seiner inspirierenden Worte sicherlich auf vielerlei Weise erfasst werden kann. Es folgen einige Ideen, die ich hilfreich fand. Die ersten vier Zeilen des Gebets sprechen von Gott und Seiner Allheit: Seiner göttlichen Fürsorge als Vater und Mutter und Seiner all-harmonischen Natur. Sie weisen auf Seine Gegenwart hin und erkennen an, dass Sein Wille überall geschieht. Das Gebet zeigt im Weiteren, wie diese Wahrheiten unsere Nöte stillen durch „gib uns”, „vergib uns”, „führe uns”, „erlöse uns”. Dann wendet es sich wieder Gott zu und bestätigt Sein Reich, Seine Kraft und Herrlichkeit in Ewigkeit. Welch ein vollständiger Kreis dieses Gebet bildet. Und alles ist darin eingeschlossen!
„Unser Vater im Himmel” legt die Natur Gottes und des Menschen fest: Gott ist Geist und Er erschafft Sein Kind geistig. „Unser Vater” ist nicht ein Vater, der Krankheit schickt, denn ein liebevoller Vater gibt seinem Kind nur Gutes. Hier wird das göttliche Erbe des Menschen erklärt, alle Furcht wird beseitigt und die Brüderschaft der Menschen offenbart sich.
Haben Sie sich schon einmal Gott als Mutter vorgestellt? Das ist sehr tröstlich. „Unser Vater-Mutter GOTT, all-harmonisch.” Niemand ist also ohne die elterliche, stets gegenwärtige, fürsorgliche Liebe.
Weiter geht es im Gebet mit „Dein Name werde geheiligt.” Was ist eigentlich Gottes Name? Als Mose mit Minderwertigkeitsgefühlen rang, offenbarte Gott ihm Seinen Namen als „Ich werde sein, der ich sein werde”Siehe 2. Mose 3:11-14.. Als Mose erkannte, wer dieser „Ich werde sein” wirklich ist, wurde er umgewandelt und er sah sich zweifellos in einem geistigeren Licht. Als Folge davon wurde er zu einem der größten Führer auf Erden.
Und wie steht es mit Gottes Gegenwart? Betrachten Sie die Aussage: „Dein Reich komme.” Welch ein wunderbares Konzept! Ganz gleich, was die materiellen Sinne sagen, unser geistiger Sinn offerbart, dass Gott jetzt in diesem Augenblick bei uns ist. Jesus erklärte, dass das Reich Gottes inwendig in uns istSiehe Lk 17:21, Fußnote., obwohl wir uns dessen manchmal vielleicht nicht bewusst sind. Der geistige Sinn schaut über das, was die physischen Sinne sehen, hinaus und erkennt Gottes Reich — Frieden, geistige Macht, Harmonie.
Haben Sie schon einmal ein Buch mit dem Titel „Das magische Auge” gesehen? Seine mit chaotischen Mustern angefüllten Seiten scheinen nichts darzustellen. Doch wenn wir uns darauf konzentrieren, hinter die Oberfläche einer Seite zu sehen, erscheint ein schönes, dreidimensionales Bild! Ähnlich ist das Himmelreich immer gegenwärtig, selbst wenn wir es auf den ersten Blick nicht erkennen! An der Oberfläche mag unser Leben chaotisch oder unheilbar erscheinen. Doch durch Geduld, Ausdauer und Gebet wird uns offenbart, dass Gott und Seine Schöpfung genau hier gegenwärtig sind. Das bringt Heilung.
„Alle christlichen Kirchen haben ein einigendes Band, einen Kern-oder Berührungspunkt, ein Gebet — das Gebet des Herrn.” Mary Baker Eddy
(Kanzel und Presse, S. 22)
Als Nächstes bestätigt das Gebet Gottes Allmacht: „Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.” Viele Physiker sagen heute, dass das Universum nicht materiell ist, sondern mental — ein Gedankenphänomen. Der bekannte Astronom Sir James Jeans erklärte: „Die Welt sieht immer mehr wie ein großer Gedanke aus, nicht wie eine große Maschine.” Wenn wir über den Materialismus hinausblicken und mit dem geistigen Auge schauen, werden wir das „Wie im Himmel so auf Erden” erkennen. Wie in Gottes Universum alles harmonisch funktioniert, so muss es auch auf Erden sein. Gott ist allmächtig und allerhaben.
Diese machtvollen Wahrheiten über Gott stillen alle unsere Nöte. Und dann beten wir: „Unser tägliches Brot gib uns heute.” Wie beruhigend das ist. Wir brauchen nicht nach dem Morgen zu fragen oder uns deswegen zu sorgen; jeden Tag erhalten wir, was wir brauchen. Gottes Gnade — Seine bedingungslose Liebe — versorgt uns jeden Augenblick mit allem Nötigen und stärkt die hungernden Neigungen.
Das führt uns zu den Zeilen: „Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.” Hier wird von uns gefordert, dass wir jedem, der uns verletzt hat, vollständig vergeben, und wir erfahren, dass uns in dem Verhältnis vergeben wird, wie wir anderen vergeben. Unsere eigene Befreiung tritt ein, wenn wir unseren Bruder freilassen. Anderen zu vergeben setzt uns frei, sodass wir Gottes Liebe spüren.
Wie vergeben wir? Wer zur Selbstrechtfertigung neigt, dem könnte das Vergeben schwer fallen. Doch Kritik und Groll können keinen Platz finden, wenn wir nur liebevolle Gedanken hegen. Vergebung ist bedingungslose Liebe; sie liebt, ungeachtet gegenwärtiger oder vergangener Umstände. Diese Liebe ist Gottes Liebe: „Und Liebe spiegelt sich in Liebe wider.”
Als Nächstes beten wir: „Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.” Versuchung ist Ablenkung. Gedanken, die uns von Gott wegführen möchten, sind aggressive mentale Suggestionen. Sie kommen zu jedem. Doch es geht nicht um die Versuchung, sondern was wir dagegen tun, das zählt!
Die Versuchung will uns vormachen, dass etwas Unwahres wahr sei oder dass etwas Wahres nicht wahr sei. Sie lenkt uns ab, zerrt uns weg vom geistigen Denken. Sie möchte, dass wir uns verzweifelt, verwirrt und einsam fühlen — sie sagt, dass wir Gottes Stimme nicht hören können und es keine Hoffnung für uns gibt. Manchmal kommt sie in Form des Gedankens, dass Gebet nichts ausrichtet! Ein Gegenmittel für Entmutigung ist Dankbarkeit. Versuchen Sie mal gleichzeitig dankbar und entmutigt zu sein. Es geht nicht. Wir können täglich für Gottes Liebe dankbar sein, die „alle Morgen neu” ist. Dann werden wir wissen: „Und Gott führt uns nicht in Versuchung, sondern erlöst uns von Sünde, Krankheit und Tod.”
Und das Gebet schließt mit jener eindeutigen Zusicherung: „Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.” In diesem Reich Gottes leben wir wirklich. Dort gibt es keine miserablen Sünder, sondern nur die gesegneten Kinder Gottes; keine Persönlichkeitskonflikte, sondern nur Gott und Seine universale Familie, umgeben von Seiner Liebe.
Es gibt dort weder Begrenzungen noch persönliche Meinungen, weder Hierarchie, Nacht, Dunkelheit noch Zweifel. Dieses Bewusstsein ist unsere eigentliche, gottgegebene Wohnstätte, unser Heim, unsere Identität — für alle Ewigkeit. „Denn Gott ist unendlich, die Allmacht, alles Leben, alle Wahrheit, alle Liebe, über allem und Alles.”
Über die Kraft des Vaterunsers kann man sich nur unendlich freuen. Es ist herrlich zu erkennen, wie seine universelle Wahrheit uns, unsere Familie und unsere Welt segnet.
Unser Vater im Himmel.
Unser Vater-Mutter GOTT,
all-harmonisch
Dein Name werde geheiligt.
Der eine Anbetungswürdige.
Dein Reich komme
Dein Reich ist gekommen; Du bist
immer-gegenwärtig.
Dein Wille geschehe wie im Himmel
so auf Erden.
Befähige uns zu wissen, dass GOTT —
wie im Himmel so auf Erden —
allmächtig, allerhaben ist.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Gib uns Gnade für heute; stärke die
hungernden Neigungen.
Und vergib uns unsere Schuld, wie
auch wir vergeben unsern
Schuldigern.
Und Liebe spiegelt sich in Liebe wider.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Und Gott führt uns nicht in
Versuchung, sondern erlöst uns von
Sünde, Krankheit und Tod.
Denn Dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Denn Gott ist unendlich, die Allmacht,
alles Leben, alle Wahrheit, alle Liebe,
über allem und Alles.
