Vor einiger Zeit wurde mir ein Buch gegeben, das verschiedene Grafiken enthielt. Jede schien aus einem Mischmasch von Farben zu bestehen, die nichts Spezielles darstellten. Den Sinn dieses Buches verstand ich erst, als ich das Vorwort gelesen hatte. Es handelte sich dabei um so genannte „Magic Eye” Stereogramme (dreidimensionale Bilder des „Magischen Auges”) und auf jeder Seite des Buches befand sich eine bildliche Darstellung. Aber um dieses Bild zu erkennen, musste man die Seite etwa dreißig Zentimeter von den Augen entfernt halten und dann intensiv darauf starren, fast so, als ob man durch die Seite hindurch auf ein dahinter liegendes entferntes Objekt schauen würde. Dann auf einmal trat ein dreidimensionales Bild in Erscheinung.
Es war faszinierend. Eine Vielzahl interessanter Bilder kam zum Vorschein. Aber um sie zu sehen, musste einem erst klar werden, dass der oberflächliche Eindruck irreführend war. Ich musste meine Perspektive ändern, um zu erkennen, was die ganze Zeit schon da gewesen war. Dann kamen die dreidimensionalen Bilder ins Blickfeld.
Wir müssen über oberflächliche Eindrücke hinausschauen
Dies erinnerte mich an eine Aussage, die Mary Baker Eddy über Jesus machte: „Er tauchte unter die materielle Oberfläche der Dinge und fand die geistige Ursache.”Wissenschaft und Gesundheit, S. 313. Als Jesus Menschen heilte, muss er gewusst haben, dass das Erscheinungsbild eines kranken oder sündigen Menschen eine irreführende Sicht der Identität desjenigen war. Er konzentrierte sich stattdessen auf sein Verständnis von der geistigen Realität des Einzelnen als Gottes Widerspiegelung. Diese geistige korrekte Sichtweise heilte Krankheit.
Wenn wir durch Gebet heilen wollen, müssen auch wir unter die Oberfläche schauen, nämlich den oberflächlichen Eindruck, dass wir fehlerhafte sterbliche Wesen seien. Christian Science ermutigt uns zu einer korrekten Perspektive, die sich auf die geistige Offenbarung unseres wirklichen Selbst konzentriert, das schon jetzt als Gottes geistiges, unsterbliches, vollständiges und vollkommen harmonisches Gleichnis existiert.
Folgende Worte aus Wissenschaft und Gesundheit helfen, diese Sichtweise in den Mittelpunkt zu rücken: „Weil der wirkliche Mensch durch die Wissenschaft mit seinem Schöpfer verbunden ist, brauchen sich die Sterblichen nur von der Sünde abzuwenden und das sterbliche Selbst aus den Augen zu verlieren, um Christus, den wirklichen Menschen und seine Beziehung zu Gott zu finden, und die göttliche Sohnschaft zu erkennen.” Ebd., S. 316. Und auf der vorhergehenden Seite heißt es: „Durch die Sünde, die die geistige Auffassung von Wahrheit verdunkelt, verlieren wir das Gleichnis Gottes aus den Augen; und dieses Gleichnis verwirklichen wir nur, wenn wir die Sünde unterwerfen und das Erbe des Menschen, die Freiheit der Söhne Gottes, beweisen.”
Beide Zitate weisen darauf hin, dass wir uns größte Mühe geben müssen, uns von der Sünde abzuwenden, damit wir unsere eigene wirkliche Identität und die anderer erkennen. Das wirft die Frage auf: Was ist Sünde? Ist es einfach nur unmoralisches Denken oder Handeln? Im weiteren Sinne ist es Sünde, Gottes Geboten ungehorsam zu sein oder dem Willen Gottes zuwider zu handeln. Eine hilfreiche und noch umfassendere Definition von Sünde findet sich in der folgenden Aussage von M. B. Eddy: „Die Sünde war und ist die lügenhafte Voraussetzung, dass Leben, Substanz und Intelligenz sowohl materiell wie geistig und doch von Gott getrennt seien.”Rückblick und Einblick, S. 67.
Das mag eine überraschende Art und Weise sein, Sünde zu definieren. Aber schon die Vorstellung, dass wir im Grunde physische Wesen sind, die unabhängig von Gott leben und handeln, ist Sünde. Warum? Weil diese Vorstellung dem Willen Gottes und der Art, wie Er uns geschaffen hat, entgegengesetzt ist. Es ist Sein Wille, dass wir unsere wirkliche Identität, die immer eins mit Gott ist und Ihm in jeder Eigenschaft gleicht, kennen.
Der Apostel Johannes beschreibt unser wirkliches Selbst folgendermaßen: „Meine Lieben, wir sind schon Gottes Kinder; es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen aber, wenn es offenbar wird, werden wir ihm gleich sein, denn wir werden ihn sehen, wie er ist.” Joh 3:2. Schon jetzt, entgegen allem Augenschein, so sagt Johannes, sind wir die Kinder Gottes. Wenn wir uns von der „lügenhaften Voraussetzung” abwenden, dass Leben in der Materie und getrennt von Gott ist, und anstelle dessen akzeptieren, dass unsere wirkliche Identität geistig und untrennbar von Ihm ist, rückt unser wahres Selbst in den Mittelpunkt.
Aber nun zurück zu den Stereogrammen. Wenn man das unter der Oberfläche verborgene Bild sehen will, muss man zunächst einmal zugeben, dass ein dreidimensionales Bild existiert und dass es möglich ist, es zu sehen, auch wenn es momentan noch nicht sichtbar ist. Dann muss man seine Perspektive so verändern, dass man das verborgene Bild sehen kann.
Ebenso existiert unsere wirkliche Identität jetzt als Gottes Gleichnis, als Gottes vollkommene geistige Widerspiegelung. Wichtig ist, wir sind keine Sterblichen, die jetzt einen materiellen Körper bewohnen und dann schließlich in ein unsterbliches geistiges Wesen umgewandelt werden. Der Anschein, dass wir sterblich sind, ist ein falscher Eindruck. Alles, was wir sind oder sein werden, ist in Wirklichkeit jetzt schon rein geistig. Sich diese Wahrheit klar zu machen, ist nicht immer einfach, aber wir können sicher sein, dass Gott uns bei unserem Bemühen unser wahres Selbst zu finden, unterstützt. Wenn die gottinspirierten Tatsachen des Seins uns klarer werden, erkennen wir, dass Leben, Substanz und Intelligenz in Wirklichkeit geistig sind und von dem göttlichen Prinzip des Universums harmonisch regiert werden.
Erscheint es uns schwer, diese Perspektive zu erlangen? Dann können wir uns daran erinnern, dass wir niemals allein sind.
Eine Erfahrung, die ich kürzlich machte, illustriert, dass ein ernsthaftes Nachdenken über die geistigen Tatsachen heilt. Eines Morgens erwachte ich mit starken Schmerzen im Unterleib. Ich war bestürzt. Was hatte diese Schmerzen ausgelöst? Was konnte sie verursacht haben? Ehrlich gesagt, war ich ziemlich besorgt, dass es etwas Ernsthaftes sein könnte.
Aber dann gab ich diese rein materielle Sichtweise schnell auf. Mir wurde klar, dass dies Sünde war, denn ich glaubte damit der „lügenhaften Voraussetzung”, dass mein Leben in der Materie ist und dass mein Körper mich beherrscht. Stattdessen erhob ich mein Denken dem Rat aus dem Christian Science Lehrbuch folgend zu einer geistigen Perspektive. „Sei fest in deinem Verständnis, das das göttliche Gemüt regiert und dass in der Wissenschaft der Mensch Gottes Regierung widerspiegelt.”Wissenschaft und Gesundheit, S. 393.
An diesem Punkt weigerte ich mich, irgendwelche Gedanken darüber zu hegen, was mein Körper zu tun oder zu fühlen schien. Stattdessen konzentrierte ich mich auf die geistigen Tatsachen meiner Identität. Ich hielt mich, so fest ich konnte, an die Gewissheit, dass das göttliche Gemüt allein jeden vollkommen regiert und dass ich keine Ausnahme sein konnte. Der Schmerz hielt noch ein oder zwei Tage an. Ich blieb jedoch standhaft in dem Bemühen, mich von der Sünde abzuwenden, daran zu glauben, dass die Materie Macht haben könnte. Und ich weigerte mich auch, der Ansicht nachzugeben, dass ich von der Regierung des göttlichen Prinzips, das die Harmonie und Ordnung Seiner Schöpfung aufrechterhält, getrennt werden könnte. Ich war sehr schnell geheilt und die Heilung war von Dauer.
Unsere wirkliche geistige Identität existiert hier und jetzt und kann uns mit heilenden Resultaten beweisbar werden. Erscheint es uns schwer, diese Perspektive zu erlangen? Dann können wir uns daran erinnern, dass wir niemals allein sind, wenn wir darum beten, die geistigen Tatsachen des Seins zu verstehen. Gott hält uns in Seiner mitfühlenden, unterstützenden Liebe. Es ist Seine Absicht, uns mit einem demonstrierbaren Verständnis unseres wirklichen Selbst zu inspirieren. Die Bibel ermutigt uns: „Denn Gott ist’s, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen.” Phil 2:3.
Anleitung zu den Bildern Die nebenstehenden Bilder
sind zwar keine „Magic Eye”
Stereogramme, haben aber
ebenso einen 3D-Effekt.
Versuchen Sie Folgendes, um die jeweiligen Bildpaare Stereo zu sehen. Schauen Sie nicht direkt auf die Bilder sondern blicken Sie durch die Seite hindurch auf einen weit entfernten imaginären Punkt. Die beiden Bilder wandern dabei aufeinander zu und ergeben ein drittes Bild, das einen räumlichen Effekt hat. Die beiden Punkte oberhalb der Bilder verschmelzen dabei.
Die Bilder zeigen die Mutterkirche in Boston und Glaskunst aus Venedig. Fotos von Michael Pabst.
