Die dreißiger Jahre. Eine Zeit finanzieller Unsicherheit in Europa und den Vereinigten Staaten aufgrund der Weltwirtschaftskrise, die sich eine Zeit lang nur noch zu verschlimmern schien. Vielerorts hohe Arbeitslosigkeit. Dann kam in Deutschland Adolf Hitler an die Macht und in Italien schickte sich Benito Mussolini an, mit seiner Armee in Äthiopien einzumarschieren, um Rom wieder in seinem alten Glanz auferstehen zu lassen.
Inmitten dieser Ereignisse wurde eine neue Ausgabe des Christian Science Herold vorbereitet, und nach dem Krieg sollte ein weiterer Herold in Europa erscheinen. Beide neuen Ausgaben spendeten während des Krieges und danach den Menschen Trost.
Die Holländische Ausgabe
Der holländische Herold erschien zuerst und sollte die Menschen nicht nur in den Niederlanden, sondern auch in ihrer indonesischen Kolonie geistig unterstützen. Die Anfänge des holländischen Herold reichen jedoch weit in die Zeit vor 1930 zurück. Die Kirchen Christi, Wissenschaftler, in den Niederlanden baten bereits 1923 um einen Herold, und wie aus Unterlagen hervorgeht, hatten sich Holländer schon davor mit Christian Science befasst.
Wie so oft der Fall, wurde das Interesse an Christian Science durch geistige Heilungen geweckt. Dokumenten zufolge wurde die erste holländische Kirche Christi, Wissenschaftler, 1900 in Den Haag gegründet, nachdem jemand durch christlich-wissenschaftliche Behandlung geheilt worden war. Daraufhin folgten andere Kirchen. Aufgrund einer Heilung entstand in Leeuwarden 1908 eine Christian Science Vereinigung, wenn es auch einige Jahre dauerte, ehe die Gruppe groß genug war, um ihre offizielle Anerkennung zu beantragen.
Eine Frau, die sich seit 1907 mit Christian Science befasst hatte, litt an Asthmaanfällen, die abnahmen, als sie durch Gebet ein klareres Verständnis von Gott erlangte. 1914 erlebte sie jedoch mehr als nur etwas Linderung. In einem im Januar 1933 veröffentlichten Heilungszeugnis erkärte sie, dass sie geheilt wurde, „doch erst, als ich erkannte, dass mir nichts mangeln konnte, da ich Gottes Widerspiegelung bin und stets alles Gute empfange, und auch, als ich meinen Stolz überwunden hatte und bereit war, Selbstmitleid, Eigenliebe und Selbstrechtfertigung aufzugeben. Durch ein besseres Verständnis von Gott als Liebe und Leben empfinde ich seitdem Dankbarkeit und Freude.” Januar 1933.
Heilungen dieser Art erregten das Interesse der Leute. Mit diesem Interesse wurde der Wunsch nach Literatur geboren, um es dem Einzelnen zu ermöglichen, Christian Science zu studieren und auch Literatur weiterzugeben. Mary Baker Eddys Hauptwerk, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, war noch nicht ins Holländische übersetzt worden, obgleich das Christian Science Vierteljahresheft — Bibellektionen seit 1917 erhältlich war.
1923 bat schließlich eine Zweigkirche Christi, Wissenschaftler, die Mutterkirche um eine holländische Ausgabe des Herold. Zu der Zeit wurde der täglich im Christian Science Monitor erscheinende religiöse Artikel in verschiedene Sprachen übersetzt, doch das war die einzige Literatur für Übersee, von den bereits bestehenden Ausgaben des Herold (dem deutschen und französischen) abgesehen. Die Menschen machten von diesen Artikeln guten Gebrauch, doch wissbegierigen Interessenten waren sie und die vereinzelt erschienenen Broschüren nicht genug.
Die Christian Science Verlagsgesellschaft wollte gern mit einem holländischen Herold aushelfen, scheute jedoch die hohen Kosten. Sie veröffentlichte inzwischen eine Tageszeitung, wöchentliche, monatliche und vierteljährliche Zeitschriften in Englisch sowie zwei fremdsprachliche Publikationen.
1924 schrieb die Kirche Christi, Wissenschaftler in Den Haag an den Verwaltungsrat der Christian Science Verlagsgesellschaft: „Die regelmäßige Veröffentlichung eines ins Holländische übersetzten Artikels über Christian Science auf der Home-Forum-Seite des Christian Science Monitor erfüllt uns mit Dankbarkeit und beweist uns immer wieder, dass Sie uns helfen möchten. Doch müssen wir leider feststellen, dass in unserem Land noch immer ein ernster Mangel an Literatur über Christian Science herrscht ... Unserer Ansicht nach ... kann man diesem Mangel am besten dadurch abhelfen, dass man einen holländischen Christian Science Herold herausbringt, denn eine solche Zeitschrift mit ihrer Vielfalt an Aufsätzen erreicht eine breite Leserschaft ...”
Dieser weite Leserkreis schloss die in den holländischen Kolonien Lebenden mit ein. Unter ihnen befand sich eine Frau, die ihrem Brief zufolge schwer an „malaria tropica” erkrankt war. Sie schrieb: „Als ich eines Nachts an sehr hohem Fieber litt, wurde es mir schwarz vor den Augen und ich brach zusammen, doch die Worte:, Es gibt keinen Tod, Gott ist mein Leben' weckten mich aus diesem Alptraum. Als meine Furcht besiegt war, trat eine schnelle Besserung ein. Von diesem Erlebnis habe ich viel gelernt, auch die Tatsache, dass Furcht meine Heilung verhindert hatte.” Oktober 1935.
Ein weiterer Gedankenaustausch zwischen dem Verwaltungsrat und den Holländern, die sich den Herold wünschten, führte zu neuen Anregungen. Ein Vorschlag war, eine vierteljährliche Zeitschrift herauszubringen, die an Umfang kleiner war als die anderen bereits bestehenden. Die Treuhänder im Verwaltungsrat der Verlagsgesellschaft antworteten darauf: „Wir sind uns bewusst, dass in verschiedenen Sprachen Bedarf an zusätzlicher Literatur besteht, und wir möchten diesen Bedarf decken, soweit das durch die Verbreitung von Christian Science in den betreffenden Gebieten gerechtfertigt ist.”
Beide Seiten befanden sich insofern in einer schwierigen Lage, als eine steigende Nachfrage bestand, jedoch nicht in dem Maße, dass ein Herold finanziell vertretbar war. Daher empfahlen die Treuhänder, zunächst weiter von den holländischen Artikeln über Christian Science im Monitor Gebrauch zu machen.
Die Kirchen mögen auch Bedarf an Literatur gehabt haben, die die Metaphysik intensiver behandelte, als es die relativ kurzen Monitor- Artikel vermochten. (Einige von M. B. Eddys kurzen Schriften waren übersetzt, doch die holländische Übersetzung von Wissenschaft und Gesundheit erschien erst 1951.)
Inzwischen wurde, wie im vergangenen Monat an dieser Stelle berichtet, die skandinavische Ausgabe des Herold vorbereitet. Als diese Ausgabe angekündigt wurde, schrieb ein Kirchenmitglied in den Niederlanden an den Christian Science Vorstand und gab seiner Enttäuschung Ausdruck, dass die Holländer das Nachsehen hätten. Der dialog, den ihr Brief zwischen den Direktoren und den Treuhändern über dieses Thema veranlasste, setzte sich bis 1929 fort. Im November jenes Jahres beschloss man, das Erscheinen der Zeitschrift aufzuschieben, bis die skandinavische Ausgabe, die im Januar 1930 herauskam, eine genügend hohe Auflage erreicht hatte, was schon bald der Fall war. Im Juni 1930 wurde dann auf der Jahresversammlung der Mutterkirche die holländische Ausgabe angekündigt und im Januar 1931 erschien die erste Ausgabe.
Sie enthielt eine Erklärung vom Christian Science Vorstand, in der der Herold als „ein neuzeitlicher Botschafter der Wahrheit” bezeichnet wird, der „den Menschen in Holland und seinen Kolonien die gute Nachricht von Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen verkündet, wie es im heilenden und erneuernden Einfluss von Christian Science zum Ausdruck kommt.”
„Die unausgesprochene und universale Sprache der göttlichen Liebe erreicht heute die zivilisierte Welt,” fuhren die Direktoren fort. „Manche hören sie nur schwach, andere hören sie klarer, doch alle müssen sie deutlicher hören und mit Verstand aufnehmen, damit sie alle, in Paulus’ Worten, einen Gott und Vater haben„ der da ist über allen und durch alle und in allen’.
Die Menschen aller Länder nehmen das am bereitwilligsten an, was ihnen in ihrer eigenen Sprache dargeboten wird. Aufgrund dieser Erkenntnis verfügte Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin von Christian Science, die Veröffentlichung ihrer Lehren in einer für sie fremden Sprache und in dieser jüngsten christlich-wissenschaftlichen Zeitschrift können die Holländer Darlegungen über Christian Science in ihrer eigenen Sprache lesen.
Es ist der aufrichtige Wunsch des Christian Science Vorstands, dass die Niederlande durch die Fülle des Guten, das Christian Science der ganzen Welt zu bieten hat, gesegnet werden.”
Die Erstausgabe des holländischen Herold enthielt Heilungszeugnisse aus Deutschland, Frankreich, Australien, England und den USA. In einem Heilungszeugnis, das im Juli 1931 erschien, berichtete eine Frau aus Amsterdam, dass sie Wissenschaft und Gesundheit 1910 zu lesen begann, nachdem sie neun Monate lang wegen einer Haarkrankheit von einem Facharzt behandelt worden war. Er war sehr liebenswürdig und sie war ihm sehr dankbar, aber eingenommene Arznei schien ihr nicht zu helfen. Sie wollte daher in einer geistigeren Richtung nach einer Behandlung Ausschau halten. Etwa ein Jahr später war die Krankheit geheilt und sie hatte ihr ganzes Haar wieder. holländische Ausgabe, Juli 1931, S. 101.
Als in Europa der Zweite Weltkrieg auszubrechen drohte, wollten die Redakteure der Zeitschriften natürlich den Lesern mit geistiger Unterstützung helfen. Dafür liefert das Editorial stifter” von Violet Ker Seymer ein gutes Beispiel, besonders angesichts der Behauptung der Nationalsozialisten, Christian Science sei eindeutig eine „amerikanische Religion”. Im Editorial hieß es: „Die Christliche Wissenschaft trägt heute mächtig zum Frieden in der Welt bei; denn durch ihre Anhänger erhebt sie das menschliche Denken über das Trachten nach weltlichem Besitz und weltlichen Schutzmaßnahmen zu dem göttlicheren Drang nach geistigem Besitz und geistigem Schutz ...
Das Bestreben manches Volkes dreht sich heute um sogenannte Vorherrschaft, und dieses menschliche Streben verstrickt die Menschen in Wettbewerb, Argwohn und eine nutzlose Auffassung von Selbstverteidigung. Einigkeit und Friede werden nur dann erkannt, wenn die eine Vorherrschaft anerkannt wird, — die Vorherrschaft Gottes, des göttlichen Prinzips oder der göttlichen Liebe, des Schöpfers, Lenkers, Erhalters und Einigers alles dessen, was die eine vollkommene geistige Schöpfung bildet. Die Grundtatsachen der Schöpfung offenbaren die wahre Vorherrschaft, und es ist die Bestimmung der ganzen Menschheit, durch Anerkennung dieser Vorherrschaft Gottes, des Geistes, geistig in Frieden und Einigkeit hineingezogen zu werden.” Deutsche Herold - Ausgabe, März 1935, S. 86.
Dieser Aufruf, geistig wachsam zu sein, erging zur rechten Zeit, denn er kam im selben Jahr, als Mussolinis Armee in Äthiopien einfiel. Und nur vier Jahre danach marschierten Hitlers Truppen in Polen ein und lösten damit den Zweiten Weltkrieg aus. Nachdem die Niederlande im Mai 1940 von deutschen Truppen besetzt worden waren, mussten dort — wie auch in einigen anderen Ländern — die Kirchen Christi, Wissenschaftler, schließen. Eine holländische Nazi-Zeitung druckte einen langen Artikel über Christian Science ab, der sich auf falsche Angaben gründete und vor einer „amerikanischen Religion” warnte. Dies hielt holländische Christliche Wissenschaftler jedoch nicht davon ab, diese Wissenschaft zu studieren und zu praktizieren. Birse Shepard, die Leiterin des Christian Science Kriegshilfe-Komitees, erklärt in ihren unveröffentlichten Aufzeichnungen, dass die Christian Science Vierteljahreshefte mit den Bibellektionen aus Boston nicht an ihr Ziel gelangten, dass jedoch „die Christlichen Wissenschaftler in Schweden und in der Schweiz alle Vierteljahreshefte, die sie erübrigen konnten, nach Holland schickten. ...
Fräulein Else Christiansen in Kopenhagen schickte mehrere Kopien der Bibellektionen an eine Freundin in Den Haag. Die deutschen Zensoren rätselten an den Zahlen herum, die die Seiten, Zeilen und Verse [aus der Bibel und Wissenschaft und Gesundheit] angaben. Sie vermuteten offensichtlich eine Geheimsprache und verweigerten daher die Zustellung der Briefe. Dann schrieb Frl. Christiansen die ganze Bibellektion in Englisch ab und schickte sie in Briefen. Eine Zeitlang kamen die Briefe an, doch nun hatte der Zensor viel Übersetzungsarbeit zu leisten und er verbot ihr das und wies sie an, auf Deutsch zu schreiben.” Birse Shepards Aufzeichnungen, S. 224. Frl. Christiansen kam dem nach, schickte jedoch die Bibelzitate und die Zitate aus Wissenschaft und Gesundheit an verschiedenen Tagen. Und andere europäische Kirchenmitglieder halfen dabei, Christian Science Vierteljahreshefte nach Deutschland zu schicken, um den dortigen Christlichen Wissenschaftlern zu helfen.
1943 gingen die deutschen Zensoren dazu über, alle Bibellektionen zu vernichten. Darauf setzte sich ein Kirchenmitglied in Den Haag mit einem Deutschen in Verbindung, der früher Mitglied der Mutterkirche gewesen war, und bat ihn um Hilfe. Er schaltete sich ein und danach erhielten die Holländer wieder die Lektionen, obgleich die Militärbehörden den Kirchenmitgliedern alle Aktivitäten verboten hatten. Der Versand der Lektionen wurde nur 1944 unterbrochen, als die alliierten Streitkräfte anrückten und die Kommunikation überall stillgelegt war.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs veröffentlichte der Christian Science Vorstand im Herold eine Erklärung mit dem Titel: „Die Christlichen Wissenschafter und die Weltlage”. In diesem Artikel sprachen sie von der „wichtigen Rolle”, die die Kirchenmitglieder spielen, wenn es darum geht, Einfluss auf die Weltgeschichte zu nehmen, und sie sprachen speziell von der Pflicht jedes Einzelnen, diese Aufgabe zu erfüllen. Sie erklärten: „In dem Bewusstsein, dass die ewige Liebe ihm vollen Schutz gegen die trügerischen Ansprüche des Bösen gewährt, erfüllt der Christliche Wissenschafter seine Bürgerpflicht. Er tut seine Pflicht, indem er die militärischen und anderen menschlichen Maßnahmen, die als die weisesten unter den Umständen gewählt werden, unterstützt und ausführt. Er ist wachsam, entschlossen, mutig und standhaft. Er kann alles tun, was von ihm verlangt wird, da er durch sein Verständnis der Wahrheit die Waffen hat, von denen der Apostel Paulus sagt, sie seien, mächtig vor Gott, zu zerstören Befestigungen’.”
Diese nachdrückliche Erklärung erschien im Januar 1951 in allen vierteljährlichen Herolden und im Dezember 1950 im französischen und deutschen Herold S. 313.. Die Verlautbarung der Direktoren war gewiss all denen eine Hilfe, deren Heim im Zweiten Weltkrieg und in dem sich nun verschärfenden kalten Krieg zerstört worden war und deren Leben und berufliche Laufbahn Schaden genommen hatten.
In den Niederlanden musste vieles wieder aufgebaut werden. Der größte Teil des Eisenbahnnetzes und die Hälfte aller Fabriken und der Handelsflotte waren zerstört. Die Deiche, die das tiefliegende Land vor der Nordsee schützten, hatten Schaden erlitten und etwa 15 Prozent des Landes stand unter Wasser. Doch mit derselben Tatkraft, mit der die Holländer der deutschen Besatzung Widerstand geleistet hatten, begannen sie jetzt den Wiederaufbau. 1955 lag ihre Industrieproduktion 60 Prozent über der der Vorkriegszeit.
In der Folgezeit entwickelte sich die holländische Ausgabe des Christian Science Herold weiter. Sie ist jetzt mehr auf die Bedürfnisse ihrer Leser zugeschnitten und enthält zeitgenössische Berichte von geistigen Heilungen.
Die Italienische Ausgabe
Wie auch in Holland, waren die Christlichen Wissenschaftler in Italien ursprünglich durch Heilungen auf Mary Baker Eddys Lehren aufmerksam geworden. Gegen Ende des Jahres 1903 reisten Mary Helen Morris und ihre Tochter Gertrude von Boston nach Florenz, damit letztere dort ein Jahr lang Musik und Sprachen studieren konnte. Als Christliche Wissenschaftlerinnen hielten sie neun Monate lang Gottesdienste im Wohnzimmer in der von ihnen gemieteten Wohnung ab. Eins kam zum anderen und sie entschlossen sich, noch länger dort zu bleiben. Dann lernten sie eine Engländerin und andere Amerikaner kennen, die sich ebenfalls für Christian Science interessierten. Die Gruppe wuchs und 1904 trat ein entscheidendes Ereignis ein: Eine junge Amerikanerin mit Namen Wiener kam zu ihnen, um christlich-wissenschaftliche Behandlung für eine „schleichende Lähmung”, wie es genannt wurde, zu erhalten.
Sie befand sich auf der Suche nach einem Christian Science Praktiker. Getrude Morris’ unveröffentlichten Aufzeichnungen zufolge war diese Frau „zu jeder Bank in der Stadt und auch zum englischen und amerikanischen Konsulat gegangen und schließlich zu Thos. Cook & Son, um anzufragen, ob jemand von einem Christian Science Praktiker in der Stadt wusste” Gertrude Morris: „The Early History of Christian Science work in Florence, Italy” [Die Anfänge von Christian Science in Florenz], Manuskript im Archiv der Mutterkirche, S. 1-3.. Ein Kassierer bei Cook kannte Frau Morris und ihre Tochter, die dort Kunden waren, und so konnte Frl. Wiener mit ihr Kontakt aufnehmen und diese war gern bereit, ihr zu helfen. Nach ein paar Tagen konnte Frl. Wiener ihre Klavierstunden wieder aufnehmen. „Als die Leute in ihrer Pension sahen, wie schnell sie wiederhergestellt war, fragten sie, wie das gekommen sei, und begeistert und dankbar empfahl sie christlich-wissenschaftliche Behandlung ... Innerhalb von zwei Wochen fanden weitere Heilungen statt ...” Darunter war eine Frau mit einem „ganz schweren Fall” von Gürtelrose. Diese Heilung war von besonderer Bedeutung, weil „ihre Mutter und zwei Schwestern an dieser Krankheit gestorben waren”. Ebd.
Ein Zeitlang hatten diese Gottesdienste einen mehr informellen Charakter, doch das Wohnzimmer der Morrises reichte bald nicht mehr aus. 1910 war die Zahl der Besucher groß genug, um in Florenz eine Christian Science Vereinigung zu gründen. 1922 wurde aus der Vereinigung die Erste Kirche Christi, Wissenschaftler, Florenz.
Die unveröffentlichten Aufzeichnungen von Cosetta Gamannoci, der Schriftführerin dieser Kirche, berichten vom Leben im Zweiten Weltkrieg. „Während der zwei [Welt]kriege wurden die Gottesdienste eingestellt, doch war die Kirche weiterhin aktiv, indem sie Flüchtlingen, den Armen und den Soldaten an der Front auf vielerlei Weise half.” Wie Frau Gamannoci erzählt, wurde diese Arbeit im Krieg von zwei Adligen geleistet, der Baroness Formosa und der Marquise Bettini, die trotz aller Leiden, die sie in Internierungslagern von der Gestapo erfuhren, „alles in ihren Kräften Stehende taten, um den von der Front Zurückkehrenden zu helfen, wobei sie viele Heilungen vollbrachten. Nach dem Einmarsch der alliierten Truppen in Florenz fanden sich die Kriegsteilnehmer, die Christliche Wissenschaftler waren, in der Kirche an der Via della Spada zusammen, der ältesten italienischen Hochburg für Christliche Wissenschaftler, und sicher wird niemand von ihnen je den 28. September 1944 vergessen, als dort zur Wiedereröffnung der Kirche der erste Gottesdienst abgehalten wurde.” Historischer Abriss von Cosetta Gamannoci, Manuskript im Archiv der Mutterkirche, S. 1.
Im Europa der Nachkriegszeit herrschte natürlich ein großes Bedürfnis nach religiöser Literatur, die den Menschen Mut zusprechen und sie geistig stärken würde. Sowohl Deutschland, wo es den Herold bereits gab, als auch Italien, wo es ihn nicht gab, waren weitgehend vom Krieg zerstört. Und in der Christian Science Verlagsgesellschaft wurde erwogen, wie man auf diese Bedürfnisse mit einer Art religiösem Marshall -Plan eingehen konnte.
Sofort nach Kriegsende schickte die Mutterkirche Pakete mit Lebensmitteln und Kleidung an Kirchenmitglieder in Europa und das war eine ungeheuere Hilfe für die Empfänger. Doch außer der materiellen Not herrschte bei den Flüchtlingen eine enorme moralische und geistige Leere, denn viele hatten Angehörige und die Heimat verloren und suchten nach einem Lebenszweck und nach neuen Werten.
Die Mutterkirche hatte die Kriegsereignisse aufmerksam verfolgt und das hat vielleicht zu der Empfehlung geführt, mehr italienische Literatur zu veröffentlichen. Eine Zeit lang bereitete der kriegsbedingte Mangel an Papier und Arbeitskräften Schwierigkeiten. 1950 schlug Bjarne V. Bøckmann, der Leiter der Übersetzungsabteilung der Christian Science Verlagsgesellschaft, vor, einem bereits bestehenden Herold einen italienischen Teil hinzuzufügen. Die vierteljährliche spanische Ausgabe enthielt nämlich mehrere Artikel auf Portugiesisch, und da diese beiden Sprachen und auch das Italienische einen gemeinsamen Ursprung im Lateinischen haben, meinte man, der lerneifrige Leser werde aus ihnen allen einigen Nutzen ziehen können.
Anstatt also einen separaten Herold herauszubringen, würden dem bereits bestehenden acht Seiten mit italienischen Beiträgen hinzugefügt werden, und dieser Vorschlag wurde schnell angenommen. Die erste Ausgabe des spanisch-portugiesisch-italienischen Herold erschien im Juli 1951.
Der italienische Teil wurde dankbar begrüßt, doch schon ein paar Jahre danach, nämlich im April 1954, erbat sich der Christian Science Vorstand vom Verwaltungsrat der Verlagsgesellschaft einen Kostenvoranschlag für Herolde in den einzelnen Sprachen im Vergleich zum mehrsprachigen Herold.
Die Gespräche hierüber dauerten mehrere Jahre an, da der Verwaltungsrat nach Mitteln und Wegen suchte, die Kosten für dieses Projekt zu senken. George Nay, der am 1. Januar 1958 den Posten des Redakteurs für den Herold übernommen hatte, setzte sich für einzelne Herolde in diesen Sprachen ein, denn seiner Meinung nach würden das vierteljährliche Erscheinen und der reduzierte Umfang der einzelnen Herolde dazu beitragen, die Kosten niedrig zu halten.
Die getrennten Herold-Ausgaben in italienischer, spanischer und portugiesischer Sprache wurden im September und Oktober 1958 im Christian Science Journal angekündigt und sie erschienen erstmals im Januar 1959. Obwohl sie weniger Seiten hatten, enthielten sie alle eine Anzahl von Aufsätzen, ein Editorial und mehrere Heilungszeugnisse. Dabei erwies es sich von großem Vorteil, dass die Artikel für diese Ausgaben auf die speziellen Bedürfnisse in jedem Sprachbereich zugeschnitten werden konnten. Als 1960 die italienische Übersetzung von Wissenschaft und Gesundheit erschien, hatte der Herold bereits den geistigen Boden dafür gut vorbereitet.
Seitdem ist man darauf bedacht, für die italienische Ausgabe Artikel auszuwählen, die auf die speziellen Bedürfnisse der Kirchenmitglieder und derjenigen, die nach geistiger Erkenntnis suchen, abgestellt sind. Die holländische wie auch die italienische Ausgabe sind mehrere Male neu gestaltet worden und in den neunziger Jahren wurde der englische Text der Artikel, die bis dahin in allen Herolden auf den gegenüberliegenden Seiten erschienen waren, fortgelassen, um mehr Raum für Aufsätze in den einzelnen Sprachen zu schaffen.
Das Ergebnis ist eine Zeitschrift, die sich an die Erklärung von den Direktoren in der Erstausgabe der holländischen Ausgabe hält: „Die Menschen aller Länder nehmen das am bereitwilligsten an, was ihnen in ihrer eigenen Sprache dargeboten wird.”
Die geistige Wahrheit, die in jedem der in verschiedenen Sprachen erscheinenden Herolde geschrieben steht, zeigt mit jeder neuen Nummer, dass Christian Science über eine bestimmte Kirche und ganz gewiss über die Grenzen eines jeglichen Landes hinausgeht. Ihre heilende Kraft segnet alle auf Erden, überall und immer, wenn Hilfe nötig ist.
Nächsten Monat: El Heraldo spricht zu Menschen von Spanien bis zum Kap Horn.
Weltgeschichte im Überblick
Die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts waren ein Jahrzehnt, wo nationale Grenzen durch Krieg und Politik neu gezogen wurden. Doch trotz allen Wettrüstens und Aufruhrs waren geistige Denker auf der Hut und haben Maßnahmen für eine Welt in Not getroffen.
1930 Schwere Wirtschaftskrise in der westlichen Welt — über 20 Mio Menschen sind arbeitslos.
1930 Der Planet Pluto wird von Clyde Tombaugh entdeckt.
1931 Japan besetzt die Mandschurei im Nordosten Chinas.
1931 Der Britische Commonwealth wird etabliert.
1931 Die erste transafrikanische Eisenbahn (von Benguela nach Katanga) wird fertig gestellt.
1931 Der erste holländische Herold erscheint.
1932 Hungersnot in der UdSSR
1932 Zuidersee, eine Nordseebucht in den Niederlanden, wird eingedeicht und trocken gelegt, wodurch 3700km2 Land hinzugewonnen werden.
1932 James Chadwick entdeckt das Neutron.
1933 Hitler wird zum Reichskanzler ernannt und erhält diktatorische Macht.
1935 Mussolinis Truppen fallen in Äthiopien ein.
1935 Robert Watson-Watt beginnt Radiowellenforschung, die zur Entwicklung des ersten Radarsystems führt.
1936 Der Schwarzamerikaner Jesse Owens gewinnt auf der Olympiade in Berlin vier Goldmedaillen.
1937 Japan beginnt einen Krieg mit China. Dieser Konflikt wird Teil des 2. Weltkriegs.
1937 Die erste weltweite Radiosendung findet statt, als Georg VI. zum König von Großbritannien gekrönt wird.
1937 Amelia Earhart verunglückt im Pazifik bei ihrem Versuch die Welt zu umfliegen.
1939 Italienische Soldaten besetzen Albanien.
1939 Deutschland fällt in Polen ein; der 2. Weltkrieg beginnt.
1939 Der Spanische Bürgerkrieg, der 1936 begann, wird beendet.