Im vierzehnten Jahrhundert entwickelte sich eine bemerkenswerte Frau im italienischen Stadtstaat Siena zu einer einflussreichen Kirchenführerin und bewirkte viele Heilungen durch ihren tiefen Glauben und ihr Gebet. Sie hieß Katharina Benincasa. Sie wurde 1347 in eine große Familie hineingeboren. Ihre Eltern ermutigten sie früh zu heiraten, aber sie weigerte sich und wurde tief religiös. Sie brachte sich selbst bei, die Bibel und andere christliche Schriften zu lesen. Mit 18 schloss sie sich einer besonderen Gruppe von Frauen im dominikanischen Orden an und kümmerte sich um die Kranken und Armen.
Während der schwarzen Pest unterstützte und tröstete Katharina viele Menschen, die von dieser gefürchteten Krankheit betroffen waren. Sie erreichte es, eine Reihe von Nicht-Christen zur Kirche zu bekehren, einschließlich wichtiger Beamte in Siena, Pisa und Florenz. Als Reformatorin kritisierte sie öffentlich hohe Geistliche in ihrem Streben nach Macht und Wohlstand und die Unterdrückung der Armen. Katharina korrespondierte rege mit Mitgliedern der königlichen Familien in ganz Europa, um Gewalt und Ungerechtigkeit zu bekämpfen.
Bis 1868 existierten über 40 Biografien über Katharinas Leben. Zu dieser Zeit schrieb die berühmte englische Schriftstellerin Josephine Butler einen detaillierten Bericht über das Leben und die Werke dieser bemerkenswerten kirchenfrau. Das Buch hieß Catherine of Sienaund enthielt viele Berichte über Heilungen, die von Beobachtern aufgezeichnet wurden, die Katharina auf ihren Missionsreisen begleiteten.
Die folgenden Heilungsberichte stehen in dieser Biographie. Der erste Bericht enthält die Heilung von Katharinas Mutter, die von den Ärzten aufgegeben war und im Sterben lag.
Dann wurde Lapa [Katharinas Mutter] krank und war dem Tode nahe. Sie war eine wahre und einfach gesinnte Christin, aber sie liebte das Leben innig und rebellierte gegen den Gedanken des Sterbens. Sie bat ihre Tochter für sie die Gnade eines längeren Lebens zu gewinnen. Als Katharina sah, dass ihre Mutter so weit davon entfernt war, sich dem Willen Gottes zu ergeben und zu sehr den irdischen Dingen hingegeben war, zog sie sich auf ihr Zimmer zurück und betete ernsthaft, dass ihre geliebte Mutter leben möge und mehr auf das Reich Gottes vorbereitet werden möge. Die Ärzte hatten bereits verkündet, dass sich Lapas Krankheit jenseits einer Genesung befand. Aber sie erholte sich und lebte bis in ihr neunzigstes Jahr. Josephine Butler, Christian of Siena, S. 94, zitiert in Frank C. Darling, Christian Healing in the Middle ages and Beyond (Ruskin, Florida, 1999) S. 158-9.
Der nächste kurze Absatz berichtet, wie Katharina das Leben eines Geistlichen wiederherstellt, der ein guter Freund und Mentor war und von der Pest befallen war. In diesem Auszug betont Katharina, wie jede Heilung im Christentum dadurch erreicht wird, dass sich das Gebet des Heilers auf die Macht Gottes stützt.
Vater Raymond ... erinnert sich, wie er selbst durch übermäßige Anstrengungen in der pestgeplagten Stadt von dieser Krankheit befallen wurde und sich zu Katharinas Haus geschleppt hat, wo er nicht länger aufrecht stehen konnte und zusammenbrach. Er lag dort halb bei Bewusstsein bis Katharina von ihrem Tagewerk zurückkam. Er erinnert sich, wie sie ihre beiden reinen Hände auf seine Stirn legte und so im Gebet eineinhalb Stunden verharrte; wie er in einen friedevollen Schlaf fiel und in vollkommener Gesundheit erwachte. Sie sagte zu ihm: „Geh jetzt und arbeite für die Erlösung der Seelen und gib dem Herrn Dank, der dich aus dieser großen Gefahr errettet hat.” Ebd., S. 162.
Auf der Reise vom päpstlichen Hof in Avignon nach Toulon heilte Katharina ein Kind, das dem Sterben nahe war. Dieser Vorfall zeigt ihren weitverbreiteten Ruf als wirksame Heilerin.
[Katharina] und ihre Begleiter kamen dort [in Toulon] gegen Abend an, wo sie sich sofort auf ihr Zimmer zurückzog um zu beten, wie es ihre feste Gewohnheit zur Abendstunde war ... Sie waren noch keine Stunde dort, als sich eine große Menge Frauen um die Tür des Gasthofes versammelten und fragten, wo die Heilige aus dem päpstlichen Hof sei...
Eine der Frauen, die sehr müde und erschöpft aussah, trug in ihren Armen ein krankes Baby, ein armseliger Anblick, aber ihr Schatz. Sie flehte die Freunde Katharinas an, das Kind auf ihre Arme zu nehmen und zu heilen. „Denn,” sagte sie, „sie hat die Kraft Gottes und kann Krankheiten heilen. Sie kann mir mein Kind, das im Sterben liegt, wieder gesund machen.” ...
Die Mutter drängte nach vorne und Katharina nahm voller Erbarmen das Kind auf ihre Arme. Wie sie es an ihre Brust drückte, betete sie innig und mit Tränen zu dem der sagte: „Lasset die Kindlein zu mir Kommen.” In diesem Moment erwachte das Kind wieder zum Leben und die ganze Stadt war Zeuge dieser schnellen Rückkehr zu Gesundheit und der Freude der armen Mutter. Ebd., S. 163.
Während ihres ganzen Lebens übte Katharina einen wichtigen Einfluss auf eine neue Bewegung innerhalb der Kirche aus, die sich mit der inneren Suche nach Gott beschäftigte. Diese reformistische Entwicklung trachtete danach, zu den Lehren des Neuen Testaments zurückzukehren und die Bedeutung von Dogma und Ritus zu reduzieren. Ein bedeutender Historiker beschrieb diesen Wandel als ...
... das Streben nach der direkten Persönlichen Verbindung mit Gott, sei es durch die gefühlsmäßige Vereinigung der Seele mit Gott oder durch die Pflege des inneren Lebens ... Es herrschte auch weitverbreitet die Überzeugung, dass der Erneuerung von Kirche und Gesellschaft die Persönliche religiöse Erneuerung zugrunde lag: eine Religion der wahren Einkehr und nicht eine bloße Übereinstimmung mit äußeren Riten und Zeremonien. Williston Walker, et. al., A History of the Christian Church, Vierte Auflage, (New York, 1985), S. 359.
Katharinas Heilungswerke im 14. Jahrhundert begannen die lange Tradition in der christlichen Kirche zu ändern, die Heilung fast ausschließlich auf Männer begrenzte. In einer relativ kurzen Zeitspanne bewirkte sie so viele beeindruckende Heilungen wie manche männliche Heiler in vergangenen Jahrhunderten. Katharina setzte, mehr als ihr bewusst wurde, ein Beispiel für wahre weibliche Führerschaft. Sie trug auch dazu bei, die heilende Mission Jesu wieder lebendig zu machen, so wie es eine zunehmende Anzahl von Frauen seit dem 19. Jahrhundert begonnen hat.