Der Herold veröffentlicht jeden Monat verschiedene Anmerkungen und Kommentare zu Bibelzitaten, um die vielseitigen Möglichkeiten um die Bibel zu erforschen aufzuzeigen. Die Zitate sind der Lutherbibel (revidierte Ausgabe 1984) entnommen.
Ein Mann aber mit Namen Hananias ... verkaufte einen Acker, doch er hielt ... etwas von dem Geld zurück und brachte nur einen Teil und legte ihn den Aposteln zu Füßen. Petrus aber sprach: ... Hättest du den Acker nicht behalten Können ...? Und konntest du nicht auch, als er schon verkauft war, noch tun, was du wolltest? ... Du hast nicht Menschen, sondern Gott belogen. Als Hananias diese Worte hörte, fiel er zu Boden und gab den Geist auf. (Apg 5:1-5)
„Dise Geschichte ist ein Beispiel dafür, von einer wie großen, beinahe hartnäckig zu nennenden Aufrichtigkeit die Bibel erfüllt ist. Nichts hätte näher gelegen, als diesen Bericht auszulassen, weil er ein Beweis dafür ist, dass es selbst in der ersten Gemeinde sehr unvollkommene Christen gab. Doch die Verfasser der Bibel lehnen es ab, ein idealisiertes Bild von irgendwelchen Geschehnissen zu zeichnen. ...
In gewissem Grade ist diese Geschichte sogar ermutigend, zeigt sie uns doch, dass die Gemeinde selbst in ihren größten Tagen ein Gemisch von Gut und Böse darstellte. Wir tun gut daran, uns zu vergegenwärtigen, dass es überhaupt keine Kirche gäbe, wenn sie eine Gemeinschaft vollkommener Menschen wäre.” (Barclay)
In dem Buch Die Schriftrollen von Qumran (S. 140, 142) wird die dort lebende Gemeinschaft beschrieben und es werden „verblüffende Ähnlichkeiten zwischen frühchristlichem Gedankengut und jenem dieser Urkunden” aufgezeigt. Es heißt dort u. a.: „Ein Teil des Besitzes des Bewerbers ... wurde Gruppen-Eigentum: eine Praxis, die auch in der Apostelgeschichte des NT beschrieben wird.”
„Nicht die Tatsache, dass [Hananias] Geld vom Verkauf seines Grundstückes für sich behielt, war die Sünde. [Er hätte] das ruhig tun können ... Die Sünde lag in der Heuchelei. ...
Als Hananias das Geld bringt, durchschaut ihn Petrus. ... Es geht nicht um eine der vielen Unwahrhaftigkeiten, die unaufhörlich zwischen Menschen vorkommen. Hier ist Furchtbares geschehen. Hananias weiß doch, dass der Heilige Geist in der Gemeinde wohnt und die Apostel erfüllt. So tastet er mit seiner Lüge den Heiligen Geist und darin den gegenwärtigen Gott selber an. ...
Petrus selbst hat nur den Tatbestand der Schuld ausgesprochen und Kein Urteil gefällt. ... Aber das Wort des Apostels, das für Tausende von Sündern zum Lebenswort geworden war, wird hier zum Todeswort.” (WStB)
Da redete Jesus abermals zu ihnen und sprach: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben. (Joh 8:12)
„Dieser Abschnitt setzt die Rede Jesu [in] Kap. 7 [Jesus auf dem Laubhüttenfest] fort und richtet sich daher an dieselben Zuhörer. Jesus verwendet jetzt die Analogie des Lichts ... (BKB)
„Eine der beeindruckendsten Riten beim Laubhüttenfest war das Anzünden des goldenen Leuchters. Das Licht von diesem Leuchter war angeblich so hell, dass es jeden Hof in Jerusalem erleuchtete. Es ging also um ein Fest des Lichtes. Aber auch das Gesetz hielt man für ein Licht (Psalm 119:105; Sprüche 6:23).
Doch sind weder die Riten noch die heiligen Schriften das wahre Licht. Gott war das Licht seines Volkes (Psalm 27:1). Jesus war darum gekommen, die Aufmerksamkeit der Menschen von den Schattenbildern weg auf die Realität hin zu lenken — auf die persönliche Gegenwart Gottes in ihrer Mitte. Es sollte das Schicksal des Knechtes Jahwes sein, den Heiden ein Licht zu werden (Jesaja 49:6). Das, Licht des Lebens’ (Vers 12) wird nicht denen gegeben, die voller Bewunderung zuschauen, sondern denen, die mit der Nachfolge ernst machen.” (HdE)
„Der Ausdruck das Licht des Lebens besagt zweierlei. Im Griechischen bedeutet es entweder das Licht, das von der Quelle des Lebens ausgeht, oder das Licht, das den Menschen Leben gibt. An dieser Stelle ist beides zugleich gemeint. Jesus ist das Licht Gottes, das zu den Menschen gekommen ist; und Jesus ist das Licht, das den Menschen Leben schenkt. Wie die Blumen ohne Sonnenlicht nicht erblühen, so kann auch unser Leben sich nicht in voller Schönheit und Barmherzigkeit entfalten, wenn wir nicht vom Strahl des Lichtes erfasst werden, das von dem gegenwärtigen Christus ausgeht.” (Barclay)
Der Herr Zebaoth sprach: Richtet recht, und ein jeder erweise seinem Bruder Güte und Barmherzigkeit, und tut nicht Unrecht den Witwen, waisen, Fremdlingen und Armen ... (Sach 7:9,10)
Sacharja war „ein Visionär ... Er fasste die Botschaft mancher der früheren Propheten zusammen und richtete den Blick auf Ereignisse einer fernen Zukunft. Einige seiner Messiasverheißungen sehen wir als Christen im Leben Jesu erfüllt.” (HzB)
„Die Botschaft der alten Propheten hat gegenüber der Zeit des Sacharja — und auch im Blick auf unsere Generation — nichts an Dringlichkeit und Gegenwartsnähe verloren ... Gottes Wesen soll sich im Verhalten der Glieder des Volkes Gottes untereinander widerspiegeln. Wahrhaftiges, unparteiisches Urteil — Vorurteilslosigkeit — und herzliche Freundlichkeit sollen den Stil des Umgangs miteinander prägen. Weil die Glaubenden die unerschöpfliche, helfende Liebe Gottes erfahren, in der er seinem Volk die Treue hält, sollen sie sein Erbarmen an ihre Nächsten weitergeben. Güte und Barmherzigkeit, d. h. Liebe und Erbarmen sollen nicht nur die Gesinnung formen, sondern auch zum Tun anleiten, das sich gerade den Schwächsten helfend zuwendet ... Die Versuchung muss groß gewesen sein, wirtschaftliche Macht und gesellschaftlichen Einfluss zum Schaden des Schwächeren zu missbrauchen. Immer wieder begegnen uns im AT die Mahnungen Gottes, den rechtlich und sozial Benachteiligten wirksam zu helfen. Das hat Gott schon in den Bestimmungen des mosaischen Gesetzes festgelegt, und die Propheten haben immer wieder mit Nachdruck darauf hingewiesen. ... In das Gebot der Nächstenliebe (3. Mo 19:18) ist die Fürsorge für den Heimatlosen, der Schutz und Hilfe braucht, wie selbstverständlich eingeschlossen ... Und auch der Arme, der über keinen Grundbesitz verfügt — ganz gleich, ob seine Armut nun selbstverschuldet ist oder nicht — darf in seiner Bedürftigkeit nicht übersehen werden ...
Über den großen endgeschichtlichen Perspektiven dürfen wir nie die praktischen Forderungen des Wortes für unser Leben heute vergessen, auch wenn sie uns manchmal unbequem sind.” (WStB)
Unser Bürgerrecht aber ist im Himmel; woher wir auch erwarten den Heiland, den Herrn Jesus Christus ... (Phil 3:20)
„Das Wort, politeuma’ bezeichnet sowohl das Bürgerrecht als auch das Gemeinwesen, den Staatsverband, in dem man Bürgerrecht hat. Gern wird das Wort auch gebraucht, um eine Kolonie von Ausländern zu bezeichnen.” (WStB)
„Dieses Bild verstanden die Philipper. Philippi war römische Kolonie. ... Die römischen Kolonien waren dadurch gekennzeichnet, dass sie gewissermaßen Rom im kleinen verkörperten. ... Selbst an den äußersten Grenzen der damaligen Welt blieben die Kolonien unverwechselbar und unwandelbar römisch. Paulus sagt also den Philippern:, Wie die römischen Kolonisten niemals vergessen, dass Rom ihre Heimat ist, so dürft ihr nie vergessen, dass eure Heimat der Himmel ist; und dementsprechend müsst ihr euch auch verhalten.'” (Barclay)
„Wir ahnen bei unserer allzu gewohnten und allzu stimmungsvollerbaulichen Sprache gar nicht mehr, wie aktuell, der politisch-geschichtlichen Sphäre entnommen, die Sprache des Neuen Testaments war. Hier steht das Wort, sotér’. Wir kennen es in der Übersetzung, Heiland’. In dieser Übersetzung ist es ein zu kleines, nur gemütvoll-frommes Wort geworden. Im Grauen der Bürgerkreige, in der Zersetzung aller bisherigen Lebensformen, in hoffnungslosen Wirren sehnte sich eine erschütterte Welt nach dem, Sotér’, nach dem, Retter’. ... Dieses ganze Sehnen und Denken der Zeit muss man recht lebendig vor Augen haben, wenn man verstehen will, was die Empfänger dieses Briefes unwillkürlich mithörten ... „ (WStB)
Abkürzungen:
Barclay = William Barclay, Auslegung
des Neuen Testaments
BKB = Brockhaus, Kommentar zur Bibel
HdE = Handbuch der Evangelien
HzB = Handbuch zur Bibel
WStB = Wuppertaler Studienbibel