Schon von frühester Kindheit an war ich ein begeisterter Hockeyspieler. Mit neun Jahren wurde ich zum Torwart unserer Mannschaft gewählt. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie mein Vater und ich im Winter immer auf den See hinter unserem Haus gingen, um Tore zu schießen.
Ich möchte euch heute von einer tollen Erfahrung berichten, die ich dieses Jahr als Torwart der „Falmouth High School Yatchsmen” während der Hockey-Endausscheidungskämpfe für West-Maine hatte. Das Turnier fand im „Cumberland County Civic Center” statt, dem größten Stadion der Stadt Portland und Umgebung.
Gegen die gegnerische Mannschaft hatten wir letztes Jahr das Endspiel in der zweiten Verlängerung verloren. Nun stand also das Rückspiel bevor. In dieser Saison hatten wir bereits zweimal gegen sie gewonnen, und unsere Mannschaft war die beste von Maine. Ihr könnt euch bestimmt vorstellen, wie viel für uns auf dem Spiel stand!
Ich wollte mein Bestes geben. Daher rief ich vor dem Turnier einen Christian Science Praktiker an und bat ihn für mich zu beten. Ich fühlte mich nämlich ungeheuer unter Druck. Als Torwart bist du ja während der gesamten Spielzeit auf dem Eis. Wenn du einen Fehler machst und ein Tor durchgehen lässt, dann sind alle Augen auf dich gerichtet. Der Torwart trägt eine große Verantwortung.
Aus diesem Grund gehe ich immer mit Gott auf die Eisfläche, d. h., ich unterhalte mich mit Ihm. Zum Beispiel so: „Lieber Gott, jetzt geht's los. Ich spiegele dich wider. Ich weiß, dass ich Kraft und Beweglichkeit, Schnelligkeit und Reaktionsvermögen von dir bekommen habe. Du gibst mir alles, was ich brauche, um ein ausgezeichneter Torwart zu sein, denn ich bin dein geliebtes Kind.” Das meine ich damit, wenn ich sage, dass ich mit Gott aufs Eis gehe. Ich tue nichts von mir selber.
Der große Tag war da! Ich verspürte keine Nervosität, als ich die Eisfläche betrat, nur eine freudige Erwartung. Das Spiel verlief echt gut, und unter den 5000 bis 6000 Zuschauern herrschte eine Superstimmung.
Gegen Ende der dritten Spielzeit stand es immer noch 0:0 unentschieden. Das war erstaunlich. Und es blieben weniger als zwei Minuten zu spielen. Die andere Mannschaft griff wieder an und schoss auf mein Tor. Es gelang mir jedoch den Schuss zu halten, und der Puck schlitterte gegen die Seitenwand. Unser Mannschaftskapitän und Verteidiger, der in der Nähe des Tornetzes stand, machte eine Bewegung, bei der er das Tornetz aus der Verankerung riss. Strafstoß für die andere Mannschaft!
Ich kannte den Spieler, der den Strafstoß ausführen würde, recht gut. Ich verfolgte jede seiner Bewegungen, als er sich mir näherte und versuchte, mich vom Tor wegzulocken. Doch ich zögerte. Da setzte er zum Schuss an. Ich warf mich auf den Boden, um den Puck mit meinem Körper abzufangen. Doch der Puck sauste zwischen meinen Beinen hindurch, direkt ins Tor hinein.
Eine Welt brach für mich zusammen. Wir hatten das Spiel 0:1 verloren. Auf der Tribüne tobten die Fans.
Als ich später allein in der Umkleidekabine saß, dachte ich: „Warum hat Gott mich hängen gelassen?” Den ganzen Abend über fühlte ich mich sehr deprimiert und ratlos.
Am nächsten Tag sagte meine Mutter zu mir: „Bleib doch zu Hause. Keiner aus deiner Mannschaft geht heute in die Schule.” Aber irgendwie fühlte ich mich veranlasst, trotzdem am Unterricht teilzunehmen.
Meine Mutter hatte Recht gehabt: Meine Mitspieler waren alle zu Hause geblieben. Mit gemischten Gefühlen betrat ich die Schule. Bestimmt würde man mir die Schuld an der Niederlage geben, dachte ich. Doch was dann geschah, ist unbeschreiblich: Von allen Seiten kamen Schüler und Lehrer auf mich zu, um mir die Hand zu schütteln oder mich zu umarmen. Ich hätte echt gut gespielt, sagten sie. Einige der Schüler, die mir gratulierten, kannte ich nicht einmal. Es war, als ob ich auf einer Wolke von Wohlwollen schwebte. Dieser liebevolle Empfang lehrte mich eine wichtige Erkenntnis: Ein Spiel zu verlieren bedeutet noch lange nicht, es nicht zu gewinnen. Gewinnen heißt, liebevoll und verständnisvoll miteinander umzugehen, mit den anderen Mitspielern und mit allen Menschen.
Ich habe an jenem Tag meine Mitschüler, Lehrer und Freunde mit ganz neuen Augen gesehen und eine hilfreiche Lektion in Sachen Demut gelernt. Diese Erfahrung bedeutete mir viel mehr als jeder Eishockeysieg. Ich war tief beeindruckt. Auf Gott kannst du dich einfach immer verlassen!