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Göttliche Hilfe am Rande eines Wasserfalls

Aus der August 2002-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wenn mein Mann und ich neue Kräfte tanken wollen, schnallen wir uns gewöhnlich den Rucksack auf den Rücken und machen uns in die Berge auf. Vor einigen Jahren gingen Don und ich nach Swasiland. Mit unserem Freund Andrew wollten wir den NkomatiFluss entlang wandern und dann am Nebenfluss Malolotja flussaufwärts bis zu den Malolotja-Fällen. Andrew war Ingenieur und hatte einen Arbeitsvertrag mit der Stadt Mbabane. Bei einer seiner vielen Reisen in das Land hatte er den Wasserfall entdeckt und von oben bewundert. Seine Abenteuerlust hatte den Ausschlag zu dieser Wanderung gegeben, denn er dachte, es wäre toll, den Wasserfall von unten zu sehen. Am zweiten Tag unternahmen wir kurz nach Sonnenaufgang eine Erkundungstour, damit wir die Entfernung und die Richtung einschätzen konnten.

Wir waren bei bester Laune und bewunderten die Schönheit der Wildnis. Anstatt uns an den Flusslauf zu halten, wanderten wir über einige Berge und durch Täler. Am frühen Nachmittag erreichten wir eine große Ebene. In der Ferne sahen wir, wie sich der Malolotja durch die Eben wand und dann in den Bergen verschwand.

Wir hatten fast sieben Stunden gebraucht, um diesen Punkt zu erreichen. Das Gelände war sehr bergig gewesen und stellenweise mussten wir uns durch dickes Gestrüpp durchkämpfen. Wir hatten keine Ahnung, wie weit es bis zum Wasserfall war. Das Beste war wohl, umzukehren und zum Lager zurückzugehen. Es war heiß und schwül. Wir dachten, es wäre schön, in unseren Wanderschuhen im Fluss abwärts zu waten, und so machten wir uns zum Fluss auf. Schon kurz danach befanden wir uns in einer engen Schlucht mit steilen Felswänden auf beiden Seiten. Das sonst flache Wasser war von hohen Felswänden eingeengt und reichte uns bis an die Schenkel. Es war reißend und hatte Strudel. Und das Geräusch von fallendem, brodelndem Wasser wurde immer lauter. Als wir um eine Biegung kamen, sahen wir zu unserer Überraschung das Wasser vor uns in einen Abgrund hinabstürzen. Wie aus der Ferne konnten wir das Wasser im Auffangbecken unter uns rauschen hören. Wenn wir auch nicht den Malolotja-Wasserfall gefunden hatten, so waren wir doch auf einen anderen eindrucksvollen Wasserfall gestoßen.

Andrew und Don erklommen mühelos die Felswand und sprangen auf einen Felsen, um eine bessere Sicht zu bekommen. Ich kletterte ihnen nach, trat auf einen nassen Stein und glitt aus. Huch! Meine Beine gingen hoch und ich wurde schnell auf dem Bauch zum Wasserfall hingetragen. Blitzartig überkam mich eine riesige Furcht. Aber sofort schoss mir ein Gedanke durchs Bewusstsein: GOTT! und dann schrie ich in rascher Folge: „Hilfe! Hilfe! Hilfe!” Ich schlug wild mit den Armen um mich und traf einen Felsen, der im Wasser lag. Als ich an ihm entlanggeschwemmt wurde, fanden meine Finger einen engen Spalt. Ich hielt mich fest. Wie beim Tauziehen zog die kräftige Strömung an meinen Füßen — nur wenige Meter vom Rand des Wasserfalls. Dann griffen starke Arme mich an meinen Handgelenken. Andrew und Don zogen mich auf den Felsen hoch.

Während ich meine Fassung zurückzuerlangen suchte, schaute ich mich um. Der Felsen war so glatt wie eine Eierschale. Der einzige Halt war die Spalte, die meine Finger gefunden hatten. Auf dem Weg zum Auffangbecken traf das hinunterstürzende Wasser auf mehrere scharfe Steine.

Andrew kletterte höher, um zu sehen, ob wir den Steilabfall umgehen konnten. Ich war noch benommen und seelisch angeschlagen. Jedes Mal wenn ich hinunterschaute, überkam mich ein heftiger Schwindel. Nichts konnte mich von meinem Platz auf dem Felsen wegkriegen. Es war klar, dass mein Denken von seinem Platz wegbewegt werden musste. Don erkannte, was ich brauchte, und er nahm meine Hand und fing an ein Kirchenlied zu singen:

Kraft, Freude, Friede, holde Gegenwart,
Die schützend birgt, was noch
des Werdens harrt,
Liebreich des Nestlings zagen
Flug bewacht:
Dein Fittich trag empor mein
Kind heut Nacht! (Christian Science Liederbuch, Nr. 207)

Mit zitternder Stimme und etwas falsch sang ich die nächste Strophe mit.

Ich merkte, wie die Spannung von mir wich. Ich hielt Dons Hand nicht mehr so verkrampft fest. Mich überkam eine Welle von Gottes mütterlicher Liebe und ich fühlte mich sicher und wieder in guter Stimmung. Freide, Freude und Kraft erfüllten mein Bewusstsein. Ich wusste meinen besorgten Mann und Freund doppelt zu schätzen. Aber noch dankbarer war ich für Gottes große Liebe und Seinen Schutz.

Andrew kam von seinem Erkundungsgang zurück. Er sagte, da wir keine Kletterausrüstung hätten, sei's das Beste, denselben Weg zurückzugehen. Ich war jetzt bereit, von meinem Felsen in den Fluss hinunterzurutschen. Don und Andrew hatten zwar ein wachsames Auge auf mich und hielten mich bei der Hand, doch ansonsten fühlte ich mich wieder frei. Und ich war auch überzeugt, dass Gottes Arm uns alle umfangen hielt.

In der stillen Einsamkeit am Abend im Zelt zog ich Bilanz aus den Geschehnissen des Tages. Ich war versucht, die schrecklichen Augenblicke und was alles hätte passieren können, noch einmal in Gedanken zu durchleben. Doch was würden Emotionalität und Furchtgedanken nützen? Wollte ich mir meine Freude an der Natur — an den Flüssen und Bergen und Wäldern — durch begrenzenden, schwächenden Terror nehmen lassen? Nein. Ich musste an der Klarheit festhalten, die mir das Kirchenlied vermittelt hatte, nämlich dass ich an Gottes unendlicher, sanfter Gegenwart, an Seinem Frieden und Seiner Freude und Macht teilhabe, weil ich sie widerspiegele. Das war mein unveräußerliches Recht, mein Erbe als Gottes geliebtes Kind. Während ich über diese geistige Wahrheit nachdachte, fiel mir ein Vers aus Jesaja ein: „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit” (41:10).

Das war eine tröstende Botschaft, die jetzt zu meinem „spirituellen Gepäck” gehört, wenn Don und ich uns mit unseren Rucksäcken in die Wildnis aufmachen. Diese Botschaft hält mein Denken auf Gottes allgegenwärtige, stets verfügbare Fürsorge gerichtet. Sie erhält meine Energie und gibt mir Auftrieb. Meine Wertschätzung und Freude sind konstant.



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