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Mary Baker Eddy — für die Welt

Veranstaltung am Dienstag

Aus der Oktober 2003-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In dieser Podiumsdiskussion über die Mary Baker Eddy Bibliothek wurde über M. B. Eddys Leben gesprochen, ihre Liebe zu uns und zur Menschheit. Es moderierte aus Berlin.

Annette Kreutziger-Herr: Europa hat ein reiches Erbe in seinen Bibliotheken und in diesem Geist begrüßen wir diese neue Bibliothek.

: Vor genau einem Jahrhundert, im Jahr 1903, sind viele interessante Dinge geschehen. Mrs. Eddy wandte sich vor hundert Jahren in einem Schreiben an die Teilnehmer des Kommunions-Gottesdienstes und der Jahresversammlung. Diese Versammlung war das internationalste Treffen, das bis dahin in der Christian Science Bewegung stattgefunden hatte. Die Leute kamen nach Boston aus Melbourne und Sydney, Australien. Sie waren wochenlang auf Schiffen unterwegs. Sie kamen aus Europa, aus Frankreich, England, Irland und aus Kanada. Sie reisten mit dem Zug aus Kalifornien an. Insgesamt kamen etwa 12 000 bis 13 000 Leute nach Boston.

: Mrs. Eddy hat eine Botschaft an alle geschickt und gesagt, man solle nicht davon ausgehen, dass sie auf diesem Treffen zu ihnen sprechen würde. Doch als der Gottesdienst zu Ende ging, ließ sie jemand eine Ansprache verlesen. Am Ende lud sie die Teilnehmer für den nächsten Tag zu sich nach Hause ein — nach Pleasant View in Concord, New Hampshire, das 90 Kilometer nördlich von Boston liegt.

Manchester: Bei der heutigen Präsentation werden wir auch sozusagen Mary Baker Eddy besuchen. Auch dies ist ein einmaliges internationales Treffen. Und wir werden sie besuchen durch ihre Briefe und sonstige Dokumente.

Kreutziger-Herr: Mrs. Eddy sagt, dass sie „ungesehen auf ihrem Posten” bleibt. Heißt das nicht, dass sie gern unsichtbar geblieben wäre?

Pitts: Ja, das ist eine ganz wichtige Frage. Und die Mary Baker Eddy Bibliothek kann diese Frage auch beantworten.

Manchester: Sie erinnern sich vielleicht, dass Mrs. Eddy von Boston wegzog, um die 50. Ausgabe ihres Buches Wissenschaft und Gesundheit zu schreiben. Sie hat ihren Unterricht aufgegeben und das Metaphysische College von Massachusetts geschlossen. Sie hat ihre Kirche aufgelöst. Alles nur, damit sie sich auf diese große Revision konzentrieren konnte. Wir lesen manchmal Wissenschaft und Gesundheit und denken, es sei alles auf einmal entstanden. Aber das Buch hat sich über einen Zeitraum von fast 40 Jahren entwickelt.

Pitts: Sie hat auch Material für ein neues Buch zusammengetragen — für ihre Autobiografie, Rückblick und Einblick. Es ist interessant, dass sie, obgleich sie sehr zurückgezogen lebte, damals über ein Buch über sich selbst nachdachte. Sie hat erkannt, dass in der Öffentlichkeit ein Bedarf besteht, mehr über sie zu erfahren.

Kreutziger-Herr: Im 19. Jahrhundert eine Autobiografie zu schreiben — das war ja sehr mutig für eine Frau, das zu machen, nicht wahr?

Pitts: Unbedingt. Im 19. Jahrhundert wäre es in Amerika akzeptabel gewesen Gedichte oder Romane zu schreiben, vielleicht auch das alltägliche Leben in einem Tagebuch niederzulegen. Aber dass eine Frau über wichtige Themen wie Wissenschaft, Theologie oder Medizin schrieb oder dann über sich selbst als Entdeckerin eines neuen Heilsystems, das war etwas außerordentlich Ungewöhnliches.

Kreutziger-Herr: Es gibt mehrere Autobiografien von europäischen Autorinnen. Zum Beispiel Meine Lebensgeschichte von Fanny Lewald (1861) und die Autobiographie von George Sand (1854), die Freundin von Frederic Chopin. Ich selbst habe besonders gern Regula Engels Autobiografie von 1821, Frau Oberst Engel, gelesen. Diese Texte haben alle mit dem Leben von Frauen zu tun, aber sie behandeln nicht die Themen, die Mary Baker Eddy behandelt hat.

Manchester: Mary Baker Eddy hatte eine Rolle übernommen, die eigentlich Männern vorbehalten war. Die Leute spekulierten über vieles hinsichtlich ihrer Rolle und ihres Heilsystems. Der Klerus zum Beispiel sah sich ihre Ideen an und sagte, sie seien unchristlich und stimmten nicht mit der Bibel überein. Ärzte und Wissenschaftler nahmen ihr Heilsystem unter die Lupe und sagten, es sei unwissenschaftlich.

Und als die Heilpraxis wuchs und die Beweise für diese Heilungen zunahmen, konnte man es nicht länger leugnen, dass es da etwas gab, was wirkte. Doch dann gab es neue Herausforderungen.

Pitts: Richtig. Es kamen Behauptungen auf, Mrs. Eddy hätte Christian Science gar nicht entdeckt. Sie hätte die Ideen von Phineas Quimby gestohlen, einem Magnetismus-Heiler aus Portland, Maine. Mrs. Eddy hat im Christian Science Journal vom Juni 1887 einen Artikel veröffentlicht, der hieß „Mind-Healing History” [Die Geschichte des Gemüts-Heilens] und wies die Behauptungen zurück.

Manchester: Dieser Artikel zeigt, dass Mrs. Eddy sehr viel Wert darauf legen musste, dass die Geschichte von Christian Science, aber auch die Geschichte ihres Lebens akkurat wiedergegeben wurde. Sie war im Grunde eine bescheidene Frau, aber sie sah jetzt ein, dass ihre Rolle und die Fakten über ihre Lebensgeschichte klargestellt werden mussten.

In Wissenschaft und Gesundheit sagt sie: „Die Verfolgung all derer, die etwas Neues und Besseres über Gott gesagt haben, hat nicht nur das Licht der Jahrhunderte verdunkelt, sondern es war auch für die Verfolger verhängnisvoll. Warum? Weil ihnen dadurch die wahre Idee, die sich ihnen zeigte, verborgen blieb” (S. 560).

Kreutziger-Herr: Ich finde es interessant, dass hier von Licht und Leben gesprochen wird.

Pitts: Aus ihren Briefen und Schriften ist zu ersehen, dass dieses Thema sehr weit greift. Und da beginnt man wirklich zu verstehen, dass es nicht um eine Amerikanerin geht, die sich Gedanken macht, wie die Welt sie persönlich sehen könnte. Es geht vielmehr um das Licht von Christian Science, das nicht verdunkelt werden darf durch einen Schatten, der auf die Entdeckerin und Gründerin dieses Heilsystems geworfen wird.

Manchester: Dieses Thema Licht und Leben ist Ihnen wahrscheinlich bekannt. Auch letztes Jahr auf der Jahresversammlung ging es darum. Und es geht auf eine Erklärung zurück in einem Schreiben an ihren Schüler Edward Kimball im Jahr 1893. Sie sagt da: „Wenn die Welt mich in meinem wahren Licht und Leben verstünde, so würde das mehr für unsere Sache tun, als sonst irgendetwas es könnte. Das erkenne ich an der Tatsache, dass der Feind intensiver versucht, diese beiden Dinge vor der Welt verborgen zu halten, als irgendwelche anderen Punkte zu gewinnen. Auch Jesu Leben und Charakter wurden, als sie zuerst erschienen, auf ähnliche Weise behandelt. Und es tut mir leid zu sehen, dass sich treue Schüler dieser großen Forderung nicht bewusster sind und Maßnahmen ergreifen, um den Taktiken der Feinde entgegenzutreten” (L07433).

Kreutziger-Herr: Sie spricht da über einen Feind. Das ist jetzt keine Person, oder?

Pitts: Nein. Wenn sie in ihren Schriften von einem Feind spricht, da meint sie die mentale Opposition — in diesem Fall eine Opposition, die versucht die Welt davon abzuhalten, ihre Rolle zu verstehen.

Pitts: Sehen wir uns einmal einige Briefe an, die Mrs. Eddy 1899 an Vortragende schrieb — ein Jahr nachdem der Christian Science Vortragsrat eingerichtet worden war. Der erste Brief geht an William McKenzie. Und da schreibt sie: „Alles, was die Menschen brauchen, um [Christian Science] zu lieben und anzunehmen, ist die wahre Vorstellung von ihrer Entdeckerin. In dem Verhältnis, wie sie das erlangen, wird unsere Sache vorwärts schreiten” (L13046).

Manchester: Und hier ist etwas, was sie im selben Jahr zu Carol Norton, einem anderen Vortragenden, sagte: „ Ich danke Ihnen stets für Ihre solide Vorstellung von mir. Davon hängt mehr ab, als die Schüler, ja alle, sehen können. Ohne die richtige Vorstellung von mir beginnt es dunkel zu werden, bis die Nacht (Trennung) einsetzt und wir uns anscheinend trennen. Während der wahre Gedanke über ihre Führerin das Licht einlässt, selbst wenn sie nicht wissen, woher es kommt” (L02407).

Pitts: Schlagen wir Wissenschaft und Gesundheit doch einmal auf und sehen wir uns das Vorwort an. Da schreibt Mrs. Eddy über sich selbst: „Bevor sie dieses Werk Wissenschaft und Gesundheit schrieb, hatte sie ausführliche Aufzeichnungen von Bibelauslegungen gemacht, die niemals veröffentlicht wurden. Das war während der Jahre 1867 und 1868. Diese Bemühungen zeigen, wie vergleichsweise unwissend sie bis dahin noch der enormen Aufgabe des Lebens gegenüberstand und wie sie schrittweise schließlich zu deren Lösung gelangte; und sie bewertet diese Schritte, wie Eltern die Andenken an das Aufwachsen ihres Kindes schätzen, und sie möchte sie nicht geändert wissen” (S. ix). Ja, diese Bibelaufzeichnungen sind jetzt in der Bibliothek veröffentlicht worden. Sie hat fast 630 Seiten allein über das Buch der Genesis geschrieben. Und sie hat diese Aufzeichnungen ihr Leben lang aufbewahrt.

Manchester: Denken Sie sich eine Frau, die viel allein ist. Sie hat eine wichtige Heilung erlebt. Sie lebt in Pensionen, ist immer wieder umgezogen, kämpfte um ihr Überleben. Aber sie wird durch diese Offenbarung erleuchtet — durch diese tiefe Einsicht, die sie hatte. Sie hat sich dann in das Buch der Genesis vertieft, um zu begreifen, was sie eigentlich geheilt hat. Und sie versucht das zu artikulieren. In diesen Aufzeichnungen kann man ihr sozusagen über die Schulter schauen.

Hier ist ein Beispiel dafür. Auf Seite 3 der Aufzeichnungen heißt es: „Von den vielen, die nach Gott rufen, verlangen wir lediglich eine geduldige und unvoreingenommene Prüfung dieses Werks, eine aufrichtige und unparteiische Untersuchung der Heiligen Schrift, die diese Wissenschaft beinhaltet, damit sie die Last des Glaubens, der sie so leicht bedrängt, ablegen und mit Freude in dem Kampf laufen, der ihnen bestimmt ist” (A0900).

Pitts: Ich mag das sehr, denn es ermöglicht uns die Schritte eines Pioniers in einer neu entdeckten Wissenschaft nachzuvollziehen.

Manchester: Ja, viele arbeitsreiche Jahre waren das. Und sie hat alles aufbewahrt. Man kann sich vorstellen, wie sie es bündelte, in ihrer Truhe verstaute, damit umzog und alles bis zum Ende ihres Lebens aufhob.

Kreutziger-Herr: Gehen wir noch mal einen Schritt zurück in den Kontext des 19. Jahrhunderts. Es ist doch recht ungewöhnlich für eine Frau, die Heilige Schrift auszulegen, besonders das Buch der Genesis.

Pitts: Ja, auf jeden Fall. Die Bibel wurde damals als Autorität zitiert, um die Frauen in der Gesellschaft und der Kirche des 19. Jahrhunderts einzuschränken. Und die Geschichte von Adam und Eva wurde allgemein dazu benutzt, die Rolle der Frau als diejenige, die Kinder gebärt, und als Gehilfin des Mannes im Haus zu definieren. In den Vereinigten Staaten stützte man sich im 19. Jahrhundert sehr auf die Bibel. Die allgemeine Anschauung über das, was Frauen tun konnten — dass eine Frau nicht predigen oder in der Öffentlichkeit sprechen kann, dass sie nicht die gleichen Rechte hat wie der Mann und nicht ordiniert werden kann —, wurde dadurch geprägt.

Kreutziger-Herr: Zitate aus der Bibel wurden zum Beispiel auch dazu herangezogen, um die Sklaverei zu begründen.

Manchester: Ja, und enge Interpretationen der Bibel gingen sogar so weit, dass man in Südafrika die Apartheid rechtfertigte.

Pitts: Wir haben fast 40 persönliche Bibeln von M. B. Eddy, in denen sie Notizen am Rand angebracht hat. Und wenn Sie die Randbemerkungen lesen, sehen Sie, dass sie sich tagtäglich an die Bibel wendet. Sie schreibt manchmal sogar ein Datum neben die Bibelverse und erläutert dann, bei welchen Ereignissen sie sich an die betreffende Stelle gewandt hat.

Kreutziger-Herr: Und da ist ein Thema, das ebenso im Mittelpunkt von Wissenschaft und Gesundheit steht — nämlich Mrs. Eddys Suche nach Heilung und ihre Erforschung der Heilsysteme ihrer Zeit.

Manchester: Wenn man Wissenschaft und Gesundheit liest, stellt man fest, dass sie immer wieder Bezug nimmt auf die Heilsysteme des 19. Jahrhunderts. Der Grund dafür ist natürlich, dass sie die erste Hälfte ihres Lebens selber nach Heilung suchte. Sie erforschte die damalige Medizin. Wenn sie eine Behandlungsmethode im Detail beschreibt, dann tut sie das, weil sie wusste, worin diese Behandlung bestand.

Pitts: Einige Behandlungen im 19. Jahrhundert — die Medikamente, Aderlass usw. — waren sehr roh und grob. Damals gab es auch eine bekannte Alternativmethode in Amerika. Es war etwas, was 1825 nach Amerika gekommen war.

Kreutziger-Herr: Da ist Mary Baker Eddy den Deutschen dankbar. Es war nämlich Samuel Hahnemann aus Sachsen, der Ende des 18. Jahrhunderts ein System entwickelte, das man Homöopathie nannte. Sie kennen vielleicht den Slogan: „Weniger ist mehr.” Und der Slogan der Homöopathie ist, dass man „weniger, nicht mehr Medikamente” verabreicht. Die Grundtheorie ist die, dass die homöopathischen Medikamente wirksamer sind, je mehr man sie verdünnt.

Manchester: Mrs. Eddys zweiter Ehemann, Daniel Patterson, war es, der sie mit diesem Heilsystem bekannt gemacht hat. Sie hat sich dann viele Jahre eingehend mit der Homöopathie befasst. Was sie in der Homöopathie gelernt hat, war für sie ein wichtiger Schritt auf ihrem Weg. Es gab ihr Einsichten in die mentale Beschaffenheit von Krankheit.

Kreutziger-Herr: Aus dieser Perspektive kann man Mrs. Eddy als Pionierin im Bereich der Seele/Körper-Medizin bezeichnen. Aber dann hat sie entdeckt, dass das göttliche Gemüt, Gott, der einzige Heiler ist.

Pitts: Sie zeigt diese Jahre der Suche in der Medizin und erzählt, was sie dabei gelernt hat.

Ich lese noch eine Passage aus Wissenschaft und Gesundheit: „Meine Entdeckung, dass das irrende, sterbliche Gemüt — fälschlicherweise Gemüt genannt — den ganzen Organismus und alle Tätigkeit des sterblichen Körpers hervorbringt, regte mein Denken an neue Wege zu beschreiten und führte mich hinauf zu meiner Demonstration des Lehrsatzes, dass Gemüt Alles und die Materie nichts ist, als dem Hauptfaktor in der Wissenschaft des Gemüts” (S. 108).

Kreutziger-Herr: Wenn die Leute heutzutage Wissenschaft und Gesundheit in die Hand nehmen, wollen sie natürlich wissen, wer die Autorin war.

Pitts: Ja. Im letzten Jahrzehnt ist ja Wissenschaft und Gesundheit weiter verbreitet und von vielen neuen Leuten gelesen worden, und die wollen mehr über ihr Leben wissen. 1910 war Mary Baker Eddy eine der bekanntesten Frauen in Amerika. Das ist heute sicherlich nicht so. Aber das Interesse wächst.

Daher möchten wir einige Beispiele mit Ihnen besprechen, die die wachsende Anerkennung von Mrs. Eddy im letzten Jahrzehnt zeigt. Als Erstes möchte ich erwähnen, dass Mary Baker Eddy in die „National Women's Hall of Fame” aufgenommen wurde für den „unauslöschbaren Einfluss, den sie auf Gesellschaft, Religion und Journalismus ausgeübt hat”.

Manchester: Es gibt da ein amerikanisches Fernsehprogramm mit dem Titel Religion and Ethics News-weekly. Und die haben sich Gedanken gemacht über die einflussreichsten religiösen Führerpersönlichkeiten im 20. Jahrhundert. Und sie haben da 25 Persönlichkeiten herausgegriffen und zu diesen 25 gehörte Mary Baker Eddy. Auf dieser Liste standen so bekannte Persönlichkeiten wie Dr. Marin Luther King Jr., Papst Johannes Paul II., der Dalai Lama und auch Dietrich Bonhoeffer, den viele von Ihnen hier in Berlin kennen und lieben.

Pitts: Im letzten Herbst hat der US-Kongress eine von Senator Edward Kennedy gesponserte Resolution verabschiedet, die M. B. Eddys Errungenschaften und die Gründung der neuen Bibliothek würdigte. Im vergangenen Oktober gab es auf einer Friedenskonferenz von weiblichen Religionsführern in Genf zwei Präsentationen, die auf Mary Baker Eddy, ihre Ideen und ihr Leben Bezug nahmen.

Manchester: Diese öffentliche Anerkennung und das Bedürfnis mehr über sie zu erfahren waren natürlich ein wichtiger Gesichtspunkt bei der Gründung der Bibliothek. Ein anderer er war die Notwendigkeit, alle diese Unterlagen und Schriften für spätere Generationen zu erhalten und sie in einer Einrichtung unterzubringen, wo sie die bestmögliche archivalische Betreuung bekommen könnten. Und außerdem wollte man den urheberrechtlichen Schutz sicherstellen. Dadurch dass die Dokumente bis zum 1. Januar 2003 in einer öffentlichen Einrichtung untergebracht wurden, stehen sie nun für weitere 45 Jahre unter Urheberrechtsschutz.

Kreutziger-Herr: Ich frage mich, ob es nicht Leute gibt, die überlegen, ob Mary Baker Eddy es gewünscht hätte, dass alle ihre Unterlagen und Briefe veröffentlicht werden.

Pitts: Wenn Sie Mrs. Eddys Briefe und Schriften lesen, merken sie, dass sie wusste, dass ihre Geschichte eines Tages niedergeschrieben würde. Gegen Ende ihres Lebens diktierte sie ihrem Sekretär die folgende kurze Erklärung: „Was das Niederschreiben meiner Geschichte angeht, so sollte das nicht geschehen, solange ich hier auf der Erde bin” (L15492).

Sie hatte einen sehr umfangreichen Briefwechsel. Vom Sekretär wurde das alles geordnet und aufbewahrt. Und Mrs. Eddy hat die Leute gebeten ihr die Briefe, die sie ihnen geschrieben hatte, wieder zurückzuschicken. Sie hatte reichlich Gelegenheiten, über ihre Schriftstücke zu verfügen oder sie zu vernichten, aber das hat sie nicht gemacht.

Mary Baker Eddy hat in ihrem Testament Anweisungen hinterlassen, was ihr geistiges Eigentum und ihre Dokumente angeht. Und im Kirchenhandbuch hat sie die Verantwortlichkeit hinsichtlich ihres Vermächtnisses und ihrer Schriften beim Christian Science Vorstand gelassen. Und das ist nichts, was man in den letzten Jahren auf die leichte Schulter genommen hätte. Das kann ich selber bezeugen. Jedes Dokument, jeden Brief, jeden kleinen Zettel haben wir sorgfältig gelesen, darüber diskutiert, gebetet — manchmal wochenund monatelang —, bevor wir das dann veröffentlicht haben.

Manchester: Mrs. Eddy wusste, dass es der Nachwelt nicht helfen würde, wenn diese Dokumente verborgen blieben, als wäre da ein Geheimnis, das die Menschen nicht erfahren sollten. Das würde nur zu mehr Argwohn über ihr Leben führen.

Kreutziger-Herr: Offensichtlich hat sie vieles aufgehoben. Es ist interessant, dass sie die Aufzeichnungen über die Genesis aufbewahrt hat und das homöopathische Handbuch Jahr 's New Manual of Homeopathic Practice. Sie hat es nicht weggeworfen und gesagt: „Jetzt gehe ich einen anderen Weg und da brauche ich dies nicht mehr.”

Pitts: Die Mary Baker Eddy Bibliothek wurde eingerichtet, um dieses kontextuelle Verständnis ihres Lebens und ihrer Schriften zu unterstreichen und verfügbar zu machen.

Und es sind inzwischen schon viele Sucher zur Bibliothek gekommen.

Manchester: Über 70 000 Besucher allein in den ersten sechs Monaten.

Kreutziger-Herr: Ich war eine von diesen 70 000. Und was mich am meisten beeindruckt hat, ist, dass die Bibliothek wirklich etwas für alle ist — für den Wissenschaftler, für den interessierten Besucher, für den Christlichen Wissenschaftler und auch für denjenigen, der einfach einen wunderschönen Ort zum Reflektieren sucht.

Als ich Recherchen machte, habe ich viele Bibliotheken und Archive in den USA, in Großbritannien und in Deutschland besucht. Und die Mary Baker Eddy Bibliothek ist wirklich das Modernste. Ich bin wirklich beeindruckt von der Professionalität und wie gut die Dokumente aufbewahrt werden.

Über 28 000 Dokumente kann man dort einsehen. Sie sind über Computer zugänglich — mit den entsprechenden Suchprogrammen. Jedes Thema, das Sie interessiert, können Sie im Computer nachschauen und dann haben Sie alle Dokumente sofort auf dem Bildschirm vor sich.

Pitts: Manchmal ist die Handschrift auf originalen Dokumenten sehr schwer zu lesen. Deshalb hat also unser Personal all die 28 000 Briefe abgetippt, damit Sie das leichter in Druckschrift lesen können.

Kreutziger-Herr: Durch die Bibliothek sollten wir erwarten, dass Mrs. Eddy ihren Platz einnehmen wird als Entdeckerin unter anderen berühmten Entdeckern in der Welt — Menschen wie Kopernikus oder Isaac Newton oder Albert Einstein.

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