Das Auge ist das Licht des Leibes. Wenn dein Auge lauter ist, so wird dein ganzer Leib licht sein. Wenn aber dein Auge böse ist, so wird dein ganzer Leib finster sein. (Mt 6:22)
„In diesem Abschnitt spricht Jesus von einer ganz bestimmten Tugend und einem ganz bestimmten Fehler, die das Auge entweder mit Licht oder mit Finsternis erfüllen. ...
Nur wer edelmütig und freigebig ist, sieht das Leben und die Menschen klar und unverzerrt; wer ungern gibt und unedel gesinnt ist, sieht das Leben und die Menschen nur verzerrt.
Wir sollen lauter und großmütig in der Beurteilung anderer Menschen sein. Der Mensch neigt dazu, stets das Schlimmste zu vermuten, und hat ein boshaftes Vergnügen daran, dies ständig zu wiederholen. Es vergeht kein Tag, an dem nicht der gute Ruf eines völlig unschuldigen Menschen durch das Gerede der anderen zerstört wird. Die Welt sähe sehr viel anders aus, wenn wir unseren Mitmenschen nicht immer nur das Schlechteste, sondern stets das Beste unterstellen würden bei dem, was sie tun.
Wir sollten uns auch edelmütig verhalten. ... Erst dann wird unser,Auge voller Licht sein und wahrhaft leuchten.
... Wer anderen ihre Erfolge neidet, ihr Glück missgönnt, sein Herz vor der Not anderer verschließt, wird selbst zu einem äußerst bedauernswerten Geschöpf,— ein Mensch voller Groll und Hass gegen die anderen.
... Neid trübt den Blick unserer Augen; Edelmut und Freigebigkeit machen ihn klar, denn nur so sehen wir, wie Gott sieht.” (Barclay)
Darum sollst du nicht mehr Abram heißen, sondern Abraham ... (1. Mose 17:5)
„Abraham gilt als erster Stammvater Israels und wird auch von Christen und Muslimen als Verkörperung der Ergebenheit in Gottes Willen verehrt. ...
Abraham ... wurde vermutlich vor etwa 4000 Jahren in der südmesopotamischen Stadt Ur in Chaldäa, auf dem Gebiet des heutigen Irak, geboren.. .. Abram lebte in Haran als wohlhabender Hirte, aber er war betrübt darüber, dass Sarai, seine wunderschöne Frau und Halbschwester väterlicherseits, kinderlos blieb.
Abrams Gottesglaube musste sich zum ersten Mal bewähren, als er 75 Jahre alt war. Gott erschien ihm und versprach, ihn zum Vater eines großen Volkes zu machen, wenn er bereit sei, seine Heimat zu verlassen, um in das fremde Land Kanaan zu ziehen, das etwa 600 km weiter südlich lag. ...
Offenbar war Abrams Vertrauen in Gott zu dieser Zeit sehr groß, denn er packte sofort sein Hab und Gut und verließ die Heimat. ...
Er beschloss, sich in Hebron niederzulassen ...
Während Abram Gottes Zusage auf Nachkommen vertraute, wurde Sarai zunehmend ungeduldiger. Deshalb schlug sie vor, Abram solle mit ihrer Sklavin Hagar ein Kind zeugen. Er willigte ein, und der Sohn aus dieser Verbindung wurde Ismael genannt.
... Abram war ... 99 Jahre alt, als ihm Gott wieder erschien und sein Versprechen auf Land und Nachkommen erneuerte. Um diese Zusage zu bekräftigen, änderte Gott Abrams Namen in Abraham. So wandelte sich die ursprüngliche Bedeutung, erhabener Vater' zu, Vater zahlreicher Völker'. Auch Sarais Name änderte Gott in Sara, was Prinzessin bedeutet. ...
Als Abraham 100 Jahre alt war, kam doch noch der Sohn [Isaak] zur Welt, den er und Sara ... ersehnt hatten. ...
Doch dann kamen Spannungen im Haus des Erzvaters auf ... Sara sah den heranwachsenden Ismael herumtollen und wurde eifersüchtig. Sie forderte Abraham auf, den älteren Jungen und seine Mutter Hagar fortzuschicken. Abraham widerstrebte es, ... aber Gott erklärte, er solle tun, was Sara verlangt habe ...
Diese denkwürdige Geschichte wird unterschiedlich ausgelegt. Einige Bibelgelehrte meinen, Ismael sei als Gottes Werkzeug für den Bund mit Abraham ungeeignet gewesen, da er der Sohn einer Fremden und Sklavin war. Nach den damaligen Sitten wäre er jedoch als rechtmäßiger Sohn Saras angesehen worden. Der wirkliche Grund, weshalb Ismael nicht das Erbe des Bundes antreten konnte, war vermutlich eher das fehlende Vertrauen in Gott, das zu seiner Geburt geführt hatte. ...
Als Abraham dann im Alter von 175 Jahren starb, betteten ihn Isaak und Ismael ... an Saras Seite zur letzten Ruhe.” (MdB)
Abraham, euer Vater, wurde froh, dass er meinen Tag sehen sollte, und er sah ihn und freute sich. (Joh 8:56)
„Die Juden glaubten, Abraham habe zu Lebzeiten den Verlauf der Geschichte Israels und das Kommen des Messias irgendwie vorausgeschaut. Als Jesus daher sagte, Abraham habe seinen Tag gesehen, machte er damit bewusst die Äußerung, er sei der Messias. Er sagte nämlich:, Ihr glaubt, Abraham sei eine Vision von Gott zuteil geworden, bei der er den Messias kommen sah. Damals hat Abraham den heutigen Tag, damals hat Abraham mich gesehen.'
Unmittelbar im Anschluss an diese Aussage sagt Jesus von Abraham:, Er sah ihn (meinen Tag) und ward froh.' ...
Uns kommen diese Vorstellungen merkwürdig vor, den Juden aber erschienen sie ganz selbstverständlich, da sie glaubten, dass Abraham bereits den Tag gesehen habe, an dem der Messias kommen werde.
Obwohl sie es also besser wissen konnten, zogen die Juden es vor, diese Aussage Jesu wörtlich zu verstehen., Wie kannst du', fragten sie ihn„ der du noch nicht einmal fünfzig Jahre alt bist, Abraham gesehen haben?' ... Darauf reagierte Jesus mit einer höchst verblüffenden Feststellung:, Ehe denn Abraham ward, bin ich.' Wir müssen dabei beachten, dass Jesus nicht etwa sagte:, Ehe Abraham ward, war ich', sondern:, Ehe Abraham ward, bin ich.'... Jesus sagt hier also nichts Geringeres, als dass das Leben in ihm Gottes Leben ist, dass mit ihm die zeitlose Ewigkeit Gottes in unsere Zeit eingedrungen ist. ... In Jesus erkennen wir nicht nur den Menschen, der geboren wurde, lebte und starb; in Jesus erkennen wir zugleich den ewigen Gott, den Abrahams, Issaks und Jakobs, der vor aller Zeit war und nach aller Zeit sein wird, der allezeit ist. In Jesus zeigt sich der ewige Gott den Menschen.” (Barclay)
Die sollen dem Herrn danken ... die des Herrn Werke erfahren haben und seine Wunder auf dem Meer. (Ps 107:21–24)
„Die Taten Jahwes sind im Spiel der Wogen erkennbar: Seine Schöpfermacht verherrlicht sich, wenn er einen Sturmwind bestellt. Zugleich aber ist die Offenbarung der Schöpferkraft Gottes die Enthüllung der menschlichen Hilflosigkeit: und alle ihre Weisheit wurde zunichte. Die Hilfe Gottes ist auf dem Meer besonders eindrücklich, wenn nämlich nach einem schrecklichen Sturm die Stille eintritt.
Wie auch immer die Notsituation ausgesehen haben mag, alle Geretteten sollen (Gott) erheben in der Versammlung des Volkes. Gott braucht den Dank von Menschen nicht, aber er hat beschlossen, nicht ohne ihn sein zu wollen. Durch den Dank von Einzelnen, der die Frische einer aktuellen Gottesbegegnung atmet, kann durchaus die ganze Volksgemeinde, die als solche nicht unbedingt innerlich ganz zum Gottesbund ein Ja gesagt hat, zu einem persönlichen Vertrauensschritt geführt werden.” (WStB)
Ich will den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Tröster geben ... (Joh 14:16)
„Bei wörtlicher Übersetzung wäre der Tröster eine andere Person, doch kann diese Idee mit der semitischen Auffassung des einigen Gottes ... nicht in Übereinstimmung gebracht werden. Jesus wollte wahrscheinlich eine Bezugnahme auf Seinen eigenen Geist oder Einfluss ausdrücken, der für immer bei Seinen Jüngern verbleiben würde. Seine Worte:, Wenn ich nicht hingehe, so kommt der Tröster nicht zu euch' (Joh 16:7) dürfen nicht so verstanden werden, als ob Jesus hätte hingehen müssen, um den Tröster zum Kommen zu zwingen, sondern bedeuten vielmehr:, Wenn ich nicht sterbe, werde ich keinen Einfluss auf euch haben, und mein Geist wird nicht bei euch verweilen können.' Damit wird gesagt: Hätte Jesus nicht den Kreuzestod erlitten, sondern wäre Er nach Galiläa zurückgekehrt, dort alt geworden und schließlich gestorben, dann hätte Er nichts zurückgelassen, und Seine Lehre wäre mit Ihm zusammen erloschen.
Es war gerade sein Opfertod am Kreuz, der die Herzen Seiner Jünger mit Eifer entflammen ließ. ...
Der Mensch Jesus verließ sie, aber Sein Geist blieb bei ihnen und lehrte sie auch, die Dinge mit geistigen Augen zu sehen. Solange Er im Fleisch bei ihnen gewesen war, hatten sie das meiste nur vom materiellen Standpunkt aus begriffen.” (Lamsa)
Zu der Zeit war Richterin in Israel die Prophetin Debora, die Frau Lappidots. (Ri 4:4)
„Deboras Geschichte wird im Buch von den Richtern zweimal erzählt, zunächst in Prosa und dann in Gedichtform. Das als Deboras Siegeslied bekannte Gedicht ist das älteste Zeugnis hebräischer Literatur und entstand wohl in der zweiten Hälfte des 12. Jh. v. Chr., kurz nach den darin erwähnten Ereignissen.
Debora saß unter einer Palme, zwischen Rama und Bet-El im Bergland von Efraim' und entschied in Rechtsfällen, mit denen das Volk zu ihr kam. Über ihren Mann Lappidot ist nicht einmal dessen Stammeszugehörigkeit bekannt. Man weiß auch nicht, wie in einer patriarchalisch geprägten Gesellschaft eine Frau das Richteramt ausüben und sogar zur Kriegsheldin werden konnte.
Man vermutet, dass Debora diese Sonderstellung ihrem Glaubenseifer verdankte, und in der Tat zählt sie zu den ältesten Führerpersönlichkeiten der Bibel. Debora beauftragte den Feldherrn Barak, mit einem Heer Jabin, den König der Kanaaniterstadt Hazor, anzugreifen, der die Israeliten unterjocht hatte. Sie sagte Barak sogar, wo der Kampf gegen Jabins Feldherrn Sisera stattfinden würde, und prophezeite ihm den Sieg, der nicht so sehr den militärischen Fähigkeiten Baraks, sondern dem Eingreifen des Herrn zu verdanken sein würde.
... Er wollte nur unter der Bedingung losziehen, dass ihn Debora begleitete; ihre Anwesenheit sollte den Feldzug zu einem heiligen Krieg machen. Sie willigte ein, wies ihn aber darauf hin, dass deshalb der Ruhm für den Sieg über Sisera nicht ihm, sondern einer Frau zuteil werde.
... Die Israeliten hatten keine Streitwagen und bezogen Posten in den Wäldern am Hang des Berges, wo sie nicht zu sehen und für die Streitwagen unerreichbar waren. ...
Der kanaanitische Feldherr Sisera beging den Fehler, sein Heer nahe beim Bach Kischon zusammenzuziehen. Als ein plötzliches Unwetter den Bach in einen reißenden Fluss verwandelte und den Boden aufweichte, blieben seine Streitwagen im Schlamm stecken. Die Israeliten stürzten ins Tal und töteten ihre Feinde. Sisera selbst floh und versteckte sich im Zelt des Keniters Heber, den er für seinen Verbündeten hielt. Dort aber fand Sisera, wie Debora es prophezeit hatte, durch eine Frau den Tod. Während er im Zelt schlief, trieb ihm Jael, die Frau Hebers, einen Pflock durch beide Schläfen.” (MdB)
Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habt. (Joh 13:34)
„Das ist nicht das, elfte Gebot' zu den anderen zehn Geboten hinzu. Es ist vielmehr ein Gebot, das alle anderen Gebote mit umfasst und ihren eigentlichen Sinn erschließt. Es ist insofern, neu', als es an die Stelle der vielen, Gebote' tritt, unter denen die Jünger bisher lebten. ... Wie in der Bergpredigt, so hebt auch hier Jesus das Gesetz nicht auf, sondern, erfüllt' es ...
,Neu' ist das Gebot Jesu jedenfalls in seiner Begründung. Es wird nicht einfach als, Gesetz' vor die Jünger hingestellt, sondern aus der Liebe Jesu zu ihnen abgeleitet. Jesus gebietet nicht einfach die Liebe, sondern sagt: Ihr sollt einander lieben, ,entsprechend wie ich euch geliebt habe'. Darin liegt zunächst der Vergleich., Liebe' ist ein sehr vieldeutiges Wort. Wir müssen wissen, wie echte Liebe aussieht. Das zeigt uns Jesus in seinem ganzen Tragen, Ringen, Leiden, Sterben. Wir haben es bei der, Fußwaschung' vor Augen gehabt. Nun ist uns geboten, so zu lieben, wie Jesus geliebt hat. ... Das, Wie' seiner Liebe ist vor allem durch eins gekennzeichnet: sie wird nicht gehindert durch die Verkehrtheit, Schwachheit und Erbärmlichkeit seiner Jünger; im Gegenteil, gerade dann wächst sie zu ihrer ganzen Tiefe und Gewalt, die am Kreuz offenbar wird. So soll auch unsere Liebe zueinander an der Not und Schuld des andern nicht erlahmen, sondern gerade hieran den Anstoß zum vertieften Lieben finden. ... In dem Geliebtsein von Jesus ist den Jüngern der Grund und die Kraft des eigenen Liebens gegeben. ... Sie dürfen einander sehen als die von dem Herrn Geliebten und mit seinem Lebenseinsatz Erretteten; sie dürfen als solche Geliebten loskommen von den Ansprüchen und Fesseln des eigenen Ich. ...
Es geht hier um die Liebe der Jünger untereinander, um die Bruderliebe. ... [sie] ist die grundlegende Vorbedingung aller Wirksamkeit der Gemeinde Jesu nach draußen. Wenn die Gemeinde nicht selber als Bruderschar lebt, in der wirklich geliebt, getragen, vergeben, geholfen und zurechtgebracht wird, in der es total anders zugeht als in der, Welt', dann wird ihr evangelistisches Wort kraftlos und von der jammervollen Wirklichkeit der Gemeinde her ständig widerlegt. Umgekehrt aber ist das Leben einer menschlichen Gemeinschaft in Liebe, Freude, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit und Sanftmut in sich selbst eine mächtige Evangelisation, ein wirksames Zeugnis in die Welt, die sich in ihren Nöten nach echter Gemeinschaft sehnt. Dass Jesus wahrhaft ein Erlöser ist und was er als Erlöser auszurichten vermag, das wird in solcher Gemeinde sichtbar.” (WStB)
Denn es ist das Wort ganz nahe bei dir, in deinem Munde und in deinem Herzen, dass du es tust. (5. Mose 30:14)
„Das Gebot, das in V. 14 als Wort bezeichnet wird, trägt ganz den Charakter dessen, der es aussprach: Ist Gott in der Feueroffenbarung am Horeb ganz nahe gekommen durch seine Stimme, so bleibt dieser sich ein-für-allemal geoffenbart habende Gott nahe durch sein Wort, das aufgezeichnet, gepredigt und gelernt wird. Gottes Gestalt kann man zwar nicht sehen, aber seinen Willen (= seine Stimme) vernehmen. ... Dass das Wort nahe ist, bedeutet nicht, dass man es in Beschlag nehmen kann, sondern umgekehrt, dass es Mund und Herz in Beschlag nimmt. ...
Dass wir hiermit schon längst aus dem Bereich des Gesetzes als Forderung und in den Bereich des Evangeliums als Gabe hineingekommen sind, zeigt auch die Wiedergabe dieser Stelle bei Paulus in Rö 10:6-8. Während die fordernde Gerechtigkeit, schreibt'„ spricht' die schenkende Gerechtigkeit, die Gerechtigkeit aus Glauben. Paulus präzisiert unsere Deuteronomium-Stelle (was diese selbst natürlich noch nicht sagen konnte) und interpretiert sie im Horizont der Erfüllung durch Christus:, Dies ist das Wort vom Glauben, das wir predigen'. Also vor das Gehorchen gehört der Glaube! Das nahe Wort ist das Wort des im Evangelium, nahe herbeigekommenen' Gottes, der die Gnade schenkt. Was dieser Glaube ist, der aus sich heraus dann das Halten der Gebote setzt, sagt Paulus weiter in Rö 10:9:, Denn wenn du mit deinem Mund bekennst, dass Jesus der Herr ist, und in deinem Herzen glaubst, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, dann wirst du gerettet werden'. Hier hat das alttestamentliche Wort seine Erfüllung gefunden. Aber diese Erfüllung kann man schemenhaft schon aus dem Zusammenhang unseres Kapitels [des 30. Kapitels des 5. Buch Mose] erkennen.” (WStB)
Und es kamen einige zu ihm, die brachten einen Gelähmten ... Und da sie ihn nicht zu ihm bringen konnten wegen der Menge, deckten sie das Dach auf, ... und ließen das Bett herunter... Als nun Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben. (Mk 2:3-5)
„Die Hausdächer in Palästina waren Flachdächer, die als Erholungsplätze und Ort der Stille genutzt wurden, weshalb sich für gewöhnlich außerhalb des Hauses eine Treppe befand, die auf das Dach hinaufführte. ... [Das Dach bestand] aus Flachbalken, die in Abständen von etwa einem Meter quer von Wand zu Wand verlegt wurden. Der Zwischenraum war dicht mit Zweigen bedeckt, die durch Lehm zusammengehalten wurden. Obendrauf kam eine Mergelschicht, sehr oft auch Erde, so dass sich eine Grasdecke auf dem Haus bildete. Es war die einfachste Sache von der Welt, die Füllung zwischen zwei Balken auszustechen, ohne dass das Haus allzu sehr beschädigt wurde, und ebenso leicht konnte man es auch wieder reparieren. ...
Dass die Heilung mit diesen Worten [dir sind deine Sünden vergeben] begann, mag uns seltsam vorkommen; doch in Palästina war das selbstverständlich, ja unvermeidlich. Sünde und Leiden waren für die Juden unabdingbar miteinander verknüpft. Sie behaupteten, wer leiden müsse, habe zuvor gesündigt. ... Kranke waren in den Augen der Juden Menschen, denen Gott zürnte. Wir bringen Krankheit und Sünde heute nicht mehr in allen Fällen in eine so enge Verbindung wie die Juden damals, die stets dem Satz zugestimmt hätten, dass Vergebung der persönlichen Sünden die Vorbedingung sei, ohne die es keine Genesung gebe. Vielleicht steckt hinter dieser Geschichte aber auch noch mehr, nämlich dies: dass das Gewissen des Mannes dem, was die jüdische Auffassung von der Verbindung zwischen Krankheit und Sünde besagte, bewusst oder unbewusst so sehr zustimmte, dass er seine Lage im Blick auf Gott für aussichtslos hielt. Deshalb sagte Jesus als Erstes unmittelbar zu ihm:, Mein Sohn, Gott zürnt dir nicht.' Es war, als wenn er zu einem Kinde sprach, das sich in die Dunkelheit verbannt sieht. Die Last der Gottesentfremdung und die Angst vor Gott fielen von ihm ab, und dies bewirkte seine Gesundung.
Die Begebenheit ist deswegen so schön, weil das erste, was Jesus für uns tut, ist, dass er sagt:, Mein Kind, Gott zürnt dir nicht. Hab keine Angst. Komm nach Hause.' ” (Barclay)
Abkürzungen:
Barclay = William Barclay, Auslegung
des Neuen Testaments
Lamsa = George M. Lamsa, Die
Evangelien in aramäischer Sicht
MdB = Die Menschen der Bibel
WStB = Wuppertaler Studienbibel
Hinweis
Wegen der Sonderausgabe des Juni-Herold konnten die Bibelnotizen letzten Monat nicht erscheinen. Deshalb veröffentlichen wir diesen Monat die Bibelnotizen für Juni zusammen mit den Bibelnotizen für Juli.
Die Redaktion
