In dem Augenblick, in dem Fürsorge dem Profit dient, hat sie die wahre Fürsorge verloren. (Vorwort zur deutschen Ausgabe)
Es kann jedoch nicht oft genug wiederholt werden, dass die Fürsorge für die Menschheit mit der ganz alltäglichen individuellen Begegnung zwischen Arzt und Patient im Behandlungszimmer beginnt, sich im sozialen Umfeld der breiteren Öffentlichkeit fortsetzt und schliesslich die Erschütterungen unseres kleinen heimgesuchten Planeten umgreift. Der Arzt muss sich, seiner Berufung getreu, für die Förderung sowohl von Gerechtigkeit als auch von Frieden engagieren. Wenn dieses Buch, das von einer Medizin mit menschlichem Antlitz handelt, das Bewusstsein von der Würde eines jeden Menschen und der Unverletzlichkeit des menschlichen Lebens wachzurütteln vermag, wird es einen kleinen Beitrag zu einer den Menschen wirklich gerecht werdenden Welt liefern. (Vorwort zur deutschen Ausgabe)
Die Alltagssprache ist überfrachtet mit Ausdrücken wie „er starb an gebrochenem Herzen”, „eine Last auf dem Herzen”, „das Herz war zum Berstens voll” — alles Anspielungen auf unerträglichen emotionalen Stress. Heutzutage bringen Presseberichte den plötzlichen Tod oft mit heftigen Emotionen in Verbindung. Dennoch ist sich der ärztliche Berufsstand nicht einig, ob diese Schlussfolgerungen volkstümlicher Überlieferung oder tatsächlicher Erfahrung entsprechen und bleibt zutiefst skeptisch trotz einer Fülle epidemiologischer Daten, die Emotionen mit kardiovaskulärem Tod in Verbindung bringen.
Wenngleich die Worte eines Arztes verletzen können — noch viel größer ist ihr Potential zu heilen. Der Heilungsprozess braucht mehr als nur die Wissenschaft. Er erfordert die Mobilisierung der positiven Erwartungen der Patienten und das Erwecken von Vertrauen in das Handeln des Arztes. Ich kenne nur wenige Heilmittel, die mächtiger sind als ein sorgsames gewähltes Wort.
Ich drehe das Kopfkissen um, sodass der Patient, dessen Kopf auf einer verknüllten, nassen Oberfläche lag, nun auf einem weichen, kühlen Kissenbezug ruhen kann. Habe ich den Raum verlassen, fragt der Patient mitunter die Krankenschwester: „Wer war denn der nette Doktor?” Wie wenig braucht es manchmal, jemandem ein wenig Wohlbehagen zu bereiten! Gelegentlich kann eine unbedeutende Intervention für einen Patienten etwas ganz Außergewöhnliches sein und ihm zu einem zufriedenen Dasein verhelfen.
Lesen Sie ein Interview mit dem Autor dieses Buchs auf Seite 8, wo er über die Erfahrungen und Gedankengänge spricht, die ihn zu seinen Überlegungen geführt haben.
