Es war zu Beginn meiner Studienzeit. Mein langjähriger Freund hatte mich vor einiger Zeit verlassen und ich fühlte mich ziemlich einsam. Wohlmeinende Freunde hatten mich auf ein Schiff verfrachtet, das mich in den Urlaub nach Helgoland schippern sollte. Aber ich war noch nie alleine verreist und war auch nicht gerade so glücklich über diese Aussicht.
Es war jedoch ein strahlender ruhiger Sommertag, Seegang war nicht zu befürchten und bald begann ich sogar die Schiffsreise zu genießen. Eine Spur Abenteuersinn war in mir erwacht. Zudem lernte ich an Bord auch noch zwei nette Jungs kennen und wir unterhielten uns prima.
Auf der Insel angekommen, bezog ich erst mal mein Quartier und startete dann gleich einen Erkundungsgang. Und wen traf ich bald darauf? Meine zwei Bekannten vom Schiff. Wir gingen zusammen Eis essen und verabredeten uns für den Abend. Nun sollte er also doch noch richtig schön werden, der Urlaub.
Als ich jedoch wieder in meinem kleinen Pensionszimmer saß, kamen mir plötzlich Zweifel an dieser Verabredung. Irgendwie erschien sie mir nicht richtig. Ich kannte Christian Science zwar erst relativ kurze Zeit. Aber ich hatte schon wunderbare Erfahrungen damit gemacht. Daher wünschte ich mir so sehr jemanden zu finden, mit dem ich diese Religion und meine neu gewonnene Lebensauffassung teilen könnte. Meine Bibel hatte ich dabei und auch einen Artikel aus dem Christian Science Monitor mit dem passenden Titel: „Dein Wille geschehe”. Den las ich bevor ich los ging. Ich weiß heute überhaupt nicht mehr, was darin stand. Aber ich erinnere mich noch genau, dass ich Gott inständig bat, Seinen Willen geschehen zu lassen. Ja, ich hatte eigentlich nur noch diesen einen Gedanken.
Also, ich kam zu dem verabredeten Treffpunkt. Wer nicht da war, das waren meine zwei Bekannten vom Schiff. Die waren irgendwie wie vom Erdboden verschluckt. Aber dafür stand da ein junger Mann, der schließlich mein Mann für’s Leben werden sollte. (Wie er mir später erzählte, hatte ihn am selben Tag seine Großmutter in einem anderen Hafen ebenfalls auf ein Schiff gesetzt.) Wir verbrachten noch herrliche Tage auf der Insel. Aus den ursprünglich geplanten drei Tagen wurden fast zwei Wochen.
Ein Jahr später heirateten wir. Mein Mann lernte Christian Science durch mich kennen und lieben. Mein Wunsch hatte sich erfüllt.
Diese Begebenheit liegt jetzt etwa zwanzig Jahre zurück. Aber ich bin immer noch begeistert, wenn ich daran zurückdenke, mit welcher Präzision sich alles entwickelt hat und wie Gott es „arrangiert” hat, dass sich zwei Menschen aus zwei weit entfernten Großstädten an diesem Abend auf einer winzigen Nordseeinsel trafen. Gottes „Timing” war perfekt. Besser hätte es wirklich keiner planen können. Zwei Faktoren waren dabei jedoch wichtig: Erstens musste ich meine Furcht überwinden und mich erst einmal überhaupt auf die Reise machen. Und zweitens musste ich eine feste Vorstellung, wie sich alles entwickeln sollte, aufgeben und auf Gott hören. Dann erschien Gottes Plan.
Mary Baker Eddy schreibt in Vermischten Schriften: „Die Sterblichen brauchen sich nur dem Gesetz Gottes zu unterwerfen, mit ihm übereinzustimmen und Seinen Willen geschehen zu lassen. ... Aber wer ist willens, Seinen Willen zu tun oder ihn geschehen zu lassen?” (S. 208)
Wir können Gottes Willen ruhig vertrauen.
