Ich bin der älteste Sohn in einer muslimischen Familie und in meiner Kindheit habe ich eine Weile eine Koran-Schule besucht.
Als ich 1977 im zweiten Universitätsjahr Jura studierte, hatte ich Streit mit einem Kommilitonen und bin wegen Mordversuch zu 5 Jahren Gefängnisstrafe verurteilt worden, wobei der andere Student eine falsche Erklärung über mich abgelegt hatte um sich zu verteidigen.
Ich geriet ins Gefängnis, ohne darauf vorbereitet zu sein. Ich habe mir immer gedacht, dass es normal ist im Gefängnis zu sein, wenn man sich an der Grenze der Legalität bewegt. Nur, das war nicht mein Fall. Also war ich entsetzt! Entsetzt über alles und jeden, über die Richter, von denen manche die Wahrheit in meinem Prozess gesehen haben, aber mir trotzdem diese Strafe gegeben hatten. Und vor allem war ich über diesen Freund wegen seiner Lüge entsetzt. Mein Herz war von Hass gegen ihn erfüllt.
Dann musste ich auch noch in dieser feindlichen und gewalttätigen Umgebung zurechtkommen. Im Versuch mir einen Platz zu sichern, habe ich mir mit anderen Schlägereien geliefert.
Ironischerweise grenzt das Gefängnis an das Universitätsgelände und während der zwei Jahre, die ich an der Uni verbracht habe, habe ich mich nie gefragt, was für ein Leben man in diesem Gefängnis führen würde. Ich dachte also, dass ich jetzt für diese Gleichgültigkeit zahlen musste.
Achtzehn Monate nach meiner Einlieferung hörte ich eines Nachts das Radio in meiner Zelle und eine Sendung hat mich berührt. Ich entschloß mich daraufhin, „mein Leben Jesus zu widmen”. Und ich verstand auch die Tragweite solch einer Entscheidung.
Ich habe monatelang vor meiner Familie, die mich besuchte, meine neue Einstellung verborgen. Aber man kann nicht „eine Stadt, die auf einem Berg liegt” (Mt 5:14) verborgen halten. Während mich ein Cousin besuchte, erzählte ich ihm von dem neuen Leben, dass ich ertastete. Als meine Familie dies erfuhr, gaben sie mir ein Ultimatum von drei Monaten, um auf meine neue religiöse Gesinnung zu verzichten. Als meine Familie bemerkte, dass ich bei meinem Entschluss blieb, brach sie jede Verbindung mit mir ab. Bis heute. Das machte mir viel zu schaffen.
Dann kamen eines Tages Vertreter des Roten Kreuzes zu einem Inspektionsbesuch und einer von ihnen hat mir einen Héraut de la Christian Science gegeben. Ich hatte noch nie von Christian Science gehört.
Ich habe ein bisschen uninteressiert ein paar Artikel gelesen, aber als ich zur Rubrik „Heilungen durch Gebet” kam, wurde ich aufmerksam. Nach dem Lesen hatte ich eine ganze Menge Fragen. Aber wen konnte ich fragen? Der Mann, der mir den Héraut gegeben hatte, war nur ein paar Stunden im Gefängnis gewesen. Ich habe meine christlichen Freunde gefragt. Aber keiner kannte Christian Science, außer einem, der sich noch sehr vage an eine Radiosendung erinnerte, als er noch in Freiheit lebte.
Ich hatte mich entschlossen, eine der Adressen, die sich hinten im Héraut befanden, anzuschreiben. In meinem Land, der Elfenbeinküste, habe ich keinen Menschen gefunden, an den ich mich hätte wenden können. Ich habe daher die Adresse einer Christian Science Praktikerin in Frankreich gewählt.
Diese Praktikerin hat mir ihre Zeit, ihr Wohlwollen und ihre Liebe geschenkt, etwas, was ich noch nie erlebt hatte. Das war der erste Eindruck, den ich von Christian Science bekommen habe.
Das Buch Wissenschaft und Gesundheit konnte ich nicht zugeschickt bekommen, weil ich Steuer hätte zahlen müssen und ich hatte überhaupt keine finanziellen Mittel. Diese Praktikerin hat mir trotzdem das Buch zukommen lassen — in einzelnen Kapiteln, indem sie die Seiten in ihre Briefe steckte. Bis ich es komplett hatte.
Ich begann dieses Buch ungeduldig zu lesen. Im Gefängnis hat man viel Zeit ...
Ich stellte viele Fragen in meiner Korrespondenz mit der Praktikerin. Und ich bekam immer eine befriedigende Antwort. Ich habe dank Christian Science angefangen, meine wahre Identität als Gottes Kind kennen zu lernen. Dann habe ich verstanden, dass die Mauer des Gefängnisses mich nie von Gott getrennt hat.
Ohne es mir bewusst zu sein und ganz spontan, hat sich mein Verhalten geändert. Als ob etwas, was immer wahr in mir war, zur Oberfläche kam, um zum Ausdruck zu kommen. Die anderen Gefangenen waren erstaunt, mich nicht mehr sofort auf Provokationen reagieren zu sehen, mich meine Essensration mit denen, die am meisten Not litten, teilen zu sehen.
Und bald hat sich die Feindschaft gegen mich in Freundlichkeit verwandelt. Ich fühlte mich wie ein kleines Licht, von Gott geschaffen, um die Welt um mich herum zu erleuchten. Meine Rache und Wut waren verschwunden. Und als ich wieder an diesen Mitstudenten dachte, durch den ich ins Gefängnis geraten bin, hatte ich den Wunsch ihn zu umarmen!
Dann bin ich schwer krank geworden. Weil ich gesehen hatte, dass Gebet mich völlig heilen konnte, hatte ich den Wunsch, mich nicht auf medizinische Hilfe zu verlassen. Aber ich war zu schwach um zu protestieren, als ich ins Krankenhaus getragen wurde. Aber die Medizinschränke waren leer und es gab nichts, was man mir geben konnte. Also hab ich mich ganz und gar auf das Studium von Wissenschaft und Gesundheit und den Evangelien gestürzt. Ich hab angefangen mental gegen diese Krankheit zu rebellieren. Jesus sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben” (Joh 14:6), also ist Krankheit nicht der Weg, dachte ich. Und in Wissenschaft und Gesundheit las ich: „...die Krankheit kann ihre üblen Wirkungen nicht weiter tragen, als das sterbliche Gemüt ihr den Weg vorzeichnet” (S. 176). Nach einer Weile verbesserte sich mein Zustand, doch es gab einen Rückfall. In dem Moment erhielt ich eine Ausgabe des Héraut mit dem Thema: „Geistige Genesung – eine Erneuerung für alle” (Februar 2000). Was ich las, beeindruckte mich und ich dachte so lange darüber nach, bis ich als gesund erklärt das Spital verlassen konnte.
Ich habe dank Christian Science angefangen meine wahre Identität als Gottes Kind kennen zu lernen. Dann habe ich verstanden, dass die Mauer des Gefängnisses mich nie von Gott getrennt hat.
Ich fing an, mit Menschen in meiner direkten Umgebung über Christian Science zu reden. Sehr schnell bildete sich eine Gruppe. Dank meiner neuen Haltung kamen mir die Gefängnisaufseher wohlwollend entgegen und sie erlaubten uns, dass wir uns einmal pro Woche eine Stunde lang trafen. Aus fünf wurden bald elf und dann 15 Menschen. Unsere Gruppe hatte ihre erste Heilung von einem ihrer Mitglieder, der an einem eingeklemmten Bruch litt. Als ich eines Tages seine Abwesenheit bemerkte, bat ich einen Aufseher um die Genehmigung, ihn von seiner Zelle holen zu dürfen und ihn mit vier anderen in unsere „Kirche” (ein schmutziger und staubiger Lagerraum ohne Sitzplätze) zu bringen. Dort sprach ich mit ihm darüber, wie Gott ihn sieht, wie sehr Er ihn liebt und wie vollkommen Er ihn als Sein geistiges Gleichnis geschaffen hat.
Verschiedene Aufseher waren da und nahmen an der Versammlung teil. Die Schmerzen linderten sich, er konnte sich aufrichten und aufstehen, nachdem er sich vorher noch vor Schmerzen gekrümmt hatte. Nachdem ich ihm Passagen von Wissenschaft und Gesundheit vorgelesen hatte, waren die Schmerzen völlig verschwunden. Seitdem ist ihm dieses Übel nie wieder begegnet, worunter er mehrmals die Woche gelitten hatte.
Diese Heilung stärkte unseren Glauben und wurde zum Katalysator für andere Heilungen. Die Nachricht machte die Runde bei den Gefangenen und den Aufsehern. Ein Aufseher, der während dieser Versammlung dabei war, brachte seine Mutter ins Gefängnis. Sie hatte grauen Star und war fast blind. Ich habe ihr Passagen aus Wissenschaft und Gesundheit vorgelesen und erklärt. Sie verstand kein Französisch, aber ihr Sohn übersetzte ihr alles. Sie hörte aufmerksam zu. Die ganze Gruppe betete für sie.
Im ersten Augenblick ist nichts geschehen. Aber wir alle glaubten, dass sie geheilt werden würde.
Am nächsten Morgen kam ihr Sohn um unsere Zellen zu öffnen. Wir haben uns in unserer „Kirche” getroffen. Er erzählte mit Tränen in den Augen, dass seine Mutter jetzt ganz klar sehen konnte. Er hatte enorme Mengen Geld ausgegeben, um sie behandeln zu — ohne Erfolg.
Danach folgten viele andere Heilungen, denn je dankbarer wir für das waren, was Gott für uns tat, um so mehr zeigte sich Seine Liebe zu uns.
Seit mehr als zwei Jahren bin ich jetzt aus dem Gefängnis heraus, ohne meine ganze Strafe absitzen zu müssen, dank einer Begnadigung des Präsidenten. Von den fünf Jahren hatte ich vier. Die Gruppe bestand aus 35 Menschen und 29 haben von dieser Begnadigung profitiert.
Heute lebe ich in Freiheit und Frieden und habe unzählige Freunde. Ich empfinde eine große Dankbarkeit für unseren Vater-Mutter Gott, wie auch für die Geduld und die Gebete der Praktikerin.
Im Nachhinein bin ich mir bewusst, „dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen” (Röm 8:28) und dass Gott mir die Gelegenheit gegeben hat, mitten in dieser schwierigen Situation Seine tiefe Liebe und Hilfe zu finden, die immer verfügbar sind.
