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Liebe Leserinnen und Leser

Aus der Januar 2004-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Visionen


in der letzten Woche sah ich einen Fernsehbericht über eine unheilbar kranke Frau, ca. Mitte vierzig. Da sie ihren Körper vom Hals abwärts nicht mehr bewegen konnte, war sie auf die Pflege ihrer Angehörigen angewiesen. Medikamente oder Therapien hatten keinen Erfolg gebracht, ja sie hatte von den Ärtzen erfahren, dass diese Krankheit weiter fortschreiten würde. Ihr Zustand, der sie schon seit vielen Jahren ans Bett gefesselt hatte, verschlimmerte sich von Tag zu Tag. Sie entschloss sich, ihrem Leben ein Ende zu setzen, womit dann auch der Fernsehbeitrag zu Ende ging.

Einer ihrer letzten Sätze war: „Ich hoffe, dass ich mich dann wie ein Schmetterling fühle: frei, endlich befreit aus diesem Kokon.” Ein bewegendes Bild.

Mit Sicherheit war dies kein Einzelschicksal. Wie viele Tausende, ja Millionen von Menschen erleben so etwas selbst, im Familien- oder Freundeskreis? Diese Ausweglosigkeit, die jegliche Hoffnung im Keim erstickt, dieses schier endlose Leiden, verbunden mit einer Abhängigkeit, die das Leben zur Hölle werden lässt. Darf man dann nicht, oder besser: muss man dann nicht die Frage nach der Barmherzigkeit Gottes stellen? Was für einen Sinn macht denn so ein Leben? Und ist es dann nicht verständlich, wenn der Betroffene diesem Martyrium selbst ein Ende setzt, seinem Schicksal zu entfliehen versucht?

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