Diese Frage wurde von der Inhaberin eines Buchladens an mich gerichtet. Wir kennen uns gut und ich stöbere immer wieder gern in ihren Regalen. So auch an diesem Tag im September. Zufällig hörte ich dabei die Fetzen eines Telefongesprächs, das sie führte. Offensichtlich ging es um sogenannte Herbstdepressionen. „Oh ja, das fühle ich auch... Kopfweh... niedergeschlagen... schlapp...”
Dann etwas später beim Bezahlen an der Kasse diese Frage. Ich schaute sie lächelnd an. Sie erwartete von mir wohl eine Zustimmung zu den grauen, düsteren, niederdrückenden Seiten des Herbstes. Zuerst schaute sie überrascht, lachte dann aber zurück als ich antwortete: „Ich liebe den Herbst mit seiner verschwenderischen Fülle und seinen bunten Farben. Außerdem macht es mir nichts, wenn die Tage kürzer und kühler werden. Das ist wieder die Zeit für Kerzenlicht und wohliges Feuer im Ofen.”
Einige Tage später fühlte ich mich schlapp, lustlos, kraftlos. „Fühlst du auch schon den Herbst?” Plötzlich war mir die Begegnung im Buchladen wieder völlig gegenwärtig. Hätte ich jetzt womöglich gesagt: „Ja, ich fühle ihn auch...”? Bevor ich etwas von Herbst depressionen wusste, hatte ich derartige Phänomene auch nicht gespürt.
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