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Vergangenheit & Zukunft: EIN BLICK IN DIE VERGANGENHEIT UND ZUKUNFT DER VON MARY BAKER EDDY GEGRÜNDETEN KIRCHE

Eine Kirche für alle Zeiten — ein Aktionsplan

Aus der November 2004-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Baum des Lebens „zur Heilung der Völker”

Vom ersten Buch Mose bis zur Offenbarung sahen die Schreiber des Alten und Neuen Testaments den Baum als eine Metapher für das Leben an, für Ganzheit, Weisheit, spirituelle Energie, Segen, Erneuerung — kurz, für ein Verständnis von Gott.

Bemerkenswerterweise geht die Bedeutung des Baums als Symbol spiritueller Werte weit über die jüdisch-christliche Kultur der Bibel hinaus. Nur wenige andere Aspekte der Natur wurden von primitiven Völkern verschiedener Kulturen mehr verehrt.

Im Nahen Osten des Altertums waren Bäume (und Berge) aufgrund ihrer Höhe auffällige Merkmale in einer sonst eintönigen Landschaft. Mit ihren ersten religiösen Regungen verehrten die Menschen sie als einem Mikrokosmos des Universums. Sie waren in gewissem Sinn eine Verbindungslinie zum Unendlichen.

Bäume stellten mit die ersten Tempel und Kirchen dar. Die Fächergewölbe der Gotik erinnern an Bäume. Wenn man sich diese Gewölbe anschaut, wird deutlich, dass die Steinmetze des Mittelalters Bäume in Stein und in Kirchen umwandelten.

Mary Baker Eddy konzipierte ihre kirche als eine Mutterkirche mit Zweigen und bediente sich dabei eines Symbols, das universale Bedeutung besitzt. Sie gab uns eine symbolische und pragmatische Idee von Kirche, einer Kirche, die der Vision des Johannes vom „Baum des Lebens” Realität verleiht, dessen Blätter letztendlich „zur Heilung der Völker”  Offb 22:2. dienen.

Blick in die Vergangenheit

„Die Zeit für Denker ist gekommen”, schrieb Mary Baker Eddy im Vorwort zur Erstausgabe ihres Buches, „und die Zeit für Umwälzungen in der Kirche und Gesellschaft muss kommen”. Weiter unten auf derselben Seite verurteilte sie rundweg die „Zufriedenheit mit der Vergangenheit und den kalten Konventionalismus von Bräuchen” Science and Health, 1. Ausgabe (1875), S. 3.. Die revolutionäre Botschaft von Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift hatte anfangs kaum Einfluss auf die vorherrschende Denkweise, doch letztendlich war sie weltbewegend.

Kirchen und Vereinigungen zum Zweck des Gottesdienstes

Mary Baker Eddy schrieb im Journal vom April 1895: „Jede Kirche und Vereinigung, die zum Zweck des Sonntagsgottesdienstes gebildet worden ist, soll zwei Leser wählen ...”  1. Mose 1:12. Gottesdienste waren der Hauptzweck für das Zusammenkommen von Christlichen Wissenschaftlern, und die organisatorische Form des Gottesdienstes entwickelte sich erst langsam.

1889 begann das Journal ein Verzeichnis von „Kirchen und Vereinigungen” zu veröffentlichen. Die Bezeichnung society (Vereinigung) war unter den Protestanten in Amerika schon von Anfang an gebräuchlich. Im 19. Jahrhundert wurde society mitunter für inoffizielle kirchen verwendet.

Wenn Leute, die noch keine Kirche gebildet hatten, Gottesdienste abhielten, nannte man das lose eine Vereinigung. Doch bei den Bezeichnungen „Kirche" und „Vereinigung” ging es weniger um die Zahl der Mitglieder als darum, regelmäßig öffentliche Gottesdienste zu veranstalen — und anderen Zugang zum christlich-wissenschaftlichen Heilen zu verschaffen.  „Church and School”, S. 1. Um eine Zweigkirche zu gründen, musste mindestens ein Mitglied ein aktiver Heiler sein und seine Dienste öffentlich anbieten.

In vielen Teilen der Welt finden sich Gruppen zu Gottesdiensten zusammen, die noch nicht als Kirche oder Vereinigung anerkannt sind.

Im Laufe der Zeit sollten die welt wie auch Mary Baker Eddys eigene Bewegung die Macht ihrer Vision von dem spüren, was Kirche sein und tun kann. Die Menschen hatten Hilfe und Trost dringend nötig. M.B. Eddy hörte ihre Hilferufe und sie antwortete darauf.

Jahrzehnte bevor der amerikanische Dichter T. S. Eliot die Frage stellte: „Wag ich es/das All zu stören?”  T. S. Eliot, „Love Song of J. Alfred Prufrock" (1915)., hatte M. B. Eddy mit einer revolutionären religiös-sozialen Botschaft die Antwort darauf geliefert. Denn mit einem bisher beispiellosen Vorhaben brachte sie ihre Botschaft der Hoffnung und Heilung denen nahe, die danach suchten, und half den Suchenden, einen Sinn in ihrem Leben zu finden.

Nach Mary Baker Eddys Tod im Jahr 1910 zeigten sich in der Christian Science Bewegung gelegentlich Selbstzufriedenheit und der Hang, an alten Bräuchen festzuhalten. Mehr und mehr jedoch spürt die Welt heute gesunde, spirituelle Regungen. Wohlfühl-Gottesdienste machen einer Trost spendenden, lebensumwandelnden Mission Platz.

Die Botschaft des Heilens

Als Mary Baker Eddy in den späten 1860er Jahren die geistigen Gesetze des von Jesus praktizierten göttlichen Heilens entdeckt hatte, die der Menschheit auch heute zur Verfügung stehen, hegte sie „die zuversichtliche Hoffnung, dass Christian Science augenblickliche und universale Aufnahme finden würde”4. Doch stattdessen stieß sie nach dem Erscheinen der ersten Ausgabe von Wissenschaft und Gesundheit im Jahr 1875, die bescheidenen Anklang fand, auf Ablehnung und Verdammung, besonders von Seiten christlicher Geistlicher.

Wie Gillian Gill, die Verfasserin einer Biografie über Mary Baker Eddy, schreibt, sieht Christian Science die in der Bibel beschriebenen geistigen Heilungen, die von vielen als außergewöhnliche Beispiele von Gottesakten betrachtet wurden, als „eine konstante, allgegenwärtige und völlig normale, allen offen stehende Möglichkeit an, nicht ... als eine gewissen Personen eigene mysteriöse Macht” Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 330..

Gill weist ferner darauf hin, dass es von Anfang an Eddys Ziel war, „durch ihr Wort, das gesprochene wie das geschriebene, Heiler auszubilden und ihre Energie und Zeit hauptsächlich darauf zu verwenden, die Botschaft des Heilens so weit wie möglich zu verbreiten”  Gillian Gill, Mary Baker Eddy (Reading, Massachusetts: Perseus Books, 1998), S. 403..

Verbreitung der Botschaft

M. B. Eddy konzentrierte sich zunehmend darauf, zwei Fragen zu beantworten:

1. Wie kann man diese Botschaft der Öffentlichkeit am besten nahe bringen?

2. Wie kann man diejenigen am besten unterstützen, die Zugang zu den Ideen in Wissenschaft und Gesundheit finden und sie benutzen, um auf ihrem spirituellen Weg voranzukommen?

Eddy hätte ein theologisches Institut gründen können, eine Lehranstalt für alternative Medizin, eine soziale Bewegung. Oder sie hätte einfach ihre bereits erfolgreiche, auf Gebet beruhende Heilpraxis in eine missionarische Kampagne ausweiten können. Wissenschaft und Gesundheit war jedoch eine Botschaft der allgemeinen Erlösung im Sinne des Christentums wie auch im weiteren Sinne der individuellen Identitätsfindung und der Begegnung mit Gott. Sie glaubte, dass die Botschaft mit der Forderung einherging: Verbreite sie, und zwar jetzt.

M. B. Eddy war eine tiefreligiöse Frau, die lange einer protestantischen Kirche angehört hatte. Für sie war der neutestamentarische Begriff von Kirche (ekklesia= das „Herausrufen” gemäß dem griechischen Original) als einer Gemeinde von Gläubigen, die die Realität und Wirkung von Gottes Gegenwart erleben, alles andere als ein Hirngespinst. Vielmehr war es eine echte Möglichkeit. Es bestand tatsächlich die Möglichkeit, dass eine Kirche von einer lebensumwandelnden Spiritualität erfüllt war. Eine Kirche, in der Gottes Wort und eine Botschaft, die die Heilige Schrift diesem Zeitalter verständlich macht, frei gesprochen und gehört werden. Eine Kirche, in der sich diejenigen vereinen und gegenseitig unterstützen, die die praktischen Ideen suchen, die in der Botschaft enthalten sind.

Während Eddy jede Woche in der Tabernacle Baptist Church in Bostons South End predigte, waren sie und ihre Schüler in der neu gebildeten Christian Science Association im Begriff, eine eigne Kirche zu gründen. Und im August 1879 riefen sie eine Kirche ins Leben, „die die Worte und Werke unseres Meisters in Erinnerung bringen sollte, eine Kirche des Gemüts-Heilens, ohne Glaubensbekenntnis, die die, Kirche Christi, Wissenschaftler’ heißen sollte — die erste Kirche dieser Art, die je gegründet”  Ebd., S. 403f.. 1881 wurde Mary Baker Eddy offiziell als Pastorin in ihr Amt eingesetzt.

Nachfrage und Angebot in Nordengland

„In den letzten fünf Jahren", erklärte Lady Victoria im Christian Science Sentinel vom 6. Januar 1906, „sind in den Großstädten Nordenglands 15 Kirchen und Vereinigungen gebildet worden, und in jedem Fall ist das auf Heilungen zurückzuführen."

Einige Jahre zuvor, als Lady Victoria eine Zweigkirche zu gründen versuchte, hatte Nordengland sie jedoch nicht gerade herzlich willkommen geheißen. In einem langen Brief an Mary Baker Eddy legte sie dar, mit welchen Hindernissen sie und ihre Freunde zu kämpfen hatten: „Es waren zwei Jahre mit einem Misserfolg nach dem anderen, denen endlich ein Triumph folgte, der sich erst nach tageund nächtelangem Gebet einstellte, wobei Liebe anstelle von Böswilligkeit die Herrschaft antrat. Als wir beschlossen, eine Kleine Kirche zu bauen, hatten wir keine Mitglieder, aber etwa 40 bis 50 Anhänger. Man stellte uns keinen Saal oder Raum zur Verfügung, wo wir Gottesdienste abhalten konnten; alle wiesen uns ab und so blieb uns nichts anderes übrig, als selbst zu bauen ... In vier Wochen ziehen wir in unsere neue Kirche (in Manchester) ..." Dem Kirchenhandbuch zufolge (siehe S. 72-73) sind 16 Leute nötig, um eine Kirche zu bilden; vier von ihnen müssen Mitglied der Mutterkirche sein. Um eine Christian Science Vereinigung zu bilden, müssen sich in einer Gruppe mindestens zwei Mitglieder der Mutterkirche befinden, die als Leser fungieren, doch ist keine Mindestzahl von Mitgliedern vorgeschrieben.

Auf großmütterliche, herzliche Weise dankte ihr M.B.Eddy (sie war zu der Zeit in den Achtzigern, Lady Victoria in den Mittzwanzigern) für die „reifen Garben und das Herbstlied ... Welche Freude wir in Christian Science besitzen, die unendliche Liebe ist unser, die nimmermüde Liebe wacht und wartet und weist den Weg ... während die Weisheit führt – wenn wir dann die Lehre daraus gezogen haben, wird unser Bedürfnis gestillt und der Kampf ist zu Ende. Meine Liebe, ich habe für Sie gebetet und Sie haben den Lohn Ihrer Arbeit empfangen."Victoria Murray an Mary Baker Eddy, 1.März 1904, an Mary Baker Eddy gerichtete Korrespondenz, Mary Baker Eddy Bibliothek für den Fortschritt der Menschheit.

Obwohl Lady Victoria aus einer aristokratischen Familie stammte (sie war die Tochter eines Grafen-Ehepaars und die Patentochter von Königin Victoria), fühlte sie sich doch eher im Industriegebiet ihres Landes zu Hause und in ihrer Heilpraxis sowie beim Lehren des Heilens.

1895 ernannte sie die Bibel und Wissenschaft und Gesundheit zum Pastor der Mutterkirche, ihrer Zweigkirchen und der Welt; die Gottesdienste sollten von zwei für dieses Amt gewählten Lesern geleitet werden.

Heute, wo an manchen Universitäten die Mehrzahl der Theologiestudenten Frauen sind, kann man sich kaum noch vorstellen, wie geschockt die Öffentlichkeit war, dass eine Frau als Pastorin in der Öffentlichkeit regelmäßig Predigten einer Kirche hielt, deren „Mutter” sie praktisch und symbolisch war.

Ein Vorbild – ohne Vorbild

Mary Baker Eddy nahm sich für ihre 1879 gegründete Church of Christ, Scientist, hauptsächlich die kongregationalistische Kirche ihrer Jugendjahre zum Vorbild, die weitgehend von den Gemeindegliedern verwaltet wurde und die in ihrer missionarischen Arbeit Verbindung zu Gemeinden anderer kongregationalistischer Kirchen unterhielt.

Zehn Jahre nach Gründung ihrer Kirche ordnete Eddy deren Auflösung an – dies nach bedeutenden Fortschritten wie auch enttäuschenden Rückschlägen, die durch inneren Zwiespalt und den „Neid und die Angriffe anderer Kirchen” Rückblick und Einblick, S. 44. hervorgerufen worden waren. Im selben Jahr, nämlich 1889, schloss sie das Massachusetts Metaphysical College (Metaphysische Lehrinstitut von Massachusetts), „als es am erfolgreichsten war”  Ebd.; es war gegründet worden, um auf Gebet beruhendes Heilen zu lehren. Die nächsten zwei Jahre brachte sie damit zu, Wissenschaft und Gesundheit von Grund auf zu überarbeiten und im Laboratorium des Gebets nach einer neuen „Ordnung in der göttlichen Wissenschaft” Wissenschaft und Gesundheit, S. xii. zu forschen, sowie nach einer Organisationsform, die am Ende einzig dastehen würde. In einem Brief an ihren Schüler John Linscott schrieb sie: „Jede Organisation, jede Maßnahme in Bezug auf die allgemeine oder religiöse Ausbildung, habe ich in Christian Science nach einem völlig originalen Plan gegründet — denn Gott, nicht der Mensch, hat sie mir eingegeben.” Rückbl., S. 50.

Wenn Sie sie einladen...

In den folgenden Jahren hielten die Christlichen Wissenschaftler weiterhin Gottesdienste in Bostons öffentlichen Sälen ab. Mit der zunehmenden Verbreitung von Wissenschaft und Gesundheit und dem auf dem Buch basierenden Heilen in ganz Nordamerika und in Übersee wuchs auch das Bedürfnis nach örtlichen Gemeinden und Gottesdiensten. Die Heilarbeit Einzelner, wie etwa der Geschwister Laura und Victoria Sargent, inspirierte die Christlichen Wissenschaftler in Oconto im US-Staat Wisconsin dazu, 1886 das erste Kirchengebäude dieser Religion zu errichten. Die zahlenmäßig wachsenden Gemeinden trafen sich jedoch meist in gemieteten oder kostenlos zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten, sei es in Privathäusern und Büroräumen oder in Sälen des Guttemplerordens und der Freimaurer, in Kirchen der Unitarier und Baptisten oder in zentral gelegenen Hotelsälen.

Mit der Journal Nummer vom Februar 1889 ging man dazu über, Einladungen zum Sonntagsgottesdienst zu veröffentlichen: „Geben Sie bitte im Journal bekannt, wann und wo Sie lhre (Christian Science) Sonntagsveranstaltungen abhalten und welcher Art diese Treffen sind ... Diese Bekanntmachungen werden wir beibehalten, um die Öffentlichkeit zu informieren und das Wachstum unserer Bewegung aufzuzeichnen". L11043, Mary Baker Eddy an John F. Linscott, 5. November 1892, Mary Baker Eddy Sammlung, Die Mary Baker Eddy Bibliothek für den Fortschritt der Menschheit. In dem Monat gab es zwei dieser Bekanntmachungen: Boston („jeden Sonntag um 15 Uhr, Chickering Hall, Tremont Street, Pastor: Rev. M.B. G.Eddy") und New York („jeden Sonntag um 16 Uhr, Crescent Hall, Fifth Avenue 138. Sprecher: Mrs. F. J. Stetson").12

Diese beiden Mitteilungen erschienen nicht zufällig zur gleichen Zeit. In einem Brief, den Eddy 1897 an die kometenhaft aufgestiegene Mrs. Stetson schrieb, bezeichnete sie sie als „ihre schwierigste Schülerin, die mir gegenüber loyal ist und die jetzt im Feld Dinge unternimmt, die nicht in meiner Absicht liegen"Christian Science Journal, Februar 1889, S. 592.. Stetsons Charisma weckte in New York Interesse an Christian Science, aber erlosch dann letztendlich in der Glut ihres intensiven Ehrgeizes und ihres Bemühens, die Herrschaft über eine Zweigkirche und über die Heilpraix von Mitgliedern auszuüben.

Mary Baker Eddy hatte Laura Lathrop in New York zuvor in einem Brief vertraulich mitgeteilt, dass Mrs. Stetson „nicht mehr wie früher meinen Schülern zusetzt, denn sie wagt es nicht wegen meiner Kirchensatzungen" V01549, Mary Baker Eddy an Augusta E. Stetson, 26. Oktober 1897, Mary Baker Eddy Sammlung.. Es war nicht gerade eine Übertreibung, wenn sie feststellte, dass „fast alle Regeln im Kirchenhandbuch (das 1895 herauskam) aufgestellt worden sind, um sie (Stetson) davon abzuhalten, meinen Schülern Schaden zuzufügen und mir in meiner Kirche Schwierigkeiten zu bereiten"14.

Der nötige Hauptsitz

„Wie ich schon sagte", schrieb Eddy 1889 an einen Schüler, „soll Boston der Hauptsitz von Christian Science sein. Das hat Gott so gewollt. Das erste Lehrinstitut und die erste Christian Science Kirche wurden in Boston errichtet und daher ist es der Hauptsitz und muss es auch bleiben. Alle Geschäfte sind unter diesem Gesichtspunkt abzuwickeln. New York ist der Zweig, nicht die Wurzel unserer Arbeit und unserer Bewegung." L04373, Mary Baker Eddy an Laura Lathrop, 7. Juli 1897, Mary Baker Eddy Sammlung. In einer vielsagenden Schlussbemerkung schrieb sie: „Boston ist der Kampfplatz; Sie können nicht ohne Ihre Führerin kämpfen."15

Der nötige Hauptsitz der im Entstehen begriffenen Bewegung nahm 1892 feste Formen an, denn M.B.Eddy organisierte ihre Kirche um und nannte sie „The Mother Church, The First Church of Christ, Scientist, in Boston, Massachusetts". Drei Jahre danach erschien die erste Ausgabe des Handbuchs der Mutterkirche. Die Satzungsbestimmungen wurden im Laufe der Zeit ergänzt und verliehen der Organisation ein inneres Gefüge. Es handelte sich nicht mehr nur um eine Gemeinde in Boston und andere lose mit ihr verbundene Gruppen „im Feld". Zwar dauerte es noch einige Jahre, ehe Gruppen in England und Deutschland von der Mutterkirche als Zweigkirchen anerkannt wurden. Doch Eddy erkannte, „dass ihre Botschaft von Natur aus Kosmopolitisch ist, dass sie der ganzen Menschheit und allen Völkern gilt ..." L10677, Mary Baker Eddy an Joshua F. Bailey, 1889, Mary Baker Eddy Sammlung.

Auf dem Kirchenhandbuch basierende Harmonie

Die von Mary Baker Eddy gegründete Kirche besaß das Potenzial, alle Menschen auf der Welt zu segnen und ihnen Trost und Heilung zu bringen. Sie vermochte das jedoch nur, wenn die Beziehungen zwischen der Mutterkirche und ihren Zweigen harmonisch waren, und das Kirchenhandbuch sollte dabei als Richtschnur dienen. Hatte Eddy der Kirche hauptsächlich die Aufgabe gestellt, der Menschheit ihr Buch Wissenschaft und Gesundheit auf Dauer zugänglich zu machen, so war das Kirchenhandbuch eines der Mittel, das zu erreichen. Es trug zum organisatorischen Zusammenhalt bei, zu Klarheit und Ordnung, und es schuf eine Vertrauensgrundlage.

William B. Johnson, Schriftführer der Mutterkirche von 1892 bis 1909: Ein Mann, der wusste, wie man einer Kirche „Mutter” sein kann

Das englische Wort clerk (Schriftführer) reimt sich mit dem englischen Work work (Arbeit) und William Johnson arbeitete schwer und liebevoll als Schriftführer der Mutterkirche. Er diente zwanzig Jahre als einer der engsten Vertrauten Mary Baker Eddys. Sein Sohn William Lyman Johnson erinnerte sich, dass seine Eltern viele Jahre Mitglied in der Methodistenkirche an der Dorchester Street in Boston waren. Doch sein Vater suchte nach einer „heilenden Macht, die nicht nur einen beschwerlichen Leistenbruch heilen, sondern auch die anderen Krankheiten beseitigen würde"  L08760, Mary Baker Eddy an Victoria Murray, 21. März 1904, Mary Baker Eddy Sammlung., die er sich im amerikanischen Bürgerkrieg (1861-65) zugezogen hatte. Der Angestellte eines Sanitätsgeschäfts empfahl ihm Christian Science. Durch Gebet wurde Johnson wieder völlig gesund und nahm an einem Heilkurs bei M.B.Eddy teil.

Die vielen Hunderte, wenn nicht gar Tausende von Briefen, die Johnson als Antwort an Mitglieder und Zweigkirchen schrieb, sind ein Muster an Kürze und Klarheit. So schrieb er 1906 in einem Brief auf die Bitte eines Mitglieds hin, dass die Mutterkirche einen Christian Science Praktiker senden möge, um am Ort eine Heilpraxis zu eröffnen: „Wie ich feststelle, befinden sich unter Ihnen viele Mitglieder der Mutterkirche und außer Ihnen zwei andere Personen, die Klassenunterricht gehabt haben. Meinen Sie nicht, dass diejenigen, die in Christian Science unterrichtet worden sind, ihre Zeit und Energie darauf verwenden sollten, Kranke zu heilen und Sünder zu bekehren und damit der Öffentlichkeit an Ihrem Ort zu dienen, wie Sie in Ihrem Brief ausführen? Sicher ist Ihre Arbeit in dieser Beziehung nötig und ich vertraue darauf, dass Sie sie aufnehmen und auch andere dazu anhalten werden." Aus den Erinnerungen von William Lyman Johnson, Mary Baker Eddy Sammlung, Mary Baker Eddy Bibliothek für den Fortschritt der Menschheit

Johnsons Antwortschreiben in Bezug auf den Aufbau einer Zweigkirche waren keine Standardbriefe, aber sie enthielten eine gleichbleibende Botschaft. So schrieb er an jemanden in Kalifornien: „... wenn es in Porterville Christliche Wissenschaftler gibt, die Praktiker sind und die die Kranken heilen und Sünder umwandeln und die gemäß den Bestimmungen der Mutterkirche Gottesdienste abhalten können sowie genügend Verständnis besitzen, um den Fortschritt der Mutterkirche vor boshaften Bestrebungen zu schützen, dann bestehen die einfachen Schritte zum Aufbau einer Zweigkirche darin, einige Beamte zu wählen und einige Regeln oder Bestimmungen anzunehmen, damit die Vereinigung in geregelter Weise ihre Geschäfte erledigen kann." Briefsammlung von William B. Johnson, Mappe 8, Serie BD0024, Nr. 281 Im Kern gilt das auch heute noch.

Die Mutterkirche würde ihren Teil zu der auf dem Kirchenhandbuch basierenden Beziehung beitragen, indem sie ihren Zweigen ihre stete verlässliche Fürsorge zukommen ließ. So liefert die Mutterkirche eine Reihe von Ressourcen, die die Botschaft von Wissenschaft und Gesundheit fördern. Sie veröffentlicht und vertreibt Wissenschaft und Gesundheit. Sie unterhält ferner den Christian Science Vortragsrat, der Vortragende zur Verfügung stellt, die in der ganzen Welt über ges Heilen sprechen. Die Christian Science Verlagsgesellschaft gibt drei Zeitschriften heraus sowie den Christian Science Monitor und die wöchentlichen Bibellektionen (die jeder für sich lesen kann und die auch in der ganzen Welt in den Sonntagsgottesdiensten verlesen werden). Komitees für Veröffentlichungen berichtigen irreführende Darstellungen in Bezug auf Christian Science und ihre Gründerin Mary Baker Eddy. Und ein Unterrichtsrat prüft die Bewerber, die Christian Science Lehrer werden wollen, um andere das geistige Heilen zu lehren. (Viele dieser Ressourcen sind bereits in dieser Serie abgehandelt worden oder werden es noch.)

Einige einfache Regeln

Der Verwaltungsapparat der Kirche ist so schlank wie der Organisationsplan einer neu gegründeten Hightech-Firma. Zum Beispiel umfasst der Artikel XXIII im Kirchenhandbuch, „Die Mutterkirche und die Zweigkirchen", nur fünf Seiten – zwölf Abschnitte, die geschrieben wurden, wenn sich eine Notwendigkeit dazu ergab oder wenn die Aufgabenverteilung in der Kirchenverwaltung festgelegt werden musste. Manche Bestimmungen wurden in den 15 Jahren seit der Erstausgabe des Kirchenhandbuchs mehrere Male revidiert. Bis 1901 konnte beispielsweise nur ein Schüler von Eddy eine Zweigkirche gründen statt, wie es heute der Fall ist, lediglich „ein Mitglied" der Mutterkirche.

In ihrer endgültigen Fassung enthalten die Satzungen ein paar einfache Regeln:

• Jede Gemeinde „soll ihre eigene ... Verwaltung haben" Archibald McLellan, "A Word of Appreciation" [Eine Würdigung], The Christian Science Monitor, 25. November 1908.. (Das Kirchenandbuch legt keine Einzelheiten über die Kirchenverwaltung fest, was charakteristisch ist für Mary Baker Eddys Einstellung zur Verwaltung einer Kirche. Den Mitgliedern einzelner Kirchen steht es damit frei, sich für den Verwaltungsapparat zu entscheiden, der sich am besten für ihre Verhältnisse eignet. An manchen Orten schreiben die Behörden bei der Gründung einer Kirche bestimmte Satzungen und Beamte vor, doch das Kirchenhandbuch ist in dieser Beziehung sehr flexibel. Zweigkirchen brauchen nicht einmal ein Gebäude zu haben.)

• Wie Bäume, die eine Pfahlwurzel und einen Stamm besitzen, so nimmt auch die Mutterkirche „eine Stellung ein, die keine andere Kirche ausfüllen kann"Handbuch der Mutterkirche, S. 70.. Zweigkirchen sollen keine Zweigkirchen hervorbringen.

• „Ein Mitglied dieser Kirche, das ... ein gesinnungstreuer, musterhafter, im Arbeitsfelde tätiger Christlicher Wissenschaftler ist," Ebd., S. 71. kann eine Zweigkirche gründen und Gottesdienste abhalten.

• Um als Zweigkirche Christi, Wissenschaftler, anerkannt zu werden, sind sechzehn „gesinnungstreue Christliche Wissenschaftler" Ebd., S. 72. nötig, von denen vier Mitglied der Mutterkirche sind und zumindest eines eine aktive Heilpraxis unterhält.

Die letzte Bestimmung basierte auf Erfahrung: Für Leute, deren Leben von den Ideen in Wissenschaft und Gesundheit umgewandelt worden war, war es ganz natürlich sich zusammenzutun, um gemeinsam zu studieren, Gottesdienste abzuhalten und zu beten. Auf diese Weise entstanden Zweigkirchen. Gute Nachrichten verbreiteten sich schnell.

Vorbeugende Massnahmen

Wenn die ersten acht Abschnitte des Artikels XXIII nötig sind, um Kirchen Christi, Wissenschaftler, und Christian Science Organisationen an Hochschulen (siehe Kasten auf Seite 21) zu gründen und ihre Interessen wahrzunehmen, dann bieten die anderen vier Abschnitte Schutz gegen negative Elemente wie Exklusivität, persönlichen Einfluss, Monopolbestrebungen und Konkurrenzdenken.

M.B.Eddy erklärt in ihrer Autobiografie: „Durch sorgfältige Beobachtungen und Erfahrung wurden mir die Vorzüge und Nachteile einer Organisation erschlossen." Ebd., S. 73. Viele der ersten Zweigkirchen gingen aus Christian Science „Instituten" oder Schülervereinigungen von Christian Science Lehrern hervor. Die Pastoren dieser Kirchen waren Lehrer, die größtenteils von Eddy als Heiler ausgebildet worden waren. Es war typisch für Eddys Führungsstil, dass sie Fälle, wo die Kirchenverwaltung versagt hatte, zum Anlass nahm, positive statt restriktive Regeln aufzustellen (denn neben Augusta Stetson gab es noch andere, die ihre Zweigkirche dominierten). Wenn die Mitglieder die Bestimmungen im Kirchenhandbuch einhalten, werden sie Gottes Segen und Fürsorge für „diese kleine Kirche" erleben. Fürsorglich wird Er „ihre hinderlichen Zweige beschneiden, sie mit dem Tau des Himmels träken, ihre Wurzeln kräftigen und ihre Grenzen durch die göttliche Liebe erweitern"Rückbl., S. 45.. Christliche Wissenschaftler lassen sich zwar vom Kirchenhandbuch inspirieren und leiten, doch die Mitglieder können es nicht als Satzung für ihre eigene Zweigkirche verwenden oder es veröffentlichen.Vermischte Schriften 1886-1896, S. 154.

Ein Wort mit zwölf Buchstaben für Liebe

In seiner geistig inspirierten Bedeutung ist Organisation dieses Wort. Die Mutterkirche und ihre Zweigkirchen in der ganzen Welt haben die Aufgabe, der Menschheit Gottes Liebe greifbar und sichtbar zu machen. In Bezug auf die Mitgliedschaft bilden sie zwei Einheiten: der Einzelne kann Mitglied der Mutterkirche werden und ihre globale Heilungsmission unterstützen, aber auch einer Zweigkirche beitreten und ihr helfen, auf örtliche Bedürfnisse einzugehen.

Kirche definieren

Kirche. Die Struktur von Wahrheit und Liebe; alles, was auf dem göttlichen Prinzip beruht und von ihm ausgeht.

Die Kirche ist diejenige Institution, die ihre Nützlichkeit beweist und zeigt, dass sie das Menschengeschlecht erhebt, das schlafende Verständnis aus materiellen Ansichten zum Erfassen geistiger Ideen und zur Demonstration der göttlichen Wissenschaft aufrüttelt und dadurch Teufel oder Irrtum austreibt und die Kranken heilt.

Mary Baker Eddy,
Wissenschaft und Gesundheit, S. 583

Viele Christliche Wissenschaftler sind Mitglied in beiden Kirchen, doch ist das nicht vorgeschrieben. Manche haben keine Zweigkirche am Ort, so zum Beispiel ein neues Mitglied in Armenien. Doch treten sie der Mutterkirche bei, um Unterstützung zu bekommen, wenn sie „anderen helfen ... und ihnen Christian Science nahe bringen und sie heilen" Siehe Handbuch, Art. XXIII Abschn. 5. wollen.

M.B.Eddy verlangte, dass ihre Kirche Gutes tut, dass sie ihren Nachbarn in jedem Fall und allerorten ein guter Samariter ist. „Bisher habe ich beobachtet", schrieb sie 1896 in einer Botschaft an die Kirche, „dass, soweit sich diese Kirche Seiner, Geringsten' annahm, Er sie segnete. Während der ganzen Zeit meiner Verbindung mit Der Mutterkirche habe ich erfahren, dass in dem Maße, wie sie andere liebte, Er ihr Seine Liebe geschenkt hat, ihre wüsten Stätten wässerte und ihre Grenzen erweiterte."Christian Science Sentinel, 14. Juni 2004, S. 20.

Auf die Beziehung kommt es an

In der Regel lehnte es Eddy ab, Rat in Zweigkirchen-Angelegenheiten zu erteilen, doch aus Mutterliebe wies sie Trennungen zurück und setzte sich für die Einheit zwischen Zweigkirchen und der Mutterkirche ein.

Als William B. Johnson Schriftführer der Mutterkirche war, folgte er Eddys Beispiel und verwies die Zweigkirchen bei Anfragen über innere Angelegenheiten stets auf das Kirchenhandbuch. Er legte ihnen nahe, zu beten und eigene Entscheidungen zu treffen. (Siehe Kasten auf Seite 25). Nach 1910 entwickelte sich über Jahrzehnte hinweg zwischen den Zweigkirchen und der Mutterkirche ein gewisses Maß an Abhängigkeit. In jüngster Zeit herrscht in vieler Hinsicht wieder die Mutter-Zweig-Beziehung, wie sie vor einem Jahrhundert bestand.

In erster Linie geht es immer um die Beziehung zwischen Geschöpf und Schöpfer, zwischen Idee und deren Ursprung. Aus dieser Beziehung ergeben sich Verbindungen zwischen uns als geistigen Wesen und dem Gemeinwesen sowie der Welt im Allgemeinen. Der Baum ist das ursprüngliche Symbol dieser Lebensverbindung und der Verbundenheit zwischen Zweig und Baumstamm, zwischen Mitglied und Kirche.

Im Bericht von der geistigen Schöpfung im ersten Buch Mose werden Bäume am dritten Tag erwähnt: „... Bäume, die da Früchte tragen, in denen ihr Same ist, ein jeder nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war."Verm., S. 127. In der Beziehung, die zwischen dem Baumstamm und den Zweigen besteht, liegt der gute Same. Der Same des Anfangs, der Wiederauferstehung und des Wachstums.

Der zweite Teil dieses Beitrags bringt den Blick in die Zukunft. Sie können ihn in der Dezember-Ausgabe des Christian Science Herold lesen.


Historische Aufnahmen, wenn nicht anders angegeben, mit freundlicher Genehmigung der Mary Baker Eddy Sammlung und/oder des Archives der Mary Baker Eddy Bibliothek

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