In der wachsenden Zahl älterer Menschen könnte die Keimzelle zu einer neuen Bürgergesellschaft liegen
Hamburg, 30. April 2004 – Im Jahr 2020 werden knapp 30 % der Bevölkerung über 60 Jahre alt sein, der Anteil der unter 20-jährigen sinkt bis dahin von heute knapp 21 % auf 17,5 – so eine Prognose des Statistischen Bundesamtes. In den neuen Bundesländern werden dann aufgrund der extrem niedrigen Geburtenrate rund ein Drittel weniger Kinder und Jugendliche im Schulalter leben als noch zur Jahrtausendwende, wie GEO in einem aktuellen Themenschwerpunkt zur demographischen Entwicklung Deutschlands berichtet. Die Alterung der Gesellschaft sei nicht aufzuhalten: Um den derzeitigen Altersaufbau auf heutigem Niveau zu halten, müssten laut Schätzungen der Vereinten Nationen jährlich 3,5 Millionen Menschen nach Deutschland zuwandern.
Schon im Jahr 2015 werde jede dritte Erwerbsperson über 50 sein, heißt es in dem GEO-Bericht weiter. Bislang sei die Altersgruppe der über 50-jährigen als Erwerbstätige allerdings wenig gefragt: In fast 60% aller Betriebe ist sie überhaupt nicht vertreten; unter den Arbeitslosen macht sie dagegen mehr als 30% aus – aber nur 7,5% der staatlichen Fördermaßnahmen zur beruflichen Weiterbildung kommen ihr zugute. Vom „lebenslangen Lernen” sei diese Altersgruppe also noch weit entfernt, obwohl gerade auf sie steigende Anforderungen zukämen.
Doch aus der Überalterung eine unweigerlich trostlose Zukunft abzuleiten, sei falsch, heißt es in GEO. Durch die Alterung der Gesellschaft und den zu erwartenden Rückgang des Wirtschaftswachstums könne sich ab 2010 eine „Graue Revolution” anbahnen, wie die Deutsche Bank Research in einer Studie skizziert. Der demographische Wandel könne zu einer Abkehr vom Leistungsund Karrierebewusstsein und zu verstärktem sozialen Engagement gerade unter den Älteren führen. Gerade die „Generation Grau” habe viel Zeit und suche Sinn, so GEO, und könne damit die Keimzelle einer neuen Bürgergesellschaft sein.
Die „Graue Revolution” als Keimzelle einer neuen Bürgergesellschaft: Der demografische Wandel könne zu einer Abkehr vom Leistungs- und karrierebewusstsein führen und zu verstärktem sozialen Engagement gerade unter den Älteren.
Dass Menschen bis weit jenseits des Rentenalters leistungsfähig bleiben, ist wissenschaftlich belegt: Bis zum Alter von 79 Jahren sind Senioren in hohem Maß für die Gesellschaft aktiv – sie betreuen Enkel, pflegen Angehörige und üben Ehrenämter aus. Erst danach empfangen sie mehr Unterstützung als sie geben.
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