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Ismael und Isaak

Aus der November 2004-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Vor etlichen Monaten, genauer gesagt, kurz vor Ausbruch des Irak-Krieges, kam ein junges amerikanisches Ehepaar in das Geschäft, in dem ich als Beraterin für Bildereinrahmungen arbeite. Während der Beratung kamen wir ins Gespräch und ich erfuhr, dass der Mann Soldat und hier in Deutschland stationiert war. Sie hatten einige „typisch deutsche” Bilder gekauft, die sie nun auch „typisch deutsch” eingerahmt haben wollten. Als ich ihnen dann den Abholtermin nannte, sagte die Frau, das sei ganz wunderbar, so könne ihr Mann die Bilder noch sehen, bevor er in den Irak ginge.

Erstaunt sah ich sie an: Wie konnte sie das so beiläufig erwähnen? Schließlich ging es doch um ihren Ehemann! Ich jedenfalls war sehr betroffen von der Aussicht, dass dieser junge Mann in den bevorstehenden Krieg ziehen würde. Ich wusste so schnell gar nichts darauf zu sagen.

In allen Medien war dieser zu erwartende und zu befürchtende Krieg gegenwärtig. In Deutschland vertrat man mehrheitlich die Ansicht, dass Krieg nicht richtig sei und dass dieser Krieg unter allen Umständen verhindert werden sollte. Und ich gestehe: ich war und bin noch immer dieser Ansicht. Ich suchte nach Worten, um so etwas wie „vielleicht wird der Krieg ja noch verhindert” auszudrücken. Die junge Frau bemerkte mein Problem und half mir freundlich, indem sie den Satz vollendete: „Vielleicht wird der Krieg ja nicht lange dauern”. Ich lächelte zurück. Es kam mir vor, als ob uns Welten trennten.

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