Im Englischen gibt es eine Redewendung: „When you are green you grow, when you are ripe you rott.” Frei übersetzt heißt das ungefähr: „Solange du grün bist, wächst du, wenn du reif bist, fängst du an zu verrotten.” Wenn ich der Meinung bin, ich weiß alles, habe auf alles eine Antwort und kenne alles, dann höre ich auf zu wachsen. Wenn ich jedoch neugierig bleibe, offen für Veränderung und Neues, dann wachse ich und ändere mich.
Ob wir es wollen oder nicht, alles im Leben ist Veränderung. Mehr als uns vielleicht bewusst ist. Selbst so alltägliche Dinge wie Essen und Trinken sind Veränderung: der Übergang von einem Zustand (hungrig) in einen anderen (satt).
Das gesamte Neue Testament ist ein Zeugnis von Veränderung und Umwandlung. Einige Beispiele aus dem Matthäus Evangelium: Vergeben ist Veränderung (Mt. 6:14, 9:2); Veränderung benötigt Glauben (Mt. 9:28); Heilung ist Veränderung (Mt. 8); Lebensumstände verändern sich (Mt.9:9); das eigene Kreuz auf sich nehmen ist eine besonders tiefe, fundamentale Veränderung (Mt. 10:38); und manchmal ist eine tiefere Veränderung nötig als nur eine oberflächliche Erlösung von einer Schwierigkeit (der unsaubere Geist kehrt zurück, Mt. 12:43 ff).
Veränderung bedeutet nicht, dass das Alte plötzlich schlecht oder negativ ist. Ich gehe heute gewisse Dinge anders an als vor zwei Monaten oder zwei Jahren. Sind dadurch die Entscheidungen und Handlungen von damals falsch geworden? Nein Im Gegenteil. Sie waren nötig, um mich dahin zu bringen, wo ich heute bin.
Mary Baker Eddy ist ein Vorbild in dieser Hinsicht. Wie oft hat sie ihr Werk Wissenschaft und Gesundheit überarbeitet? Ist die vorherige Version durch die jeweils neue schlecht geworden? Nein, denn sie waren alle nötig, um zur jetzt vorliegenden Ausgabe zu kommen. Antiken Städten vergleichbar, in denen Gebäude aus einer Herrschaftszeit auf die der vorhergehenden gebaut wurden, baut eine Ausgabe dieses Buches auf den vorhergehenden auf.
Veränderung ist ein Prozess. Es geht um den Prozess, nicht um Perfektion. Perfektion nach menschlicher Definition ist die reife Pflanze, die anfängt zu verrotten, weil sie nicht mehr wächst. Perfektion auf spiritueller Ebene ist das vollkommene Erkennen, dass wir Gottes Kinder sind. Mary Baker Eddy schrieb: „Die unvollkommenen Sterblichen begreifen das Endgültige der geistigen Vollkommenheit langsam; aber richtig anfangen und im Ringen um die Demonstration der großen Aufgabe des Seins fortfahren heißt viel vollbringen” Wissenschaft und Gesundheit, Seite 254.
Ohne Erlebnisse, Erfahrungen und Fehler können wir nicht wachsen und zu dem werden, was wir heute sind. Morgen bauen wir wiederum auf dem Heute auf. Wenn wir uns aus Angst vor Veränderung dem Risiko entziehen, Fehler zu machen oder Erfahrungen zu sammeln, nehmen wir uns die Chance, zu wachsen und wirklich zu leben. Wir wiegen uns in falscher Sicherheit. Dinge ändern sich, ob es uns gefällt oder nicht. Mary Baker Eddy unterstreicht die Wichtigkeit verändernder Situationen, die uns aufrütteln und wachsen lassen: „Das menschliche Herz muss aufgeschüttelt werden...” Vermischte Schriften, Seite 137
Die richtige Einstellung ist entscheidend und das Wissen, dass inmitten all der Veränderung, die in uns und um uns geschieht, eine Tatsache unverändert bleibt: Wir sind immer und in jedem Augenblick Gottes kinder und Seine Widerspiegelung. Das ist wirkliche Sicherheit.
Selbst wenn ein Mensch sehr viele oder schwerwiegende Fehler gemacht hat, sind vielleicht genau diese Fehler nötig gewesen, um eine Veränderung zu bewirken. Ist nicht Matthäus ein Zöllner gewesen, also ein Sünder? Oftmals sind traurige oder schmerzhafte Erfahrungen eine starke kraft, hin zu mehr Spiritualität und Geistigkeit. Unsere Erfahrungen können uns helfen, einem anderen Menschen Hoffnung zu geben, der etwas Ähnliches durchmacht.
Warum jedoch haben so viele Menschen Angst vor Veränderung? Ein Grund dafür ist, dass das Bekannte so bequem, so scheinbar sicher, so gemütlich ist. Das Neue, das Unbekannte, ist mit Risiken verbunden, erfordert Mut und vor allem Vertrauen. Das Bekannte kann bis zu einem gewissen Grad kontrolliert werden, ich weiß, was mich erwartet, wie ich mich zu verhalten habe, ich kenne die Umstände. Das Neue jedoch... Sich verlieben, eine neue Arbeitstelle annehmen, in eine andere Stadt ziehen, auf neue Art und Weise an eine Sache herangehen – all das sind Veränderungen, die viel Mut erfordern. Es sind Dinge, die ich oft nicht kontrollieren kann, manchmal kann ich sie nicht einmal beeinflussen.
Woher aber kann ich diesen Mut nehmen? Der Mut kommt von Gott und von dem Wissen, dass alles in vollkommener Ordnung ist, egal wie chaotisch die Umstände manchmal erscheinen. Auf praktischer Ebene heißt das für mich unter anderem, einen Schritt nach dem anderen zu gehen und nicht der Illusion nachzugeben, dass Chaos herrsche oder ich der Situation nicht gewachsen wäre. Und manchmal bedeutet es einfach, die Augen zu schließen und sich fallen zu lassen.
Wenn Du ans Ende all dessen kommst, was Du weißt, musst Du an eines von zwei Dingen glauben: Dass Boden unter Deinen Füßen sein wird, auf dem Du stehen kannst oder dass Dir Flügel gegeben werden. Autor unbekannt, eigene Übersetzung aus dem Englischen
Mögen Sie auf Engelsschwingen durch jede Veränderung in Ihrem Leben fliegen!