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Mary Baker Eddy Bibliothek

Mary Baker Eddy — ein Leben lang geschrieben

Teil I

Aus der Dezember 2004-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Mary Baker Eddy Library Magazine


Mary Baker Eddy schrieb ihr ganzes Leben lang Briefe und veröffentlichte Gedichte und Texte. Betrachtet man heute ihre Werke, kann man sehen, dass mehrere unterschiedliche Schreibstile auftauchen, die ihre Lebenserfahrungen, wechselnden Rollen und geistigen Erkenntnisse widerspiegeln.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass jemand in verschiedenen Stilen schreibt und sich ausdrückt, um die vielfältigen Positionen im Leben wie auch die Absichten der Kommunikation widerzuspiegeln. Mary Baker Eddy war da nicht anders. Weil jedoch die Mary Baker Eddy Bibliothek eine solch riesige Sammlung von Schriftstücken einer einzigen Persönlichkeit beherbergt – sie enthält 28.000 Briefe und Manuskripte – bietet die. Erforschung ihrer Schreibstile alle Voraussetzungen, eine immens lohnende (und wohl auch beängstigende) Herausforderung zu werden. Die folgenden Seiten dienen nicht als eine tiefe Textanalyse von Eddys Schreib-Stimmen, sondern eher als ein einführender, anschaulicher Überblick über die fünf Hauptkategorien von Stilen, die in der BibliotheksSammlung ihrer Schriften auftauchen. In diesem Artikel werden diese Gestaltungsstile aufgeführt, so wie sie in der Chronologie der Sammlung überwiegend auftreten. Doch tauchen viele dieser Stile nebeneinander in Eddys Laufbahn auf, und Stränge jeder einzelnen der schreibenden Stimmen umspannen ihr Leben.

Romantischer Freundschafts-Stil

Mary Baker Eddy schätzte ihre Freunde. Bereits 1841 nannte sie Freundschaft „die wertvollste von des Himmels irdischen Segnungen". M.B.Eddy an E.A.H. Swasey, 1841, Ausgehende Korrespondenz/Outgoing Correspndence von Mary Baker Eddy (im Folgenden zitiert als OC) L02678. Die Bibliotheks-Sammlung enthält eine Vielzahl von Mary Baker Eddys Briefen an ihre Freunde, beginnend in ihrer Jugend. Viele dieser Briefe fallen in eine Schreibkategorie, die Gelehrte als romantische Freundschaft bezeichnen, ein Ausdruck, der für eine Schreibart verwendet wird, die vertraulichen Briefwechsel zwischen Frauen und Mädchen im 18. und 19. Jahrhundert einschließt. C. Smith Rosenberg, „Die weibliche Welt der Liebe und des Rituals: Beziehungen zwischen Frauen im Amerika des 19. Jahrhunderts”, aus Singns: Journal of women in Culture and Society I, 1975, S. 1-29. Smith-Rosenberg untersuchte die Korrespondenz von Frauen in amerikanischen Familien des Mittelstands zwischen 1760 und 1880 und schlussfolgerte, dass „mindestens vom späten 18. bis Mitte des 19. Jahrhunderts eine weibliche Welt von verschiedenen und doch hoch strukturierten Beziehungen auftaucht, welche sich zu einem essenziellen Aspekt der amerikanischen Gesellschaft entwickelt hat.” Ein Beispiel dieses Schreibstils ist der Brief an ihre Freundin Augusta Holmes Swasey von 1843. Sie schreibt:

Meine liebste Augusta,

Dein Brief (oder eher Schatz), vor zwei Tagen erhalten, kam wie der erfrischende Morgentau zu der frühen Blume, die durstige Hoffnung auf Freude belebend, die lange, zu lange aufgeschoben wurde. – Und wenn es für Dich zur Etikette gehörte, zuerst zu schreiben, – so ist es meine, mich daran zu erfreuen, dass der Schuldspruch nicht zu einer späteren Zeit folgte. Warum fragen, liebe Augusta, dem Gedenken Dein etwas hinzuzufügen, das Dich mir gegenüber weniger gütig erscheinen ließe? das zu tun verpflichtest Du mich durch Deine große Güte; und ringst mir ein Geständnis ab, ein nicht im mindesten demütigendes – sogar das eines unerfüllten Versprechens an eine sehr liebe Freundin. Und dann das wunderbare Zitat von Frau Hemans; Eddy bezieht sich auf die Dichterin Felicia Dorothea Browne Hemans. war es Deinem vertrauenden Herzen nicht unähnlich? Obwohl ein zarteres Gefühl und eine fein gewirkte Phantasievorstellung nie glücklicher in einem Tadel verwoben waren. Dich vergessen! Ich halte es für unmöglich, mein Herz Vergessen zu lehren; und ganz ohne diese Anstrengung: glaubst Du, der strahlende Stern, der am Himmel der Freundschaft leuchtete, könnte im Zwielicht der Erinnerung verblassen? Nein, nein, Augusta, er ist noch immer einzig leuchtend. Und mit mit Geduld auf Deiner Seite für die Weitschweifigkeit in einem Brief werde ich fortfahren, Dir die Gründe für eine solche unzumutbare Verzögergung nennen." M.B.Eddy an E.A.H. Swasey, 24. Februar 1843, OC L02682.

Die Sprache, die die junge Mary Baker in diesem Brief gebraucht, mag für das Empfinden des 21. Jahrhunderts allzu blumig klingen, aber sie drückt emotionales Empfinden aus, das bei der Korrespondenz zwischen Freundinnen zu dieser Zeit üblich war. Zweifellos war das Freundschaftsband zwischen Mary und Augusta ein starkes, und ihr Briefwechsel half ihnen, die Nähe zu bewahren, nachdem Augusta heiratete und nach Haverhill, New Hampshire, zog. Mary schließt ihren Brief, indem sie schreibt: „Und nun, liebe Augus, bitte ich Dich, mir bald wieder zu schreiben, alles über Dich, und es wird mich interessieren."

Stil wahrer Welblichkeit

Während ihres ganzen Lebens verfasste Mary Baker Eddy Aufsätze und Gedichte, und viele davon wurden veröffentlicht. In ihren frühen Schriften spricht sie in Ausdrucksweisen, die im 19. Jahrhundert für (weiße) Frauen der Mittelschicht üblich waren. Wie obiges Beispiel zeigt, enthüllen ihre Briefe eine tiefe emotionale Vertrautheit mit und Zuneigung zu ihren Freundinnen. Auf der anderen Seite neigt ihre Poesie dazu, die im 19. Jahrhundert üblichen geschlechtstypischen Rollenverteilungen widerzuspiegeln, besonders jene, welche besagt, dass der Aktionsraum einer Frau ihr Zuhause sei und ihre Funktion darin bestünde, einen speziellen moralischen Einfluss auf ihren Mann und die Kinder auszuüben.

In einer wichtigen Studie von 1966 untersuchte die Literaturhistorikerin Barbara Welter Artikel aus Frauenmagazinen des 19. Jahrhunderts und folgerte daraus, dass sie ein Bild förderten, welches von Welter als das der „wahren Frau" charakterisiert wird – fromm, rein, ergeben, gehorsam, in einer von ihrem Mann, der an der Welt Teil hat, separaten, häuslichen Umgebung. B. Welter, „Der Kultus wahrer Weiblichkeit, 1820-1860”, American Quarterly 18, 1966, S. 151-174. Seit Welters bahnbrechender Arbeit wurden die Jahre zwischen 1820 und 1860 von Historikern oft als die Periode betrachtet, in der, wie sie es nennt, der „Kult der wahren Weiblichkeit" blühte.

Die Bibliotheks-Sammlung von Eddys Manuskripten zeigt, dass ihre Gedichte, die in lokalen Zeitungen und beliebten Magazinen veröffentlicht wurden, diesem Stil wahrer Weiblichkeit des 19. Jahrhunderts entsprechen mit Titeln wie „Die Prüfung der Liebe", „Gebet", „Sonett für Harry". In dieser Reihenfolge veröffentlicht im The Covenant, Juni, Juli und September 1847. „Sonnet to Harry” wurde mit der Überschrift „Upward” im The Christian Science Journal, Juli 1903 veröffentlicht. Eine ihrer beliebtesten Arbeiten in diesem Genre ist ihr Gedicht „Die Rechte der Frauen", das erstmals im Gleason's Pictorial Drawing Room Companion (Gleason's Illustrierte für die Salon-Gesellschaft) 1853 gedruckt wurde. In diesem Gedicht argumentiert Eddy, dass es das Recht einer Frau ist, „zu beten, tief und rein, / ans Herz zu nehmen arm und klein," Das Gedicht fährt fort, die Frau so zu beschreiben, dass sie eine „strahlende Krone ihren königlichen Thron – / der Liebe Kranz – ein glückliches Zuhause" besitzt. Diese Zeilen hätten das Motto für die wahren Frauen des 19. Jahrhunderts überall sein können. Tatsächlich war es so beliebt, dass es mindestens achtmal während der nächsten Jahrzehnte nachgedruckt wurde. Außer Gleason's Pictoril noch im Portland Daily Advertiser (1862), Lynn Transcript (1876), Granite Monthly (1894), The Christian Science Journal und Vermischte Schriften 1883-1896 (1897).

Geistiger Stil

Das „glückliche Zuhause", das in „Die Rechte der Frauen" gerühmt wird, war nicht ein Teil von Mary Baker Eddys frühen Erfahrungen als Frau und Mutter. Sie wurde kurz vor der Geburt ihres einzigen Kindes verwitwet und sah sich bald außer stande, es großzuziehen. Ihre Gesundheit war schwach und die Gepflogenheiten ihrer Zeit boten Frauen kaum die Möglichkeit zu arbeiten. Als sie jedoch nach Gesundheit und Glück suchte, begann sie die mentalen und geistigen Elemente des Heilens zu erforschen. Um 1862 studierte und beschrieb sie geistige Bedeutung der Bibel.

Im Februar 1866 erlitt Eddy einen ernsthaften Sturz in Lynn, Massachusetts. Sie datiert ihre Entdeckung von Christian Science mit der bemerkenswerten Heilung, die sie nach diesem Unfall erlebte und begann nun häufiger über das Thema Heilung zu schreiben. Im Jahr 1875 veröffentlichte sie die erste Ausgabe ihres wichtigsten Buches, Wissenschaft und Gesundheit.

In diesem Werk macht sie die Welt mit der Essenz ihrer Entdeckung bekannt. Wenn wir dieses Buch mit den Texten vergleichen, die Eddy früher in ihrem Leben geschrieben hatte, sehen wir zweifellos einen Kontrast. Kritiker damals und heute haben behauptet, dass sie zu ungebildet sei, um gut schreiben zu können. Gillian Gill, Eddys Biographin jüngster Zeit, bestätigt, dass ihr Schreibstil „fraglos nicht-linear" sei, begründet jedoch, dass Eddys Kritiker „das Buch angriffen und mieden, weil es zu radikal war". Gillian Gill, Mary Baker Eddy, 1998, S. 218 und 217.

Im Vorwort zu Wissenschaft und Gesundheit erklärt Eddy selbst, wie und warum ihr geistiger Schreibstil zum Vorschein kam. Sie spricht davon, „ihre Gedanken über das Hauptthema (d.h. Christian Science) zu notieren, aber diese Notizen waren nur ein kindliches Plappern der Wahrheit." Sie fährt in einer anrührenden, vertraulichen Art fort:

„Ein Kind nimmt die Außenwelt durch die Augen in sich auf und fühlt sich dadurch beglückt. Es ist sich der Existenz der Welt ebenso sicher wie seiner eigenen; doch kann es die Welt nicht beschreiben. Es findet einige Wörter und mit diesen versucht es stammelnd, seine Gefühle mitzuteilen. Später äußert die Zunge den klareren Gedanken, wenn auch immer noch unvollkommen. Das traf auch auf die Autorin zu.”Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. ix.

Ihre Quelle war die Heilige Schrift – „Die Bibel war mein Lehrbuch,” erinnert sie sich in ihrer Autobiografie Rückblick und Einblick.

„Sie beantwortete meine Fragen, wie ich geheilt wurde; aber die Heilige Schrift hatte eine neue Bedeutung für mich, eine neue Sprache. Ihre geistige Bedeutung kam ans Licht, und ich erfasste zum erstenmal den geistigen Sinn dessen, was Jesus gelehrt und bewiesen hatte, sowie das Prinzip und die Regel der geistigen Wissenschaft und des metaphysischen Heilens – mit einem Wort: Christian Science.”Rückblick und Einblick, 1891, S. 25.

Zwischen 1875 und 1910, als sie eine weltbekannte Lehrerin und religiöse Führerin wurde, hörte Eddy kaum auf, an dem Stil und dem Inhalt ihres Buches zu arbeiten. Obwohl sie genau wusste, wie wichtig es war, ihre geistigen Erkenntnisse einzufangen, wünschte sie sich ebenso, „den definitiveren Gedanken” zu äußern und ihre Botschaft in einer klaren und prägnanten und durch und durch inspirierten Art zu übermitteln. Adam Dickey, einer ihrer Sekretäre, notierte, dass Eddy „ihre eigenen Schriften fortwährend studierte, und wenn ihr nach dem Lesen eines Abschnittes schien, sie hätte durch eine kleine Änderung noch etwas erläutern oder deutlicher machen können, dann würde sie es tun.” A. H. Dickey, Memoirs of Mary Baker Eddy, 1927, S. 97. Ein eindrucksvolles Beispiel ist die Definition von Gott in der zweiten Ausgabe von Wissenschaft und Gesundheit (1878):

„Dass Gott der Allerhöchste ist, das einzige Leben, die einzige Substanz und Intelligenz des Universums und des Menschen – dass es weder eine persönliche Gottheit, einen persönlichen Teufel noch einen persönlichen Menschen gibt.”Wissenschaft und Gesundheit, 2. Ausgabe, 1878, S. 145.

Daraus entwickelte sich eine direktere und überragend machtvolle Erklärung:

„Gott ist das, was die Heilige Schrift von Ihm verkündet – Leben, Wahrheit, Liebe. Geist ist göttliches Prinzip, und göttliches Prinzip ist Liebe, und Liebe ist Gemüt, und Gemüt ist nicht beides, gut und schlecht, denn Gott ist Gemüt; somit gibt es in Wirklichkeit nur ein Gemüt, weil es nur einen Gott gibt.”Wissenschaft und Gesundheit, S. 330. Über 400 Ausgaben von Wissenschaft und Gesundheit wurden zu Mary Baker Eddys Lebzeiten veröffentlicht; wobei der Begriff „Ausgabe” sich tatsächlich auf die Drucke bezieht, und viele, wenn nicht die meisten dieser Drucke, beinhalten große und kleine Bearbeitungen.

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