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Weihnachten und Geborgenheit

Aus der Dezember 2004-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Dezember. Die Weihnachtszeit nähert sich in großen Schritten. Es ist für die meisten Menschen eine frohe Zeit, eine Zeit des Zusammenseins, der Freude, der Besinnung und der Familie.

Weihnachten kann aber auch in unangenehme Hektik und Stress ausarten: schnell noch Geschenke kaufen, noch mehr Plätzchen backen, rasch noch dies und das erledigen. In einem Artikel in der Zeitschrift Christian Science Sentinel berichtet Jan Libengood von einem „Reality Check in Aisle 14” (Sie können diesen Beitrag auf Seite 12 in dieser Ausgabe lesen: „Reality Check in Gang 14”). Die Vorbereitungszeit führte für sie zu Stress, Hektik und Frustration. Plötzlich jedoch wurde ihr bewusst, dass die wirkliche Vorbereitung auf Weihnachten im Herzen geschieht und nicht im Supermarkt oder in der küche. Das Herz sollte mit Liebe und Zuneigung überfließen, nicht die Küche mit Plätzchen!

Weihnachten ist auch eine Zeit, in der viele Menschen in Versuchung geraten, das Fest der Liebe als etwas rein Materielles anzusehen. Geschenke sind etwas Wunderbares, aber die Größe oder der Preis der Geschenke sind nicht Maßstab für die Größe oder Stärke der empfundenen Liebe. Mir fiel ein Artikel über ein Ehepaar in die Hand (Christian Science Sentinel, 22. Dezember 2003, Seite 10), die sich, anstatt teure Geschenke zu kaufen, jedes Jahr zu Weihnachten ein Gedicht schrieben – in guten wie in schlechten Jahren. 20 Jahre später hatten sie ein ganzes Buch voller Gedichte kreiert. Wie kann man den Wert dieser Gedichte ermessen? Sind sie weniger wertvoll als ein Nerzmantel oder Goldschmuck?

Weihnachten ist nicht für alle Menschen eine freudevolle Zeit – für manche, weil sie kein Geld für Geschenke haben, vielleicht nicht einmal ein Dach über dem Kopf. Für andere, weil sie sich in dieser Zeit noch einsamer fühlen. Alte Menschen, die allein sind, junge Menschen, die einsam sind, Familien, die sich entfremdet haben. Paare, die sich innerlich getrennt haben und nur noch nebeneinander her leben. Menschen, die, wie Ebenezer Scrooge aus Charles Dickens Weihnachtsgeschichte, verbittert und hartherzig sind und deshalb einsam. Ich möchte vorschlagen, für diese Menschen am Weihnachtsabend ein gemeinsames Gebet zu sprechen, Sie sind nicht einsam, so wie keiner von uns jemals einsam ist. Wir sind niemals außerhalb der Gegenwart und Liebe Gottes. Ein weiterer Artikel des Christian Science Sentinel macht das deutlich:

Eine Frau berichtete von einer Weihnachtszeit mit ihren vier Kindern kurz nach ihrer Scheidung. Geld war wenig vorhanden und somit scheinbar keine Hoffnung auf Geschenke oder ein festliches Essen. Sie betete. Eine Zeile aus der Bibel kam ihr in den sinn: „Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben.” (Psalm 46, 2) Als sie eines Nachmittags kurz vor Weihnachten nach Hause kam, erzählte ihr ihre Nachbarin, die von ihren finanziellen Nöten nichts wusste, dass die Mitarbeiter ihrer Firma jedes Jahr eine Familie aussuchen, die Hilfe braucht – ob sie wohl eine solche Hilfe annehmen würde? Die Frau nahm an und dankte der Nachbarin. Sie stellte sich einen Karton mit Mehl, Zucker und anderen Lebensmitteln vor. Am nächsten Tag, nachmittags, während sie noch arbeitete, brachten die Mitarbeiter der Firma ihre Gaben. Als die Frau nach Hause kam, fand sie zu ihrer großen Überraschung bergeweise Geschenke für sie und ihre Kinder. In der Küche standen tellerund schüsselweise Gerichte, der Kühlschrank war bis zum Rand gefüllt und auf dem Kühlschrank lag ein Umschlag mit Geld. Und: der Karton mit Mehl, Zucker und verschiedenen anderen Grundnahrungsmitteln stand ebenfalls in der Küche. –Gott kennt jedes unserer Bedürfnisse.

Manchmal scheint es gerade zu Weihnachten leichter, sich hinter Materialismus und Geschenken zu verstecken, als echte Nähe zuzulassen. Für viele Jahre bedeutete Weihnachten für mich nur eins: Geschenke. Das Beisammensein, das Lichteranzünden, das Singen waren lästiges und emotionales Beiwerk, das man als cooler Teenager natürlich von sich weisen musste. Durch ein wachsendes spirituelles Verständnis hat sich das im Laufe der Jahre geändert. Mit das schönste ist für mich das gemeinsame Singen der Weihnachtslieder vor dem Weihnachtsbaum. Meine Lieblingszeile aus meinem Lieblingslied lautet: „Es schlafen Bächlein und Seen unterm Eise, es träumt der Wald einen tiefen Traum.”Es ist für uns eine Zeit angekommen

Schon als Kind haben mich diese Worte tief und unerklärlich berührt und sie tun es noch heute. In diesen Zeilen liegt eine große Geborgenheit und Ruhe. Ist es nicht das, was Weihnachten ausmacht? Die Geborgenheit und gesegnete Stille im Herzen, die aus dem Wissen erwachsen, dass Gott über uns alle wacht. Jeden Tag, nicht nur an Weihnachten. Vielleicht ist Weihnachten in seiner besonderen Bedeutung jedoch ein guter Zeitpunkt, sich und seinen Nächsten diese Tatsache vor Augen zu halten. Dietrich Bonhoeffer hat dies sehr berührend in seinem wohl bekanntesten Gedicht ausgedrückt. Er schickte es aus seiner Gefängniszelle an seine Verlobte. Die letzten Zeilen lauten:

„Von guten Mächten wunderbar geborgen
erwarten wir getrost was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
Und ganz gewiss an jedem neuen Tag.”

Ich wünsche Ihnen frohe Weihnachten und ein gesegnetes und geborgenes neues Jahr!

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