Zu weihnachten reisen mein Mann und ich meistens viele hundert Kilometer, um die Familie zu besuchen. Aber dieses eine Mal sollte die Familie zu uns kommen. Wir freuten uns darauf, Weihnachtsbesuch zu haben. Ich machte eine Liste:
• Möbel besorgen
• Betten richten
• Menüs planen
• Lebensmittel einkaufen
• Plätzhen backen
Alle diese Dinge hörten sich zunächst nett an für mich, und ich machte mich mit Elan an die Arbeit. Aber als die Zeit verging und Dinge unerledigt liegen blieben, wurde ich gereizt und müde. Ich wollte alles perfekt machen, aber mir fehlten die Zeit und die Kraft.
Am Tag bevor die erste Welle von Familienmitgliedern ankommen sollte, war ich in einem Wal-Mart Supermarkt und versuchte, noch ein bestimmtes Teil zur Dekoration für ein Gästezimmer zu bekommen. Auf einmal hätte ich jeden anmotzen können. Ich war wütend auf all die anderen Kunden, verärgert über die langen Schlangen an den Kassen und starrte jeden wütend an. Dann blieb ich auf einmal wie angewurzelt mitten in der Regalreihe stehen. Was machte ich eigentilich hier? Das war nicht das Weihnachten, das ich mir für mich oder meine Gäste vorgestellt habe! Wenn Weihnachten mich egoistisch und wütend machte, dann wollte ich nicht dabei sein.
Ich packte alles wieder ins Regal zurück, verließ den Supermarkt und fuhr nach Hause. Ich versuchte, so gut ich konnte, überhaupt noch ein bisschen gutes Feiertagsgefühl zu bekommen, aber es half nichts. Das war's dann also...
Bald erkannte ich jedoch, wo es bei mir schief gelaufen war. Es war an sich nicht verkehrt, das Haus und die Mahlzeiten für den Besuch vorzubereiten, aber die wirkliche Weihnachtsvorbereitung musste in meinem Herzen stattfinden. Das Herz muss überfließen von Willkommen und Zuneigung und nicht die Küche von Plätzchen. Die Gedanken müssen geordnet und ruhig sein, nicht nur die Möbel. Na ja, Sie sehen schon, was ich meine...
Auf einmal war alle Spannung von mir abgefallen. Als ich zu Hause ankam, machte ich sogar ein kurzes Nickerchen, bevor ich in denselben Supermarkt zurückfuhr, um dieselben Einkäufe zu besorgen. Alles war dort noch genau wie vorher – voll und chaotisch. Aber ich war ruhig und lächelte die anderen Kunden an, auch in der langen Schlange an der Kasse. Das fühlte sich schon eher wie Weihnachten an.
Nur etwas beschäftigte mich noch: Der Teig für die Plätzchen und die Pastete waren fertig. Nur wann sollte ich sie backen? Das klingt vielleicht trivial, aber beinahe verfiel ich schon wieder in Hektik. Doch stattdessen hielt ich inne, wurde wieder ruhig und lauschte auf Gottes Führung. Und natürlich kam auch eine Idee: Lass doch das Backen Teil der Festlichkeiten sein! Was für eine Antwort! Es war genau das, was ich brauchte.
Am Weihnachtsmorgen fand sich die Familie in der Küche ein. Auf der Erde draußen hatte sich eine leichte Schneedecke ausgebreitet und Sonnenlicht strömte durch die großen Fenster. Die Wärme des Ofens umgab uns alle. Einige von uns stachen Plätzchen aus und backten sie, andere schälten Äpfel und machten Pasteten. Mein Mann schlug eine meiner Lieblingsweihnachtsgeschichten auf und las laut vor, während wir arbeiteten. Dies war das Weihnachten, das ich haben wollte und das ich den andern bescheren wollte – warm, still, freudig und liebevoll.
Nach Weihnachten fuhren mein Mann und ich die Familienmitglieder zum Flughafen. Es gab die übliche Traurigkeit bei dem Gedanken, dass man wieder Hunderte von Kilometern von einander entfernt war. In der Hoffnung, alle etwas aufzuheitern, fragte ich beiläufig jeden, was für sie oder ihn der schönste Moment des Besuchs gewesen war. Jeder nannte den warmen stillen Morgen in der Küche. Und es überraschte mich nicht.