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Mary Baker Eddy Bibliothek

Spirituelles Heilen unterrichten

Aus der Juni 2004-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Als Mary Baker Eddy feststellte, dass sie Patienten genauso auf spirituellem Wege heilen konnte, wie sie selbst geheilt worden war, begann sie anderen ihre Heilmethode beizubringen. Hunderte nahmen an ihrem Unterricht teil und sahen in ihr die ideale Lehrerin. Joshua Baileys Unterrichtsnotizen vermitteln uns ein Bild von ihrer Lehrmethode.

„Legen Sie Ihre Hefte weg.” Das ist nicht gerade die typische Anweisung einer Lehrerin, doch wenn Mary Baker Eddy unterrichtete, war das ganz normal. Lulu Blackman nahm 1885 an einer Klasse teil und erinnert sich, dass diese Anweisung fast gleich zu Beginn des Unterrichts an alle Teilnehmer des Kurses erging. „Sie erklärte nie, warum sie diese Anweisung gab”, erinnerte sich Blackman mehr als vierzig Jahre später,

doch mein ganzes Leben
lang bin ich ihr für diese Regel
dankbar gewesen, denn sie
zwang uns, rein Äußerliches
aufzugeben... Die Worte dienten
nur dazu, ihre Offenbarungen
mitzuteilen. Sie gab
uns sowohl den Buchstaben
als auch den Geist, doch nahm
sie den Buchstaben weg, damit
er bei niemandem an die
Stelle des Weins des Geistes
treten würde. (Erinnerungen
von C. Lulu Blackman)

Blackmans Erinnerungen deuten darauf hin, dass das Neue an Mrs. Eddys Unterrichtsmethode nicht nur das Verbot war, sich keine Notizen zu machen. Zweifellos wurde ihre Pädagogik vom Lehrstoff bestimmt, nämlich von dem christlichwissenschaftlichen Heilsystem, das viele herkömmliche Anschauungen von Gott und Realität in Frage stellte und geistiges Wachstum als wesentlichen Bestandteil von physischer Heilung ansah. Wie Blackman schon andeutet, war Mrs. Eddys Einstellung zum Mitschreiben im Unterricht nur ein Teil ihrer Methode, um zu ihren Schülern auf einer sehr ungewöhnlichen Ebene zu sprechen. Ihr Ziel war, mehr das Herz anzusprechen als den Verstand — oder mit Lulu Blakmans Worten: den Buchstaben wegzunehmen, „damit er bei niemandem an die Stelle des Weins des Geistes treten würde”.

Die Erinnerungen der Schüler stimmen alle darin überein, dass Mrs. Eddy eine außergewöhnlich begabte Lehrerin war, dass, wenn sie den Buchstaben des spirituellen Heilens lehrte, der Geist durch ihre Worte hindurchschien. Viele erinnern sich, dass Mrs. Eddy ihren Unterricht auf die jeweilige Gruppe von Männern und Frauen abstimmte. (Das basierte nicht auf einem sorgfältig von ihr ausgearbeiteten Unterrichtsplan, sondern gewöhnlich auf Improvisation, denn die meisten Schüler hatte sie vorher nicht persönlich kennen gelernt.) Improvisieren — und ungeachtet der Zahl der Schüler auf die Einzelnen eingehen — ist für effektiven Unterricht unerlässlich. Es überrascht daher nicht, dass sie das als eine unentbehrliche Qualifikation für Lehrer ansah, die Unterricht im spirituellen Heilen geben. Darauf spielt sie in ihrem Hauptwerk Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift an (im Kapitel „Das Lehren von Christian Science”), wo sie Anweisungen gibt wie: „Lehre deinen Schüler ...” und „Zeige deinem Schüler ...”; im Allgemeinen zieht sie dabei den Singular dem Plural vor (siehe etwa S. 452 und 451).

In Wissenschaft und Gesundheit sind auch Beispiele für folgende Lehrmethoden zu finden: Begriffserklärungen, Fragen und Antworten, Metaphern und die Wiedergabe von persönlichen Erlebnissen und von Erlebnissen anderer. Ein hervorragendes Beispiel für Mrs. Eddys Unterrichtsmethode ist ihre frühe Abhandlung The Science of Man (Die Wissenschaft vom Menschen), die jetzt in Wissenschaft und Gesundheit im Kapitel „Zusammenfassung” enthalten ist. Darin macht sie von der sokratischen Lehrmethode Gebrauch und fordert ihre Schüler auf, über die grundlegenden Fragen vom Leben und Dasein nachzudenken: „Was ist Gott?”, „Was ist der Mensch?”, „Bilden die fünf körperlichen Sinne den Menschen?” Und dann erklärt sie, warum dieser spirituelle Rahmen für die Heilpraxis wichtig ist (S. 465, 475, 488).

Beim Unterrichten zog Mrs. Eddy auch Vergleiche heran und verwendete gut gewählte Metaphern. Das war nötig, um ihre Offenbarung allen verständlich zu machen, denn sie war sich bewusst, wie schwierig es ist, das Geistige mit materiellen Wörtern auszudrücken. In Wissenschaft und Gesundheit spricht sie von „der Sprache des Geistes” (S. 117) und in ihrer Analyse der Offenbarung im Neuen Testament schreibt sie: „Geistiges Lehren muss immer durch Symbole geschehen” (S. 575).

Mrs. Eddys Lehrmehtoden können jedoch nicht einfach als bestimmte Techniken abgetan werden. Wenn überhaupt, so beruhen ihre Methoden auf der Überzeugung, dass das Denken — das Denken des Patienten und das des Heilers — beim spirituellen Heilen eine wichtige Rolle spielt. Eigenschaften wie Liebe und Mitgefühl zum Beispiel sind beim Lehren und in der Praxis des Heilens unerlässlich. Mrs. Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit: „Das Lebenselement von Christian Science, ihr Herz und ihre Seele, ist Liebe. Ohne sie ist der Buchstabe nur der tote Körper der Wissenschaft — ohne Pulsschlag, kalt, leblos” (S. 113). Das Einhalten hoher moralischer und ethischer Maßstäbe — kurz, Reinheit — ist gleichermaßen wichtig. „Das moralische Barometer des Menschen, das steigt oder fällt, zeigt seine heilende Fähigkeit und seine Eignung zum Lehren an”, bemerkt sie in Wissenschaft und Gesundheit (S. 449).

Der Ruf zum Lehren

Mary Baker Eddy fing mit dem Unterrichten von spirituellem Heilen im Frühjahr 1867 an, also innerhalb eines Jahres nach ihrem eigenen, tiefgehenden Heilungserlebnis, das sie später als die Entdeckung von Christian Science bezeichnete. Ihre durch Gebet erfolgte Heilung von einem schweren Unfall hatte sie veranlasst, in der Bibel nach einer Erklärung dafür zu suchen. Die beim Bibelstudium gewonnenen Erkenntnisse gab sie an andere weiter, wobei sie Patienten heilte und andere das Heilen lehrte. Schon nach wenigen Jahren, nämlich 1870, scharte sie ihre erste Klasse von Schülern um sich. Abgesehen von einem Zeitraum von drei Jahren, wo sie Wissenschaft und Gesundheit schrieb (das 1875 herauskam), erteilte sie in den nahezu zwanzig Jahren danach regelmäßig Unterricht.

Mit der Gründung des Massachusetts Metaphysical College im Jahr 1881 fand der Unterricht in einem offizielleren Rahmen statt. Das College hatte ein hoch gestecktes Ziel: Seiner Gründungsurkunde zufolge sollte an ihm „Pathologie, Ontologie, Therapeutik, Moralwisenschaft, Metaphysik und deren Anwendung bei der Krankheitsbehandlung“ gelehrt werden. Als Präsidentin und aktivste Dozentin unterrichtete Mrs. Eddy zuerst die Elementarklasse im Heilen, und als das Interesse an Christian Science zunahm, gab sie zusätzlich Lehrerbildungskurse, in denen Männer und Frauen dazu ausgebildet wurden, spirituelles Heilen zu lehren. Auch gab sie unter Mithilfe von anderen mehrere Kurse in Geburtshilfe für Heiler, die in diesem Bereich tätig sein wollten.

Viele von diesen Kursen liefen zwei bis drei Wochen und der Unterricht dauerte zwei bis drei Stunden pro Tag. Gemessen an den Verhältnissen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lagen die Studiengebühren hoch: zwischen $100 und $300, was heute ungefähr $1900 und $5700 entspricht. Daher überrascht es nicht, dass das College vielen Studierenden die Gebühr ermäßigte oder ganz erließ. Den Unterlagen und den Erinnerungen von Teilnehmern zufolge erteilte Mrs. Eddy insgesamt etwa eintausend Männern und Frauen Unterricht im Heilen und Lehren von Christian Science. (Von Zeit zu Zeit nahmen übrigens auch kinder am Unterricht teil.)

Die Klasse vom Februar/März 1889

Die Erinnerungen von Teilnehmern und Mrs. Eddys eigene Schriften über das Heilen und Unterrichten werden auf wunderbare Weise von einem Prachtstück in der Sammlung der Bibliothek ergänzt: authentische Unterrichtsnotizen. Generell untersagte Mrs. Eddy das Mitschreiben, doch in diesem Fall wurde nicht heimlich mitgeschrieben. Vor ihrer Elementarklasse, die am 25. Februar 1889 begann, bat Mrs. Eddy ihren Schüler Joshua Bailery, sich Notizen zu machen; Bailey war gerade zum Redakteur der Monatsschrift The Christian Science Journal ernannt worden.

Der Unterricht begann am Montag, dem 25. Februar, und wurde am Dienstag, dem 5. März, abgeschlossen. Die Teilnehmer traten achtmal zusammen (nicht am Sonntag). An sieben Tagen wurde Unterricht erteilt und der achte Tag war für Fragen der Schüler vorgesehen und für Schlussbemerkungen. Mit 65 Schülern war dies bei weitem die größte Elementarklasse, die Mrs. Eddy je unterrichtet hatte und auch eine der kürzesten, denn die Mehrzahl der vorangegangenen erstreckten sich über zwölf Tage. Joshua Baileys Notizen von allen acht Sitzungen befinden sich in der Sammlung der Mary Baker Eddy Bibliothek für den Fortschritt der Menschheit. Die meisten sind mit Bleistift auf leicht liniertem Papier geschrieben und zeigen an, dass Bailey schnell schreiben musste, um Schritt zu halten.

Wir wissen nicht, zu welchem Zweck diese Notizen gemacht wurden, doch bald danach veröffentlichte Bailey Auszüge davon im Christian Science Journal. Es kann sein, dass er und Mrs. Eddy nach dem Unterricht eine erweiterte Fassung anfertigen wollten, doch das geschah nicht. Der Briefwechsel zwischen ihnen zeigt, dass Mrs. Eddy die Notizen für sehr lückenhaft hielt. Für den Leser von heute ist das jedoch vielleicht von Vorteil. So sie auch sein mögen, wahrscheinlich halten sie sich enger an Mrs. Eddys eigentliche Worte, als wenn Bailey sie durch sein Gedächtnis gefiltert und neu formuliert hätte. Ihre Frische und Unmittelbarkeit vermitteln uns einen lebhaften Eindruck davon, wie es wohl gewesen sein mag, an ihrem Unterricht teilzunehmen — ein Erlebnis, das der unitarische Pfarrer James Henry Wiggin 1886 hatte, der mindestens einmal an ihrem Unterricht teilnahm:

Man kann sich von Mrs.
Eddys Denkvermögen kein
rechtes Bild machen, wenn
man sie predigen hört, wenn
man (auch noch so aufmerksam)
ihr Buch liest oder wenn
man mit ihr spricht, es sei
denn, man hört sie auch beim
Unterrichten. Wenn sie ihre
Überzeugungen darlegt, ist
sie voll glühendem Ernst, und
ihre Worte und Beispiele sind
außerordentlich gut gewählt.
M. B. G. Eddy ist in der Tat
eine geborene Lehrerin, und
drei Stunden in ihrem Unterricht
sind im Handumdrehen
vorbei. (The Christian Science
Journal, Mai 1886, S. 39)

Schüler in Mary Baker Eddys Elementarklasse 25. Februar – 5. März 1889

Die 65 Schüler dieser Klasse zeigten ihre Wertschätzung für Mrs. Eddy, indem sie ihr ein Autogrammalbum schenkten. Die Namen der Unterzeichner sind unten aufgelistet. Einige dieser Schüler wurden später prominente Mitarbeiter in der Christian Science Bewegung.

Joshua F. Bailey
Mrs. Helen A. Baker
Hannah A. Balkam
Mrs. Sarah C. Barney
Mrs. Caroline S. Bates
Edward P.Bates
Mrs. Emma D. Behan
Mrs. Amanda D. Belcher
Miss Ella B. Benford
Mrs. Helen W. Bingham
Rev. Jesse B. Broadbent
F.W. Bunnell
Mrs. Nina Bunnell
Mrs. Martha E. Burns
Mrs. Lydia J. Calhoun
Mrs. Henrietta E. Chantrau
Miss Lydia R. Chase
Edward C. Clarke
Mrs. Maria A. Clymer
Miss Mary E. Collier
Mrs. Mary E. Crawford
Miss Mary Alice Dayton

Rev. David A. Easton
Miss Emma Gould Easton
Mrs. Margaret Ellen
Easton
Alfred Farlow
Miss Emma L. Farlow
Miss Sarah A. Farlow
Willian S. Farlow
Mrs. Jennie B. Fenn
Rev. Edmund R. Hardy
Mrs. Mary E. Hardy
Thomas W. Hatten
Mrs. Mary B. Hinckley
Mrs. E.R.R. Hoyt
Edward Ancel Kimball
Mrs. Kate Davidson
kimball
Mrs. Martha I. Lambert
Mrs. Julia M. Landon
Mrs. Kate G. McBean
Mrs. Alma S. Metcalf
Ralph Moody
James A. Neal

Mrs. Josephine C.
Otterson
William H. Perkins
Mrs. Emma F. Perkins
Mrs. Mary E. Pope
Henry L. Putnam
Charles A. Roberts
Mrs. Jessie H. Roberts
Miss Nemi Robertson
John C. Ryan
Mrs. Mary A. Ryan
Mrs. Carrie Harvey
Snider
Mrs. Rebecca Stebbins
Mrs. Augusta E. Stetson
Sampson D. Stiles
Mrs. Estelle W. Stimpson
Miss Marguerite F. Sym
Miss Lucretia Annie
Veazy
Miss Elizabeth T.
Wendland

Joshua Baileys Notizen von der Elementarklasse, die Mary Baker Eddy vom 25. Februar bis 5. März 1889 unterrichtete.

Meine Schüler,

... Wir beginnen mit Gott, der Alles ist.

... „Was bedeutet Ihnen Gott?” (Zu einem Schüler) Ist er Substanz für Sie? Wenn er das ist, dann platzieren Sie Ihr Leben in Substanz, Gott. Was sind die Namen, die wir für die Wesenheit, Gott, haben? Sie alle bedeuten dasselbe. Wir wollen die Einzelheiten klar haben und dass alle dasselbe bedeuten. Prinzip, Gemüt, Seele, Geist, Leben, Wahrheit, Substanz, Intelligenz, alle bedeuten — Gott. ... Gott ist Alles, die einzige Substanz. Haben Sie eine Substanz oder zwei und woraus bestehen diese? Wenn Sie das verstehen, werden Sie Wunder zustande bringen. Die Einzelheiten der Gottheit sind Prinzip, Leben, Wahrheit, Liebe, Geist, Gemüt, Seele. Die Attribute der Gottheit sind nicht die Gottheit. Prinzip ist das erste. Der gängigen Wahrnehmung zufolge ist es kalt, doch für die höher entwickelte Wahrnehmung ist es das Herz, das in allem schlägt. Ein Liebender ist nicht das Gleiche wie Liebe. Dann können wir nicht sagen, dass der persönliche Gott das Gleiche ist wie die Gottheit. Seele und Geist sind eins. Kann Gott gemessen werden, ein Meter achtzig oder mehr? Geht Gott in den Körper? Wir haben an alles mögliche Absurde geglaubt, haben versucht, Gemüt und Materie zu verquicken. Aber sehen Sie nur die Unmöglichkeit dessen, die Absurdität. Welcher Teil von Ihnen ist Gott?. . .

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