Die kleine Stadt Oldenburg in Oldenburg im Nordwesten Deutschlands war das Zuhause unserer kleinen, verschlafenen christlich wissenschaftlichen Vereinigung bis sich eines Tages alles zu ändern begann. ...
So konnte es nicht weitergehen! Schwindende Mitgliederzahlen, kaum Besucher bei den Gottesdiensten, ein einsamer Sonntagsschüler auf weiter Flur, die wenigen Mitglieder schwer am Schuften, um Gottesdienste und Kirche aufrecht zu erhalten. Wir beraumten eine Mitgliederversammlung ein, um unsere Lage zu besprechen.
Erster Punkt waren die Zeugnisversammlungen. Konnten wir sie jeden Mittwoch weiterführen oder sollten wir auf einmal im Monat zurückschrauben?
Wir schöpften Inspiration aus einigen Stellen aus Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift (WuG), wo das Wort „fragmentarisch" vorkommt: „Christi Lehren ...sind nicht theoretisch und fragmentarisch, sondern praktisch und vollständig; und weil sie praktisch und vollständig sind, haben sie ihre wesentliche Lebenskraft nicht eingebüßt." (S. 98) Auch „Prinzip ist nicht in fragmentarischen Ideen zu finden." (S. 302) So konnten wir unsere Gottesdienste als die Verfechter „der Lehren Christi" erkennen, nicht als Pflichtübung vor geringer Zuhörerschaft oder ähnlichem. Unsere Vereinigung war und ist immer eine vollständige Idee. In diesem Geiste konnten wir keine „fragmentarischen, Einmal-im-Monat-Geschichten" zulassen. Außerdem erkannten wir die Mittwochabendversammlung als eines „der Blätter der Bäume, die zur Heilung der Völker dienen" (Offenbarung 22). Ja, das ist doch Sinn und Zweck der Zeugnisversammlungen, der Welt Trost und Heilung zu bringen. Nein, wir wollten keines dieser kostbaren Blätter ungenutzt zu Boden fallen lassen.
Dann kam uns „die praktische Weisheit", die Inspiration, wie wir die Zeugnisversammlungen wöchentlich weiterführen konnten. Eine Gruppe von Mitgliedern erklärte sich bereit, jeden Mittwoch abwechselnd Lesungen zusammenzustellen und dann die Gottesdienste entsprechend zu leiten.
Der nächste Punkt war, eine Lösung zu finden, wie wir die Menschen in Oldenburg erreichen könnten. Dass ein Bedürfnis nach Heilung vorhanden ist, war uns allen klar, aber wie können wir die Aufgabe der Kirche besser ausdrücken?
„Die Kirche ist diejenige Institution, die ihre Nützlichkeit beweist ...".(WuG, S. 583) Gut, das Wort Gottes wird in den Gottesdiensten gesprochen, geht aus in die Welt und wo immer ein empfängliches Herz ist, bringt es Heilung. Ob wir nun wissen wie und wo es Heilung bringt ist dabei nicht wichtig. Aber „das feste Vertrauen auf Wahrheit und Liebe" zu stärken, war jetzt unsere Aufgabe. Zu wissen, dass die Menschen, die auf der Suche nach Inspiration und Heilung sind, auch durch unsere inspirierenden Gottesdienste erreicht werden. Wir wollten dies klarer erkennen und dafür gemeinsam beten. So beschlossen wir, das Stille Gebet während der Sonntagsgottesdienste dafür zu nutzen. M.B. Eddy sagt uns im Kirchenhandbuch ja genau, wofür das Stille Gebet sein soll: „Die Gebete in den Kirchen der Christlichen Wissenschaft sollen insgesamt und ausschließlich für die Gemeinden dargebracht werden." (S.42) Ab dem folgenden Sonntag hielten wir das Stille Gebet nicht nur einen kurzen Moment sondern wir geben uns Gelegenheit und Zeit, vielleicht drei oder vier Minuten, wirklich in uns zu kehren. Der Leser sagt auch an, das dieses Gebet speziell für die Gemeinde ist.
Unser Bestreben Kirche als vollständige geistige, nützliche Idee zu sehen, hat jeden Einzelnen und die Vereinigung insgesamt zu Fortschritt verholfen. Wir freuen uns über wachsende Mitgliedschaft und dennoch ist uns bewusst, dass Qualität und nicht Quantität entscheidend ist.
Das Resultat: Es gab eine augenblickliche Erhörung des Gebets, Heilung. Von Stund an strömten die Menschen im wahrsten Sinne des Wortes. Ein langjähriger Besucher der Gottesdienste entschied sich mitzuhelfen, Unterricht in der Sonntagsschule zu geben. Aber um das machen zu können, wollte er Mitglied werden. Keiner hatte etwas dagegen! Hätte er geahnt, was da auf ihn zukam ...(Aufgrund des Gebetes war bald nicht nur ein Sonntagsschüler da, sondern eine ganze Gruppe von Teenagern ... eine wahre Freude!) Inzwischen hilft er auch als Ordner, Vertretungsleser und vieles mehr.
Zwei Damen tauchten auf und wollten schon bald Mitglied werden. Eine sagte, sie fühlte sich plötzlich so zu unserer Gemeinde hingezogen, dass sie das innige Verlangen danach hatte, Mitglied zu werden, um die Christliche Wissenschaft tatkräftig zu unterstützen. Die andere Dame sprang gleich eifrig bei den kleinen Sonntagsschülern ein, die auch strömten.
Dann kam ein jahrzehntelanges Mitglied wieder, die ich noch nicht kennen gelernt hatte, obwohl ich schon 15 Jahre in der Vereinigung bin. Sie sprach in der Danksagungsfeier darüber, wie dankbar sie ist, wieder zu ihrer Kirchenfamilie zurück gefunden zu haben. Auch sie spürte eine wärmende Anziehung.
Dann kamen nach und nach neue Leute dazu. Eine Dame hatte in einer anderen Stadt von der Christlichen Wissenschaft gehört und sie sofort angenommen. Sie bringt ihre kleinen Söhne mit und hilft manchmal als Organistin. Eine andere Dame kam, nachdem eines der neuen Mitglieder in ihrem Laden Einladungen zum Vortrag auslegte und ein gutes Gespräch mit ihr hatte. Sie bringt ihre beiden kleinen Kinder mit. Eine Dame kam, zunächst alleine, dann mit Mann, dann mit Mutter, dann mit drei Kindern, dann mit Schwester und deren drei Kindern, dann brachten die Kinder Freunde mit und so weiter. Wieder und wieder tauchten neue Leute auf, die sich aus ihnen unbegreiflichen Gründen von unserer Vereinigung angezogen fühlten.
Unser Bestreben Kirche als vollständige geistige, nützliche Idee zu sehen, hat jeden Einzelnen und die Vereinigung insgesamt zu Fortschritt verholfen. Wir freuen uns über wachsende Mitgliedschaft und dennoch ist uns bewusst, dass Qualität und nicht Quantität entscheidend ist. Ich bin auch besonders dankbar für die „gestandenen" Mitglieder die, obwohl manche schon menschlich gesehen viele Jahre tätig sind, spontan sind, neuen Ideen offen gegenüber stehen, frisch und jung im Denken und Handeln sind.
Wir haben auch als Vereinigung gelernt aufmerksamer zu sein, uns gegenseitig mehr zu schätzen und uns umeinander zu kümmern. Nach den Gottesdiensten haben wir öfter noch gar keine Lust nach Hause zu gehen. So gehen wir vielleicht noch zusammen ein Eis essen, einfach um noch ein paar Gedanken zu teilen und weil man sich gerne hat als Kirchenfamilie.
Insgesamt sind unsere Gottesdienste lockerer geworden. Wenn ein Sonntagsschüler ein Solo auf der Geige spielt, so erntet er auch Applaus dafür. Oder wenn der Organist das Solo so schön fand, dann kann es vorkommen, dass er spontan die Sängerin bittet, es als Abschluss nochmals zu singen.
Insgesamt sind unsere Gottesdienste lockerer geworden. Wenn ein Sonntagsschüler ein Solo auf der Geige spielt, so erntet er auch Applaus dafür. Oder wenn der Organist das Solo so schön fand, dann kann es vorkommen, dass er spontan die Sängerin bittet, es als Abschluss nochmals zu singen. Und die Sängerin dirigiert die Gemeinde, und wer mag, kann den Refrain mitsingen. Die kleinen Sonntagsschüler strömen beim Nachspiel herein, um ihre Arche Noah stolz umgedreht als Hut zu präsentieren und ernten Applaus dafür. Auch unsere Mitgliederversammlungen sind erhebend und inspirierend und wir lachen viel gemeinsam.
So arbeiten wir weiter, prüfen, modeln und veredeln unser Verständnis von Kirche. Man hat das Gefühl, keine Kirchenveranstaltung verpassen zu wollen. Kirche macht einfach Spaß!
