Ich liebe van Gogh. Ich habe zwei seiner Werke in meinem Büro an der Wand. Ich kenne sie gut. Und doch stehe ich immer wieder davor und vertiefe mich in die Atmosphäre, die sie ausstrahlen: eine so ungewöhnliche Kombination von Farbenwahl, Tiefe, Reinheit, Beobachtungsgabe. Die Fähigkeit, mit relativ breiten Strichen eine Landschaft so darzustellen, daß mehr der Geist als das Objekt ins Auge springt — einfach meisterhaft.
Vor ein paar Jahren war ich mal in Amsterdam im Van-Gogh-Museum. Es gab da gerade eine Sonderausstellung mit seinen Werken zusammen mit Bildern von Paul Gaugin. Dabei wurden auch Bilder von van Gogh vorgestellt, die er zwar gemalt hatte, mit denen er aber nicht so richtig zufrieden gewesen war. Als Folge hatte er sie nicht mit seinem „Vincent“ versehen.
Als ich mir diese nicht-unterschriebenen Werke ansah, musste ich zugeben, daß sie immer noch weit kreativer und gekonnter waren, als was ich jemals zustande gebracht hätte. Aber verglichen mit seinen anderen Werken konnten sie tatsächlich nicht ganz mithalten. Nicht so sehr von der Technik her. Ihnen fehlte eher die kreative Brillanz, der zündende Funke, der Pfiff aus seinen anderen Werken.
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