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Gewalt(losigkeit)

Aus der April 2007-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Gewalttätigkeit

Wenn ein Starker sich über einen Schwachen erhoben hat, weil er ihn nicht mehr als seinen gleichberechtigten Bruder sehen wollte, so fällt auch dem Schwachen die Erkenntnis des Bruders im anderen schwerer. So machen sich beide schuldig durch das Abweichen von den Bahnen Gottes. Da sich der Starke „über-hoben“ und sich eine göttliche Stellung angemaßt hat, zeigt ihm der Schwache durch Gewalttätigkeit, daß er dennoch kein Gott ist, vielmehr menschlich sehr verwundbar. Aber gerade dies erzeugt Zorn und Gegenzorn und beide geraten durch die Schraube der Gewalt immer tiefer in die Sackgasse, aus der es keinen Ausweg und kaum einen Rückweg gibt — solange jeder sein Handeln von dem des anderen bestimmen lässt!

Aus diesem Handlungszwang gibt es nur die Befreiung von der Fremdbestimmtheit zur Selbstbestimmung, Selbstverwirklichung: „Alles, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch!“

Gewaltlosigkeit

Rache, Vergeltung und auch „Bestrafung“, womit auch Staaten ihre Gewalt verbrämen, blicken rückwärts. Sie lassen sich bestimmen von vergangenem und fremdem Unrecht. Meist fällt die Vergeltung viel ärger aus, weil man von Wiederholung „abschrecken“ wolle. Die so übermäßig Gezüchtigten erglühen in noch rasenderem Hass. Weitere Einzelheiten dieser Schraube der Gewalt bieten die täglichen Nachrichtensendungen.

Demgegenüber mutet Gewaltlosigkeit feige, schwächlich, erbärmlich an — zumindest anfangs: Gandhi ließ seine waffenlosen Inder scharenweise langsam auf die englischen Festungen vorrücken. Schreckliche Kämpfe waren die Folge bis ihnen der Ekel kam und sie entsetzt von diesem sinnlosen Morden Unschuldiger ihre Schießeisen wegwarfen und sich weigerten weiterzuschießen. Mit verschwindend geringem Blutvergießen befreite Gandhi die Inder.

Noch eindrucksvoller, weil allen noch gegenwärtig, war Leipzig 1989: Zum letzten Montagsgebet hatte die Volkspolizei riesig viel Streitmacht und Geschütz aufgefahren und auch die umliegenden Krankenhäuser verständigt. Aber die von der Stabsleitung ersehnte Herausforderung zum geplant brutalen Eingreifen blieb aus. Nirgends eine Gewalttat oder wenigstens ein Schimpfwort. Mit Kerzen, Gesängen, Gebeten zogen Tausende und Abertausende friedlich auf die Einsatzleitung zu. Diese verbarg sich erschrocken und blies den Einsatz ab. Die DDR gab auf.

In dem zweiteiligen Leipziger Film „Nikolaikirche“ lautet bezeichnenderweise der Schlusssatz: „Auf alles waren wir gefasst, nur nicht auf Kerzen und Gebete“.

Gewaltlosigkeit blickt nicht mit irdisch-sterblich-materiellen Augen auf Unrecht rückwärts, lässt sich nicht fremdbestimmen, sondern blickt vorwärts auf unsterblich-geistige Tatsachen und lebt freundlich, ja liebevoll diejenige Zukunft vor, die sie ersehnt und anstrebt.

Gewalttätigkeit reizt das Böse im Gegner.

Gewaltlosigkeit spricht das Gute im Mitmenschen an.

„Gott ist Liebe und [nur] wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm“.

„We shall overcome“ — wir werden überwinden —, sangen die Schwarzen, in den USA und auch in Südafrika, ihr demütiges Freiheitslied.

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