Wenn ein Starker sich über einen Schwachen erhoben hat, weil er ihn nicht mehr als seinen gleichberechtigten Bruder sehen wollte, so fällt auch dem Schwachen die Erkenntnis des Bruders im anderen schwerer. So machen sich beide schuldig durch das Abweichen von den Bahnen Gottes. Da sich der Starke „über-hoben“ und sich eine göttliche Stellung angemaßt hat, zeigt ihm der Schwache durch Gewalttätigkeit, daß er dennoch kein Gott ist, vielmehr menschlich sehr verwundbar. Aber gerade dies erzeugt Zorn und Gegenzorn und beide geraten durch die Schraube der Gewalt immer tiefer in die Sackgasse, aus der es keinen Ausweg und kaum einen Rückweg gibt — solange jeder sein Handeln von dem des anderen bestimmen lässt!
Aus diesem Handlungszwang gibt es nur die Befreiung von der Fremdbestimmtheit zur Selbstbestimmung, Selbstverwirklichung: „Alles, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch!“
Rache, Vergeltung und auch „Bestrafung“, womit auch Staaten ihre Gewalt verbrämen, blicken rückwärts. Sie lassen sich bestimmen von vergangenem und fremdem Unrecht. Meist fällt die Vergeltung viel ärger aus, weil man von Wiederholung „abschrecken“ wolle. Die so übermäßig Gezüchtigten erglühen in noch rasenderem Hass. Weitere Einzelheiten dieser Schraube der Gewalt bieten die täglichen Nachrichtensendungen.
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