Vor einigen Jahren bekam ich plötzlich heftige Herzprobleme, sodass ich vorübergehend nicht mehr arbeiten konnte. Der konsultierte Arzt verschrieb mir Herztabletten und hängte mir ein Langzeit-EKG um, ein Gerät, das 24 Stunden lang die Herztätigkeit aufzeichnen sollte. Bei der Rückgabe erfuhr ich, daß das Gerät leider nicht funktioniert hätte. Ich solle den Test schnellstmöglich wiederholen. Nach Rückgabe des zweiten Gerätes erhielt ich wieder eine Nachricht: „Es ist uns wirklich sehr peinlich, aber leider hat auch dieses Gerät nichts aufgezeichnet. Bitte kommen Sie dringend noch einmal her.“
Das war der Moment, an dem ich aufwachte. Für mich war es die Aufforderung, mir einen anderen Arzt zu suchen, dessen „Handwerkszeug“ immer intakt ist: Gott. In der Bibel versichert uns Gott: „Ich bin der Herr, dein Arzt ... ich helfe dir“ (2. Mose). Eigentlich wusste ich, was durch die Hinwendung zu Gott möglich ist. Meine Mutter war als junge Frau von Tuberkulose geheilt worden, nachdem die Ärzte sie aufgegeben hatten. Die Christliche Wissenschaft hatte ihr das Leben gerettet. Meine Schwester und ich sind regelmäßig in die Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft gegangen und lernten die Wahrheiten über die göttlichen Gesetze des Lebens als etwas völlig Natürliches kennen. Danach folgte eine sehr lange Phase, in der ich zwar in größeren Notlagen betete, mich sonst aber weniger mit Gott befasste. Die Folge war ein oft hektisches Leben voller Stress, Ärger und Kummer. Und nun saß ich bitter in der Klemme. Ich bekam eine tiefe Sehnsucht nach dem früher Gelernten.
In der Christlichen Wissenschaft gibt es Menschen, die ihre gesamte Zeit dem metaphysischen Heilen widmen, indem sie anderen Menschen durch Gebet helfen. Wir nennen sie Praktiker. So jemanden rief ich nun an. Er versicherte mir, daß Gottes Liebe heilt und daß wir gemeinsam einen Weg finden würden, der mich wieder näher zu Gott bringen würde. Seine Vertrauen erweckende und liebevolle Art hat mir sofort bestätigt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Ich begann langsam zu verstehen, daß die Verbindung mit unserem Vater-Mutter Gott — wie Mary Baker-Eddy, die Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft, den Gottesbegriff erweitert — nicht unterbrochen werden kann. Sie ist immer intakt. Gott hatte mich in Wirklichkeit nie losgelassen.
Schon wenige Tage nach unserem ersten Gespräch traute ich mich, die Herztabletten wegzulassen. Mein anfänglicher Glaube an die Medizin wich der Überzeugung, daß ein absolutes Vertrauen auf Gott eine viel fundamentalere Änderung hervorbringen kann. Die Heilung trat allerdings nicht schnell ein. Es brauchte viele Wochen, bis sich eine deutliche Besserung zeigte.
Durch die Zusammenarbeit mit dem Praktiker zeigten sich viele heilende Aspekte.
Drei sind mir als besonders hilfreich in Erinnerung geblieben:
In der Christlichen Wissenschaft kann man jedes Problem spezifisch angehen, indem man materielle Begriffe in geistige Ideen übersetzt. Da es sich bei mir um ein Herzproblem handelte, beschäftigten wir uns speziell mit der Bedeutung, die das Herz symbolisiert: „Liebe“ war das Erste, was uns hierzu einfiel. Also prüfte ich, wo ich noch liebevoller sein konnte. Ich hatte immer das Gefühl, nicht herzlich genug zu sein und zu wenig ehrliches Interesse an meinen Mitmenschen zu zeigen. Andere einfach nur liebevoll zu betrachten, ohne sie zu beurteilen, fiel mir nicht leicht. Meine Ansprüche waren oft hoch und das führte unweigerlich zu Enttäuschungen. Oft war mir auch meine eigene Empfindlichkeit im Weg. Ich nahm mir alles im wahrsten Sinne des Wortes viel zu sehr zu Herzen. Mit mir selbst ging ich auch nicht gerade liebevoll um. Ich hatte ständig etwas an mir auszusetzen.
Ich begann langsam zu verstehen, daß die Verbindung mit unserem Vater-Mutter Gott nicht unterbrochen werden kann. Sie ist immer intakt. Gott hatte mich in Wirklichkeit nie losgelassen.
Nun machte ich mich also an die Arbeit, alles und alle zu lieben — mich eingeschlossen. Die Gebete des Praktikers und mein Studium in Mary Baker Eddys Hauptwerk „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ führten mich zu der Erkenntnis, daß es Gott ist, der liebt. Unsere Gotteskindschaft befähigt uns, diese Liebe weiterzugeben und alle guten Eigenschaften ständig zum Ausdruck zu bringen. Gott ist Liebe. Als Seine Kinder sind wir das Spiegelbild des göttlichen Seins. Deshalb können wir durch unsere Verbindung mit Ihm im Grunde gar nicht anders als liebevoll sein. Lieblosigkeit zeigt nur ein falsches Bild, folgerte ich.
Beim Studieren stellte ich einmal fest, daß mit jeder neuen Erkenntnis, die ich gewann, das Gefühl einherging, immer ein bisschen „erneuert“ worden zu sein.
Nun fiel es mir immer leichter, meine Mitmenschen zu lieben. Ich konnte sie von meinen falschen Ansichten über sie befreien. Damit räumte ich ihnen die Möglichkeit ein, mir ihre wahren (göttlichen) Wesensmerkmale zu zeigen. Eine Bibelstelle aus dem Buch Jesaja (Kap. 58) beschreibt das: „Lass' los, die du mit Unrecht gebunden hast. Lass ledig, auf die du das Joch gelegt hast! ... reiß jedes Joch weg! ... Dann wird ... deine Heilung schnell voranschreiten.“ Hier gab es also einen Zusammenhang zwischen dem Anerkennen des wahren Guten in jedem und dem eigenen Heil.
Der zweite Begriff, der mir weiterhalf, war „Unschuld“. Es war wohl mein Wunsch, von der Vergangenheit völlig unbelastet zu sein, der zu diesem Begriff führte. Als Gottes geistiges Kind war und bin ich „nicht schuldig“, lernte ich. Im o. g. Lehrbuch wird dem Leser zu diesem Thema eine Allegorie angeboten (ab S. 430). Mein wahres geistiges Sein konnte durch keinen physischen Vorgang beeinträchtigt werden. In Wirklichkeit bin ich nie aus der Vollkommenheit entlassen worden. Ich brauchte nun nicht mehr zu glauben, daß ich mich jemals in bestimmten Situationen befunden hatte, die krank machten, denn meine Verbindung zu Gott — zum Guten, zur Gesundheit und Vollkommenheit — hatte nie aufgehört zu bestehen. Beim Studieren stellte ich einmal fest, daß mit jeder neuen Erkenntnis, die ich gewann, das Gefühl einherging, immer ein bisschen „erneuert“ worden zu sein. „Siehe, ich mache alles neu“ (Offenbarung 21), steht in der Bibel — also auch ein neues Herz! Ich wollte so gerne ein neues Herz haben — ein völlig freies, unbelastetes Herz!
Damit bin ich beim dritten Begriff „EIN Herz“. Der Praktiker sagte eines Tages etwas Überraschendes zu mir: „Eigentlich gibt es nur EIN Herz: Gottes Herz oder das große Herz Christi. Es ist der Impuls der Liebe, der Rhythmus des Lebens, nur von Gott gesteuert und bestimmt. Hier gibt es keine Abweichungen von der Vollkommenheit, keine Unterbrechungen und keine Unregelmäßigkeiten. Nehmen Sie dieses große Herz Christi als Ihr Herz! Es gehört Ihnen — wie jedem von uns.“ Diese Vorstellung war für mich vollkommen neu — und einfach wundervoll! Ich begann, mir dieses große Herz Christi zu eigen zu machen — und damit die Liebe zu anderen. Dieser Gedanke brachte mich nach und nach zu der beruhigenden Gewissheit, mich wieder im Einklang mit Gott zu bewegen.
Auch wenn all diese wertvollen Ideen mich voranbrachten, gab es doch zwischendurch immer wieder Nächte, in denen ich den Praktiker um Hilfe bitten musste. Einige Male hatte ich das Gefühl, mich nah an der Grenze zum Tod zu befinden. Meine panische Angst wurde dann jedes Mal beschwichtigt. Einmal war es so schlimm, daß ich nicht aus noch ein wusste. Ich klammerte mich fest an Gott. Da durchflutete mich plötzlich ein ganz besonderes Gefühl: Alles bisher Gelesene und Besprochene verdichtete sich in diesem Moment zu den Gedanken: „Gott ist Alles-in-allem“ und „Wahrheit ist immer wahr“. Es war gar nicht ausschlaggebend, was ich glaubte oder was andere dachten; ob ich richtig betete oder ob der Praktiker seine Arbeit gut machte. Die Wahrheit, daß Gott alles ist, blieb davon unberührt. Gott ist Liebe, das eine große Herz, Gott ist auch Leben. Ich musste mich mit dieser Wahrheit nur in Einklang bringen. Und nun erahnte ich die ganze Dimension. Mir wurde offenbar: Wenn Gott mein Leben ist, wo sollte ich also hin? Ich konnte nicht verloren gehen. Ich konnte nicht aus dem Leben herausfallen.
Ich ließ mich regelrecht fallen in diesen Gedanken und beruhigte mich langsam. Das Vertrauen zu meinem Vater-Mutter Gott festigte sich immer mehr. Und mein Herz schlug immer mehr im Gleichklang mit dieser Wahrheit.
Durch die Liebe Gottes, die hingebungsvolle Arbeit des Praktikers und das Studium in Wissenschaft und Gesundheit hat sich schließlich bei mir eine großartige Umwandlung vollzogen. Ich fühlte mich tatsächlich wie ein neuer Mensch — das hätte kein Medikament schaffen können, sondern nur mein neues Verständnis von Gott. Ich wurde Mitglied in unserer Zweigkirche und in der Mutterkirche. Und im Klassenunterricht konnte ich noch mehr über die göttlichen Gesetze des Lebens lernen, die mich wieder nach Hause gebracht hatten.
Durch die Liebe Gottes, die hingebungsvolle Arbeit des Praktikers und das Studium in Wissenschaft und Gesundheit hat sich schließlich bei mir eine großartige Umwandlung vollzogen.
Die endgültige Heilung liegt jetzt viele Jahre zurück und seither habe ich nie wieder Probleme mit dem Herzen gehabt. Meine Dankbarkeit ist unbeschreiblich. Die Liebe zur Christlichen Wissenschaft ist seither in mir tief verwurzelt. Es ist der größte Schatz auf Erden — und im Himmel sowieso.
