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Für den Frieden kämpfen – aber wie?

Aus der Mai 2007-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Frieden ist so etwas wie ein Menschheitstraum. Willkür, Gewalt und Zerstörung durch Krieg und Kampf widersprechen von jeher diesem menschlichen Sehnen.

In unserer Zeit stellen immer neue Nachrichten über die Anwendung von Gewalt in vielen Teilen der Welt eine ständige Herausforderung an unsere Vorstellung von Frieden, Ordnung und Gerechtigkeit dar. Welche Mittel haben wir, um den Wunsch nach Frieden zu unterstützen? Wie können der Einzelne und die Allgemeinheit am besten für den Frieden eintreten?

„O weh, ...! Was sollen wir nun tun?“

Die Bibel kann uns bei der Suche nach Antworten helfen. Dort findet man unter anderem den Bericht darüber, wie der Prophet Elisa einer kriegerischen Bedrohung auf friedliche Weise entgegentritt. Im zweiten Buch der Könige (Kapitel 6) wird beschrieben, wie der König von Aram ein Heer aussendet, um den Propheten gefangen zu nehmen. Die Krieger umstellen nachts die Stadt, in der Elisa wohnt, sodass am Morgen der Diener Elisas bei ihrem Anblick ausruft: „O weh, mein Herr! Was sollen wir nun tun?“ Jedoch durch Elisas Gebet „Herr, öffne ihm die Augen, daß er sehe“ hat der Diener eine Vision von der Gegenwart geistiger Macht. Sie wird symbolisiert durch „feurige Rosse und Wagen“, die geeignet sind, ihn und Elisa zu schützen. Es wird weiter berichtet, daß auf Elisas Gebet hin die Aramäer mit Blindheit geschlagen werden. Dies veranschaulicht die Blindheit, d. h. die Sinnlosigkeit und Untauglichkeit materieller Gewalt. Elisa sagt den plötzlich blinden und damit hilflosen Aramäern, daß sie nicht auf dem richtigen Weg seien, und führt sie nach Samaria, wo sie – wiederum nach Elisas Gebet – ihr Sehvermögen wieder erlangen. Elisa lehnt den Wunsch des königs von Israel ab, die Gefangenen zu töten, und lässt stattdessen ein großes Mahl für alle bereiten.

Elisas Verhalten ist von Barmherzigkeit und Weisheit getragen. Er führt den Aramäern die Überlegenheit geistiger Macht vor Augen. Das Mahl, das er bereiten lässt, betont seine Furchtlosigkeit und ist ein Akt der Versöhnung.

Dass dies eine wirksame Lehre für die Aramäer war, kommt in den Worten zum Ausdruck: „Seitdem kamen streifende Rotten der Aramäer nicht mehr ins Land Israel.“ (ebd.)

Auch heute brauchen wir Weisheit und geistige Schau wie Elisa. Und wir brauchen wie er Barmherzigkeit, die den blinden Kreislauf von Gewalt und Gegengewalt durchbricht und fähig ist, auf die wahren Bedürfnisse der Menschen einzugehen. Die zerstörerische Gewalt von Bomben beeindruckt nicht nur die Sinne. Sie hinterlässt noch tiefere Spuren im Bewusstsein der Betroffenen – Furcht, Wut, Verzweiflung und eine Verhärtung des Denkens, die sich in der Verhärtung von Konflikten äußert.

„Nichts wird durch einen Krieg gewonnen ...“

Mary Baker Eddy hat sich sehr klar über Krieg und Kampf geäußert. Sie schreibt: „Nichts wird durch einen Krieg gewonnen und sehr viel verloren. ... Der Krieg ist an sich ein Übel, barbarisch, teuflisch.“ (Erste Kirche Christi, Wissenschaftler und Verschiedenes, S. 278, [EKV])

Der Apostel Paulus ist ein weiterer Befürworter des Kampfes ohne physische Waffen. Er wechselt den Kampfplatz und wählt von vornherein eine andere „Arena“. Im zweiten Brief an die Korinther schreibt er: „Obwohl wir im Fleisch leben, kämpfen wir doch nicht auf fleischliche Weise. Denn die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig [geistig] ... Wir zerstören damit Gedanken und alles Hohe, das sich erhebt gegen die Erkenntnis Gottes, und nehmen gefangen alles Denken in den Gehorsam gegen Christus" (Kapitel 10). Dies ist ganz klar ein Ringen um gedankliche Wirkungen. Nach J. B. Phillips – The New Testament in Modern English (The Macmillan Company, New York) lautet der letzte Satz in diesem Absatz: „Wir kämpfen darum, jeden Gedanken gefangen zu nehmen, bis er die Autorität Christi anerkennt: ...“ Mit anderen Worten: Wir ringen um das Verständnis und die Erkenntnis, daß Gott alle Macht besitzt. Paulus' Methode hat einen deutlichen Vorteil gegenüber dem rein menschlichen Kampf, weil er sich von der ungewissen Wirkung menschlicher Mittel löst und mit der Macht Gottes, der Allmacht, verbindet.

Ein Feind ist keine Person, sondern ein Gedankenbild

Die menschliche Geschichte liest sich oft wie eine Aneinanderreihung von Kriegen, wie ein beständiger Kampf ums Überleben. Der Gedanke an Bedrohung, die Vorstellung von Feinden – die Feindbilder – scheinen immer wieder Kampfbereitschaft zu fordern. Aber ein Feind ist keine Person, sondern ein Gedankenbild. Ich hörte einmal von einem Versuch, bei dem für eine Gruppe von Affen auf einem Affenfelsen im Zoo ein Tonband mit Kampfgeräuschen von Affen abgespielt wurde. Nach kurzer Zeit waren die vorher völlig friedlichen Affen in einen Kampf verwickelt. Auch unter Menschen scheint sich die Kampfbereitschaft beinahe wie eine ansteckende Krankheit auszubreiten. Die Propaganda von Bedrohung und Kriegsgefahr kann zu dem Glauben führen, ein Kampf sei die letzte Möglichkeit. Jesus sagte zu dieser Situation: „Ihr werdet hören von Kriegen und Kriegsgeschrei; seht zu und erschreckt nicht.“ (Matthäus 24).

M. Baker Eddy spricht in Wissenschaft und Gesundheit von der wahren und der falschen Kriegsführung und schreibt in diesem Zusammenhang über die Offenbarung des Johannes: „Die folgenden Kapitel schildern die verhängnisvollen Wirkungen des Versuchs, dem Irrtum mit Irrtum entgegenzutreten“ (S. 568). An anderer Stelle führt sie aus: „Trost und Frieden gründen sich auf das erleuchtete Bewusstsein, daß Gott regiert.“ (EKV, S. 283)

Sich durch Versöhnung der Erkenntnis der Herrschaft Gottes nähern

Konflikte sind Produkte des sterblichen Denkens, das die Gegenwart Gottes, des Guten, nicht erkennt. Wir nähern uns einer Erkenntnis der Regierung Gottes, wenn wir uns mit Ihm „vertragen“ oder „vertraut machen“ (nach der King-James-Bibel), wie es im Buch Hiob vorgeschlagen wird. Diese Versöhnung mit Gott spiegelt sich in Versöhnung auf der menschlichen Ebene wider. Vielleicht brauchen wir zuerst eine Versöhnung mit uns selbst, mit unserer Vergangenheit, mit unseren vermeintlichen Unzulänglichkeiten, mit unseren Fehlschlägen. Oder wir versöhnen uns mit den Umständen und Perspektiven oder mit Menschen, die uns ein Dorn im Auge sind – direkt oder in unserem Herzen. Und mit Gott versöhnen wir uns, wenn wir Ihn nicht mehr – auch nicht indirekt und unbewusst – für negative Umstände, für verhängnisvolle Entwicklungen und für die angeblichen Unvollkommenheiten der Schöpfung verantwortlich machen, sondern bewusst dafür eintreten, daß Gott, der Vollkommenheit ist, nur Vollkommenes hervorbringen kann.

Gottes Wirken in den menschlichen Angelegenheiten erkennen

Wenn wir uns Gottes Allheit, Seiner Macht und Gegenwart bewusst werden, beginnen wir, Sein Wirken in den menschlichen Angelegenheiten zu erkennen. Dann ist die menschliche Geschichte nicht mehr ein Bild fortdauernden Kampfes, sondern die Entfaltung der göttlichen Regierung, göttlicher Weisheit und Gerechtigkeit.

„Die Kriege werden aufhören, wenn die Völker für den Fortschritt reif sind“, schreibt M. Baker Eddy (EKV S. 281). „Fortschritt“ deutet verändertes Denken, neue Einsichten und Methoden an. Er beinhaltet eine Annäherung an die göttlichen Möglichkeiten und an die Brüderschaft der Menschen. Und damit überwindet dieser gedankliche Fortschritt die begrenzte Sicht, die überall potenzielle Gegner statt Brüder oder Schwestern sieht.

Wie Paulus es nahelegt, ist unser „Kampfplatz“ das Bewusstsein. „Feinde" sind Gedanken, daß es neben Gott, der Allmacht, noch etwas gäbe, was das Gute beschädigen, einschränken oder zerstören könnte.

Wie Paulus es nahelegt, ist unser „Kampfplatz“ das Bewusstsein. „Feinde" sind Gedanken, daß es neben Gott, der Allmacht, noch etwas gäbe, was das Gute beschädigen, einschränken oder zerstören könnte. In uns selbst erleben wir das Himmelreich, machen wir Erfahrungen von Gottes Güte und Gegenwart. Solche Erfahrungen segnen uns und die Menschheit.

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