Unsere Maschine aus Hamburg war gerade, es war 1990, in New York gelandet. Wir hatten das Flugzeug verlassen, als mir auffiel, dass fast alle Mitreisenden schon weit voraus waren. Ich schaute mich um und bemerkte recht auffällig wirkende Leute neben mir. Plötzlich wurde ich von hinten gegriffen und sehr bestimmt zur Seite gezogen. Von hinten sagte man mir freundlich und sehr eindringlich, dass ich ganz ruhig sein soll. Ich wurde behutsam in einen kleinen Raum geschoben, in dem schon ca. 30 andere Leute waren. Jetzt sah ich, dass es Beamte der Flughafenpolizei gewesen waren, die mich hierher gebracht hatten. Sie sagten uns, dass eine Bombendrohung eingegangen wäre, die unser Flugzeug betreffen würde. Wir könnten es nicht mehr schaffen aus der Gefahrenzone herauszukommen, zumal bewaffnete Leute um die Maschine herum gesehen worden seien. Wir sollten hier bleiben.
Der Mann, der mich in den Raum gebracht hatte, bestätigte mir, dass ich sehr dankbar sein könne, denn die Leute vor mir seien ebenfalls bewaffnet gewesen. Dann gingen die Beamten eilig fort und ließen uns in diesem fensterlosen Raum eingeschlossen zurück.
Da saßen wir nun. Niemand redete. Alle wirkten sehr angespannt. Mehr und mehr spürte man, dass gebetet wurde — wohl jeder auf seine Art, denn es waren ganz unterschiedliche Nationalitäten und Religionen vertreten.
Es war ein unbeschreiblich schönes Gefühl der Gemeinschaft, ohne dass ein Wort fiel. Wir waren im Geist vereint. Hier waren Hoffnung, Glaube an das Gute, Zuversicht und Liebe spürbar. Ich habe auch gebetet. Ich sehnte mich zutiefst danach, die geistige Wirklichkeit zu sehen, die Liebe zu spüren, die Gott ist und die Jesus als über alles Böse erhaben demonstriert hat.
Langsam fand ich innerlich Ruhe und Frieden, ich spürte, dass Gott gegenwärtig ist und die gesamte Situation regiert. Ich sah mich als Sein geliebtes Kind und die anderen auch. Ja, ich begann sogar, diesen bewaffneten Leuten da draußen vergeben zu können. Ich wusste, dass Gott auch sie sehr, sehr lieb hat und dass sie das wahrnehmen können.
Stunde um Stunde verging. Wir hatten viel Zeit zu beten und wir nutzten sie. Gesprochen wurde nach wie vor fast nichts. Ich überlegte mir, was wohl eigentlich so hoch explosiv ist. Ich wollte hinter das erscheinende Bild schauen. Ich erinnerte mich, dass Mrs. Eddy im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft vom „scharfen Überschuss der Materialität“ (S. 293) spricht. Der Glaube an die Materie bringt Spannungen mit sich, baut Furcht auf, die sich dann in Hass entlädt. Ich spürte die Liebe, die Hass überwindet, die Nichtsheit der Materie beweist und so die Furcht austreibt. Jesus hat es bewiesen, wann immer er eine Situation entgegen allen materiellen Gesetzen verwandelte und erlöste und Menschen ohne materielle Mittel heilte bis hin zu seiner eigenen Auferstehung nach der Kreuzigung. Ich wusste, dass dieselben Kräfte jetzt auch gegenwärtig waren und alles berichtigten. Mich hatte es früher immer so beeindruckt, dass Jesus sich nie menschlich gewehrt hat. Er reagierte nie auf Gemeinheiten, auf haltlose Anschuldigungen oder ungerechtfertigte Angriffe. Mir half das jetzt, mich nicht ausgeliefert zu fühlen, nur weil jegliches menschliche Handeln unsererseits ziemlich aussichtslos war. Die einzige Gegenwehr, die Jesus einsetzte, war das Gebet. Mary Baker Eddy widmet ein ganzes Kapitel in ihrem Hauptwerk dem Thema Gebet. „Das Gebet, das die Sünder umwandelt und die Kranken heilt, ist ein absoluter Glaube, dass bei Gott alle Dinge möglich sind — ein geistiges Verständnis von Ihm, eine selbstlose Liebe.“ (S. 1) So wusste ich, dass wir die mächtigste Waffe in den Händen hatten und fähig waren, diese einzusetzen — zum Segen aller.
Der Glaube an die Materie bringt Spannungen mit sich, baut Furcht auf, die sich dann in Hass entlädt. Ich spürte die Liebe, die Hass überwindet, die Nichtsheit der Materie beweist und so die Furcht austreibt.
Nach fünf Stunden holten sie uns aus dem Raum heraus. Das Flughafenpersonal hatte die Bombe rechtzeitig finden und entschärfen können. Es hatte keinen Schusswechsel und kein Blutvergießen gegeben, nur Verhaftungen. Ich bin unbeschreiblich froh und dankbar für diese Erfahrung.