In der Zeitung las ich vor Längerer Zeit: „Die Ministerin (Familienministerin von der Leyen) sagte, das Zusammenleben in Deutschland basiere auf christlichen Grundwerten. Auch das Grundgesetz baue auf den zehn Geboten auf. Viele Eltern suchen nach Orientierung in der Erziehung und es herrsche Ungewissheit, was sie von ihren Kindern fordern und wie sich ihre Werte heranbilden könnten. ... Von der Leyen nannte Werte wie ... Achtung vor der Einzigartigkeit des Menschen – die zehn Gebote stellten nach wie vor eine gute Grundlage für die Werterziehung dar.“ (LZ für die Lüneburger Heide, 21. 4. 06)
In diesem Zusammenhang erinnerte ich mich an ein Telefongespräch mit der Mutter einer 12-jährigen Klassenkameradin unserer Tochter. Sie schien recht besorgt, weil sich ihre Tochter nichts mehr sagen ließ und nur noch bedrückt und traurig herumliefe. Sie gäben sich alle Mühe, aber wüssten bald selbst nicht mehr, woher sie die Kraft nehmen sollen, ihr Kind zu religiösen Grundwerten zu erziehen. Solange ihr Kind gehorcht hätte, wäre es gegangen, aber jetzt würde aller guter menschlicher Wille nicht weiterhelfen. Wir sprachen über den Zeitungsartikel und wie hilfreich es ist zu erkennen, dass hinter den zehn Geboten doch eine Kraft steht, die die Regeln immer wieder in den Mittelpunkt des Lebens bringt. Vielleicht könnte man diese Kraft Liebe nennen und ihre Regeln Ausdruck eines göttlichen Prinzips, das die ganze Schöpfung zusammenhält und nicht zulässt, dass irgendjemand durch Ungehorsam verloren geht. Die Mutter, die Mitglied der evangelischen Kirche ist, wirkte ruhiger und wollte wissen, welche Religion wir hätten und ob wir denn auch an ihren Gott glauben würden. Dankbar nahm sie den Gedanken auf, dass wir doch im Grunde genommen alle einen Gott haben und lieben, nämlich den einen, der sich im ersten Gebot sehr deutlich kundtut. „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir“ weist doch auf die Tatsache hin, dass es keine anderen wirklichen Götter gibt. Unterschiedlich ist nur, wie der eine wahre Gott von den verschiedenen Religionen definiert wird. In der Christlichen Wissenschaft wird Gott klar als Liebe erkannt in Übereinstimmung mit der Bibel (1. Johannes 4): „Gott ist die Liebe“. Diese Liebe hat ein festes Prinzip. So ist Prinzip auch ein Name für Gott, der sich in Geboten oder Gesetzen kundtut. Diese Gesetze offenbaren die der Schöpfung zugrunde liegende Macht, die die Beziehung von Gott zum Menschen dartun. Gott liebt den Menschen und Er hat ihn zu Seinem Bild und Gleichnis geschaffen. Auf dieser Basis gehorcht der Mensch natürlich seinem Schöpfer. Warum sollte er es auch nicht tun, da er doch in Gott alles Gute, alle Liebe, Geborgenheit und alle Antworten finden kann? Warum scheint es nun oft anders auszuschauen. Die Tochter schien gar nicht mehr zuzuhören.
Gott fordert vom Menschen nichts, wozu Er ihn nicht befähigt hätte. Ein geistiges Verständnis von Gott befähigt uns zu gehorchen, aus Liebe.
Im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft schrieb Mrs. Eddy im Vorwort: „Die einzige Garantie für Gehorsam ist die richtige Auffassung von Ihm .... (S. vii) Weil wir Gott und den Menschen in seinem wahren Wert nicht kennen, wenden wir uns ab. Wenden wir uns wirklich ab? Wovon wenden wir uns ab? Oder mögen wir vielleicht nur die alten Theorien nicht mehr hören? Sind wir nicht der alten Geschichten vom übermächtigen Gott und vom Menschen als elendigem Sünder, der durch Strafe zum Gehorsam gezwungen werden muss und der sich durch mühseliges Schuften zurückarbeiten muss, so überdrüssig? Diese alten Bilder bedrücken das Denken und machen so traurig. Ich kann das schon gut verstehen. Ich habe auch oft über diese Vorstellung geweint, als ich sie noch für wahr hielt. Diese Tränen taten gut, so gut, sie haben das Herz gereinigt, bis die Stimme in mir lauter wurde, die da sagt: „Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, ...“ (Offenbarung 21). Die Christliche Wissenschaft erlöst die Welt von den alten Bildern, sie ist der Tröster, auf den Jesus schon hingewiesen hat (siehe Johannes 14). Durch sie ist die bestehende Einheit von Gott und Mensch offenbart und der Mensch als das Bild der Liebe, im göttlichen Prinzip und Seinen Regeln verankert, erkannt. Diese mächtige Tatsache liegt den zehn Geboten zugrunde. Die Zeit ist da, in der das Bedürfnis nach diesen Erkenntnissen spürbar wahrgenommen wird und geistige Werte in den Mittelpunkt gerückt werden. Gott fordert vom Menschen nichts, wozu Er ihn nicht befähigt hätte. Ein geistiges Verständnis von Gott ermöglicht uns zu gehorchen, aus Liebe. Menschlicher Wille ist nicht nötig. Welch eine Erleichterung, kein „du musst“, kein Druck, kein Stress. Davon sind wir doch alle so müde und k. o.
„Liebe inspiriert, erleuchtet, bestimmt und führt den Weg. Rechte Motive geben dem Gedanken Schwingen und dem Reden und Handeln Stärke und Freiheit.“ (WuG, 454) Liebe inspiriert, sie bringt uns in Schwung durch ein geistiges Verständnis vom Sein, wie es im genannten Lehrbuch dargelegt wird. „Die wirkliche Rechtsgewalt der Welt liegt im Gemüt, das jede Wirkung beherrscht und anerkennt, dass jede Ursächlichkeit im göttlichen Gemüt begründet ist.“ (WuG, 379) Dieses Gemüt ist Gott, Liebe. Von Ihm gehen alle wahrhaftigen Regeln und ihre Durchführung aus. Das erleben wir in der Welt, der Politik, den Schulen, den Familien, der Ehe, der Gesundheit. Gott offenbart sich als liebevoller Vater und Mutter des ganzen Universums, einschließlich des Menschen. Geistige Tatsachen erzwingen Gehorsam, indem sie den Irrtum als Lüge bloßstellen. Dieser möchte den Menschen als von Gott getrennt, von Werten abgefallen, ungehorsam und sündig darstellen. Auf diesen Irrtum wird Druck ausgeübt, auf die falsche Darlegung und Lüge über Gott, bis dieser Trug sich selbst zerstört. Das ist der einzige Druck, der ausgeübt wird, er gilt nie dem Menschen. Darin steht dann auch das erste Gebot in seiner geistigen Bedeutung. „Du sollst keine Götter haben neben mir“ lässt die Tatsache durchscheinen, dass Gott Liebe ist und keine falschen Darstellungen neben sich duldet. Die Wahrheit von der Einzigartigkeit des individuums als Kind Gottes lässt den Menschen als Manifestation geistiger Grundwerte erscheinen. Geistigkeit, Nächstenliebe, Sanftmut, Verständnis, Rücksicht, Geduld, Toleranz, Güte, Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und Reinheit zeichnen ihn aus und prägen sein gehorsames Handeln. Er wird seinem Schöpfer wahrhaft gerecht als „Bild und Gleichnis“, er hat es nicht nötig, sich zu verkriechen oder sich abzuwenden, er braucht keine Strafe zu fürchten. Dieser Mensch ist unser wahres Ich und Gott ist unser aller Vater und Mutter, der alles wohlerzogen hat und es auch so erhält. Das können wir alle beweisen. Dann wird vielleicht die große Stimme zu hören sein, wie es im 12. Kapitel der Offenbarung angekündigt wird: „Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unseres Gottes geworden und die Macht seines Christus, denn der Verkläger ... ist verworfen, der sie verklagte Tag and Nacht vor unserm Gott.“ Uns werden die Ohren geöffnet, die Missverständnisse werden aufgelöst und auch der Letzte wird getröstet sein und freudig im Einklang mit seinem Schöpfer leben können.
Gott offenbart sich als liebevoller Vater und Mutter des ganzen Universums, einschließlich des Menschen. Geistige Tatsachen erzwingen Gehorsam, indem sie den Irrtum als Lüge bloßstellen.