Viele Menschen kennen die beliebten Adventskalender, die man zu dieser Jahreszeit in vielen Familien antreffen kann. Sie beginnen mit dem 1. Dezember und ihre kleinen Fenster bieten eine Art Countdown bis Weihnachten. Aber weit weniger Menschen wissen, dass diese Jahreszeit einst als die „kleine Fastenzeit" angesehen wurde und eine Zeit der Buße und des Gebets war, zu der eben auch das Fasten gehörte. Es war eine Zeit der Vorbereitung auf die Ankunft des Christuskindes, aber auch des „zweiten Erscheinens", das für die frühen Christen unmittelbar bevorstand. Die Menschen wollten geistig darauf vorbereitet sein, Jesus zu treffen, wenn er in aller Herrlichkeit wieder erscheinen würde.
Die Gestaltung des Advents entwickelte sich über die Jahrhunderte, aber sie kristallisierte sich als vierwöchige Zeit heraus, die Ende November oder Anfang Dezember beginnt. Während dieser Zeit finden in einigen Kirchen zusätzliche Gottesdienste oder besondere Zeromonien statt sowie das Anzünden der Kerzen auf dem Adventskranz. Diese Zeit kann mit Gebet, Fasten, Selbstprüfung und Buße verbracht werden.
Die Nachrichtenreporterin des Sentinel, Rosalie Dunbar, sprach mit Shirley Paulson, einer Praktikerin der Christlichen Wissenschaft, die am Garret-Evangelical Theological Seminary einen Magistertitel in Theologie erworben hat. Ihr Schwerpunkt war der historische Blick auf das Christentum seit der Zeit der Apostel. Der Kernpunkt ihres Gesprächs war, wie ein geistiger Anspruch an den Advent das Fest der Weihnacht vertiefen kann.
Vielleicht sollten wir ein wenig über den Advent reden und darüber, was die Kerzen auf dem Adventskranz für eine Bedeutung haben, weil wir dadurch auf eine schöne Weise die Eigenschaften, die mit dieser Zeit verbunden sind, erfassen können.
Nun, die erste Kerze wird die Kerze des Propheten genannt – mit Bezug auf die Prophezeiung der Ankunft des Messias. Sie symbolisiert die Hoffnung. Die Kerze für Bethlehem kommt als zweite und ist mit der demütigen Geburt Jesu verbunden, aber die Eigenschaft, für die sie steht, ist der Friede, den wir erlangen, wenn wir die Demut in uns selber finden. Die dritte Kerze ist Freude und wird durch die Kerze der Hirten symbolisiert, weil die Hirten kamen und sich freuten. Die vierte ist Liebe und sie ist die Kerze der Engel, die die frohe Botschaft und das ewige Königreich verkündeten. Es mag verschiedene Variationen darüber geben, wie die Kerzen bezeichnet werden, aber dies ist auf jeden Fall eine der Traditionen.
Es wird ein großes Gewicht auf die festlichen Seiten von Weihnachten gelegt, aber nicht so sehr auf den ernsthaften Charakter, den die Geburt Jesu tatsächlich symbolisiert. Aber Buße war ein Teil der geistigen Vorbereitung auf diese Zeit. Sogar jetzt ist es noch berechtigt, an Buße zu denken, nicht wahr?
Oh ja, ganz bestimmt. Alles, was damit zusammenhängt, den Weg für Jesus zu bereiten, hat etwas damit zu tun, den Advent zu verstehen. Es ist interessant, dass die Christen diesen Gedanken sogar Jahrhunderte, nachdem Jesus erschienen war, entwickelten – dass sie versuchten herauszufinden, was es bedeutet, vorbereitet zu sein. Und ich glaube, dass die Botschaft von Johannes dem Täufer, Buße zu tun, ein wichtiger Teil dessen ist.
Das Problem ist, wenn wir keine Buße tun, dann versuchen wir die ganze Geschichte über Jesus in unsere menschliche Sicht und Bedeutung und Meinung zu zwängen, ohne sie aus seiner Sicht zu sehen. Advent ist eine zweiseitige Erfahrung – wir kommen zu ihm und er kommt auch zu uns. Und wenn wir unser Denken nicht erneuern oder verändern, dann heißen wir ihn nicht willkommen.
Ich habe den Ausdruck „Schaue noch mal hin" oder auch „Prüfe es noch mal" in Zusammenhang mit Buße gehört, aber ich denke auch manchmal, dass es etwas mit unserer Fähigkeit zu tun hat, auf unsere Fehler zu schauen und sie mit der geistigen Wirklichkeit unserer Vollkommenheit abzugleichen.
Ich denke genauso, weil Buße auch „kehre um" bedeutet, und um dies zu tun, müssen wir auf ein völlig neues Universum schauen, und das, woran wir festgehalten haben, loslassen.
Buße bedeutet, sich bereit zu erklären, die Ansichten fallen zu lassen, denen wir entwachsen sind, und diese neue Sichtweise des Himmelreichs Gottes willkommen zu heißen.
Manchmal glaube ich, die Menschen fürchten die Buße, weil sie glauben, es bedeutet, sie seien schlecht und verdienen es, zurechtgewiesen zu werden.
Das ist ein Grund, warum sich viele Christen von dem ganzen Thema Buße entfernt haben. Ein Tag des Gerichts klingt so furchtbar. Aber der Grund, warum wir einen Tag des Gerichts nicht zu fürchten brauchen, ist der, dass wir froh sind, wenn alle diese falschen Dinge aus unserem Leben verurteilt und heraus geworfen werden, damit wir unser Selbst finden, so wie Gott uns ursprünglich geschaffen hat, als Sein Bild und Gleichnis. Und es ist gut, dass dieses Urteil gefällt wird.
Und das hebt die Last von uns, anstatt dazu zu führen, dass wir denken, wir seien schlecht. Was bedeutet das „zweite Erscheinen" im Advent?
Wir neigen dazu Weihnachten zu feiern, indem wir an Jesus als Baby denken. Aber ich bin fasziniert von der Art, in der Mary Baker Eddy über den Advent sprach, weil sie auf das zweite Erscheinen Jesu als das geistige Kommen (den geistigen Advent) der sich entfaltenden Idee Gottes hinweist (siehe Rückblick und Einblick, S.70). Ich bin der Meinung, wenn wir das zweite Erscheinen als ein geistigeres Bild all der Dinge, die Jesus für uns getan hat, sehen könnten – im Wesentlichen als eine Vorstellung des Christus – dann könnte uns das helfen, den Zweck seines ersten Erscheinens zu verstehen.
Lassen Sie uns betrachten, was die Gegenwart des Christus tatsächlich in unserem Leben bewirkt, wenn wir sie willkommen heißen.
Meiner Meinung nach ist es gut zu wissen, dass der Christus uns hilft, Buße zu tun, weil es manchmal so schwer fällt zu erkennen, dass wir büßen müssen. Die Freude an Christus bewirkt, dass wir uns so geliebt fühlen, dass wir darauf vertrauen können, umzukehren und uns selbst neu zu sehen. Sie sorgt für das Licht vor unseren Füßen, damit wir sehen können, welche Schritte wir machen, und sie ist immer sicher, denn sie ist die Stimme Gottes. Sie führt uns in das Licht, in dem wir uns wahrhaftig als die Kinder Gottes sehen, als Widerspiegelung unseres Vater-Mutter Gottes.
Mary Baker Eddys Buch Wissenschaft und Gesundheit stellt einen Wegweiser zu dieser geistigeren Art zu leben dar. Ohne etwas, das uns führt, könnete das Leben nur ein Mischmasch von vielen verschiedenen Gedanken sein. Aber ein Buch zu haben, das es als Wissenschaft ausweist, verändert alles.
Es stimmt, dass sie dadurch, dass sie den Advent auf eine geistige Weise beschrieben hat, deutlich gemacht hat, dass wir nicht verloren sind. Das Geschenk des Advents führt uns nicht teilweise in die Materie und teilweise in den Geist, wodurch wir verloren sind – sondern vielmehr, deutlicher und merklicher führt es zu der beständigen Widerspiegelung Gottes.
Und dies geschieht auf eine Weise, die die Menschen verstehen und auf ihr Leben beziehen können. Sie schrieb über fortschreitende Stufen des geistigen Verständnisses (WuG, S. 513), und für mich kommt das geistige Licht, wenn wir einen höheren und vielfältigeren Blick der Wahrheiten in der Bibel und in ihren Schriften erlangen.
Deshalb halte ich es für großartig, der Auffassung eines zweiten Erscheinens zu folgen, denn sie steht für die aufwärts strebende Bewegung der Gedanken. Ich glaube nicht, dass es nur ein Augenblick ist, sondern es eher die Tatsache, dass wir uns weiter bewegen, weiterhin Fortschritt machen. Mit dieser geistigeren Ansicht, können wir erkennen, dass das zweite Erscheinen ständig geschieht – der Christus zeigt sich selbst ständig in unserem Denken und führt uns vorwärts.
Ihre Bemerkung hat mich an die Aussage in Wissenschaft und Gesundheit erinnert: „Die Zeit für das Wiedererscheinen des göttlichen Heilens erstreckt sich auf alle Zeiten ..." (S. 55). Es ist eine beständige Entfaltung eines immer größer werdenden Verständnisses.
Wie ermutigend es doch ist, wenn wir das Gefühl haben, wir würden nicht vorwärts kommen oder nicht geheilt werden, oder wenn wir trauern. Sogar wenn wir das Gefühl haben, in der Materie versunken zu sein, ist die Verheißung des Christus immer für uns da.
Und eine Möglichkeit, unser Verständnis dieser Verheißung zu erneuern, könnte darin bestehen, die Weihnachtszeit einfach nur damit zu verbringen, still über ihre geistige Natur nachzudenken, und was dies für unser Leben bedeutet. Haben Sie einige Gedanken für jemanden, der dies so machen will?
Ich glaube, wenn wir nach geistigen Eigenschaften suchen und sie schätzen, besonders Hoffnung, Friede, Freude und Liebe – Eigenschaften, die der traditionelle Adventskranz darstellt – und wenn wir Buße willkommen heißen, sind wir bereit, Advent zu feiern.
Die Freude, die wir gewinnen, besteht darin, dass wir Beständigkeit der guten Dinge finden. Feiertage kommen und gehen, aber wir werden mit etwas zurückbleiben, das uns ständig segnet. Wenn wir das tatsächlich erleben, dann ist es wirklich ein Advent.