Als ich im November letzten Jahres in Boston war, wurde ich noch Augen- und Ohrenzeuge der überbordenden Begeisterung der Fans der Boston Red Sox. Nach einer 86jährigen Verliererserie hatte die Mannschaft im Herbst 2007 schon zum zweiten Mal die so genannte World Series im Baseball gewonnen und der Jubel und Freudentaumel schien kein Ende nehmen zu wollen. Wohin das Auge sah, hingen Plakate, die die Bewunderung und Verehrung der rasant wachsenden Schar der Fans zum Ausdruck brachten und der Mannschaft und ihren Funktionären immer wieder in den buntesten Formulierungen und Symbolen Gratulationen und Ovationen darbrachten. Das Markenzeichen der Red Sox Prangte nun nicht mehr nur auf Fan-T-Shirts und Tassen in den üblichen Flughafen-Souvenir-Geschäften. Red-Sox-Fanartikel wurden mit einem Mal nahezu in jedem Laden angeboten und offensichtlich auch in bemerkenswerten Größenordnungen gekauft.
„Woher kommt diese schon inflationäre Begeisterung?”, drängte sich mir die Frage auf. Ja, natürlich weiß ich auch, dass Baseball DER Sport in USA ist und dass vermutlich so ziemlich jeder kleine Junge mit einem Baseballschläger umgehen kann, bevor er vielleicht Fahrrad fahren lernt. Baseball scheint sozusagen Teil der amerikanischen Identität zu sein.
Und doch war mir bei meinen Überlegungen dazu gleich klar, dass das nur ein verschwindend kleiner Teil der Antwort sein dürfte. Denn wenn ich über Massenphänomene nachdenke, fallen mir natürlich auch sofort negative, schlimme Ereignisse dazu ein, wie z. B. der 11. September 2001 oder der tödliche Unfall von Prinzessin Diana, die beide schon fast in eine Art Massenhysterie mündeten, die die Welt bis dahin noch nicht erlebt hatte.
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