Die rasche Ausbreitung der christlich-wissenschaftlichen Bewegung hat uns eine Zeit des Kirchenbauens gebracht, und jeder ernste Christliche Wissenschafter trachtet danach, zu erkennen, wie dieses große Werk auf rechte Art gefördert werden kann.
Die wirkliche Kirche ist eine geistige Idee, und diese Idee muß im Bewußtsein aufgerichtet werden, ehe Kirchenmitglieder ein Kirchengebäude herstellen können. Menschlich gesprochen stellt jede Zweigkirche die Gesamtgesinnung ihrer Mitglieder dar; folglich muß das wahre Bauen im Bewußtsein jedes einzelnen seinen Anfang nehmen und sich dort weiter entfalten, bis die Mitglieder insgesamt bereit sind, diesem Wirken in einem Kirchenbau Ausdruck zu geben.
In ihrem Lehrbuche „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 583) erklärt Mrs. Eddy „Kirche“ u. a. als den „Bau der Wahrheit und Liebe; alles, was auf dem göttlichen Prinzip beruht und von ihm ausgeht“. Auf Grund ihrer geistigen Art ist die Kirche Vollkommen und vollständig, und diese wahre Idee von Kirche wird jeden Irrtumsanspruch, der sich unseren Kirchen anhängen möchte, jede durch den Glauben an viele Gemüter mit ihrer begrenzten Vorstellung vom Guten hervorgerufene unharmonische Erscheinung vertreiben. In dem unendlichen Reiche des göttlichen Gemüts gibt es keine Begrenzung. Gott kennt keine begrenzte Liebe, keine begrenzte Versorgung, keine begrenzte Fähigkeit; und was im göttlichen Gemüt keinen Raum hat, hat keinen Teil am geistigen Menschen.
Die christlich-wissenschaftliche Bewegung ist das Wirken der Wahrheit im Bewußtsein der einzelnen Christlichen Wissenschafter, und sie wird gefördert oder aufgehalten, je nachdem ihre Anhänger die Wahrheit oder den Irrtum im Bewußtsein festhalten. So hängt also das volle Wiedererscheinen des Himmelreichs auf Erden, der Kirche, die der Leib Christi, der Wahrheit ist, von der Gewissenhaftigkeit der Christlichen Wissenschafter, von ihrer Treue gegen die geoffenbarte Wahrheit ab. Wahres Bauen ist also Aufgabe jedes einzelnen.
Das unendliche Gemüt bekundet sich immer und ewig. Die Menschen haben das Allwalten Gottes, des Geistes, das unaufhörliche Sichentfalten des Guten, Schöpfung genannt. Der Christliche Wissenschafter wird dieses Entfalten in dem Verhältnis inne, wie er das eine Gemüt und sein wohltätiges Wirken versteht.
Wie in der menschlichen Erfahrung der Schatten dem Laufe der Sonne folgt, so scheint die Schlange jeder Tätigkeit der Wahrheit zu folgen. In Wissenschaft und Gesundheit (S. 594) ist „Schlange“ u.a. als „die erste Lüge von Begrenzung“ erklärt. Die geistige Freiheit und Schönheit des Weltalls Gottes übersteigen ihre Fassungskraft; und so kommen ihre Einflüsterungen heute zu den Christlichen Wissenschaftern, wenn sie eine Kirche bauen wollen, die ihr Verständnis der heilenden Kirche Christi, Wissenschafter, zum Ausdruck bringen soll, und suchen sie in ihrem Gottvertrauen und im Erfüllen ihres heiligen Zwecks furchtsam zu machen. Dies ist kein neues Argument; es war dasselbe von Anfang an: Finsternis, Verwirrung, Furcht! Aber der allgegenwärtige Geist, das Gute, offenbart sich in dem Machtspruch: „Es werde Licht“. Furcht hat im Licht keinen Raum; sie gedeiht nur in der Finsternis. Die Christlichen Wissenschafter bauen ihre Kirchen im Lichte geistigen Verständnisses. Der Psalmist sagt: „Wo der Herr nicht das Haus bauet, so arbeiten umsonst, die daran bauen, ... Es ist umsonst, dass ihr früh aufstehet und hernach lange sitzet“. Nicht menschliches Bemühen an sich sondern das in beständiger Tätigkeit sich äußernde göttliche Verständnis baut das Haus. Geistige Tätigkeit ist die zweckdienlichste und wirksamste Kraft, die die Menschen kennen.
Christus Jesus, unser Meister, war der Meister des Bauens. Er baute für Zeit und Ewigkeit. Denen, die für das Erschauen geistig bereit waren, offenbarte er einen neuen Himmel und eine neue Erde, wo das Gute herrscht, und wo das Leben immer schön und ungestört ist. Er war und ist der Wegweiser, und wenn wir erfolgreich bauen wollen, müssen wir sein Vorgehen verstehen lernen und nachahmen.
Das Gleichnis vom verlorenen Sohn kann als kurze Zusammenfassung der Anweisung des Meisters bezeichnet werden. Obgleich der Vater sehr viele Güter hatte, verließ der Sohn das Vaterhaus und zog in ein fremdes Land, wo er arm und elend wurde und sogar Hunger litt. Dem sterblichen Sinn mag es unglaublich scheinen, dass er durch einfaches Gehorchen alles erlangen konnte, was er zu seinem Wohlergehen, seiner Freudigkeit und Nützlichkeit brauchte. Dennoch erlangte er auf diese Art wieder, was er verloren hatte. Er mußte erkennen und zugeben, dass er in der falschen Umgebung war, und dass es für ihn den rechten Platz —seines Vaters Haus gab, wo das Gute in Fülle vorhanden war. Dann mußte er sich aufmachen und dorthin gehen. Er wäre nicht weit gekommen, wenn er auf die Einflüsterungen gehorcht hätte, daß er vielleicht den Weg nicht finden werde, daß er nicht viel Richtungssinn oder Entdeckungsgabe habe, und daß er, selbst wenn er den Weg finden sollte, bei seinem erschöpften Zustande infolge von Mangel an rechter Emährung und Ruhe nicht hoffen könne, daß er kräftig genug sein werde, die Reise zu machen. Die Schlange hat dem verlorenen Sohn wohl dies und vieles andere zugeflüstert; aber er blieb nicht stehen, um darauf zu horchen. Er ging weiter, ganz gleich, ob der Weg angenehm war oder durch Gestrüpp und über Felsen führte. Da er willens und gehorsam war, brauchte er nicht erst den ganzen Weg zurückzulegen, um den Lohn zu empfangen; denn „da er noch ferne von dannen war, sah ihn sein Vater, und es jammerte ihn, lief und fiel ihm um seinen Hals und küßte ihn“. Und der Vater holte das beste Kleid hervor und zog es ihm an und gab ihm einen Ring an seine Hand und Schuhe an seine Füße. Alles, was der Jüngling brauchte, stand ihm zur Verfügung und harrte seiner.
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