Kürzlich hörte ich in einer Mittwochabend-Zeugnisversammlung einer Christian Science Kirche von einem Besucher einen Heilungsbericht, nachdem er beim Zurückschneiden der Bäume von einer hohen Leiter herabgefallen war. Der Zeugnisgeber hatte noch im Fallen seine Unverletzbarkeit behauptet, weil er sich als geliebtes Kind Gottes fühlte, und sich somit unter den Schutz Gottes gestellt. In diesem Fall blieb keine Zeit zum Nachdenken, sondern das gegenwärtige Bewusstsein oder auch die vorherrschende Gedankenhaltung war dafür maßgebend, dass nichts Schlimmes passierte. Hinterher erzählte er mir, wie er und seine Frau den restlichen Tag intensiv gebetet hatten, um dem Augenschein einer Verletzung entgegen zu wirken und nur die Wahrheit über den vollkommenen Menschen zuzulassen. Am nächsten Tag konnte er schon wieder zur Arbeit gehen und der Sturz blieb ohne weitere Folgen.
Ich habe noch lange über diese Zusammenhänge nachgedacht.
Im Alten Testament wird der „gefallene Mensch“ erwähnt. Man liest von der Behauptung, dass der Mensch aus Erde gemacht ist, von dieser Erde beständig angezogen und dies zum materiellen Gesetz gemacht wird. Müssen wir dieser falschen Voraussetzung folgen oder gibt es nicht auch eine himmlische Anziehungskraft? Schon Paulus schrieb in seinem 1. Brief an die Korinther (Kapitel 15): „... wie wir getragen haben das Bild des irdischen, so werden wir auch tragen das Bild des himmlischen“. Es kommt also darauf an, welches Bild wir in unseren Gedanken tragen: Fühlen wir uns gefallen oder gehalten und erhoben?
Der Begriff „Fallen“ taucht in unserem täglichen Sprachgebrauch recht häufig auf und reicht in der Bedeutung von Fehler bis Absturz und verursacht oft Schuldgefühle, Angst und Haltlosigkeit. Das zeigt, wie sorgsam wir unser Denken kontrollieren müssen, um uns nicht von diesen Begriffen beeindrucken zu lassen. Es ist sicher eine ganz wichtige Aufgabe für jeden von uns, an der Aufrichtigkeit und Unverletzbarkeit des Menschen festzuhalten und dies auch zu beweisen, auch wenn uns täglich andere Bilder entgegengehalten werden. Im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit, stellt die Autorin Mary Baker Eddy die Frage (S. 470): „Die Norm der Vollkommenheit war ursprünglich Gott und der Mensch. Hat Gott seine eigene Norm herabgesetzt und ist der Mensch gefallen?“ Im nächsten Absatz schreibt sie: „Der Mensch ist der Ausdruck von Gottes Sein.“ Für mich ist das die himmlische Anziehungskraft – eine Kraft, die hilft, dass wir nicht leiden müssen. Ja, wir haben die Autorität, uns über eine so genannte historische Schuld zu erheben, die in der Bibel als Sündenfall bezeichnet wird, und anstelle dessen die Gesetze Gottes – der Liebe – wirksam werden zu lassen. Im Wörterbuch sinnverwandter Ausdrücke steht für „Mensch“ sowohl der Begriff „Erdenbewohner“ als auch „Ebenbild Gottes“. Akzeptieren wir doch den Menschen als das, was er ist: aufrecht und gottähnlich.
Ich erinnere mich noch gut an ein Erlebnis im vorletzten Winter beim Skifahren. Auf einer steilen und schnellen Abfahrt fuhr ich nach einer engen Kurve über eine Eisplatte, so dass die Skier haltlos wegrutschten und mich in voller Fahrt rückwärts drehten und ich mit dem Kopf hangabwärts hart zum Sturz kam. In meinem Kopf spürte ich ein deutliches Klick, das mich furchtsam machte. Sofort dachte ich:, Das ist ein Angriff auf meine Freude an diesem Tag und ich muss jetzt aufpassen, keine Gedanken der Verletzung in mich aufzunehmen.' Auf dieser Strecke sind immer nur wenige unterwegs. Etwas schwindelig erreichte ich die nahe Mittelstation der Seilbahn, an der niemand stand. So war ich froh, eine Gondel für mich alleine zu haben auf dem Weg wieder nach oben.
In dieser Ruhe fiel mir das Lied 292 aus dem Liederbuch der Christlichen Wissenschaft ein: „Zieht an Gottes Harnisch, die Waffen des Lichtes, den Helm des Gerechten, das ewige Heil, den Panzer des Glaubens, und schwingt das Schwert des Geistes, ...“ Jetzt war ich auf der richtigen Spur, um diesem Angriff auf meine Gesundheit gedanklich entgegenzutreten. Im Epheserbrief (Kapitel 6) bezeichnet Paulus diese Gedanken als Waffenrüstung Gottes, um „dem bösen Tag Widerstand [zu] leisten.“
Es ist sicher eine ganz wichtige Aufgabe für jeden von uns, an der Aufrichtigkeit und Unverletzbarkeit des Menschen festzuhalten und dies auch zu beweisen, auch wenn uns täglich andere Bilder entgegengehalten werden.
In diesen zehn Minuten bis nach oben dachte ich nur an die Rüstung Gottes, die mich beschützt, an den Helm des Heils, der mich behütet, an den Panzer des Glaubens, der mich umgibt. Ich fühlte mich so intensiv geborgen in der fürsorglichen Liebe Gottes, dass das Geschehene schon gar nicht mehr gegenwärtig war für mich. Im Sonnenschein dieses schönen Tages setzte ich dann völlig befreit und mit großer Dankbarkeit meine Fahrt fort.
Einige Tage danach hatte ich dann die seltene Gelegenheit, mit meinem ältesten Enkel einen sehr sportlichen Skitag in einem anderen Skigebiet zu erleben. Wir fuhren sehr ausgelassen und hatten große Freude an der weißen Winterpracht und der weiten Femsicht. Ich fühlte mich beinahe so jung wie er. Es war so, als ob sich die 60 Jahre Altersunterschied total aufgelöst hätten. Wir beide waren richtig glücklich.