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Johann Hinrich Wichern und seine Zeit

Porträt: 200 Jahre Johann H. Wichern

Aus der Juni 2008-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Johann Hinrich Wichern wird 1808 geboren, in der Zeit als Napoleons Truppen nach dem Sieg bei Jena (1804) Hamburg über acht Jahre hinweg besetzt halten und ausplündern. Als er politisch zu denken beginnt, herrscht die Restauration; Aufklärung, die Ideale der französischen Revolution: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit spielen politisch kaum eine Rolle. ...

Die kleinbürgerliche Familie lebt gut; der Vater verdient als Übersetzer und Notar. Doch mit seinem Tod 1823 – Johann Hinrich ist 15 – lernt sie Armut kennen. Der junge Erziehungsgehilfe Wichern bekommt Kontakt zu Leuten der Erweckungsbewegung.

Betuchte Kaufleute fördern ihn bei Ausbildung und Studium, unterstützen die Gründung des Rauhen Hauses.

Wichern hat auch in Berlin enge Kontakte zur Erweckungsbewegung mit ihrer Frömmigkeit. Ihn beeinflussen aber auch Lehrer wie Friedrich Schleiermacher, für die sich Theologie im Leben der Menschen und der Praxis der Kirche bewähren muss. Der Ansatz lässt ihn Entrechtung und Entwurzelung der Armen klar erkennen. Wichern beklagt Arbeitslosigkeit, fehlende Bildung, nicht intaktes Familienleben, Auflösung religiöser und kirchlicher Bindungen.

Erwachsene und Kinder würden aus Not kriminell, griffen zu Alkohol, prostituierten sich.

Die Industrialisierung (Weberaufstand) gefährde das Handwerk und verstärke Massenarmut. Ursache des Elends ist für ihn die Entchristlichung der Gesellschaft. Der Reichtum mancher Bürger zur Biedermeier-Zeit, die Werte wie fürsorgende Liebe und Orientierung vermittelnde Autorität propagiert, steht für ihn im krassen Gegensatz zur Armut. Die Reichen müssten helfen, Armut zu beseitigen. Wichern setzt auf seelische und moralische Kräfte: Barmherzigkeit und Mitgefühl.

...
Auf dem ersten Wittenberger Kirchentag 1848 hält er spontan eine leidenschaftliche und vielbeachtete Rede und beantragt einen Ausschuss für Innere Mission, der die Sozialpflege mit der Kirche verbinden soll. Innere Mission ist für ihn „das Bekenntnis des Glaubens durch die Tat der rettenden Liebe“.

... Seine Konzeptionen sind staatstragend, wollen ohne Revolution dringliche soziale Notstände lindern. Da ist ein Konservativer am Werk. Er mag konservativ sein; seine Methoden aber sind bahnbrechend. Sein „Rettungshaus“ in Hamburg steht im Gegensatz zu den Erziehungsanstalten jener Zeit.

Getragen von Pestalozzis Ideen schafft er familienähnliche Gruppen („Familienvater“ ist ein Bruder) und lehnt Zwang ab. „Jeder Mensch tendiert unter dem Einfluss von Zwang in die Richtung, die ihm verwehrt wird." Ein Grundsatz vor 180 Jahren, erstaunlich, bedenkt man, dass noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein in staatlichen wie auch kirchlichen Heimen gestraft, geschlagen und eingeschlossen wurde.

Das Kind im Rettungshaus bleibe „eine freie Persönlichkeit“, die ihrem inneren Wesen nach in Freiheit und Wahrheit leben wolle. Auch bei religiöser Erziehung lehnt er Zwang ab. Seine Zöglinge sollten sich aus freiem Willen für eine Lebensform entscheiden, in der Fehler und Versäumnisse im früheren Leben vergangen und vergeben waren und die Zukunft offen.

Soziale Nöte der Mitbürger lassen Wichern in Hamburg oder Berlin nicht los. Er verhilft der Idee der Inneren Mission zur Verbreitung in ganz Deutschland. Straffälligenhilfe, Gefängnisreform oder Seelsorge an Schiffern sind neue Aufgaben. ...

Wichern pflanzt die Verantwortung dafür ins kirchliche Bewusstsein und organisiert die diakonische Arbeit.

Text gekürzt. Vollständiger Text siehe:
http://www.diakonie-geschichte.de/
wichern2008/Baum_2.pdf
Alle Rechte bei: Pressestelle
des Diakonischen Werkes der FKD

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