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Religion im Wahlkampf Eine verrückte, wilde Sache

Aus der Januar 2009-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Frankfurter Allgemeine Zeitung


„Wir glauben an die Trennung von Kirche und Staat, aber wir glauben nicht an die Trennung von Kirche und Politik." So hatte der prominente evangelikale Pastor Rick Warren im Sommer die Entscheidung begründet, Barack Obama und John McCain zu religiösen, moralischen und sozialen Fragen zu interviewen. Die veranstaltung in Warrens „Saddleback-Church", die live im amerikanischen Fernsehen übertragen wurde, markierte eine Vermischung von Glaube und Politik in den Vereinigten Staaten, die längst institutionelle Formen angenommen hat. Wie eng beides zusammenhängt, hatten die Demokraten für Jahrzehnte teils ignoriert, teils verkannt oder resignierend zur Kenntnis genommen.

.... Dramatisch schlecht schnitt Kerry bei den sogenannten „Wertewählern" ab, für die moralische Fragen das wichtigste Thema des Wahlkampfs waren.

Werte auf der Hausparty

Barack Obama hat daraufhin wie kein andere demokratischer Präsidentschaftskandidat seit dem evengelikalen Südstaatler Jimmy Carter über seine christlichen Überzeugungen gesprochen und um Amerikaner geworben, deren Wahlentscheidung maßgeblich von Fragen des Glaubens und der Moral geprägt wird. ...

... Obama versuchte Brücken zu Wählern zu bauen, denen sein politisches Programm grundsätzlich zusagte, die sich jedoch daran störten, dass der gewählte Präsident ein Recht auf Abtreibung befürwortet. Die ideologischen Gegensätze wollte Obama entschärfen, indem er dafür plädierte, durch Erziehung von Teenagern zur Enthaltsamkeit und durch staatliche Hilfe für Schwangere die Zahl der Abtreibungen zu senken.

Stimmen in allen religiösen Lagern

Hat sich das Werben um die Gläubigen also gelohnt? ... Nach den Analysen des renommierten Forschungsinstituts „Pew Forum on Religion & Public Life" in Washington hat Obama, verglichen mit Kerry, fast über das gesamte religiöse Spektrum hinweg Stimmen gewinnen können.

Zugewinne bei lateinamerikanischen Wählern

... Seine Erfolge bei katholischen Gläubigen hat der künftige Präsident vor allem lateinamerikanischen Wählern zu verdanken.

... Senior Research Fellow John Green, einer der führenden amerikanischen Forscher zum Thema Religion und Politik, vermutet, die enorme Unterstützung schwarzer Amerikaner für Obama sei eine wesentliche Ursache dafür gewesen, dass es dem künftigen Präsidenten gelang, Stimmen bei Wählern dazuzugewinnen, die mindestens einmal in der Woche zur Kirche gehen. Die These, dass Obamas statistischer Erfolg bei tiefgläubigen Amerikanern zumindest auch durch die Hautfarbe zu erklären ist, sieht Green dadurch bestätigt, dass der Demokrat bei weißen Protestanten mit einem Stimmenanteil von vierunddreißig Prozent nur zwei Prozentpunkte besser abschnitt als Kerry vor vier Jahren.

Religiöser Graben

Bei Evangelikalen jeder Hautfarbe betrug Obamas Stimmengewinn immerhin fünf Prozentpunkte. Maßgeblich dafür war vor allem die Unterstützung junger Evangelikaler, .... ... Für junge Evangelikale zählen nach den Untersuchungen amerikanischer Religionswissenschaftler neben den klassischen Themen Keuschheit sowie Ablehnung von Abtreibung und Homosexuellenehe zunehmend Themen wie Umweltschutz, Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit.

... Trotz vermehrter Unterstützung Gläubiger für den demokratischen Kandidaten habe sich die politischreligiöse Landschaft aber nicht gravierend verändert. ... „Der religiöse Graben existiert weiterhin", resümiert Green. ...

Bleibende religiöse Prägung

Für die Zukunft erwarten amerikanische Politikund Religionswissenschaftler, dass Glaubensfragen weiterhin eine höchst kontroverse Rolle bei Wahlkämpfen spielen werden.

Nachdrucke auf dieser Seite geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion des Herold der Christlichen Wissenschaft wieder.

Text gekürzt-vollständiger Text siehe Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nachdruck mit freundlicher Genehmigung ©Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt. Zur Verfügung gestellt vom Frankfurter Allgemeine Archiv

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