Frage: Die Feindseligkeit, wie sie sich heute in terroristischen Handlungen ausdrückt, ist vielleicht vergleichbar mit dem Hass, den Jesus damals erlebte. Aber ich kann mich an keine Begebenheit erinnern, bei der Jesus Hass geheilt hat, und ich frage mich nun, warum?
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Die gute Nachricht ist, dass Jesu Gebete die beabsichtigten Auswirkungen des Hasses durchkreuzten, auch wenn seine Verfolger nicht immer gleich ihre Feindseligkeit gegen christliche Nächstenliebe eintauschten. Das ultimative Beispiel kann man in seiner Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt sehen. Jesus bewies, dass sogar Fluten voller Hass, die auf ein einzelnes Individuum niederprasseln, die Liebe und das Leben, das von Gott gegeben ist, nicht auslöschen können. Er beanspruchte die Hass-außer-Kraft-setzende Macht der göttlichen Liebe. Und dies führte zum größten Sieg in der Geschichte. Selbst in unserer Zeit dient sein siegreiches Beispiel noch als Wegweiser und zeigt uns, wie wir den Drohungen durch den heutigen Terrorismus begegnen können.
Jesus drängte seine Nachfolger, aktiv zu beten, nicht bloß für sich selber oder für die Sicherheit der Menschheit, sondern speziell für diejenigen mit den feindlichsten Einstellungen. Er lehrte Folgendes: „Liebt eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen, und bittet für die, die euch beleidigen und verfolgen." (Matthäus 5) Selbst in der Stunde seiner größten Not befolgte er seinen eigenen Rat, indem er am Kreuz betete und um die Vergebung seines Vaters für die bat, die ihn gekreuzigt hatten. Waren diese Gebete erfolgreich? Heilten sie? Und können unsere Gebete dasselbe auch heute bewirken? Unbedingt.
Auch wenn nicht alle Verfolger von Jesus in Massen die Seiten wechselten und seine Nachfolger wurden, pflanzte sich seine Botschaft von der Kraft der christlichen Liebe fest und dauerhaft ein. Womöglich gaben die terrorartigen Versuche, ihn und seine Anhänger zu zerstören, seiner Botschaft dadurch einen noch höheren Stellenwert.
Die Botschaft Christi unterstreicht jedermanns wahre Natur als das Ebenbild Gottes, der göttlichen Liebe. Überall spricht diese Botschaft zum menschlichen Bewusstsein. In ihrer Gegenwart beginnen die schrecklichen Auswirkungen des Hasses abzuebben, wenn auch nicht jeder gleich aufhören wird zu hassen. Erinnern wir uns auch hier wieder an Paulus und seine kinderleichte strahlende Umwandlung. In diesem Fall wurde jemand, der Unschuldige verfolgte, durch die Botschaft des Christus augenblicklich zu einem Verfechter der göttlichen Liebe bekehrt. Die Welt hungert immer noch nach diesen guten Neuigkeiten. Das Heilen geht weiter.
Glendora, Kalifornien, USA
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Im Evangelium nach Johannes wurde eine Frau, die Ehebruch begangen hatte, von wütenden und ungehaltenen Kritikern vor Jesus gebracht. Sie verhöhnten Jesus in der Hoffnung auf eine Gelegenheit, ihren Zorn auch an ihm auslassen zu können. Doch Jesus weigerte sich, in die Mentalität des aufgebrachten Mobs hineingezogen zu werden. Stattdessen entschärfte er die Situation. „Wer unter euch ohne Sünde ist," sagte er zu ihnen, „der werfe den ersten Stein auf sie." (Johannes 8) Obwohl wir nicht erfahren, ob jeder Einzelne von Hass geheilt wurde, durchbrach Jesus das „Gruppendenken" des Mobs. Das heißt, er nahm das Recht jedes Einzelnen wahr, auf den Verstand und das Bewusstsein zu reagieren, und alle, die die Frau angeklagt hatten, verließen umgehend die Szene.
Eine andere Geschichte erzähltvon Jesu Zusammentreffen mit zwei geisteskranken Männern, die die Bibel als „ausgesprochen wild" bezeichnet. In dieser Beschreibung wird ein Unterschied zwischen den zwei Männern und den „Teufeln" gemacht, die von ihnen Besitz ergriffen haben. Jesus treibt diese bösen Geister auf dramatische Weise aus, wodurch er darstellt, wie jeder dieser Männer von dem Bösen, das sich ausdrückt, getrennt ist. Auf diese Weise bekommen wir ein Bild davon, dass Böses in jeglicher Form — Hass eingeschlossen — keine Person ist, sondern ein falsches Konzept über diese Person, welches rasch ausgetrieben werden kann.
Da Jesus den Christus lebte, forderte er das heraus, was sich Sterblichkeit oder „fleischliches Gemüt" nennt. Die Bibel stellt Hass und dieses sterbliche Gemüt als dasselbe hin und nennt es „Feindschaft gegen Gott". Also bedeutet vollständig frei von Hass zu sein, frei von sterblichen Anschauungen zu sein. Der wichtige Beitrag, den Jesus für die Menschheit leistete, war, den Weg aufzuzeigen, wie diese Freiheit zu gewinnen ist. Er stellte die Natur einer Mentalität bloß, die Hass verursacht, um deren Machtlosigkeit aufzuzeigen. Er forderte das sterbliche Gemüt — die wahre Wurzel des Hasses — mit einer zunehmenden Wahrnehmung der Allmacht der Liebe heraus. Und er bewies, dass Gottes zärtliche Liebe für uns und für jedermann die wirkliche Basis des Bewusstseins ist. Dadurch gab er uns die Mittel an die Hand, uns selbst und die Menschheit aus dem Griff terrorisierenden Hasses zu befreien.
San Antonio, Texas, USA
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Die Waffe, die Jesus benutzte, um Hass zu entwaffnen und zu heilen, war Liebe. Nachdem einer seiner Jünger einem Soldaten, der gekommen war, um Jesus gefangen zu nehmen, ein Ohr angehauen hatte, heilte er ihn und wies den Jünger an, sein Schwert wegzustecken. In gewisser Hinsicht war dies der beste Weg, wie Jesus beweisen konnte, dass das Böse und der Terror weder Leben noch Raum haben, sich zu entwickeln.
Die Kreuzigung war der Terrorismus der damaligen Zeit. Und Jesu Erfahrung mit dem Kreuz ist die größte Lektion über bedingungslose Liebe, die es gibt.
Die Kreuzigung war der Terrorismus der damaligen Zeit. Und Jesu Erfahrung mit dem Kreuz ist die größte Lektion über bedingungslose Liebe, die es gibt. Während er am Kreuz hing, bat er Gott, denen zu vergeben, die ihn gekreuzigt hatten. Ich finde sehr schön, was Mary Baker Eddy über Jesu Art des Heilens von Hass durch den Beweis der göttlichen Liebe sagt: „Seine dreitägige Arbeit im Grab drückte der Zeit das Siegel der Ewigkeit auf. Er bewies, dass Leben unvergänglich und dass Liebe der Meister über Hass ist." (Wissenschaft und Gesundheit, S. 44)
Diese Textstelle prangt für alle gut sichtbar vorn an der Wand in unserer Kirche in London, die in der Nähe der vor einiger Zeit verübten Terroranschläge steht. Jedes Mal, wenn ich zur Kirche ging, las ich die Textstelle wieder und wieder und hatte trotzdem Schwierigkeiten zu verstehen, was damit gemeint war. Als ich nach den Anschlägen zur Kirche ging, verstand ich die Worte zum ersten Mal. Sie sagten mir, dass Jesu Mission darin besteht, uns die heilende und praktische Wirkung bedingungsloser Liebe zu zeigen. Dieses Beispiel demonstriert: Wenn man Hass mit Liebe entgegentritt, macht man ihn zunichte.
Wahrscheinlich hat er deshalb ein ganz neues Gebot für seine Nachfolger geschaffen: „... dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habt." (Johannes 13) Wenn jeder, der sich bemüht, Jesus nachzueifern, genau das tun würde — jeden Menschen auf die Art zu lieben, wie Jesus liebte, auch solche, die unerbittlich hasserfüllt sind — wird der Hass abnehmen, bis er schließlich ganz verschwindet.
London, England
