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Spiritualität & Heilen

Nahrung für Gedankenwächter

Aus der Mai 2012-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Christian Science Journal


Menschen zu beköstigen war für Rebecca Odegaard eine langjährige Leidenschaft. Während sie als junge Mutter in England lebte, nahm sie an einem intensiven einjährigen Kurs im Kochen an der Prue Leiths Kochschule teil. Kurze Zeit später kehrte ihre Familie wieder in die Vereinigten Staaten zurück und Mrs. Odegaard fand eine Möglichkeit, ihre kulinarischen Fähigkeiten zu nutzen. Sie landete in ihrem Traumjob: Sie leitete ein gemütliches Restaurant mit einem Tante-Emma-Laden in einer Kleinstadt an der Ostküste der USA. Sie kochte dort für ihre Gäste fast rund um die Uhr Suppen, machte Salate, Sandwiches und selbsthergestellte Backwaren. „Ich liebte es, dafür zu sorgen, dass die Menschen sich wohlfühlen und glücklich sind, und beim Kochen eine Art Kunst auszuüben“, sagte Mrs. Odegaard begeistert, als wir uns zum ersten Mal trafen.

Aber mit der Familie (sie hatte damals zwei kleine Kinder) und den Kirchentätigkeiten sowie einem Ehemann, der immer wieder in einer anderen Stadt arbeitete, hatte sie mehr als genug zu tun.

Und eines Abends wurde es noch mehr.

Wie erzählt wird, war es so: Mrs. Odegaard erinnerte sich in letzter Minute daran, dass sie zu einer wichtigen Kirchensitzung gehen wollte. Also zog sie schnell ihre Schürze aus und eilte fort. Als sie später am Abend von diesem Treffen nach Hause kam, war sie nicht nur Mutter und Geschäftsführerin, sondern auch noch die neugewählte Zweite Leserin ihrer Zweigkirche. Und schon bald riefen Nachbarn und Kirchenmitglieder sie an, weil sie verköstigt werden wollten — aber auf eine geistige Weise. „Da wurde mir deutlich, dass ich aufhören musste, die Menschen materiell zu ernähren, sondern sie durch christlich-wissenschaftliche Behandlung geistig ernähren sollte.“

Mrs. Odegaard: Einer meiner Kunden, dem ich begegnet bin, nachdem ich meinen Laden verkauft hatte und in der Vollzeitpraxis war, sagte: „Wir vermissen Sie. Was machen Sie jetzt?“ Und ich antwortete: „Es klingt vielleicht wie aus heiterem Himmel, aber ich bin Praktikerin der Christlichen Wissenschaft.“ Und er sagte: „Wissen Sie, in Ihren Laden zu kommen, war so, wie Kirche sein sollte.“

Er hat verstanden, dass das, was ich jetzt tat, gar nicht so anders war. Ich servierte nur etwas anderes. Und für mich wurde es ein netter Ausdruck, meine Aufmerksamkeit davon abzuwenden, Menschen in einem ländlichen Geschäft etwas zu essen zu machen, und sie darauf zu richten, das menschliche Bewusstsein mit etwas zu versorgen, das immer den Hunger stillt. Es war eine Veränderung, aber sie war ganz normal.

Vielleicht war er kein Kirchgänger, aber es klingt, als hätte er verstanden, wie Kirche sich anfühlen sollte.

Ja. Ich denke, mehr Menschen, als wir uns vorstellen können, haben ein Empfinden dafür, wie es sein sollte, Gott zu kennen, aber sie müssen erst dort ankommen. Und in der Tat verdient jeder diese tiefe Zufriedenheit, die wir haben, weil wir Gott nahe sind.

Mrs. Odegaard, eine Überschrift einer Webseite für Online-Nachrichten hat vor einiger Zeit meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Da stand: „Was ist spirituell daran, ‚nicht religiös‘ zu sein?“ Die Aussage dieser Seite war, dass sich immer mehr Menschen nicht mehr als religiös bezeichnen, sondern sich als „spirituell“ betrachten.

Für mich bedeutet spirituell zu sein, dass wir uns einer göttlichen Sicht der Wirklichkeit verschreiben. Es bedeutet, dass wir uns an einer Theologie ausrichten. Oder anders ausgedrückt: Wir sind nicht aus uns selbst heraus spirituell. Wir sind spirituell, weil wir Gottes Schöpfung sind. Bei Spiritualität handelt es sich um Gott. Sie ist nicht ich-bezogen, sie ist auf Gott bezogen. Und ich glaube, dass diese Art der Aversion gegen Religion eigentlich eine Form von tierischem Magnetismus ist — vielleicht das Ergebnis eines falschen Verständnisses davon, was Religion wirklich ist. Tierischer Magnetismus will die Kraft des Gebets und der geistigen Praxis schmälern, indem er sie ablehnt, sie sogar als eine menschliche Erfindung bezeichnet, statt als das, was sie ist: die Auswirkung der gütigen Gegenwart Gottes auf die Menschheit.

Und so wie es aussieht, will er auch die menschliche Kirchenorganisation schwächen.

Wenn wir an einer Kirche vorbeigehen — an einer beliebigen Kirche —, dann ist sie nicht selten in etwas umgeändert worden, das auf menschliche Probleme mit materiellen Systemen eingeht — Psychologie oder eine Selbsthilfegruppe oder Beratung. Kirchen sind verdrängt worden statt sich verstärkt daran zu machen, den menschlichen Bedürfinssen abzuhelfen. Aber jeder, der eine Antwort durch Gebet bekommen hat, weiß, dass sogar der netteste Ratschlag oder die freundlichste Beratung von einem Freund, der es gut mit uns meint, nicht mit diesem beantworteten Gebet vergleichbar ist. Meiner Meinung nach ist Gott unser Ratgeber. Gott ist unser Arzt, unser Geistlicher, unser Alles. Der tierische Magnetismus versucht jeden und alles anzugreifen, was das menschliche Bewusstsein zu der Erkenntnis erhebt, dass wir geistige und heilige Ideen Gottes sind — jeder einzelne von uns.

Ich liebe die Tatsache, Mrs. Smedley, dass Kirche nicht die Idee der Menschen ist. Sie ist Gottes Idee. Ich kenne eine Kirche, in der viele Mitgliederversammlungen abgehalten worden waren, auf denen empfohlen worden war, die Kirche aufzulösen. — „Es sind ja nur wir. Keiner kommt, keiner interessiert sich dafür.“ Aber während sie darin übereinstimmten, geschah etwas Wunderbares in der mutigen kleinen Gruppe geistiger Denker und das war eine geistige Klärung dahingehend, dass es Gottes Kirche ist. Also mehr als einmal wurde im Lauf der Jahre beschlossen, an der Kirche festzuhalten und Gott die Möglichkeit zu geben, ihnen den Zweck der Kirche zu entfalten. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie die Kirche aufblühte und wuchs. Und als es so aussah, als habe der letzte Schüler die Sonntagsschule verlassen, war sie schon wieder gefüllt. Die Mitglieder unterrichten in der Sonntagsschule und nehmen Babys auf den Arm und die Menschen tauchen plötzlich einfach auf. Und diese Kirche ist wie ein Bienenstock voller Aktivität. Wenn wir erkennen, dass Kirche die Idee Gottes ist und wir aus reiner Liebe zu dieser Idee Gottes an ihr festhalten, dann sehen wir mehr Beweise für Gottes Anwesenheit. Gott zuckt nicht mit den Schultern und verlässt Seine Schöpfung und lässt sie verdorren. Also warum sollten wir dies dann tun? Der Christus pulsiert immer und ist vital und aktiv und heilend. Es ist also gut, Beweise davon in unseren Kirchen zu sehen und sie zu verherrlichen.

Aber der Mensch neigt dazu, nur seine eigene begrenzte Sichtweise der Dinge zu verherrlichen und zu vergrößern — Krankheit, Entmutigung und so weiter ...

Verhängnis und Untergang ... Aber Jesus hat die Prozession aufgehalten. Ich finde es großartig, wie er zu einer Beerdigungsprozession des einzigen Sohnes einer Witwe kam und nicht einfach stehen blieb und zuschaute. Sondern er hat sie angehalten. Bei Lukas (Kapitel 7) steht: „Und er trat hinzu und rührte die Bahre an, und die Träger standen still.“ Ich glaube, dass jeder wachsame, geistig wissenschaftliche Denker die Fähigkeit hat, jeden Tag irgendeine Art von Gedankenprozession mental anzuhalten, die uns Mangel an Leben, an Gesundheit, an geistiger Vitalität oder Herrschaft weismachen will. Nichts geschieht außerhalb des Bewusstseins. Und wir halten die Triebkraft der Laufbahn des Irrtums nicht nur an, wir kehren sie um und erlauben dem Christus, sie zu übernehmen und zu überstrahlen.

Wir sind spirituell, weil wir Gottes Schöpfung sind. Bei Spiritualität handelt es sich um Gott. Sie ist nicht ichbezogen, sie ist auf Gott bezogen.

Und die Weigerung, das für bare Münze zu nehmen, was wir menschlich sehen und erleben, ist nicht das, was im Allgemeinen als „die Tatsachen verleugnen“ bezeichnet wird.

Der Begriff „die Tatsachen verleugnen“ ist ein perfektes Beispiel für tierischen Magnetismus, weil er etwas nimmt, was ein wichtiger Teil einer christlich-wissenschaftlichen Behandlung ist — das Böse oder „Irrtum“ zu verneinen — um es ins Lächerliche zu ziehen. Die konkrete Abhilfe, um das Böse zu zerstören, besteht darin, ihm jegliche Existenz, Identität oder Macht abzusprechen. Aber wenn wir heute jemanden sagen hören: „Oh, du verweigerst dich einfach nur“, will er sich über uns lustig machen. Diese Begriffe können sich also manchmal unbeachtet einschleichen und etwas entweder unwissentlich oder auch nicht ganz so unwissentlich lächerlich machen, was doch weitgehend segnend ist. Wenn wir wachsam sind, können wir erkennen, dass es eigentlich den Christus verspottet, der die Allheit Gottes hochhielt und gleichzeitig den Satan zurückwies. (siehe Matthäus 4) Erscheint es uns nicht viel natürlicher, durch Gebet die Auffassung zu unterstützen, dass Verneinung eine Tätigkeit des Christus ist? Wenn jemand sich heute, hier und jetzt ernsthaft an den unendlichen Christus wendet, dann ist das eine Verneinung des Irrtums und eine Aufrechterhaltung der Allmacht Gottes. Wir müssen bereit sein, das Denken vor den weltlichen Gedanken zu beschützen, oder wir stehen mit einem Fuß in einer menschlichen Auffassung des Lebens und versuchen gleichzeitig, uns nach einem geistigen Sinn auszustrecken. Beide Füße müssen dort stehen, überzeugt von Geist oder Gott, und das Denken bewachen, das Bewusstsein rein halten und radikal geistig sein. Mir gefällt der Gedanke, dass die absolute Liebe genau das tut. Es ist Liebe, Gott, die uns befähigt, an einer geistigen Wirklichkeit festzuhalten. Liebe bewirkt, dass wir ihre Idee, ihre Wirklichkeit, bereitwillig annehmen und sie so schützen, dass das menschliche Bewusstsein sie anerkennen kann und aus der Annahme des Leidens herausgehoben wird. Und deswegen müssen wir uns als Metaphysiker täglich behandeln. Unser Denken muss an einer Stelle stehen, von der aus wir anderen helfen können. Dies muss eine Position der Herrschaft und Stärke sein.

Lassen Sie uns über das sprechen, was Sie „den Elefanten im Raum“ nennen.

... das Gerücht, dass die Christliche Wissenschaft nicht heilt oder nicht heilend wirkt?

Ja, und ich denke besonders an die Fälle, in denen ein Christlicher Wissenschaftler trotz seiner Gebete weitergeht — besonders einer, den wir für viel geistiger gesinnt hielten, als wir es vielleicht sind, oder von dem wir dachten, er hätte ein besseres Verständnis der Christlichen Wissenschaft als wir. Die Tendenz des menschlichen Gemüts ist es, sich zu fragen: „Wenn diese Person sich nicht selber heilen kann, wie soll ich dann heilen können — und heilt die Christliche Wissenschaft überhaupt?“

Mrs. Smedley, das bringt mich auf eine Sache, über die ich heute Morgen nachgedacht habe — auf diese Satzung in unserem Kirchenhandbuch, in der steht: „Nur ein Christus. ABSCHN. 7. In Übereinstimmung mit den Lehrbüchern der Christlichen Wissenschaft — der Bibel und Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift — und in Übereinstimmung mit sämtlichen Lehren Mrs. Eddys sollen die Mitglieder dieser Kirche keinen Glauben an mehr als einen Christus haben oder kundtun, denn dieser eine ist der Christus, von dem die Heilige Schrift zeugt“ (Kirchenhandbuch, S. 42). Ich habe viel darüber nachgedacht ... es scheint auf den ersten Blick gar nicht darum zu gehen, die Kirche zu regieren, obwohl es das eigentliche Fundament der Kirche und ihrer göttlichen Regierung ist, nur einen Christus anzuerkennen. Sie zieht jedoch die Aufmerksamkeit auf sich, weil sie so eine einzigartige Satzung ist. Ich sehe sie als ständige, konstante Erinnerung daran, dass die Christlichen Wissenschaftler einen Christus, ein Vorbild haben. Ein geliebtes Mitglied unserer Kirche ist kein Vorbild und kein Beispiel; ein Einzelner, der in der christilch-wissenschaftlichen Bewegung als bedeutend betrachtet wird, ist kein Vorbild und kein Beispiel — der Christus ist es! Und der Christus versichert uns, dass alle Kinder Gottes sehr geschätzt sind, immer in Ehren gehalten; sie können niemals verloren gehen. Die, die weitergegangen sind, bleiben weiterhin im Leben genau wie wir. Wenn wir unseren Blick auf Christus richten, dann haben wir eine standhafte Überzeugung, dass wir Gott und Seiner Liebe zu uns in allen Dingen vertrauen können. Wir wenden uns nie an den Christus, ohne Heilung zu erkennen, weil der Christus niemals versagt. Er ist zwangsläufig erfolgreich.

Wie würden Sie den Christus beschreiben?

Ich betrachte den Christus als eine Berührung — als die Berührung Gottes. Ob wir in der Kirche sitzen oder still zu Hause in einem Augenblick des Gebets, dann ist es dieses geistig greifbare Gefühl, dass Gott genau da ist, wo wir sind; dass alles gut ist und wir zu Ihm gehören.

Die Kirchenlieder zeigen dieses Bewusstsein auf so wunderbare Weise, weil sie oft als Ergebnis einer Begegnung mit dem Christus geschrieben wurden. Einer meiner ständigen Begleiter ist der Ausdruck: „Sicher in deiner Liebe, leben wir...“ (Lied 66 aus dem Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, nach dem englischen Text). Und für mich erfasst dieser Ausdruck das, was Christus in uns auslöst — eine Welle heiliger Sicherheit. Wir sind erfüllt mit der Zusicherung, dass ganz egal, was geschieht, wir immer in der Liebe Gottes sicher sind.

Eddy benutzt das Wort Christus in vielen verschiedenen Sinnzusammenhängen und an einer Stelle in ihren Schriften schreibt sie: „Er war untrennbar von Christus, dem Messias — der göttlichen Idee Gottes außerhalb des Fleisches.“ (WuG, S. 482) Diese Auffassung, dass Christus eine göttliche Idee ist, unterstreicht das Argument, dass wir uns bei der Heilung nicht auf eine menschliche Persönlichkeit — weder auf unsere noch auf die eines anderen — verlassen, wenn wir uns an Christus wenden, um geheilt zu werden. Eine Auffassung, die ganz befreiend ist, nicht wahr?

Sehr befreiend. Wenn wir uns an den Christus wenden, dann verbinden wir uns mit der göttlichen Idee und geben eine menschliche Persönlichkeit mit ihren Ansichten auf. Oder anders ausgedrückt, wir wenden uns nicht an etwas außerhalb von uns selbst, sondern erkennen stattdessen die göttliche Idee als unsere eigene Identität an. In dieser Vereinigung mit dem Christus bleiben wir in der Vollkommenheit des Christus. Dann sind auch wir „außerhalb des Fleisches“. Wir sind so heil und vollkommen wie Christus und wenn wir dies erkennen, verfliegt das Bedürfnis nach Heilung. Wir stellen fest, dass wir heil sind.

Ich führe eine Liste, in die ich eintrage, auf welche Weise Eddy das Wort Christus benutzt. Und ich habe eine lange Liste, damit ich mich selbst immer wieder mit all den unterschiedlichen Fassungen auffrischen kann, die sie diesem geistigen Begriff verleiht. Sie sagt sogar: „Christus ... er“ in ihren Schriften. [„Warum verwerfen diejenigen, die sich zur Nachfolge Christi bekennen, diese wesentliche Religion, die einzuführen er gekommen war?“ WuG, S. 27] Sie war also sehr offen dafür, diesen Begriff auf eine Weise zu nutzen, zu der sie durch ihre Offenbarung geführt wurde. Ich finde es gut, dass wir wirklich den persönlichen Intellektualismus oder den persönlichen Sinn über das, was sie über den Christus sagt, fallen lassen müssen und ein offenes Gefäß sein müssen, wenn wir Wissenschaft und Gesundheit oder andere Schriften Eddys lesen. Und das ist meiner Meinung nach der Grund, warum so viele Menschen Wissenschaft und Gesundheit so fortwährend lesen, weil dadurch die menschliche Perspektive, und auf alle Fälle die sterbliche Perspektive, über das, was Christus ist, einfach wegfällt. Und an diese Stelle tritt der offenbarte Christus.

Als ich verschiedene Biografien über Mary Baker Eddy nochmal gelesen habe, war ich beeindruckt, wie oft sie ihre Schüler und ihre Hausangestellten gegenüber betont hat, dass wir es in unserem Denken mit einem Widerstand gegen den Christus zu tun haben — mit dem, was sie tierischen Magnetismus nannte. Sie unterstrich: in unserem eigenen Denken. Und das tun wir, indem wir die Allheit Gottes verstehen. Es gibt keine Kraft des Bösen „da draußen“, gegen die wir kämpfen müssen.

Und es ist nicht so, dass wir entweder die Allheit Gottes sehen oder den tierischen Magnetismus zerstören. Das ist letztlich das Gleiche. Es ist wahr, der tierische Magnetismus ist nicht „da draußen“. Der trickreiche, ja der hinterhältige Teil daran ist, dass es unser eigenes Denken zu sein scheint. Und deshalb webt Eddy immer wieder in ihre Schriften den Rat ein, dass göttliche Weisheit es uns nicht erlaubt, Tag für Tag mit einer naiven Sicht des Christentums herumzulaufen, die sagt: „Gott ist Alles, Gott ist Alles“, während sich der Irrtum einschleicht.

Und deshalb sollte die Warnung Christi Jesu zu „wachen“, die durch die Christliche Wissenschaft wiederholt wird, so energisch beachtet werden, weil der tierische Magnetismus durch diese kaum erkennbaren zunehmenden Gedanken arbeitet, die sich als unsere eigenen ausgeben.

Es ist wahr, der tierische Magnetismus ist nicht „da draußen“. Der trickreiche, ja der hinterhältige Teil daran ist, dass es unser eigenes Denken zu sein scheint.

Böses, das heißt, Gedanken, die entweder offen oder versteckt zu uns kommen und die uns oder andere aufgrund ihrer Eigenschaft verletzen.

Und diese Gedanken können so unauffällig sein wie: „Herr Sowieso sieht aber nicht gut aus.“ Oder: „Heute habe ich einen furchtbaren Tag.“ Es beginnt mit diesen kleinen, manchmal schleichenden Gedanken, die aber immer unserer Natur widersprechende Suggestionen und daher mit unserem christusgleichen Denken unvereinbar sind. Und wenn wir diese listigen Suggestionen akzeptieren, wie zum Beispiel Entmutigung als logisches Muster unseres eigenen Denkens sehen, dann führt uns dies auf einen Weg des unwissenschaftlichen Denkens — und wir ziehen Schlüsse, die gar nichts mit unserer Geistigkeit zu tun haben. Und wir meinen, dies sei gerechtfertigt.

Zum Beispiel zu glauben, Krankheit müsse wirklich sein, weil eine körperliche Schwierigkeit schon so lange anhält.

Oder, Mrs. Smedley, was mir noch viel wichtiger erscheint, dass materialistisches Denken schon seit so langer Zeit besteht. Zu glauben, wir würden an zwei Orten gleichzeitig leben, dass wir sowohl eine menschliche und sterbliche Existenz haben als auch diese geistige Identität, die wir nicht genau kennen. Aber das Gegenteil ist wahr. Wir sind geistig. Wir sind hier und jetzt das Bild und Gleichnis Gottes. Wir werden nie etwas anderes sein. Und diese sterbliche Auffassung des Seins und der Persönlichkeit usw., ist eine Täuschung über unser Denken und über unser Leben. Es ist nicht unser Leben.

Heute früh habe ich an ein Kirchenlied gedacht. Es ist ein wunderbares, sehr kluges Kirchenlied. Es lautet:

O, dass ich einen
Glauben hätt,
Der selbst in
höchster Not,
Nicht wankt, nicht
zweifelt, der nichts kennt,
Als Gott und sein Gebot. (Lied 205)

Dies ist deshalb so klug, weil Wanken eine kaum bemerkbarere, schrittweise verminderte Sicht dessen ist, was wir sind oder was unser Glaube ist. Es macht schrittweise kleiner oder es raubt uns unsere reine geistige Sicht, die wir wertschätzen und lieben. Dieses Wanken bezieht sich also auf den schleichenden tierischen Magnetismus, der wie ein ungläubiger Gedanke zu uns kommt oder wie eine unnötige Zustimmung des materiellen Lebens, eine Art Vermenschlichung unserer Erfahrung, statt sie immer christlicher zu machen.

Suggestionen sind nicht unser Denken und werden nie unser Denken sein, denn nur Gottes Gedanken sind zugelassen. Sie haben dieses christliche Bewusstsein, diese christliche Substanz, die Reinheit und Liebe, die unser Zuhause ist.

Aber wissen Sie, Mrs. Smedley, Mrs. Eddy gibt uns überall in ihren Schriften das Rezept, wie wir unser Denken gegen diese Suggestionen schützen können. Auf Seite 392 in Wissenschaft und Gesundheit steht ein sehr gutes Beispiel. Neben der Randüberschrift „Die Tür bewachen“ schreibt sie: „Steh Wache an der Tür des Denkens. Wenn du nur solche Schlüsse zulässt, die du in körperlichen Resultaten verwirklicht sehen möchtest, wirst du dich harmonisch regieren.“ Und das ist für mich das Wesentliche daran, den tierischen Magnetismus zu handhaben oder ihn zu zerstören.

Können Sie uns ein Beispiel aus ihrer eigenen Erfahrung geben?

Einmal hatte ich ein körperliches Problem und habe eine ganze Weile gebetet. Es war sehr schwerwiegend und ich erkannte, dass ich „Wache stehen“ musste. Eines Morgens lag ich im Bett und konnte halten, einmal mehr ein Buch halten, aber ich dachte: „Okay, ich werde einfach das tun, was Mrs. Eddy sagt.“ Und ich war erstaunt darüber, wie viele schleichende Suggestionen ein Teil meiner Mentalität geworden waren. Kleine Dinge wie: „Ich bin einfach so schwach.“ Oder: „Es ist so heiß. Ich fühle mich so unwohl.“ Und diese nicht sehr hilfreichen Gedanken durchwoben meine Gebete. Aber als ich wirklich Wache stand und jeden Gedanken überwachte, warf ich sie am Ende des Tages rechts und links über die Schulter hinter mich. Und das war der Wendepunkt bei der Heilung. Ich dachte: „Mensch, es ist so einfach.“

Aber manchmal gehen wir umher und haben dieses verschleierte, undeutliche und wie ich sagen würde, unbewachte Denken, das sich als unser Denken ausgibt. Es ist so schleichend, so wie Hintergrundmusik in einem Laden, dass wir kaum wahrnehmen, dass sie vorhanden ist. Aber diese Suggestionen sind nicht unser Denken und werden nie unser Denken sein, denn nur Gottes Gedanken sind zugelassen. Sie haben dieses christliche Bewusstsein, diese christliche Substanz, die Reinheit und Liebe, die unser Zuhause ist. Wenn der Christus in unserem Denken vorherrscht, dann sehen wir die Wirklichkeit und erleben Heilung.

War es nicht der Apostel Paulus, der sagte, wir müssen „alles Denken gefangen [nehmen] unter den Gehorsam Christi“? (2. Korinther 10) Ein Vortragender der Christlichen Wissenschaft betonte einmal in einer Ansprache, die ich besuchte, dass Paulus nicht sagte, jeden zweiten Gedanke, sondern jeden Gedanken. Mir scheint, dass wir es uns heutzutage nicht leisten können, weniger zu tun als das.

Eine andere, ähnliche Bibelformulierung, die ich sehr schätze ist: „die Gefangenschaft gefangen“ nehmen. [„Er ist in die Höhe aufgefahren und hat die Gefangenschaft gefangen geführt und hat den Menschen Gaben gegeben.“ (Epheser 4)] Ich liebe diese kleine Formulierung, denn dies ist es, was der Christus tut. Er verhaftet alles, das uns gefangen nehmen oder uns an materielle Annahmen binden würde und deckt es auf und zerstört es durch das Licht, das der Christus bringt. Die Gefangenschaft ist gebunden und ausgebootet. Und das demonstriert die unmissverständliche Allmacht Gottes.

Würden Sie nicht auch sagen, dass die Eigenschaften des Denkens, die wir fördern wollen, weil sie auf natürliche Weise den Christus empfangen können, Selbsterkenntnis und Menschlichkeit einschließen?

Diese Selbstprüfung und ein wahres Verständnis von Selbstliebe — den Christus in uns lieben, das Kindliche in uns, die Reinheit des Denkens. Und wir müssen dies so sehr lieben, dass wir bereit sind, alles zu tun, um es zu bewahren.

Da Sie vom Kindlichen sprechen, ich weiß, dass Sie viele Jahre lang in der Kleinkindbetreuung und in der Sonntagsschule tätig waren und die nächste Generation der Denker gehegt haben. Was haben Sie den Babys und den Kleinkindern beigebracht?

Ich habe ihnen das beigebracht, was sie wissen wollten.

Während ich sie als gut und befähigt sah, lehrte ich sie kleine, praktische Dinge, wie ein Liederbuch zu halten oder wie man Seiten vorsichtig umblättert. Wir fingen mit den absoluten Grundlagen an, um sie auf die Sonntagsschule vorzubereiten — wie man zuhört und wie man betet. Immer, wenn ich sie bat zu beten, legten sie sich einfach auf den Boden und machten es sich gemütlich und lauschten. Gebet ist uns angeboren, es ist also nicht etwas, das wir den Kindern überstülpen müssen. Wenn wir ihnen empfehlen, es zu tun, dann gehen sie darauf ein.

Irgendwann begannen wir damit, die Kleinsten mit in die Sonntagsschule zu nehmen und bald darauf wurde ich Sonntagsschulvorsteherin. Dann lösten wir den Kleinkinderraum völlig auf. Die Babys kamen dazu und waren ein Teil der Sonntagsschule, sogar die ganz kleinen. Es ging so wunderbar. Die Lehrer und ich stellten fest, dass Eddy im Kirchenhandbuch nicht sagt, dass die Kinder mit zwei oder vier Jahren in der Sonntagsschule anfangen sollen. Sie schreibt: „Schüler können in den Sonntagsschulklassen ... bis zum Alter von 20 Jahren aufgenommen werden.“ (S. 62) Aber sie gibt kein Anfangsalter an. Und wir wurden durch ihre Aussage in Wissenschaft und Gesundheit ermutigt: „Man sollte Kinder das Heilen durch Wahrheit, die Christliche Wissenschaft, als eine der ersten Lektionen lehren ...“ und sie fügt dem hinzu: „Dies macht die Christliche Wissenschaft schon frühzeitig anwendbar.“ (WuG, S. 237)

Sie haben auch per Skype eine Klasse mit verschiedenen Altersgruppen unterrichtet und in den letzten Jahren die höheren Klassen. Welche Worte der Weisheit haben Sie, um diese Gruppe der Älteren zu unterrichten?

Für mich war es immer die Aufgabe der Sonntagsschule, Praktiker der Christlichen Wissenschaft heranzuziehen. Deshalb ist es mir wichtig, sie wie eine Klasse in der Schule zu behandeln. Ich stehe auf und unterrichte sie und biete ihnen Aufgaben an. Es ist eine Aufgabe. Ich lehre sie nichts über ihre Probleme oder stelle sie ins Licht, indem ich sie über ihr Leben ausfrage. Im Unterricht geht es nur um Gott. Und wenn der Lehrer ihnen alles über Gott beibringt, dann fängt ihr Denken Feuer und sie können die Verbindung zu ihrem eigenen Leben herstellen. Wenn der Lehrer Gott liebt und das Gefühl hat, dass das, was er lehrt, das Wichtigste auf der Welt ist, dann ist es sehr schwer für einen Schüler, sich zurückzulehnen und sich auszuklinken. Sie spüren den Reiz und die Anwendbarkeit dessen, was ihnen beigebracht wird, und sie wollen nicht von etwas Gutem ausgeschlossen sein.

Der Lehrer muss sich die ganze Woche über vorbereiten und gebetvoll auf der Höhe des Unterrichtens sein. Ein Lehrer der Christlichen Wissenschaft — ein liebevoller Herr — erzählte mir einmal: „Sorgen Sie einfach dafür, dass sich das Band durch die Bücher bewegt.“ Früher hatten die Bücher Bändchen als Merkzeichen und er meinte, lesen und studieren sie einfach die Bibel und Eddys Schriften. Wir können nicht aus dem Boot fallen, wenn wir die geistigen Ideen, die wir in ihnen finden, in unserem Denken bewegen und sie praktizieren.

Was glauben Sie ist heute die größte Herausforderung für Christliche Wissenschaftler?

Tatsächlich das zu praktizieren, was wir gelehrt wurden. Es ist so wichtig, das Bewachen der Gedanken, das wir kennen, täglich auszuüben. um heilen zu können. Nicht nur für uns selbst und unsere Familien und unsere Patienten, sondern für unsere Welt. Dies ist das, was wir tun müssen, uns um das kümmern, was die enormen Probleme zu sein scheinen, denen die Welt gegenübersteht. Ereignisse wie die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko oder noch vorher in jenem Jahr der Vulkanausbruch in Island können durch unsere täglichen Gebete erreicht werden. Dies sind Situationen, für die wir als Christliche Wissenschaftler vollständig ausgerüstet sind, um sie mental, geistig zu behandeln. Trotz allem leben wir in einer mentalen Atmosphäre und wir sehen heute in der Welt das Ergebnis des kollektiven Denkens. Wenn wir also die weite und unendliche Natur Gottes erkennen und wenn wir der Tatsache zustimmen, dass Gott allein der Dirigent der Harmonie ist, dann werden wir mehr Ordnung und Eintracht in der physikalischen Atmosphäre erkennen. Nichts als unsere Liebe zu Gott und Gottes Liebe zu uns kann uns antreiben, dieses Wachen des Denkens zu praktizieren. Und anstatt die Welt zu beobachten, werden wir die Welt fördern.

Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht im Christian Science Journal

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