Wie oft kommt „täglich“ in Ihrem Tagesablauf vor? Sie stehen täglich auf, nehmen täglich Mahlzeiten zu sich, vielleicht rufen Sie täglich Ihre Mutter an oder Sie ärgern sich täglich über Ihre Arbeitskollegen? Fängt „täglich“ beim Aufwachen an? Vielleicht fühlen Sie sich dann bereits in Wiederholungen gefangen — schon wieder aufstehen? Schon wieder nicht wissen, wie der Tag überstanden werden soll, weil man so viel Kummer oder Schmerz fühlt? Schon wieder ein Tag mit einer ellenlangen Erledigungsliste, die einen bereits beim Aufstehen lähmt?
Hatte Jesus einen geregelten Tagesablauf? Nun, wir lesen in Lukas 19, dass er täglich im Tempel lehrte. Seinen Jüngern und seinen Nachfolgern gebot er: „Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz täglich auf sich und folge mir.“ (Lukas 9) Ein Kreuz auf sich zu nehmen klingt nach etwas Mühevollem, Schwerem. Der Psalmist gibt uns dafür einen guten Ratschlag: „Wie habe ich dein Gesetz so lieb! Täglich denke ich darüber nach. Du machst mich mit deinem Gebot weiser, als meine Feinde sind; denn es ist ewig mein Schatz.“ (Psalm 119) Was ich lieb habe, mache ich gerne, es bereichert mich, macht mir Freude. Jesu Beispiel, der Nächstenliebe zu folgen und sich einzig mit göttlicher Gegenwart zu identifizieren, mag in unliebsamen Situationen ungewohnt sein und am Anfang schwerfallen. Aber die tägliche Übung lässt es wie bei allem immer leichter gelingen. Auf der Belohnungsliste steht dann: „Ich bin weiser als meine Feinde (die trennenden, beurteilenden Gedanken, die auf mich zukommen).“ „Ich habe einen ewigen, unvergänglichen Schatz (kostbare Freiheit, unaufhörliche Entfaltung).“
Haben Sie sich schon einmal gefragt: Wie oft war ich mir heute der Gegenwart Gottes bewusst? Wenn man diese Momente miteinander verbindet, erkennt man einen fortdauernden Fluss des Guten. Wie groß die Abstände der Punkte sind oder sein dürfen, hängt sicherlich von der eigenen Beurteilung ab. Je näher die Punkte liegen, desto deutlicher ist der Fluss des Guten zu erkennen.
Mary Baker Eddy hat einige Aufmerksamkeit auf „täglich“ verwendet und in Bezug zu Tätigkeiten wie Beten, Wachen, Verteidigen, Lesen, Dienen, Danken gesetzt. Sich selbst ein Gesetz und Gottes Zeugnis sein taucht ebenso in diesem Zusammenhang auf wie Gutes tun, den Nächsten lieben, anderen helfen. Natürlich, weil das nicht nur für einen selbst hilfreich ist, sondern sogar für die, mit denen man gerade gar nichts direkt zu tun hat.
Den Mitgliedern ihrer Kirche gab Mary Baker Eddy das „Tägliche Gebet“ an die Hand, in dem man „die Herrschaft der göttlichen Wahrheit, des göttlichen Lebens und der göttlichen Liebe“ in sich selbst aufrichtet, Sünde (alles trennende, verurteilende, negative Denken) aus sich entfernt und bekräftigt, Gottes Wort die Liebe der ganzen Menschheit bereichern und beherrschen zu lassen. (Kirchenhandbuch, S. 41)
Das beschreibt beispielsweise Harold Attridge, Direktor der Yale Divinity School, New Haven CT, USA. Er schlägt vor: „Beginnen Sie Ihren Tag mit einem Lied.“ Beim täglichen Gottesdienst der Universität steht das Lobsingen an erster Stelle. Die Lieder stammen aus aller Welt, eines der beliebtesten aus Südafrika. Darin heißt es: „Immer wir segnen, immer wir geben, immer wir beten.“ Darum ginge es auch an dieser Universität, so Attridge: die eigenen täglichen Gewohnheiten, alles, was man tut, seien es Gedanken, Gefühle bis hin zu Tätigkeiten so zu gestalten, dass sie zum Erblühen der menschlichen Gemeinschaften und des individuellen Wohlergehens beitragen. „Die Welt wäre ein besserer Ort, wenn wir alle jeden Tag überlegten, wie wir uns gegenseitig segnen könnten, besonders jene, die uns entgegenstehen; wenn jeder ein bisschen mehr zur Verringerung von Armut, Hunger und Krankheit beitragen würde; und wenn jeder ein tägliches Gebet für Frieden und Gerechtigkeit anbieten würde.“ (The Christian Science Monitor, 27.12.2010-3.1.2011, frei übersetzt)
Klingt das nach viel Arbeit? Fragen Sie sich gerade, wie man das in den persönlichen Tagesablauf integrieren soll? Wie lang die Erledigungsliste („To-do-Liste“) denn noch werden soll?!
Sie können ja einmal einen Selbstversuch starten. Auf Ihre Erledigungsliste schreiben Sie tatsächlich zusätzlich zu Einkaufen, Mutter anrufen, Elternabend, Auto waschen (usw.) auch noch Wachsamkeit, Geduld, Dankbarkeit, Gutes tun (usw.). Was dann passiert, mag niemand voraussagen. Aber Sie werden merken, dass all diese Erledigungen sich harmonisch in den Tagesablauf einfügen, weil diese Erledigungen sich voll und ganz auf Gott beziehen lassen und eigentlich allem Wirken zugrunde liegen. Somit kann ein harmonischer, produktiver und sicher auch überraschender Ablauf von uns willkommen geheißen werden.
Und damit kommen wir zur Belohnungsliste! Mary Baker Eddy lässt diesen wichtigen Aspekt bei der Betrachtung täglicher Pflichten nicht aus. Denn in dem täglichen Brot, das wir von Gott erbitten, in der Aufmerksamkeit, die wir Gott zuteilwerden lassen, steckt sofortige Heilung, stecken Ideen, Gnade, Stärke, Verbesserung und das Erleben, besser und heiliger zu sein drin. Das macht satt und glücklich!
Sich zu bemühen, Gott in unseren täglichen Aufgaben (und seien sie noch so banal wie Tisch decken, Tür abschließen, Fahrrad fahren) zu spüren, lässt uns müheloser, dankbarer, freudiger unseren Tag erleben. Je mehr Gewicht wir dann auf eine geistige Erledigungsliste legen, desto besser fühlen wir uns mit Gott verbunden. Gott hilft! Seine Gegenwart und Seine schützende Liebe lassen uns sicher und freudig unseren Weg gehen, denn wir gehen diesen immer gemeinsam. Jeder, der mit Ihnen dann so am Tag zu tun haben wird, wird ebenfalls von dieser freudigen Einheit gesegnet werden!
Mary Baker Eddy schrieb: „Jeder, der das Verständnis der Christlichen Wissenschaft in ihrer eigentlichen Bedeutung erlangt, wird die sofortigen Heilungen vollbringen, derer sie fähig ist; aber das kann nur geschehen, indem man das Kreuz auf sich nimmt und Christus im täglichen Leben nachfolgt.“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 178/179) Eine Möglichkeit, das Kreuz (siehe oben bei Jesus) leichter werden zu lassen, ist das Nutzen der Bibellektion (eine wöchentlich wechselnde Zusammenstellung von Zitaten aus der Bibel und aus Wissenschaft und Gesundheit nach wiederkehrenden Themen von Mary Baker Eddy). Im Bericht des Schriftführers der Mutterkirche (der Ersten Kirche Christi, Wissenschaftler, in Boston, USA) über die Jahresversammlung 1906 wird der Autor Frederick Lawrence Knowles zitiert. Und da heißt es: „Mrs. Eddy hat ... dadurch, dass sie auf täglichem Lesen der Bibel und ihrer eigenen Schriften bestand, ... ihren Nachfolgern ein Mittel zur geistigen Entwicklung gegeben, das ... gewiss die Wahrheit, die sie dadurch aufnehmen, fest in ihrem Wesen verankern wird.“ (Die Erste Kirche Christi, Wissenschaftler, S. 48) Weiter führt er die Vorzüge auf, die dadurch zum Vorschein kämen: Überwinden von Angst und Sorge, unvergifteter Intellekt, unwiderstehliche Anziehungskraft durch Freundlichkeit.
Das erfuhr eine Bekannte. Sie erzählte mir vor einiger Zeit, dass sie als Zugezogene einen Friseursalon eröffnet hatte und nie von ihren Nachbarn gegrüßt worden war. Irgendwie war ihr klar, dass sie nur durch beharrliches Grüßen das Eis brechen konnte. Sie wollte die Nachbarn damit an deren und an ihre eigene Freundlichkeit gewöhnen. Und tatsächlich, diese über Monate dauernde Kontinuität wurde schließlich durch freundliches Grüßen der Nachbarn beantwortet! Die Nachbarschaft ist nun gegenseitig aufmerksam, warmherzig und wertschätzend. Sie sei ihr eine große Hilfe, sagte meine Bekannte, weil sie sich aufeinander verlassen können.
Nun, wie weit sind Sie schon mit Ihrer heutigen Erledigungsliste? Sind Sie schon bei Dankbarkeit angekommen, als Gottes geliebte Idee Gott mit allem dienen zu könne, was Sie heute getan haben, im Augenblick tun (nämlich diesen Artikel lesen) und noch vorhaben? Gott gibt uns allen unser tägliches Brot. Wir können es mit jedem teilen, dem wir heute begegnen. Auch wenn es gar nicht auf der Erledigungsliste steht!