Diese Botschaft kann sehr beruhigend sein, besonders wenn wir aufgewühlt oder furchtsam sind und unser Versuch zu beten diffus oder unergiebig wirkt.
Unlängst wachte ich mitten in der Nacht sehr unwohl auf. Ich betete, so gut ich konnte, und versuchte dann wieder einzuschlafen. Doch was mit Unwohlsein begann, eskalierte schon bald zu Schmerzen im Unterleib und anderswo. Ich fing an, mir Sorgen zu machen, und konnte mich nicht auf die Wahrheit über Gott als unendliche göttliche Liebe und über mich selbst als Sein geliebter und völlig geborgener Ausdruck konzentrieren. So sehr ich mich bemühte, den verschiedenen Furchtgedanken zu widerstehen, mein Denken wurde mehrfach in einen Strudel der Besorgnis über die Situation gesogen und was passieren würde, wenn ich am folgenden Tag nicht fähig sei, meine Aufgaben zu erledigen.
Kurz darauf kam mir der Gedanke, dass es vor allem darum ging, was der Vater mir sagte. Die Liebe Gottes war schließlich hier und jetzt bei mir, um meine Bedürfnisse zu stillen.
Also versuchte ich, den mentalen Aufruhr zu stoppen. Mir fiel ein, wie ich mehrere Jahre zuvor von einer starken Lebensmittelvergiftung geheilt worden war. Als ich meinte, nicht klar denken zu können, geschweige denn um Inspiration zu beten, hatte ich gedacht: „Gott wird dir dein Gebet eingeben.“ Beim Nachdenken über diese liebliche Verheißung fühlte ich mich wie ein Kind; ich vertraute demütig darauf, dass Gott, die göttliche Liebe, die geistigen Wahrheitsgedanken bereitstellen würde, die zur Heilung vonnöten waren. Genau das geschah und die vollständige Heilung zeigte sich innerhalb weniger Minuten.
Als ich in jener Nacht mit diesem Gefühl des Unwohlseins aufwachte, öffnete ich mich wiederum für die Tatsache, dass Gott mir mein Gebet eingeben würde. Nun ging es weniger darum, was meiner Meinung nach zu tun war, um einen geistigen Wahrheitsgedanken auf eine menschliche Situation anzuwenden, damit die Heilung eintrat, sondern auf das zu lauschen und zu hören, was mein Vater-Mutter-Gott mir in diesem Augenblick mitteilte. Erst hatten meine eigenen Bemühungen zu beten im Mittelpunkt gestanden – und die waren mir ziemlich kläglich vorgekommen. Doch nun war ich mental offener und lauschte demütig auf das, was Gott jedem Menschen als Sein reines Bild und Gleichnis über unsere Vollständigkeit und absolute Freiheit von Krankheit mitteilt. Dieser neue Blickwinkel – nicht, was ich meinte, bewerkstelligen zu müssen, um Heilung zu bewirken, sondern eine kindliche Offenheit für die Segnungen des Vaters – war in diesen Augenblicken der Not von großer Bedeutung.
Und nun stellte sich Inspiration auf natürlichere Weise ein. Mir kamen geistige Wahrheitsgedanken – Fakten über meinen Status als Gottes geistiger Ausdruck, der Seine Freiheit und Herrschaft manifestiert. Sie waren mir bekannt – wie alte Freunde, die ich schon mehrmals beherbergt hatte – und doch neu, denn sie wurden mir auf neue Weise vertraut. Diese geistigen Überlegungen oder Erkenntnisse werden in der Christlichen Wissenschaft Gottes Engelsbotschaften genannt; nun kamen sie aus eigenem Antrieb. Das bedeutet, dass sie eindeutig aus einer Quelle außerhalb des menschlichen Intellekts stammten; Gott stellte sie bereit.
Interessanterweise war jede geistige Tatsache über das wahre Sein während der Zeit des Gebets von der unerwarteten Engelsbotschaft begleitet: „Damit verteidigt Gott dich.“ Immer wieder kam diese Erklärung schlicht und unverkennbar zusammen mit einer spezifischen geistigen Erkenntnis. Ich konnte sehen, dass die Gedanken, die Gott übermittelte, mein Verständnis Seiner Allmacht kräftigten und die äußerst aggressiven Suggestionen von Furcht und Krankheit besiegten. „Gott ist unsere Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben“, erklärt der Psalmist (Psalm 46:2).
Nach einer Weile fühlte ich mich völlig ruhig. Es gab keine Furcht mehr über meine Gesundheit oder meine Fähigkeit, am folgenden Tag zu arbeiten. Es blieb nur das fassbare Gefühl, dass Gott mir sehr nahe war und mich umhegte und mein Wohlergehen in die Wege leitete und aufrechterhielt. Ich konnte den Unterschied in meinem Denken innerhalb so weniger Augenblicke kaum fassen. Was die körperlichen Schwierigkeiten anging, so waren die Schmerzen praktisch verschwunden. Ich schlief sanft wieder ein und wachte am Morgen völlig gesund – und äußerst dankbar – auf!
Wenn wir anerkennen, dass Gott uns unser Gebet eingibt, erkennen wir im Grunde an, dass Er das Gebet inspiriert und Heilung bewirkt. Doch besteht gelegentlich die sehr menschliche Tendenz, so in unsere eigene Mühe zu beten verstrickt zu sein – und in die Anstrengung, es „richtig zu machen“ –, dass wir Gott dabei ganz vergessen. Nicht, dass wir unbedingt das Wort Gott auslassen, wenn wir beten, doch mitten in dem Gefühl einer persönlichen Verantwortung für wirksames Gebet können wir völlig übersehen, dass Gott da ist und uns Seine Liebe auf eine Weise mitteilt, die wir erkennen und spüren können.
Wenn wir anerkennen, dass Gott uns unser Gebet eingibt, erkennen wir im Grunde an, dass Gott das Gebet inspiriert und Heilung bewirkt.
In der Christlichen Wissenschaft wird Gebet allgemein als die geistige Tatsache verstanden, dass wir jetzt und immer in der heiligen Gegenwart des „lebendigen Gottes“ sind (wie die Bibel es ausdrückt), die nicht sichtbar für die materiellen Sinne, aber spürbar für den geistigen Sinn ist. Die Bezeichnung lebendiger Gott macht uns auch darauf aufmerksam, dass unser himmlischer Vater in keiner Weise davon abhängt, wie viel oder wenig wir in einem gegebenen Augenblick von Ihm verstehen. Als allwissendes unendliches Gemüt – der vitale lebensschaffende, lebenserhaltende Schöpfer des Universums – ist Gott sich beständig Seines eigenen Ebenbilds, des Menschen, bewusst und erhält es aufrecht. Unser Gebet „veranlasst“ Ihn nicht irgendwie, für uns tätig zu werden, denn Er ist immer aktiv – Er liebt, beschützt und erhält jeden von uns als Seinen geistigen Ausdruck.
Wir haben die Gelegenheit, in jeder noch so schwierigen Situation mit diesem lebendigen, liebevollen Gott so wahrnehmbar zu kommunizieren, wie mit einem guten Freund, und das Gute zu erfahren, das Gott uns beständig entfaltet.
Jesu Lehren und die Lehre der Christlichen Wissenschaft betonen eine Geisteshaltung, die sich im Gebet Gott zuwendet, statt eine reine Technik heilenden Gebets zu propagieren. Es ist unser ehrliches Verlangen, Gott zu kennen, und es ist unsere Demut und Reinheit des Herzens sowie unsere ehrliche Bereitschaft, der Wahrheit gehorsam zu sein, die uns den Weg zu Gottes Engelsbotschaft öffnet. Es kann zugegebenermaßen manchmal schwierig sein, Furcht, Sorge um das eigene Wohl, weltliche Ablenkungen und persönliche Wünsche ausreichend abzulegen, um die Klänge göttlicher Inspiration einzulassen. Doch wenn wir dies tun, erhalten wir eine führende, geistige Idee, die uns inmitten des aufgeregten Denkens erreicht und uns den Weg voran zeigt.
In gewisser Weise können wir sagen, dass Gott in und durch uns wirkt, wenn wir beten. Die Erklärung des Meisters seiner eigenen heilenden Mission führt das weiter aus: „Die Worte, die ich zu euch rede, die rede ich nicht aus mir selbst. Der Vater, der in mir wohnt, der tut die Werke“ (Johannes 14:10).
Es ist unser ehrliches Verlangen, Gott zu kennen, und es ist unsere Demut un Reinheit des Herzens sowie unsere ehrliche Bereitschaft, der Wahrheit gehorsam zu sein, die uns den Weg zu Gottes Engelsbotschaft öffnet.
Jesus, dessen Leben und Heilungen die Gotteskindschaft des Menschen exemplifizierten, lehrte, dass wir alle die Söhne und Töchter des einen göttlichen Vater-Mutter-Gottes sind, fähig, mit unserem himmlischen Elternteil zu kommunizieren und Seine heilende und rettende Macht zu erleben. Wenn wir die geistige Tatsache unseres Daseins als Sohn bzw. Tochter Gottes verstehen, können wir den unharmonischen Anschein vor den materiellen Sinnen umkehren und die absolute Nichtsheit der Ansprüche von Sünde und Krankheit immer klarer erkennen. Heute, wie zu Zeiten Jesu und der Apostel, wirkt die Macht Gottes in und durch empfängliche Herzen und einen gehorsamen Lebenswandel, um Gesundheit wiederherzustellen, Ungerechtigkeit auszugleichen, notwendige Charakteränderungen zu bewirken und unharmonische Beziehungen zu glätten.
So wie wir nicht alleingelassen sind, wenn wir für uns und unsere Lieben beten, werden wir auch nicht damit alleingelassen, für leidvolle Umstände auf der Welt zu beten. Mary Baker Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift über die Fähigkeit des göttlichen Gemüts, wirksam auf diese größeren Umstände einzugehen: „Die Notwendigkeit, das Menschengeschlecht zu erheben“, so schreibt sie, „ist Ursache der Tatsache, dass Gemüt es tun kann; denn Gemüt kann Reinheit statt Unreinheit, Stärke statt Schwäche und Gesundheit statt Krankheit verleihen“ (S. 371).
Wir können mit Gewissheit bekräftigen, dass Gott in uns wirkt, wenn wir für uns, unsere Lieben und die globale Familie beten. Wenn wir in unserem Verständnis wachsen und die Wissenschaft des Christentums praktizieren, macht es Sinn, dass wir zunehmend das Gefühl haben, unsere Gebete werden uns von Gott eingegeben und erwachsen natürlich und spontan aus dem allwissenden Gemüt, das doch unser einzig wahres Gemüt ist.
