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Original im Internet

Selbstzweifel – und eine Lektion von Petrus

Aus der November 2018-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 20. September 2018 im Internet.


Eines der offensichtlichen Hauptthemen der Evangelien ist das Heilen. Es steht außer Zweifel, dass Jesus von seinen zeitgenössischen und heutigen Nachfolgern erwartete, aktive Heiler zu sein. Das klang bei ihm nicht so, als ob es ihnen nicht möglich sein würde, sondern er betrachtete es als natürliches Ergebnis von dem Glauben an seine Lehre. Dadurch werden die Evangelien zu solch guten Nachrichten.

Die Christliche Wissenschaft nimmt einem das Gefühl, Heilen sei eine beschwerliche oder sogar unmögliche Forderung des Christentums. Ich kenne keinen Christlichen Wissenschaftler, der nicht von einer bemerkenswerten Heilung berichten könnte. Diese Heilungserfahrungen werden nicht als dramatisches, jenseitiges Ereignis berichtet, sondern als das praktische Ergebnis eines tieferen Verständnisses von Gottes beständig aktiver Erhabenheit. Doch das Interessante ist: Ich kenne auch keinen Christlichen Wissenschaftler, der sich nicht an eine Zeit erinnern könnte, wo er trotz großer Bemühungen und ernsten Gebets nicht die Resultate erlebt hat, die er sich erhofft hatte. Manchmal kann der Mangel an gegenwärtigem Fortschritt uns trotz bedeutsamer, selbst erlebter oder miterlebter Heilungen der Vergangenheit das Gefühl vermitteln: „Ich weiß nicht, wie man heilt.“

Es kann eine Art abartiger Trost sein zu erkennen, dass wir nicht die einzigen sind, die sich geistig so unzulänglich fühlen, sondern dass alle damit fertigwerden müssen. Doch selbst wenn wir erkannt haben, dass wir nicht die einzigen sind, müssen wir entscheiden, was wir damit anfangen. Die meisten von uns müssen nicht lange nach Gründen suchen, warum wir menschlich einer Heilung nicht würdig sind. Das war schon immer so. Doch das geht an der guten Nachricht des Christentums vorbei, nämlich: Was auch immer der Grund für unsere Zweifel sein mag, Gottes Liebe ist größer. Jesu Beispiel zeigt uns, dass Heilung nie das Ergebnis einer Art religiösen Verdienstadels war, bei dem nur gesegnet ist, wer als menschlich würdig befunden wird. Heilung beruht auf der enormen Reichweite von Gottes Liebe und Gnade sowie auf ihrer Macht, uns zu erreichen und umzuwandeln.

Eine der wunderbaren Facetten beim Lesen in der Bibel ist, dass man immer mehr Freunde auf ihren Seiten findet, die mit denselben Dingen kämpften wie wir und auf dieselben Fragen Antworten fanden, die wir uns auch stellen. Denken wir nur an den Jünger Petrus.

Auf den ersten Blick sieht Petrus nicht unbedingt wie das beste Beispiel aus, unsere Selbstzweifel über das Heilen zu überwinden. Er war wirklich nichts Besonderes, ein verheirateter Mann, der zusammen mit seinem Bruder einen Fischereibetrieb führte. Zwar ließ er all dieses Alltägliche hinter sich, als er sich Jesus am Anfang seiner Mission anschloss, doch man könnte meinen, dass Petrus’ Erfolgsbilanz als Jünger bestenfalls lückenhaft war. Er stellte vieles infrage, was Jesus tat. Als Jesus auf dem Wasser wandelte, unternahm Petrus denselben Versuch, doch ohne wirklichen Erfolg. In Jesu dunkelster Stunde vor der Kreuzigung schlief Petrus ein, statt mit ihm zu wachen. Er erklärte Jesus, dass er der letzte auf Erden sein werde, der ihn verlässt, woraufhin Jesus ihm ankündigte, dass er ihn drei Mal verleugnen werde, bevor die Nacht vorüber sei. Wie furchtbar muss es gewesen sein, als er merkte, dass Jesus recht gehabt hatte! Doch wir dürfen nicht übersehen, dass all diese menschlichen Schwächen Petrus nicht davon abhalten konnten, der praktische und wirksame Jünger zu sein, den Jesus voraussah.

Immerhin war Petrus bereit, alles aufzugeben, was ihm vertraut war, und Jesu Jünger zu werden, sobald er ihm erstmals begegnete. Petrus erkannte Jesus als den Christus. Er war derjenige, dem Jesus die Schlüssel des Himmelreichs versprach. Selbst nach all den Versäumnissen nahm Jesus ausgerechnet Petrus beiseite und forderte ihn drei Mal auf, seine Nachfolger zu weiden und zu lieben. Hätte Jesus das getan, wenn er nicht überzeugt gewesen wäre, dass Petrus’ Fähigkeit, auf die Stimme des Christus zu hören, größer war als der Selbstzweifel und das Versagen, die ihn unempfänglich für die Macht Gottes machten? Petrus mag uns wie ein tapsiger junger Hund vorkommen, der Gehorsam lernen muss, aber mehr Energie als Konzentrationsvermögen besitzt. Doch keiner würde seine ehrliche Erwartung des Guten leugnen.

Die große Lektion, die Petrus uns zur Überwindung unserer Zweifel erteilt, liegt darin, dass er immer bereit war, etwas auszuprobieren, und nie aufgab. Was für ein Jünger wollen wir sein – einer, der im Boot bleibt, weil es uns nie einfällt, Jesus aufs Wasser zu folgen, oder einer, der sich aufs Wasser wagt aus der echten Erwartung und dem Vertrauen heraus, dem Meister zu folgen? Wie Mary Baker Eddy in ihrer Botschaft an die Mutterkirche für 1900 schreibt: „... wenn wir den Christus auf den Wogen des sturmbewegten Meeres der Erde wandeln sehen, glauben wir wie Petrus an das zweite Kommen und möchten noch enger verbunden mit Christus wandeln; aber wir finden uns so weit von der Verkörperung der Wahrheit entfernt, dass oft dieser Versuch in hohem Maße fehlschlägt und wir ausrufen: ‚Herr, hilf uns, wir verderben!‘ Dann fühlen wir die Nähe des milden, liebevollen Christus, der uns hilft, und wir sind von unserer Furcht erlöst. So wandeln wir hier auf Erden und warten auf das volle Erscheinen des Christus, bis die lange Nacht vergangen ist und der Morgen des ewigen Tages anbricht. Wenn dann die Sünde und das Fleisch abgelegt sind, werden wir den verkörperten Christus klarer erkennen und wahrnehmen und mit Heiligen und Engeln Befriedigung darin finden, vorwärtszugehen, bis wir in seinem Gleichnis erwachen“ (S. 7–8).

Petrus lernte und probierte trotz all seiner Ausrutscher, Schwächen und Zweifel neue Dinge und machte Fortschritte. Nach der Auferstehung änderte sich etwas Grundlegendes bei ihm. Aus der Mühe während seiner Zeit mit Jesus, das praktische Vertrauen auf den Geist zu meistern, wurde nun felsenfeste Überzeugung und absolutes Verständnis. Das bewirkte Heilung für den Lahmen am Tempel, erweckte Tabita von den Toten und verlieh der frühen christlichen Kirche ein Rückgrat, das nicht gebeugt werden konnte. Angesichts dessen sollten Selbstzweifel uns nicht als unüberwindliche Hürde zum Verständnis des Guten erscheinen, das Gott für uns bereitgestellt hat.

Scott Preller
Mitglied des Vorstands der Christlichen Wissenschaft

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