Haben Sie sich je gefragt, wieso die Löwen Daniel nicht gefressen haben?
Ein kurzer Blick auf das sechste Kapitel des Buches Daniel in der Bibel mag uns überzeugen, dass es wegen seiner Unschuld war. Daniel sagte dem König: „Mein Gott hat seinen Engel gesandt, der den Löwen den Rachen zugehalten hat, sodass sie mir kein Leid getan haben; denn vor ihm bin ich unschuldig erfunden; so habe ich auch gegen dich, Herr König, nichts getan“ (Vers 23).
Bei näherer Betrachtung können wir jedoch sehen, dass Unschuld zwar dazu beigetragen hat, dass Daniel sicher war, doch sein wahrer Schutz in der langen Nacht bei den Löwen war sein moralischer Mut.
Daniel war in ein Amt am Hof des Königs berufen worden. Der König mochte ihn sehr, deshalb gab er ihm eine hohe Stellung. Doch Daniels Untergebene wurden eifersüchtig. Da sie wussten, dass Daniel drei Mal am Tag betete, überredeten sie den König, ein Gesetz zu erlassen, das Daniel nicht befolgen würde. Der Erlass besagte, dass die Menschen weder Gott anbeten noch jemanden um Hilfe bitten durften, außer den König. Wer das Gesetz übertrat, sollte in die Löwengrube geworfen werden.
Obwohl Daniel von dem Erlass wusste, betete er wie immer zu Gott. Die hinterhältigen und eifersüchtigen Männer müssen hocherfreut gewesen sein. Ihr Plan funktionierte und Daniel wurde in die Löwengrube geworfen.
Doch der König verbrachte eine angstvolle Nacht, und sobald es Morgen war, eilte er zur Löwengrube. Dort angekommen, rief er nach Daniel, und Daniel begrüßte den König unberührt und unverletzt mit dem oben zitierten Satz.
Daraufhin befahl der König, Daniels Ankläger in die Löwengrube zu werfen. Für sie ging die Sache nicht so gut aus. Wir lesen, dass die Löwen sie ergriffen (siehe 6:25).
Obwohl Unschuld ein Grund dafür war, dass Daniel die Nacht heil überstand, war moralischer Mut in der langen Nacht bei den Löwen der wahre Schutz.
Moralischer Mut ist eine machtvolle Eigenschaft, die wir verkörpern, wenn wir moralisch und mutig vorgehen. Wenn wir moralisch vorgehen, sind wir dem treu, was richtig ist, was mit Gott übereinstimmt. Wir sind prinzipientreu – verehren nur das göttliche Prinzip und gehorchen nur ihm. Unser Handeln verdeutlicht unsere Werte. Diese Treue Gott gegenüber hielt Daniels Unschuld aufrecht.
Mut wiederum ist die mentale Eigenschaft, die uns befähigt, von Furcht nicht eingeschüchtert zu sein und uns Gefahren und Schwierigkeiten zu stellen. Mut befähigte Daniel, Gott treu zu bleiben und somit nicht die Kontrolle über sein Denken und Handeln zu verlieren.
Mary Baker Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „Moralischer Mut ist ‚der Löwe ... aus dem Stamm Juda‘, der König des mentalen Reichs. Frei und furchtlos durchstreift er den Wald. Ungestört liegt er auf freiem Feld oder ruht ‚auf einer grünen Aue‘ am ‚frischen Wasser‘“ (S. 514).
Man könnte sagen, dass Daniel durch sein treues Gebet während der Gefahr den moralischen Mut erhielt, der ihn zum „König des mentalen Reichs“ machte – zum König der Löwen. Die Löwen konnten ihren König nicht fressen. Und wie Daniel bringen wir moralischen Mut zum Ausdruck, wenn wir das Richtige – das von Gott Inspirierte – tun, egal wie die Umstände auch aussehen mögen. Unser moralischer Mut wird uns beschützen. Unser moralischer Mut wird uns zu Königen machen.
Wenn wir uns für Heilung auf Gott stützen, können wir mit moralischem Mut alle Probleme furchtlos handhaben und die Wirklichkeit und Richtigkeit dauerhafter Freiheit entdecken. Mut gibt uns die Kraft. Moralische Reinheit offenbart, dass wir wie Daniel immer unberührt sind.
Die Christliche Wissenschaft lehrt uns, dass wir nicht nur an geistiger Wahrheit interessiert, sondern geistig sind. Wir sind Gottes geistige Kinder, geistige Ideen Gottes, des göttlichen Gemüts. Je mehr wir uns selbst als geistig erkennen, desto einfacher wird es, unseren intuitiven moralischen Mut auszudrücken. Da wir geistig sind, können wir uns weigern zu glauben, dass Gottes Kind je in Gefahr sein, unzureichend versorgt oder ein Opfer sein könnte. Jeder von uns kann das beweisen, was Daniel bewies. Jedes sogenannte Wunder und jede dynamische Demonstration von Gottes Macht, die in der Bibel verzeichnet wurden, zeigen, was allen Kindern Gottes möglich – und unmöglich – ist.
Ein Freund von mir stellte das unlängst fest. Es ging einigen Mitgliedern seiner Familie nicht gut, und außerdem hatte er seit ein paar Tagen Schmerzen im rechten Kiefer. Er bat einen Praktiker der Christlichen Wissenschaft, mit ihm für die anderen Familienmitglieder zu beten.
Beim Pizzaessen an jenem Abend wurden die Schmerzen im Kiefer sehr stark. Mein Freund wurde mit jedem Bissen frustrierter über die Schmerzen. Er sagte mir später: „Ich hatte die anderen zu versorgen, und dieses Problem fehlte mir gerade noch. Doch es ließ sich nicht umgehen: Ich musste mit der Sache fertigwerden.“ Er verstand, dass es nie hilfreich ist, ein Problem zu ignorieren. Also tat er etwas: Er wurde der König der Löwen.
Er und seine Familie sind es gewohnt, bezüglich ihrer Gesundheitsfürsorge zu Gott zu beten, und sie haben wundervolle Ergebnisse erzielt. Daher saß mein Freund ruhig mit seiner Frau und den Kindern am Esstisch in dem Bemühen, den erforderlichen moralischen Mut auszudrücken, um der Situation so Herr zu werden wie Daniel. Dann biss er erneut schmerzhaft ab. Doch dabei erklärte er in Gedanken so heftig wie er nur konnte: „Nein! Es gibt hier und jetzt nur Gottes Vollkommenheit. Ich werde hier und jetzt an diesem Fleck vollkommen von Gott unterstützt!“ Und bevor er erneut abbeißen konnte, waren die Schmerzen verschwunden. Er war vollständig frei. Und seine beiden Familienmitglieder genasen am folgenden Tag von ihren Gesundheitsproblemen.
Wenn wir moralisch sind und somit unschuldig, können wir falsche Anschuldigungen oder Vorwürfe abweisen. Wenn wir mutig sind, bleiben wir Gott und der göttlichen Realität völlig treu; wir fallen auf einen falschen Anschein nicht herein.
Die Löwen mussten sich Daniels Verständnis von der gegenwärtigen Sicherheit und Güte unterwerfen, die Gott als allgegenwärtig offenbaren. Mein Freund demonstrierte, dass er der „König der Löwen“ war, und seine Gesundheit wurde wiederhergestellt. Sein Körper musste sich seinem geistigen Verständnis unterwerfen.
Die ganze Familie meines Freundes befand sich unter Gottes liebevoller Fürsorge. Gott gibt Seinen Kindern Harmonie, Ordnung, Gesundheit und Sicherheit. Der moralische Mut befähigte meinen Freund, nur dem zuzustimmen, was Gott gibt.
Wenn wir das Richtige, das von Gott Inspirierte tun, bringen wir moralischen Mut zum Ausdruck, egal wie die Umstände auch aussehen mögen.
Moralischer Mut geht über menschliche Wahrnehmung hinaus und ist viel mehr als nur Widerstandsfähigkeit. Sie ist eine Widerspiegelung des Charakters und der Kraft Gottes. Man könnte sagen, dass unser demonstrierter moralischer Mut unser menschlicher Ausdruck von Gottes unveränderlicher Richtigkeit und Macht ist.
Und im absoluten geistigen Sinn der Dinge drücken wir moralischen Mut mühelos aus, denn Gott ist unser Gemüt – das einzige Gemüt –, und Gott ist unendlich. Gott sieht nur sich selbst und Seine Harmonie und ist sich auch nur derer bewusst; Er liebt alles, was Er sieht. Je besser wir das verstehen, desto mehr „Löwen“ in unseren Erfahrungen werden geliebt und zahm, etwas, wovon wir lernen können und nichts, was wir fürchten oder wovor wir flüchten müssen.
Wenn wir von den Wellen der Frustration gebeutelt, voller Angst um die Gesundheit oder gelähmt durch unseren geringen Kontostand sind, dann müssen wir mit Gott beginnen; wir müssen bekräftigen, dass wir Gottes Charakter und Stärke ausdrücken. Und wenn wir uns Ihm beständiger im Gebet zuwenden, wird unser moralischer Mut aktiv werden. Dann werden wir statt Feinden Engel vorfinden, die von Gott gesandten Botschaften des Friedens und der Stille, die uns helfen, aus der Löwengrube herauszukommen.
Ja, wie Daniel bringen wir moralischen Mut zum Ausdruck, wenn wir das Richtige, das von Gott Inspirierte tun, egal wie die Umstände auch aussehen mögen. Unser moralischer Mut wird uns beschützen. Unser moralischer Mut wird uns zu Königen machen.