Seit ich klein war, bete ich für mich selbst. In der Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft habe ich gelernt, dass Gott mich liebhat und immer bei mir ist. Wenn ich mich also nicht wohlfühle oder sonstige Probleme habe, weiß ich, dass ich immer Gott um Hilfe bitten kann und geheilt werde.
In der Grundschule war ich einmal erkältet. Ich blieb zu Hause und versuchte, darüber zu beten. Aber es schien, als ob sich nichts bessern würde. Ich fragte Gott, wieso ich krank war, und bat Ihn dann, mich so schnell wie möglich zu heilen – als ob Gott mich krankgemacht hatte oder auch nur von der Sache wusste. Da ich noch klein war, verstand ich nicht so genau, wie man richtig betet.
Als ich meiner Mutter erzählte, wie ich diese Sache anging, schlug sie mir eine andere Herangehensweise vor. Sie sagte, anstatt mich selbst als krank zu betrachten – als ob mir die Krankheit gehörte und ich sie oder sonst etwas Körperliches loswerden müsste –, konnte ich sie als eine Vorstellung oder Suggestion sehen. Sie kommt nicht von Gott und kann deshalb nur eine Lüge sein, die nie im Leben wahr sein könnte. Sie erklärte mir, dass ich als völlig geistiges Gotteskind von Gott geliebt bin und gar nicht krank sein kann. Gottes erhabene und allmächtige Liebe zu mir ist stets das einzige, was stimmt.
Meine Mutter sagte außerdem, dass es beim Beten hilfreich ist, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy zu lesen, denn dann wird man nicht abgelenkt, sondern kann über eine Stelle nachdenken und beten, die einem beim Lesen auffällt.
Also schlug ich Wissenschaft und Gesundheit auf und fing an zu lesen. Ich landete auf Seite 391 und sah folgenden Satz: „Wenn der Körper angeblich sagt: ‚Ich bin krank‘, bekenne dich niemals schuldig.“
Dieser Gedanke änderte meine Sichtweise völlig. Zum ersten Mal dachte ich nicht, dass ich etwas heilen oder verändern musste, sondern erkannte, dass Krankheit eine falsche Sicht vermittelt, und die konnte ich aufgrund meines Verständnisses von Gott ablehnen. Das brachte mich auf die Idee, Wache an der Tür meines Denkens zu stehen und zu erkennen, dass alles, was nicht zu meinem Denken gehört, weil es weder von Gott kommt noch gut ist, sofort herausgeworfen werden kann. Ich betete mit diesem Gedanken, bevor ich an jenem Abend schlafen ging.
Am nächsten Morgen hatte sich das Ganze völlig verändert. Ich fühlte mich überhaupt nicht krank, sondern wunderbar ausgeruht. All die Suggestionen der Krankheit, die mich am Tag vorher belastet hatten, waren völlig verschwunden und es ging mir gut.
Ich lernte daraus, dass Gott uns nicht krank oder müde macht, auch nicht verletzt, usw. Das ist eine falsche Auffassung. Um wirksam zu beten, müssen wir Gott also nicht bitten, etwas wegzunehmen, sondern wir bitten Ihn um Hilfe, uns selbst so zu sehen, wie Er uns sieht, nämlich als bereits vollkommen.
