Vor einiger Zeit ging es in einer Diskussion auf Facebook darum, wie man Freude ausdrückt. Einige sagten, Freude sei ein Geschenk Gottes, also sei es richtig, sie auszudrücken, egal wie es in der Welt aussieht und welche Not andere leiden. Manche fanden, es sei arrogant, angesichts menschlicher Not zu lachen und zu singen, und es sei herzlos, den Notleidenden zu sagen, sie sollten das alles nicht so ernst nehmen, sondern fröhlich sein.
Als ich später wegen eigener Probleme von Angst übermannt war, dachte ich daran zurück. Bei Angst und Problemen wende ich mich oft im Gebet an Gott. Das macht mich ruhiger, erhebt meine Gedanken und hilft mir, Lösungen zu finden, die heilen. Wenn ich das erste Gebot: „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir“ (2. Mose 20:3) halte, kann ich der Neigung widerstehen, mich von Sorgen beherrschen zu lassen.
Als ich die geistige Grundlage für mein Gottvertrauen betrachtete und die Furcht losließ, fand ich auch eine Antwort auf das obige Dilemma, ob es richtig ist, in jeder Situation freudig zu sein. Sie lautete: Ja!
Lassen Sie mich das kurz erklären.
Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, schreibt in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „Die sündlose Freude – die vollkommene Harmonie und Unsterblichkeit des Lebens, das unbegrenzte göttliche Schönheit und Güte besitzt, ohne eine einzige körperliche Freude oder einen einzigen körperlichen Schmerz – bildet den einzig wahren, unzerstörbaren Menschen, dessen Sein geistig ist“ (S. 76). In der geistigen Realität ist der Mensch fröhlich, weil er immer eins mit Gott ist, der nur gut ist und nur Gutes erschafft.Der Gedanke, dass es gefühllos ist, andere aufzufordern, fröhlich zu sein, gründet sich auf Fehlvorstellungen, die berichtigt werden müssen. Der erste Fehler liegt darin, dass der Mensch ein sterbliches Wesen ist, getrennt von Gott, und Freude aus eigener Kraft zum Ausdruck bringen muss. Die Wahrheit, die die Christliche Wissenschaft erklärt und uns zu beweisen befähigt, ist, dass der Mensch kein selbsterschaffener Sterblicher ist, sondern das geistige Kind Gottes, in Seinem Bild und Gleichnis erschaffen und untrennbar von Ihm. Daher haben wir immer Grund zur Freude.
Das wirft eine weitere Fehlvorstellung auf. Es hat oft den Anschein, als sollten wir trotz der Widrigkeiten und des Leids froh sein – dass das Böse absolut real ist, von uns aber erwartet wird, zu lächeln und so zu tun, als sei nichts. Doch die Christliche Wissenschaft sieht Freude völlig anders – nicht als Reaktion auf positive materielle Umstände, sondern als eine unzerstörbare Eigenschaft unseres wahren, geistigen Seins. Wir sind fröhlich, weil das Böse unwirklich ist und Gott uns die Herrschaft darüber gegeben hat.
Im ersten Buch Mose lesen wir: „Gott sah alles an, was er gemacht hatte, und sieh, es war sehr gut“ (1:31). Das ist die grundlegende Tatsache der Wirklichkeit. Selbst wenn das Böse den materiellen Sinnen wirklich erscheint, ist seine scheinbare Gegenwart und Macht eine Illusion, eine Lüge aufgrund der falschen Annahme, dass Geist und Materie, Gutes und Böses, wirklich sind.
Der Mensch ist fröhlich, weil er immer eins mit Gott ist, der nur gut ist und nur Gutes erschafft.
Die Christliche Wissenschaft lehrt uns, wie wir mit der Lüge fertigwerden und die Unwirklichkeit des Bösen demonstrieren. In Wissenschaft und Gesundheit lesen wir, dass das Böse „sich selbst widerspricht und weder Ursprung noch Rückhalt in der Wahrheit und im Guten hat. Wenn wir das einsehen, dann sollten wir Glauben haben, um alle Behauptungen des Bösen zu bekämpfen, weil wir wissen, dass sie wertlos und unwirklich sind“ (S. 529).
Wir haben das Recht, uns beständig im Herrn zu erfreuen, denn wir leben nicht in einem bösen, materiellen Universum, sondern im völlig guten, geistigen Universum Gottes. Wir sind immer fröhlich, denn wir leben in Wirklichkeit beständig in Gottes harmonischer Gegenwart, wo wir vor materiellen Umständen und Leid geschützt sind.
Es ist nicht nur richtig, angesichts von Leiden fröhlich zu sein, sondern Freude ist eine Eigenschaft, die Heilung bringt. In zwei Fällen hat die Erkenntnis, dass ich in Gottes fröhlicher, strahlender Gegenwart lebe, mich aus Leiden erhoben und geheilt. Im ersten Fall wurde ich von Panik und Angstanfällen befreit. Zwar traten sie nicht häufig auf, aber gelegentlich wurde ich nachts von Angst und Panik übermannt. Doch meine tägliche Verbindung im Gebet mit Gott brachte mich dazu, die Harmonie und Freude von Gottes Gegenwart zu erleben und meine Untrennbarkeit von Ihm und Seiner vollkommenen geistigen Realität besser zu verstehen. Ich gelangte ferner zu der Erkenntnis, dass mein natürlicher geistiger Zustand − die Art und Weise, wie Gott mich gemacht hat − fröhlich, friedvoll und gelassen ist und nicht angstvoll und panisch. Diese geistige Realität wurde langsam wirklicher für mich, bis ich nicht mehr von diesen Angstanfällen erfasst wurde.
Als meine Mutter im zweiten, jüngeren Fall weiterging, litt ich nicht unter Trauer. Ich war gelegentlich traurig oder wünschte manchmal, sie wäre wie bisher körperlich anwesend, doch ich fühle Gottes Liebe und Fürsorge ununterbrochen weiter und bin in der Lage, geistig fröhlich und ohne Leid oder Kummer zu sein. Und wenn ich an meine Mutter denke, empfinde ich nur Freude und Dankbarkeit für ihre tiefe Liebe zu mir und all die Zeit, die wir miteinander verbringen durften.
Freude ist unabhängig vom Bösen und unerreichbar dafür, daher können wir stets von strahlender geistiger Freude erfüllt sein. Gott hat uns allen das Recht dazu verliehen, denn in Wirklichkeit kann nichts – kein menschlicher Umstand, wie schwierig er auch erscheinen mag – uns von Gott, der Quelle unserer Freude, trennen.
Leid ist für niemanden ein natürlicher Daseinszustand, und statt uns vom Leid anderer herabziehen zu lassen, können wir sie in ihrem wahren Sein erkennen, als die fröhlichen Kinder Gottes, und helfen, sie aus ihrem Leid und ihrer Verzweiflung herauszuheben. Jesus tat dies und heilte damit. Er ignorierte Kummer nicht. Aber da er jeden Menschen als das strahlende, geliebte, natürlich fröhliche Kind Gottes sah, heilte er die Menschen und hob sie aus Leiden heraus.
Wenn wir unsere gottgegebene Freude und Herrschaft zum Ausdruck bringen und den Menschen als den fröhlichen Ausdruck Gottes sehen, können wir das ebenfalls tun, so wie Jesus uns dies verhieß: „Euer Herz wird sich freuen; und eure Freude wird niemand von euch nehmen“ (Johannes 16:22).
